Der Titel ist abartig kitschig, und ich frage ich, was der mit dem Buch zu tun hat...
Im Mittelpunkt steht der russische Arzt Pawel Kukotzki, der aus einer Ärztefamilie stammt und die besondere Gabe hat, zu "sehen", was seinen Patienten fehlt, er kann quasi in deren Körper blicken.
Geboren wird er zur Zeit der letzten Zarenherrschaft, er erlebt dann die Revolution und den darauffolgenden Umbruch in der russischen Politik und Gesellschaft. Er hat sich einen Namen als Gynäkologe gemacht, der vielen kinderlosen Paaren zum Wunschkind verholfen hat.
Eines Tages während des Zweiten Weltkriegs operiert er Jelena, eine junge Frau mit einer vereiterten Gebärmutter. Die beiden verlieben sich und ziehen zusammen, obwohl Jelena verheiratet ist. Ihre kleine Tochter Tanja nimmt er wie seine eigene Tochter an, Jelena kann nach der Operation auch keine Kinder mehr bekommen. An dem Tag, als Jelena mit Tanja und ihrer "Adoptivgroßmutter" bei Pawel einzieht, fällt ihr Mann an der Front.
Einige Jahre später zieht Tanjas Schulkameradin Toma nach dem Tod ihrer alleinerziehenden Mutter zur Familie, die beiden Mädchen wachsen heran, Tanja zu einem Männerschwarm, Toma zu einer eher biederen, praktischen Gärtnerin. Währenddessen baut Jelenas Gedächtnis immer mehr ab, ihre Aussetzer häufen sich.
Pawel kämpft indessen gegen das staatliche Abtreibungsverbot, er ist Anhänger der sozialen Indikation und will, dass Frauen in materiellen Nöten selbst über einen Schwangerschaftsabbruch entscheiden können. Darüber kommt es mit Jelena zu einem schweren Streit, der die Beziehung der beiden für immer beeinträchtigt.
Trotz des kitschigen Titels ist das Buch keine süßliche Liebesgeschichte, sondern ein Familienroman, der gleichzeitig die Entwicklung Russlands vom Zarenreich zur kommunistischen Weltmacht schildert, nicht anhand politischer und geschichtlicher Daten, sondern anhand der Auswirkungen auf die Menschen. Pawel täuscht beispielsweise Trunksucht vor, um sich dadurch vor Verfolgung zu schützen, sein Freund, ein jüdischer Genetiker, landet mehrmals in Haft wegen seiner Ansichten.
Insgesamt ein schönes, teils auch etwas düsteres Russlandbuch.
Nur eins hat mich massiv gestört: eine sehr lange Exkursion in Jelenas verwirrte Gedankenwelt. Damit konnte ich gar nichts anfangen, ich habe mich durch die teils sehr ekligen Bilder hindurchgequält und den Sinn nicht richtig erfassen können.
Deshalb leider nur ... schade eigentlich!
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