Patricia Duncker - Miss Webster und Chérif

Es gibt 3 Antworten in diesem Thema, welches 2.536 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von illy.

  • Eigentlich könnte man sagen, dass es in diesem neuen Buch der renommierten englischen Schriftstellerin Patricia Duncker um eine Annäherung zwischen der arabischen und der europäischen Welt geht – aber es ist viel mehr als das: dieses Buch ist ein echter Herzwärmer!


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    Zun Inhalt:
    Miss Webster ist eine ziemlich halsstarrige alte Dame – sie ist leidenschaftlich unabhängig (war nie verheiratet), schlagfertig und voller Widerspruchsgeist; kurzum: manche aus ihrem idyllischen Dörfchen nahe London gehen ihr lieber aus dem Weg.


    Dann aber -ganz plötzlich- hat Miss Webster einen Stillstand: sie sinkt vor ihrem Fernseher in sich zusammen und bleibt dort sprach- und regungslos tagelang sitzen... Als der Dorfarzt sie findet kommt sie sofort für längere Zeit ins Krankenhaus – doch irgendwie schafft sie es nicht, wieder richtig zu sich zurückzufinden.
    Da empfiehlt ihr der Arzt – ganz entgegen der gängigen Heilungsmethoden – eine Reise und zwar in ein französischsprachiges Land, da sie als pensionierte Französisch-Lehrerin diese Sprache abgöttisch liebt... Sie soll bloß nicht nach Frankreich selbst, da sie dieses Land schon wie die eigene Westentasche kennt.


    Gesagt, getan: Elizabeth Webster macht sich auf nach Marokko! Und nachdem sie alle Widrigkeiten, die einer älteren, allein reisenden Dame in einem fremden Land so passieren können, überstanden hat, kommt sie in einem wunderschönen, traditionellen Hotel nahe der Wüste an...


    Dort lernt sie Saida kennen, die Leiterin des Hotels, die sich liebevoll um sie kümmert und macht Bekanntschft mit Abdou, einem Taxifahrer, der sie über holprige Pisten stundenlang durch die Wüste zu Berber-Oasen kutschiert.
    Und sie soll Saidas Sohn Chérif kennenlernen – doch dem ist die englische Dame nicht interessant genug, er hat sich verkrümelt...


    Miss Webster fühlt sich wieder wohler in ihrer Haut und blüht langsam aber sicher wieder auf...


    Zurück in England geniesst sie noch in Gedanken den Aufenthalt und ihre Erlebnisse in Marokko als es eines Abends plötzlich an ihrer Haustüre klingelt: ein wunderschöner, arabisch aussehender junger Mann steht davor! Es ist Chérif, der in England studieren möchte und nicht weiß, wo er bleiben soll.


    Und dann passiert das Unglaubliche: Elizabeth Webster, diese stolze Einzelgängerin, nimmt Chérif auf, und hilft, ja beschützt ihn mit ihrer kampfeslustigen Art.


    Vorsichtig nähern sich die beiden an – trotz größerer kultureller Unsicherheiten...
    Z.B. gibt es eine Szene: Chérif, der Wüstenbewohner, duscht zum ersten Mal und kommt anschließend mit einer Schüssel Wasser aus dem Bad um Miss Webster zu fragen, wofür sie denn das aufbewahrte Duschwasser gebrauchen könnte...


    Obwohl ich versucht bin immer weiter zu erzählen – vor allem auch das Ende... hier ist nun Schluß, sonst verrate ich Euch zuviel!


    Meine Meinung:
    „Miss Webster und Chérif“ ist ein wundervoller Roman über zwei unterschiedliche Menschen, die sich anfreunden.
    Es ist eine kurzweilige, manchmal provokante Geschichte, auch über gängigen Vorurteile - ein Buch über die Tatkraft älterer Damen!


    (Ich hatte das Buch letzte Woche als Urlaubslektüre dabei und habe es in der Sonne liegend gelesen: es war mein bislang bestes Urlaubsbuch, ein Volltreffer! Und bei diesem Buch hätte ich sogar auf die 24°C Aussentemperatur verzichten können - ungelogen!)
    :sonne:

    Liebe Grüße

    Tabea

    Einmal editiert, zuletzt von Alfa_Romea ()

  • Mittlerweile liegt die Taschenbuchausgabe vor:


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    Ich kann mich dubh nur anschließen, dieses Buch ist ein Kleinod über Freundschaft, Achtung und Menschlichkeit.


    Die Annäherung der fremden Kulturen, der Abbau der gegenseitigen Ängste vor dem Fremden und Unbekannten, sind in diesem Buch wunderbar beschrieben.
    Allein Miss Webster mit ihrer scharfen britischen Zunge ist ein Genuss, muss sie Chérif doch öfter gegen Angst und Fremdenfeindlichkeit in ihrer Heimat schützen.


    5ratten

  • Das Buch hatte mich vollkommen in seinen Bann gezogen. Patricia Duncker beschreibt eine wundersame Annäherung verschiedener Kulturen, aber auch über Einsamkeit und Freundschaft. Mir hat es sehr gut gefallen und ich kann es nur weiter empfehlen.


    5 Ratten von 5
    5ratten

    Liebe Grüße von Babsi

  • Miss Webster ist eine alleinstehende ältere Dame, die eigentlich immer nur für ihren Beruf gelebt hat, als Lehrerin hat sie versucht ihren Schülern ihre Liebe zu Frankreich und der französischen Sprache nahezubringen. Nach einem Zusammenbruch empfiehlt ihr Arzt ihr einen Urlaub in einem frankophonen, aber exotischen Land, um zu sich selbst zurückzufinden. Im Marokko unterhält sie sich ein bisschen mit der Hotelchefin und ein paar Wochen nach ihrer Rückkehr steht deren Sohn Chérif mit Gastgeschenken vor ihrer Tür – er will an der örtlichen Universität Mathematik studieren. Die Probleme, die der junge Mann als böser potentieller Terrorist bei der Wohnungssuche und im Alltag hat, regen den Widerstandsgeist Miss Websters und so entsteht langsam aber sicher eine Freundschaft zwischen den beiden.


    Die Autorin weist immer wieder explizit darauf hin, wenn es zu kulturellen Missverständnissen kommt und beide Seiten die Äußerungen und Handlungen des anderen jeweils völlig anders interpretieren, das wirkte leider manchmal etwas zu belehrend. Aber Miss Webster macht das alles wett, sie ist einfach klasse! Wie sie ihren Gegenüber zusammenfaltet, wenn dieser sich diskriminierend gegenüber Chérif verhält, ist wunderbar zu lesen und hat mich immer wieder erneut verzückt grinsen lassen. Obwohl es natürlich nicht wirklich lustig ist, wenn man wahrnimmt, wie häufig sie zu Chérifs Verteidigung einschreiten muss, wie viel unterschwellige ebenso wie offene Fremdenfeindlichkeit ihm entgegenschlägt. Vielleicht öffnet es auch ein wenig die eigenen Augen und lässt einen die eigene Umwelt noch einmal kritischer betrachten – wie geht man dort mit „dem Fremden“ um?


    Das Ende des Romans gibt den beiden dann noch einmal eine echte Persönlichkeit, die über bloße Symbolcharaktere hinausgeht und rundet das Buch dadurch ab.


    4ratten