Hallo Foris,
eben habe ich "Die weisse Massai" im Kino gesehen (das Buch kenne ich nur vom Hören) und muss mich jetzt unbedingt dazu äussern.
Die Schauspieler fand ich klasse, auch wie der Film gedreht wurde, also Aufmachung und so, die Musik auch sehr schön...
Aber jetzt zum Inhalt (wer den Film noch sehen möchte sollte jetzt nicht mehr weiterlesen):
Natürlich hat es mich beeindruckt, dass Carola von heute auf morgen ihr Leben umkrempelt und sich auf so ein Abenteuer einlässt. Auch Respekt davor, wie sie letztendlich ihr Leben im Busch gemeistert und sich das Leben dort aufgebaut hat. Und dass eine spontane Ehe mit einem afrikanischen Krieger einige Probleme mit sich bringt, steht auch ausser Frage. Das mal ausser Acht gelassen, fand ich Carola einfach naiv, sie hat sich nicht auf ihr neues Leben eingelassen, nicht in ihren Mann hineinversetzt.
Was hat sie für ihn aufgegeben? Ihr normales geregeltes Leben in der Schweiz. Was noch? Ihre Freunde, Familie, ihre Sprache, ihren Beruf... Aber das war ja Teil des Abenteuers.
Viel beindruckender fand ich die Leistung von ihrem Mann Lemalian. Er hat viel für sie getan und am Ende muss er sich als Versager vor seinem Stamm gefühlt haben:
- bei der "verhexten Schwangeren" hat er schließlich gegen seine Überzeugung und seinen Glauben Carola geholfen
- er hat ihren Laden toleriert
- am Ende ist er sogar mit ihr in ein Haus mit Bett gezogen
- er hat sich das Haar abgeschnitten und westliche Kleider angezogen (auf seine Ehre verzichtet, um von ihr mehr respektiert zu werden)
- er hat sie mit ihrem gemeinsamen Kind gehen lassen, obwohl er wusste, dass sie nicht wieder kommt
Während hingegen sie:
- den Ratschlag des Priesters, die afrikanischen Männer nicht direkt anzusehen naiv und ohne nachzudenken in den Wind geschlagen hat
- Lemalian nichts erklärt hat, (z.B. dass ihr Geld irgendwann zur Neige geht, als er jedem Kredit gegeben hat )
Natürlich war es sein Fehler, dass er so eifersüchtig war, sie letztlich geschlagen hat. Aber er hat sich aus Verzweiflung sein Haar geschnitten, sich Hosen und Hemd angezogen, was für mich ausdrückt, dass er sich als Krieger nicht von ihr akzeptiert und verstanden, sondern vielmehr wie ein kleines Kind behandelt fühlt (sh. Situation mit den Krediten).
Ich finde einfach, dass sich Carola kaum die Mühe gemacht hat, sich anzupassen. Sie hat sich für das Leben bei Lemalian in seiner Heimat entschieden, aber offenbar ohne die Bereitschaft, sämtliche Konsequenzen zu tragen. Dass beide Kompromisse eingehen müssen ist klar. Für mich ist aber aus dem Film ebenso klar, dass das in erster Linie nur Lemalian getan hat.
Bevor ich den Film sah, dacht ich aus Vorschauen und Radiokritiken heraus: die arme Carola, was muss sie dort mit dem Massai erlebt haben! Jetzt tut mir eher Lemalian leid und er scheint Carola mehr geliebt zu haben, als sie ihn.
Was ich außerdem noch verwunderlich an dem Film fand war, dass scheinbar das ganze Dorf (inklusive Lemalians Mutter) eher auf Carolas Seite stand. Lemalians Mutter hat ihn ja vorerst überzeugen können, dass Carola keinen Liebhaber hat. Er hat sich entschuldigt. Und als Carola nach der Ohrfeige Lemalians zurückgeschlagen hat, hätte ich nicht erwartet, dass die Stammesangehörigen Lemalian zurückhalten, sondern, dass sie Carolas Verhalten als schlimmste Sünde ansehen. Wer würde nicht erwarten, dass ein afrikanischer Stamm eher zu ihresgleichen hält, als zu einer weissen Frau?!
Soweit meine (lange lange) Meinung zu dem Film. Inwieweit das jetzt mit der Realität übereinstimmt, weiss ich nicht. Vielleicht hat der ein oder andere von euch den Film auch gesehen und möchte seine Gedanken dazu mitteilen. Würde mich freuen, ein wenig darüber zu diskutieren!
Liebe Grüße an euch,
Soluna