Michael Wallner - April in Paris

Es gibt 5 Antworten in diesem Thema, welches 3.437 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von bane77.

  • Autor:
    Michael Wallner wurde 1958 in Graz geboren und arbeitet(e) als Schauspieler, Opern- und Schauspielregisseur und Autor. Mit seinen bislang erschienenen drei Werken gelang ihm nicht der große Durchbruch, was sich nun mit seinem neuen "April in Paris" ändern könnte. Die Rechte für dieses Buch wurden an einem Tag der Frankfurter Buchmesse in 13 Länder und 4 Kontinente verkauft...


    Inhalt:
    Ein junger Deutscher, der Wehrmachtssoldat Roth, arbeitet während der deutschen Besatzung von Frankreich als Übersetzer für die SS und die Geheimpolizei in Paris. Eines Tages beginnt er -verbotenerweise- in Zivil, "bewaffnet" mit seinem Lieblingsbuch, den "Fabeln" von LaFontaine, durch Paris zu flanieren... Und es kommt wie es kommen muss: er begegnet einer jungen, geheimnisvollen Französin - in die er sich unversehens verliebt.
    Und während sein Alltag ganz normal weiterläuft, er tagsüber den gewalttätigen Verhören der SS als Dolmetscher beiwohnt, verwandelt er sich abends immer wieder in "Antoine" und sucht mit allen Tricks seine noch unbekannte Angebetete...
    Natürlich entpuppt sich die junge Dame als Widerstandskämpferin und Roth alias Antoine gerät in echte Schwierigkeiten.


    Meine Meinung:
    Man könnte das ganze kurz und bündig zusammenfassen: eine schlechte Schmonzette! ...wäre da nicht diese Zeit und dieser Rahmen, in dem das Ganze stattfindet. :grmpf:


    Jegliches Klischee, das einem beim Lesen des Klappentextes einfallen könnte, erfüllt Wallner: natürlich sind die Rottenführer der WaffenSS ganz böse und foltern unentwegt; der Standartenführer der Leibstandarte Adolf Hitler ist ein großmäuliges, nur über sich selbst lachendes Ekel - aber der Freund Roths und Panzersoldat Hirschbiegel ist ein prächtiger Kumpel und selbstverständlich angewidert von den SSlern. Roth selbst ist nur "einfacher Wehrmachtssoldat" und hobbymäßig sowieso lieber Franzose.
    Natürlich lernt Roth die Französin kennen und noch mehr lieben, während Chantal sich erstmal nur Informationen erhofft, dafür auch recht freizügig auf Roths Avancen "reagiert".
    Auch der Umgang mit dem baldig von den Deutschen entlarvten "deserteur amoureux" ist historisch mehr als fragwürdig - immerhin lernt der Leser/ die Leserin aber, dass auch zwischen Foltorszenen am Verräter noch Zeit für ein kleines Päuschen und eine Runde Zigaretten ist. Also ich weiss nicht...
    Um zu Allgemeinerem zurückzukommen: selbst Paris, das äußerst normal beschrieben wird - ja, wäre nicht die Sperrstunde, wäre es komplett normal (als gäbe es die Deutschen überhaupt nicht) -, kommt mir höchst unglaubwürdig vor.


    Stellt sich mir, zum Schluß, noch eine Frage: WOZU DAS GANZE? Es gibt genügend Geschichten die realistisch(er) sind, die an der historischen Wahrheit bleiben. Nicht das Thema ansich (als Liebesgeschichte) ist das Problem, sondern schlicht und ergreifend WIE sie daherkommt. Ich erinnere mich gerne an La vita è bella oder Der Pianist, etc. - aber einen derartigen Kitsch in derart schlecht dargestelltem Hintergrundgeschehen einzupacken grenzt schon fast an Revisionismus!


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    Liebe Grüße

    Tabea

    Einmal editiert, zuletzt von Alfa_Romea ()

  • Hallo,


    mir hat das Buch auch überhaupt nicht gefallen. Leider ist es bei den meisten Medien wohl recht gut weggekommen. Man sollte doch meinen, dass die Herren Journalisten genug Bücher über den Krieg gelesen hätten... Auf Ixlibris gab es immerhin eine nicht ganz so begeisterte Stimme: http://www.ixlibris.de/content…/wallner_april_paris_.htm

  • Da bin ich jetzt aber enttäuscht.


    Es gab ja doch einen richtigen Hype um dieses Buch, und ich dachte doch, dass es eine recht gute Geschichte ist (obwohl Love-Stories ja gar nicht so mein Genre ist).


    Aber gut, dass ich da eure Meinungen lese, das Buch ist definitiv NICHTS für mich!

    :blume:&nbsp; Herzliche Grüße!&nbsp; :blume: <br />creative

  • Zitat von "Quittenqueen"

    Auf Ixlibris gab es immerhin eine nicht ganz so begeisterte Stimme: http://www.ixlibris.de/content…/wallner_april_paris_.htm


    Tja, da kann man mal sehen, wie unterschiedlich man lesen kann... Die Rezensentin von ixlibris hatte ihr Augenmerk offensichtlich auch in einer ganz anderen Ecke, als ich es hatte. Man kann es durchaus so sehen wie sie - dennoch habe ich mich tatsächlich viel mehr über die Bagatellisierung des historischen Hintergrunds geärgert als über eine Liebesgeschichte, die viel zu kurz kommt. Und ich sehe auch keine wirkliche Wandlung von Roth alias Antoine zum Ende...

    Liebe Grüße

    Tabea

  • Meine Meinung:


    Das Buch wurde uns von der Vertreterin des Verlages explizit angepriesen. Leider kann ich ihre uneingeschränkte Begeisterung nicht teilen.
    Das Buch ist nicht schlecht, aber als Highlight der neuen Buchsaison würde ich es nicht bewerten.


    Es wurde uns als bittersüße Liebesgeschichte vorgestellt, hat aber den Krieg und seine Auswirkungen auf die Pariser Bevölkerung im Mittelpunkt. Das war sehr interessant. Ich wußte z.B. nicht, dass die deutschen Soldaten nicht in Zivilkleidung durch die Stadt laufen durften.
    Der Roman handelt davon, dass der junge Roth sich zwischen seiner Arbeit und seinem Gewissen entscheiden muss. Er versucht anfangs eine Gratwanderung, doch bald stellt sich heraus, dass er nicht mehr für die Deutschen arbeiten kann, von den Franzosen aber nicht akzeptiert wird. Er steht konstant zwischen zwei Fronten.


    Der Eindruck dieser Zerissenheit entsteht auch bei der Handlung des Romans. Es wirkt so, als wisse der Autor nicht, welchem Thema er den Vorrang geben soll: der moralischen Integrität oder der Liebesgeschichte.
    Herausgekommen ist ein Roman, der zwischen beidem hängt.

    Ich werde kein&nbsp;Geld hinterlassen. Ich werde keinen Aufwand und Luxus hinterlassen. Aber ich möchte ein engagiertes Leben hinterlassen.<br />(Martin Luther King)

  • Ich habe das Buch gerade aus der Hand gelegt und bin über die Rezensionen hier wirklich geschockt. Mir hat das Buch nämlich äußerst gut gefallen.


    Über historische Fakten möchte ich mich gar nicht groß äußern. Mir kam die Geschichte jedenfalls nicht unrealistisch vor und ich finde ein Roman hat auch ein wenig Freiheiten und muss nicht alles aktengenau darstellen.


    Besonders gut gefallen hat mir die Melodie der Sprache. Mehr davon!


    Das Buch war meiner Meinung nach eine gelungene Mischung aus Spannung und Romantik.


    Für mich auf jede Fall lesenswert und darum gibts:


    4ratten


    1 Ratte Abzug, da mir der Gefreite Roth etwas zu blass blieb und ich mir ein weniger offenes Ende gewünscht hätte.


    lg
    bane