Bernhard Schlink - Die Heimkehr

Es gibt 8 Antworten in diesem Thema, welches 3.785 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Miramis.

  • Hallo Quittenqueen,


    ich kenne das Buch bisher nicht, also erzähle doch ein bißchen mehr darüber :winken:


    Liebe Grüße
    nimue

    Rechtsextremismus ist wieder salonfähig gemacht worden, durch CDU/CSU und FDP.

  • Klingt interessant, da mir "der Vorleser" sehr gut gefallen hat, kommt das auf jeden Fall auf meine Wunschliste.

    Viele Grüsse,

    Weratundrina :verlegen:


    Help me, help me ~ Won't someone set me free? ~ There's no right side of the bed ~ With a body like mine and a mind like mine

    ~ IDLES ~


  • Hallo nimue,


    es geht um folgendes:


    Peter Debauer hat als Kind die Sommerferien häufig bei seinen Großeltern verbracht, die Heftromane editiert haben. Er hat die Rückseiten der Korrekturbögen als Schmierpapier bekommen, findet sie als Erwachsener wieder und liest die Vorderseiten. Es handelt sich um eine Kriegsgeschichte, die ihn seltsam fesselt. Ein junger Mann berichtet darin von seiner Heimkehr zur Frau, die ihn an der Tür mit einem anderen Mann empfängt. Debauer möchte wissen, was dann geschieht, doch er hat die Seiten mit dem Ende bereits beschrieben und weggeworfen. Weil er die Geschichte nicht vergessen kann, begibt er sich auf die Spuren des Mannes, der sie verfasst hat. Die Heimkehr - geschrieben wie eine Sammlung von Abenteuern aus der Odyssee - wirkt sich auf sein eigenes Leben aus. Am Ende findet er den Verfasser der Geschichte und damit auch endlich den Weg in sein eigenes Leben. Warum - das wird nicht verraten.

  • hier gibts div. Rezension der größeren Zeitungen.


    Bei der Sendung "Druckfrisch" kam das Buch ja nicht so gut weg...

    :blume:&nbsp; Herzliche Grüße!&nbsp; :blume: <br />creative

  • Hallo,


    nach allem, was ich gelesen habe, steht das Buch ziemlich im Schatten seines Vorgängers "Der Vorleser". Ich finde es nicht so ganz richtig, dass man immer nur im Hinblick auf vorige Bücher des Autors rezensiert. Wenn ich Ken Folletts Bücher an den Säulen der Erde messen wollte...Das Buch steht doch für sich und in diesem Fall gar nicht mal schlecht. Würde mich trotzdem interessieren, was bei Druckfrisch gesagt wurde. Hast Du da nähere Infos?


    Isolde

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    Als Kind verbringt Peter seine Ferien immer bei den Großeltern väterlicherseits in der Schweiz. Sein Vater kam während des 2. Weltkriegs ums Leben, während seine Mutter mit ihm schwanger war. Sie will zwar persönlich keinen Kontakt zu den Großeltern halten, legt aber Wert darauf, dass Peter ein gutes Verhältnis zu ihnen aufbaut, und der Junge liebt diese Aufenthalte.


    Abends liest oder malt er am großen Tisch, während Oma und Opa Romane für die Heftereihe lektorieren, die sie herausgeben. Ab und zu bekommt Peter die Rückseiten der Korrekturfahnen als Malpapier, mit der Auflage, die abgedruckten Texte nicht zu lesen.


    Als Teenager tut er es dann doch und ist gefesselt von dieser Geschichte. Ein Soldat kehrt aus dem Krieg zurück und findet seine Frau in der gemeinsamen Wohnung vor, mit einem fremden Mann und zwei Kindern. Doch die Geschichte ist nicht mehr vollständig, Peter hat als Kind wohl die Blätter mit dem Ende bemalt und weggeworfen.


    Immer wieder kommt ihm diese Erzählung in den Sinn, und eines Tages begibt er sich auf die Suche nach dem Autoren, der allem Anschein nach Peters Heimatstadt kennt und womöglich dort gelebt hat oder immer noch lebt.


    In unaufdringlichen, leisen Bildern schildert Bernhard Schlink diese Spurensuche, die für Peter zur Obsession wird, in deren Dienst er quer durch Deutschland und die Schweiz reist, in deren Verlauf er Barbara kennenlernt, die ihn ebenfalls nicht mehr loslässt und die ihm letztendlich mehr über sich selbst enthüllt, als er sich hätte träumen lassen.


    Wie schon in „Der Vorleser“ geht es auch in diesem Buch um die Bewältigung der jüngsten deutschen Vergangenheit, die Geschehnisse der Nazizeit ziehen sich wie ein roter Faden durch das Buch, das nicht nur der Schilderung von Peters Suche gewidmet ist, die man gespannt mitverfolgt, sondern auch einige schöne Überlegungen über Schuld und Recht und die menschliche Natur enthält.


    4ratten

    If you don't become the ocean, you'll be seasick every day.

    Leonard Cohen





  • Bernhard Schlink gerät in diesem Buch vom Hundertsten ins Tausendste, vielleicht greift er ein wenig zu viele Themen auf, vielleicht werden zu viele Schauplätze besucht, vielleicht spielt der Zufall eine zu große Rolle. Alles wirkt ein wenig konstruiert - Dinge, die mich normalerweise sehr stören. Doch bei diesem Buch nicht. Dieses Buch hat mich auf ganz eigene Art richtiggehend gefesselt.
    Schlink hat eine ganz besondere Gabe, Dinge, Atmosphäre und Gedanken auszudrücken ohne sie direkt in Worte zu fassen. Der rote Faden der "Heimkehr" - in welchem Zusammenhang auch immer - zog sich konsequent durch das Buch, sodass ich nie das Gefühl hatte, dass sich die Geschichte verliert.
    Einzig über die Botschaft, die Schlink ganz offensichtlich transportieren will, bin ich mir noch nicht im Klaren. Da ist mir die Story ein wenig zu offen, manche Gedanken nur angedeutet und nicht "fertig gedacht" - aber es kann und sollte vielleicht auch dem Leser überlassen werden.


    Für mich ein sehr lesenswertes Buch, das sich trotz der sehr ernsthaften, nachdenklichen Thematik und der vielen philosophischen Ansätze überraschenderweise sehr rasch liest.


    4ratten

    :blume:&nbsp; Herzliche Grüße!&nbsp; :blume: <br />creative

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    Bernhard Schlink - Die Heimkehr


    Klappentext:


    Peter Debauer, der Ich-Erzähler des Romans, verbringt als Kind die Ferien bei den Großeltern in der Schweiz. An den Abenden sitzt er mit ihnen am Tisch und liest, während sie die Heftchenromane edieren und korrigieren, mit denen sie ihr Geld verdienen. Da Papier in den 50er Jahren teuer ist, bekommt er die Korrekturbögen als Sudelpapier - mit dem Verbot, die Rückseiten zu lesen.


    Eines Tages tut er es doch und liest von der Irrfahrt und Heimkehr eines deutschen Soldaten aus Sibirien, seiner Suche nach seiner Frau. als der Soldat schließlich die Stadt, das Haus, die Wohnung findet und seine Frau die Tür aufmacht, steht ein anderer Mann neben ihr und sie trägt dessen Kind auf dem Arm. Er... Nein, Peter Debauer erfährt nicht, was dann passiert. Er hat die Korrekturbögen mit dem Ende des Romans schon beschrieben, bekritzelt und weggeworfen.


    Jahre später fällt ihm die Geschichte wieder ein, und er will das Ende wissen. Aus der Suche nach dem Ende der Geschichte wird die Suche nach deren Autor. Nach einem Mann, der immer wieder verstanden hat, seine Spuren zu verwischen. Der unter verschiedenen Identitäten gelebt und verschiedene Karrieren gemacht und ein eigenwilliges Verhältnis zu den Furchtbarkeiten des 20. Jahrhunderts entwickelt hat. Dabei begegnet Peter Debauer sich selbst. Aus der Suche nach dem Ende der Irrfahrt des Soldaten wird seine eigene Odyssee, die Suche nach seiner Herkunft und Heimkehr und nach der Frau, die er liebt.


    Meine Meinung:


    Dieses Buch hat mich etwas zwiespältig zurückgelassen. Soviel vorweg: es lässt sich wunderbar lesen und ich habe es immer wieder gerne aufgeschlagen.


    Die Geschichte Peter Debauers hat ihren ganz eigenen Reiz, sind darin doch so verschiedene Aspekte wie der 2. Weltkrieg, der Mauerfall und die Odyssee miteinander verknüpft. Auch der ganz persönliche Lebensweg des Protagonisten ist abwechslungsreich gestaltet und hat mich in seinen Bann gezogen. Ist Peter Debauer doch ein eher introvertierter, stiller Mensch, dessen Gedankenwelt aber umso facettenreicher ausgearbeitet ist. Diese Passagen mit Debauers Betrachtungen zum Thema Heimkehr nach dem Krieg oder seine rechtsphilosophischen Überlegungen zum Thema Gut und Böse habe ich sehr gerne gelesen. Seine fortwährende Suche nach dem Autor des von ihm entdeckten Heftromans führt ihn auf viele verschiedene Spuren und eröffnet immer neue Perspektiven. Ein wahres Detektivspiel, das ich sehr spannend und fesselnd fand.


    Leider konnte mich das letzte Drittel des Buches nicht mehr ganz so überzeugen. Für meinen Geschmack driftet die Handlung zu sehr ab und ich konnte den roten Faden nicht mehr recht finden. Der Schauplatz verlagert sich in die USA und ab hier ging mir der Zusammenhang mit der vorangegangenen Geschichte etwas verloren. Dennoch hat der Autor auch hier das Thema Heimkehr konsequent eingebaut, fast schon ein bisschen zwanghaft, wie mir scheint. Das Ende wirkt ziemlich offen und kommt etwas abrupt, aber ich konnte ganz gut damit leben.


    Insgesamt ein wirklich lesenswertes Buch, mit einigen Schwächlern am Ende, manchmal auch etwas überfrachtet, aber durchaus ein Buchempfehlung für Leser, die sich gerne auf verschlungene Familiengeschichten und nachdenkliche Lebensbetrachtungen einlassen.



    4ratten

    :lesen: Kai Meyer - Die Bibliothek im Nebel