John Katzenbach - Die Anstalt

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  • Ich bin zwar schon eine Weile durch mit dem Buch, habs aber irgendwie völlig vergessen, hier noch meine Meinung zu posten:


    Der Anfang hat mir sehr gut gefallen, der rasante Einstieg ins Buch und die gut gezeichneten und größtenteils sympathischen Charaktere machen die ersten paar hundert Seiten zu einem echten Lesevergnügen. Auch die Idee, an den Kapitelanfängen immer zurück zu C-Bird in der Gegenwart zu springen und zu zeigen, wie er sich immer weiter von der realen Welt entfernt, hatte was.
    Leider lässt das Buch dann aber ganz stark nach, wie Ihr ja auch kritisiert habt, zieht sich der Mittelteil unendlich hin. Wenn man 200 Seiten zusammengestrichen hätte, wär das auch kein Fehler gewesen, finde ich.
    Tja, und dann der Schluss... hätte auch etwas raffinierter sein können, leider wurde aber die billigste Variante genommen. Nachdem ich mich durch so viele Seiten gequält hatte, hatte ich wohl einen richtigen Knaller erwartet und wurde von der ziemlich unspektakulären Auflösung enttäuscht.


    Alles in allem gibt es von mir 2ratten :marypipeshalbeprivatmaus: für den Stil, der mir gut gefallen hat und die Figuren von C-Bird und Fireman. Ansonsten schließe ich mich Juggalette an: eine gekürzte Fassung hätte besser abgeschnitten.

  • Ich hab Die Anstalt vor mehr als einem Jahr gelesen und fand das Buch sehr sehr gut, viel besser als die ueblichen Thriller und Mordgeschichten. Hier ging es nicht nur um Nervenkitzel und eklige Folterei und Meuchelei, sondern wirklich mal um die Psychologie. Der eigentliche Fall liegt ja schon eine ganze Weile zurueck, und jetzt holt Francis die Vergangenheit ein. Deshalb durchlebt er die ganze Sache noch ein Mal, und das wirft ihn voellig aus der Bahn.


    Hab die Ratten vergessen. Hier sind sie! 5ratten

  • Definitiv eines der besten Bücher die ich je gelesen hab.
    Ich war damit in wenigen Tagen durch und kann nur sagen: Jeder sollte einmal ein Buch dieses Autors gelesen haben, im Besonderen dieses Buch.
    Es war so spannend.
    Mir hat es eine gute Freundin empfohlen und hat mir gleich zu Anfang gesagt, warum manche Teile kursiv sind und andere nicht. Vielleicht wär ich sonst etwas verwirrt gewesen.
    Zum Ende hin war ich dann verwirrt, zumindest zeitweise, als Francis in seiner Wohnung vom Mörder aufgesucht wurde. Mir war am Anfang nicht klar wie das sein kann (Manchmal denk ich nicht logisch).
    Aber im Großen und Ganzen nur weiterzuempfehlen :)

  • Ich mag Katzenbach sehr und finde, er versteht es sehr gut, die Spannung in die Höhe zu treiben.
    Wer Psychothriller mag, wird Katzenbach lieben.
    Er versteht sein Handwerk!

  • Francis „C-Bird“ Petrel ist erst 21 Jahre alt als die Stimmen in seinem Kopf überhand nehmen. Nachdem er mit einem Küchenmesser vor seiner Familie herumgefuchtelt hat, wird er in eine psychiatrische Klinik eingewiesen. Als kurz darauf eines Nachts eine Krankenschwester ermordet aufgefunden wird, versuchen er und ein anderer Patient, Peter „the Fireman“ die ermittelnde Staatsanwältin zu unterstützen, die glaubt, dass es sich um einen Serienmörder handelt.


    Die ganze Geschichte wird als Rückblick erzählt, es sind ca. 20 Jahre vergangen und die Klinik in der alles geschah ist geschlossen. Als anlässlich der Umgestaltung des Geländes eine Feier stattfindet, trifft Francis dort einen alten Mitpatienten wieder und wird von ihm animiert die ganze Geschichte, so wie sie wirklich stattgefunden hat und nicht so wie sie im Nachhinein dargestellt wurde, zu erzählen bzw. aufzuschreiben. Francis der eine unscheinbares Leben führt, brav seine Medikamente nimmt und zur ambulanten Therapie geht, beginnt tatsächlich alles aufzuschreiben und versinkt dabei immer mehr in der Vergangenheit.. Die Erinnerungen nehmen in gefangen und sein aktuelles Leben löst sich in seinen Bestandteile auf, während er die Wände seines Appartements mit den Details von damals vollkritzelt.


    Mit erschreckender Eindringlichkeit wird das Leben in der Psychiatrie und auch der Innenleben des Patienten Francis geschildert. Während die Grenzen zwischen Wahnsinn und normalem Verhalten immer mehr verwischen zweifelt man als Leser immer mehr daran ob Francis jetzt die objektive Wahrheit erzählt oder etwas was seinen Wahnvorstellungen entspringt. Man versucht den Mörder zu entdecken und ist sich nicht sicher ob er unter den Patienten zu suchen ist, vielleicht ist er auch ein Arzt oder ist der mörderische Engel womöglich eine verdrängte Persönlichkeit von Francis selbst?


    Spannend und mitreißend erzählt, auch wenn die Krimihandlung manchmal hinter den Alltäglichkeiten der Klinik zurückbleibt, während man als Leser immer wieder die Wahrnehmungskriterien ändern muss, um mit Verrücktheit und Normalität gleichzeitig Schritt zu halten.


    4ratten


  • Zum Schluss wird es nochmal super spannend, und mit dem Ende kann keiner rechnen. Es gibt zwar ein paar Hinweise, aber eine Verbindung kommt (zumindest bei mir :zwinker:) nicht zustande.


    Ich habe mit diesem Ende auch nicht gerechnet. Während des Buches habe ich meine Meinung über den "Täter" mehrmals gewechselt. Erst den Einen verdächtigt, dann den Anderen etc.
    Da es mein erster "Thriller" war und ich eigentlich zufrieden war mit dem Buch vergebe ich


    4ratten

  • Hallo!


    Ich habe das Buch innerhalb des SLW gelesen und habe es nicht bereut.


    Meine Meinung
    Die Bezeichnung „Psychothriller“ mag vielleicht etwas irritieren, denn ein typischer Thriller mit viel Blut und rasanter Handlung ist dieser Roman gewiss nicht. Doch gerade das hat mich, die ich ein wenig thrillergeschädigt bin, sehr angesprochen. Von Katzenbach habe ich schon „Das Opfer“ gelesen, was ich okay, aber nicht berauschend fand. Von „Die Anstalt“ bin ich dagegen nahezu restlos begeistert.


    Es dauerte nicht lange, bis der flüssige Schreibstil mich in seinen Bann gezogen hatte. Ich fand das Buch auf keiner Seite langatmig oder gar langweilig, im Gegenteil, ich habe selten so etwas Spannendes gelesen. Manches Mal habe ich mich sogar ein klein wenig gegruselt. Besonders gelungen fand die Verknüpfung der beiden Handlungsstränge. Man merkt richtig, wie Francis in der Gegenwart immer mehr dem Wahnsinn verfällt, während er sowie seine Mitstreiter Peter und Lucy in der Vergangenheit dem Täter immer näher auf die Spur kommen. Aber nicht nur die Suche nach dem Mörder bestimmt die Handlung, auch das Leben in der Anstalt wird ausführlich beschrieben, was ich sehr interessant fand. Die Charaktere sind sehr plastisch dargestellt und eine Nebenfigur wie Cleo sorgt für das richtige Salz in der Suppe.


    Vom Ende war ich nicht enttäuscht; ich hatte die ganze Zeit einen anderen Verdacht, der sich aber nicht bestätigt hat. Letztendlich habe ich das Buch mit einem zufriedenen Gefühl zugeklappt.


    „Die Anstalt“ mag zwiespältige Meinungen hervorrufen, für mich ist es eines der besseren in diesem doch zuweilen sehr gleichförmigen Genre. Von Katzenbach werde ich sicherlich noch weitere Romane lesen.


    4ratten + :marypipeshalbeprivatmaus:

  • Naja, hat ja noch zwei Jahre gedauert, bis ich mich auch zu einer Lektüre und anschließender Rezension durchringen konnte. Eins vorweg: "Der Sumpf" hat mir bei weitem besser gefallen!


    Hier meine Meinung:
    Der Roman ist überwiegend spannend und auch unterhaltsam, hat aber doch ziemliche Längen aufzuweisen. Interessant ist die Erzählperspektive. Der Leser erfährt die gesamte Geschichte als eine Art Rückblende, die Francis dabei erlebt, als er die Geschichte seinens Lebens 20 Jahre später an die Wände seiner Wohnung kritzelt. Eine wesentliche Schwäche des Buches liegt meiner persönlichen Meinung nach darin, dass die Staatsanwältin ausgerechnet zwei tatsächlich psychisch kranke Menschen als Ermittler einstellt - man nimmt das Katzenbach einfach nicht ab. Muss man sich nicht unbedingt antun.
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    2ratten

  • Die Erzählperpektive fand ich super an dem Buch, der Rest hat mich dann irgendwie weniger überzeugt... habe seitdem auch kein weiteres Buch von John Katzenbach gelesen.

  • Für einen Thriller ist das Buch vielleicht doch etwas langatmig, aber nicht ohne Spannung. Allerdings mangelt es meiner Meinung nach etwas an Glaubwürdigkeit, denn dass ein Ermittlungsbeamter, der eine Mordserie in einer Heilanstalt aufzuklären versucht, gerade einen Insassen zu seinem Gehilfen macht, ist schon recht unwahrscheinlich und kommt nicht so wirklich gut rüber.
    Ein Thriller der Extraklasse, der in einer Heilanstalt spielt ist dagegen "Shutter Island". Wenn man allerdings den Film schon gesehen hat, lohnt das Buch wohl nicht mehr unbedingt, denn der größte Pluspunkt ist natürlich die Auflösung, mit der man ganz bestimmt nicht rechnet.


    lg
    Karo

    ***********************************************************************************************************************<br />FüR REcHTsCHreIBFeHler HaFtet diE TaStAtuR :D

  • Da ja schon einiges zum Inhalt geschrieben wurde, fange ich mal gleich mit meiner Meinung an:


    Ich habe das Buch gestern Nacht beendet und jede Seite genossen, viel besser als die 2 ersten TAMKA-Bücher. Ich fand es sehr angenehm, dass es eben nicht ein typischer Psychothriller ist, Francis' Innenleben und den Alltag der Klinik war wesentlich spannender, als Action es hätte sein können.
    Sehr interessant war auch der Aufbau der Klinik und die Mischung der Patienten, unsere alte Nervenklinik hier sah in den 90ern tatsächlich fast genauso aus, in sich ändernder, aber ähnlicher Besetzung, zwar ohne Überbelegung, aber auch schon dichtgedrängt, mit 4 Betten in kleinen abgeteilten Nischen, die zu allen Seiten offen waren bzw verglast, soooo irrsinnig viel hatte sich, zumindest bis zu dem Zeitpunkt also nicht verändert, nicht mal bei der berühmt berüchtigten Medikamentenausgabe.
    Die Charaktere kommen ebenfalls sehr authentisch rüber, Schritt für Schritt erfährt man mehr über sie und kann sich in sie hineinversetzen, gefiel mir sehr gut.
    Das Ende war ein bisschen naja, aber letztlich dann doch schlüssig, das einzige was mir nicht in den Kopf wollte war


    Ob ich es nochmal lesen will, weiß ich noch nicht, es ist ja doch ein ziemlicher Schinken, aber aussortiert wird es auf keinen Fall!

    LG Gytha

    “Dieses Haus sei gesegniget”

  • Ich war nicht so begeistert von dem Buch, was vor allem an der Auflösung des Falles lag und irgendwie war mir bereits ab der Mitte des Buches klar, wieso das so sein wird. Ich habe mich dennoch dazu enschieden, das Buch zu beenden, da der Stil und Inhalt alles in allem leicht zu konsumieren waren.


    Die Patienten finde ich relativ klischeehaft dargestellt, aber das hat mich gar nicht mal so gestört, eher noch hat mich die klischeehafte Darstellung der Psychiater und Psychologen gestört. Da habe ich wohl eine Betroffenenperspektive :zwinker: Aber selbst das fand ich für einen Mainstream-Roman noch alles gut verkraftbar. Auch die Längen in der Mitte habe ich noch gut mitgenommen.
    Der große Minuspunkt für mich ist die Konstruktion der Mordfälle und die Suche nach dem Täter und vor allem die Auflösung war mir bereits relativ früh klar. Ich wusste nicht, wer der Mörder ist, aber ich wusste trotzdem, was passieren wird.


    Ein weiterer Kritikpunkt für mich ist, dass trotz der Mordfälle so gut wie keine Indizien oder gar Beweise auftauchen. Sämtliche Überlegungen zum Mörder sind eigentlich nur Gedankenströme der Hauptcharaktere, die im Prinzip jeder Grundlage entbehren. Sie könnten stimmen, sie könnten aber auch falsch sein. Der Fokus liegt aber auf Francis Gedanken zum Mörder, welche derart dargestellt werden, als hätte er immer Recht. Wieso eigentlich? Ein wenig krampfhaft wird hier versucht, seine schizophrene und psychotische Symptomatik als "Geheimwaffe" darzustellen. Gleichzeitig ist die Figur des Francis aber sehr kindlich, etwas zu kindlich für meinen Geschmack. Peter und Lucy kommen mir streckenweise wie Ersatzeltern vor.
    Auch wird eigentlich nicht darauf eingegangen, wie Lucy auf die Idee kommt zwei Patienten als ihre Hauptermittler einzusetzen. Eine Erklärung wird zwar geliefert, diese fand ich aber nicht ausreichend glaubwürdig.
    Auch die Rahmenhandlung war für micht nicht ganz schlüssig und letzten Endes eigentlich fast überflüssig, zur eigentlichen Geschichte liefert sie ja nicht wirklich neue Erkenntnisse oder Weiterentwicklungen.


    Alles in allem fand ich den Roman etwas flach konstruiert und man hätte meiner Meinung nach wesentlich mehr aus der Grundlage machen können.

    “Grown-ups don't look like grown-ups on the inside either. Outside, they're big and thoughtless and they always know what they're doing. Inside, they look just like they always have. Like they did when they were your age. Truth is, there aren't any grown-ups. Not one, in the whole wide world.” N.G.