Arnaldur Indridason - Engelsstimme

Es gibt 14 Antworten in diesem Thema, welches 4.844 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Miramis.

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    In einem Hotel in Reykjavík wird der, als Weihnachtsmann verkleidete, Portier erstochen aufgefunden. Der Mord soll möglichst diskret und schnell aufgeklärt werden, ohne die internationalen Gäste zu erschrecken. Niemand scheint sich um den Tod des alten Mannes zu interessieren. Wer hatte also Interesse daran, den sehr zurückgezogen lebenden Portier zu ermorden?
    Erlendur, der leitende Ermittler, der sowieso nicht weiß, was er zu Weihnachten mit sich anfangen soll, quartiert sich im Hotel ein, um den Beweggründen auf den Grund zu gehen.


    Wieder ein spannender und fesselnder Krimi von Arnaldur Indridason. Nicht allein der Fall spielt eine Rolle, sondern auch das Leben von Erlendur. Ein eher depressiver Mann, der zurückgezogen in Reykjavík lebt. Immer wieder kümmert und beschäftigt er sich mit Eva Lind, seiner drogenabhängigen Tochter. Und gerade diese Kombination von der Darstellung der Ermittlung und dem Privatleben von Erlendur macht für mich den besonderen Reiz dieses Krimis aus.
    Ich gebe ihm: 5ratten

    Einmal editiert, zuletzt von nimue ()

  • Gut, dass Du so begeistert von dem Buch bist; ich war es parallel zu Dir von einem anderen Roman Indridasons.


    Was ich mich frage ist, ob Erlendur nun der Vor- oder Nachname des Kommissars ist. Da sich in Island alle duzen, sollte es der Vorname sein, oder? Hast Du in "Engelsstimme" vielleicht einen Hinweis gefunden?
    In "Todeshauch" zumindest wird nie ein anderer Name genannt und auch von den Kindern und der Exfrau erfährt man nur die Vornamen.

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  • Ehrlich gesagt, ich weiß es auch nicht. Ich habe mal gerade etwas in Engelsstimme geblättert, weil ich dachte, etwas über einen Vornamen gelesen zu haben, aber ich habe nichts gefunden. :rollen:

  • Zitat von "Bettina"

    Was ich mich frage ist, ob Erlendur nun der Vor- oder Nachname des Kommissars ist. Da sich in Island alle duzen, sollte es der Vorname sein, oder? Hast Du in "Engelsstimme" vielleicht einen Hinweis gefunden?


    Erlendur ist der Vorname. Die Isländer haben keine "Nachnamen" im eigentlichen Sinne, sondern hängen an den (Vor)namen des Vaters entweder -son (Sohn) oder -dóttir (Tochter) an. Dies war früher in ganz Skandinavien so üblich, änderte sich aber in Schweden (wenn ich mich recht entsinne) Anfang des 19. Jahrhunderts.


    Zu Halldór Laxness, der ja einen Nachnamen und keinen Vaternamen zu haben scheint, schreibt Wikipedia:
    Halldór Laxness hieß mit bürgerlichem Namen Halldór Guðjónsson. Seinen Künstlernamen legte er sich nach dem Hof Laxnes (dt. „Lachshalbinsel“) bei Mosfellsbær zu, wo er aufgewachsen war.


    Ach ja, dementsprechend sind die isländischen Telefonbücher nach den Vornamen sortiert.

    Wir sind irre, also lesen wir!

  • Zitat von "Saltanah"


    Erlendur ist der Vorname. Die Isländer haben keine "Nachnamen" im eigentlichen Sinne, sondern hängen an den (Vor)namen des Vaters entweder -son (Sohn) oder -dóttir (Tochter) an.


    Hab ich's mir doch gedacht. Ich weiß zwar um die Tradition, sich zu duzen und trotzdem musste ich mal nachhaken, weil es so ungewöhnlich ist. Irgendwie rutsche ich beim Lesen aus Gewohnheit immer in die unsrige Namensgebung ab. Übrigens: Ich habe auch andere Krimis, wo man den Vornamen nicht erfährt...


    Zitat von "Saltanah"

    Ach ja, dementsprechend sind die isländischen Telefonbücher nach den Vornamen sortiert.


    Oh ja! Das sieht schräg aus und ich weiß bis heute nicht, wie die Isländer sich im Telefonbuch finden :zwinker:


    P.S. Danke für die Übersetzung des Laxness'schen Nachnamens.

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  • Zitat von "Bettina"

    Was ich mich frage ist, ob Erlendur nun der Vor- oder Nachname des Kommissars ist.


    Hallo,
    ich habe im Nachwort von "Nordermoor" nachgelesen. Danach lautet der volle Name Erlendur Sveinsson, was bedeutet, dass sein Vater mit Vornamen Sveinn hiess.
    Ueberhaupt finde ich das Nachwort sehr interessant, weil man dort einen kleinen Einblick ueber Island bekommt. Besonders wenn man sich, so wie ich, noch nicht naeher damit beschaeftigt hat.

  • Zitat von "whiskers"


    Hallo,
    ich habe im Nachwort von "Nordermoor" nachgelesen. Danach lautet der volle Name Erlendur Sveinsson, was bedeutet, dass sein Vater mit Vornamen Sveinn hiess.


    :blume: Vielen Dank für die Info.

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  • Ich muss dass mal versuchen bildlich zu beschreiben, war wieder mal eine typische Reaktion für mich:
    Ich lese Saltanahs Kommentar und freu mich über so eine gute und ausführliche Erklärung.
    Dannach lese ich Whiskers Posting, ich springe auf, renn rüber zu den Regalen, nimm "Nordermoor" raus und gehe weitaus langsamer, im Nachwort lesend, zum PC zurück.
    Ich sag ja immer: Literaturschock bewegt :zwinker:


    Danke für eure Infos :blume:

  • Zitat von "wolves"

    Ich sag ja immer: Literaturschock bewegt :zwinker:


    Oh ja! Bei mir ist es mittlerweile so, dass zwischen den zwei Bücherregalen 15 Stufen liegen, die ich bei solchen "Bewegungen" bewältigen muss. Einmal runter, einmal rauf.
    Man gewöhnt sich für seine Bücher an alles :breitgrins:

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  • Hier ist meine Meinung zu "Engelsstimme", meinem SUB-Wettbewerbsbuch Nr. 1


    Wer aufgrund des lieblichen Titels meint, mit einem Islandkrimi der harmloseren Sorte zu tun zu haben, der irrt sich!


    Wie immer verschleppt uns Arnaldur Indridason in die tiefsten Niederungen menschlichen Daseins: kaputte Familien, verkorkste Leben, erschreckende Gleichgültigkeit und eine düstere Atmosphäre selbst an Weihnachten - Kommissar Erlendur ermittelt in einem Island, das wir uns so nie vorgestellt hätten.


    Er und seine beiden Mitstreiter Elinborg und Sigurdur Oli haben es kurz vor Weihnachten mit einem tragischen Fall zu tun: in einem Hotel wurde der Portier ermordet, verkleidet als Weihnachtsmann, kurz vor seinem Auftritt bei der traditionellen Kinderweihnachtsfeier.


    Erlendur nimmt die Ermittlungen auf und beginnt, das Leben des Mannes unter die Lupe zu nehmen. Wie bei einem Puzzlespiel fügt er Teilchen um Teilchen zu einem Gesamtbild und formt dabei das trostlose Portrait eines völlig vereinsamten Menschen, dessen Karriere als Kinderstar (daher der Titel!) in die Brüche ging und fatalen Einfluss auf sein ganzes weiteres Leben hatte. Je mehr Einzelheiten aus dem Leben des Portiers ans Tageslicht kommen, desto zahlreicher werden die Verdächtigen und ihre Motive. Indridason führt seine Leser auf die abwegigsten Fährten, nur im nächsten Kapitel eine noch wahrscheinlichere Lösung des Falles anzubieten.


    Im Mittelpunkt der polizeilichen Arbeit stehen vor allem die Gespräche, die Erlendur und seine Kollegen führen - mit Hotelangestellten, Gästen, Angehörigen und Bekannten des Opfers.


    Nebenbei wird das Privatleben der Ermittler beleuchtet, das besonders im Falle Erlendurs wie immer hochkompliziert ist; vielleicht bedingt durch die weihnachtliche Stimmung lässt uns der Autor diesmal besonders tief in das Innenleben des vereinsamten Polizisten blicken, und besonders markant ist das plötzliche Auftauchen einer Frau in seinem Leben, was bislang undenkbar schien.


    Parallel zur Krimihandlung wird auch noch ein zweiter, nahezu abgeschlossener Fall von Kindesmisshandlung geschildert, der Kommissarin Elinborg die Seelenruhe und dazu ihre Weinachtsstimmung raubt. Inhaltlich mit dem Fall des toten Weihnachtsmannes überhaupt nicht verknüpft, trägt dieser Handlungsstrang zusätzlich zur düsteren und trostlosen Atmosphäre des Krimis bei.


    Am Ende stellt sich heraus, dss niemand ganz ohne Schuld ist...


    Ich fand "Engelsstimme" brillant; die Handlung ist ausgeklügelt und durchdacht, die düstere Stimmung im Kontrast zum weihnachtlichen Reykjavik passt sehr gut. In seinem ruhigen Erzählstil baut der Autor die Spannung ganz langsam und bedächtig auf und verzichtet dabei auf all zu viele reisserische Elemente. Trotzdem versteht er es, den Leser an der Nase herumzuführen und ihn gekonnt zu überraschen. Die Entwicklung des Kommissars Erlendur über mehrere Kriminalromane hinweg zu beobachten, ist für mich der besondere Reiz dieser Krimiserie. Ich mag diese Art von Büchern sehr gerne, die mich eher melancholisch und nachdenklich zurücklassen, und vergebe aus diesem Grund volle


    5ratten

    :lesen: Kai Meyer - Die Bibliothek im Nebel

    Einmal editiert, zuletzt von Miramis ()

  • Ich habe "Engelsstimme" als Hörbuch gehört und war sehr angetan. Ich lief mit dem Buch auf den Ohren fast wie in Trance hinter dem Kinderwagen von Carlo hinterher, ich wollte gar nicht wieder nach Hause :breitgrins: Ich glaube, so viel frische Luft hat mein Sohn schon lange nicht mehr bekommen.
    Mir hat die Atmosphäre sehr gut gefallen, die Auflösung ist nicht so platt, wie häufig! Ein rundherum gelungenes (Hör-)Buch.


    Grühüße!

  • Warum steht meine Rezi denn hier noch nicht? Wie auch immer, wird jetzt nachgeholt:


    Ein weiterer spannender Krimi um einen vermeintlich harmen Hotelportier, der ab und zu den Weihnachtsmann spielt. Doch Erlendurs Ermittlungen ziehen weite Kreise bis hin zu Homosexualität, Kinderpornographie, Prostitution und auch verrückte Sammler spielen eine Rolle.
    Jetzt wird auch etwas über Erlendurs Privatleben verraten, welche traumeatische Erfahrung er als Kind machen musste, als er seinen Bruder im Eis verlor und nun beginnt er, seine Beziehung zu seiner Tochter Eva Lind wieder aufzubauen und ist zudem bereit, sich wieder für Frauen zu interessieren.
    Hier noch meine Lieblingsstelle S. 22 (ich glaube, ich bin mit Erlendur verwandt):
    "Ich weiß überhaupt nichts über diesen Mann, und ich hab mehr von ihm gesehen, wie mir lieb war."
    "Als", korrigierte Erlendur.
    "Was?"
    "Es heißt mehr als und nicht mehr wie."
    Sie schaute ihn mitleidig an.
    "Findest du, dass das eine Rolle spielt?"
    "Ja", sagte Erlendur.


    5ratten

  • Claudi: die Stelle fand ich auch klasse! Allerdings habe ich mir überlegt, dass das Buch ja auf isländisch geschrieben ist und es sich um eine Übersetzung handelt. Sicher gibt es im isländischen auch solche grammatikalischen "Running-Gags" und ich wüsste zu gerne, wie das nun im Original genau ist - dabei verstehe ich ja gar kein isländisch... :rollen:

    :lesen: Kai Meyer - Die Bibliothek im Nebel


  • "Ich weiß überhaupt nichts über diesen Mann, und ich hab mehr von ihm gesehen, wie mir lieb war."
    "Als", korrigierte Erlendur.



    ich wüsste zu gerne, wie das nun im Original genau ist - dabei verstehe ich ja gar kein isländisch... :rollen:


    Endlich war die isländische Ausgabe in der Bibliothek mal nicht ausgeliehen! Dort heißt es (im Buch, nicht in der Bücherei):
    - Ég veit ekkert um þennan mann og ég er búin að sjá meira af honom en mér langar.
    - Mig langar, leiðrétti Erlendur.
    (Meine Hervorhebung)


    Wörtlich übersetzt:
    "... und habe mehr von ihm gesehen, als ich mich wünsche."
    "Mir wünsche", korrigierte Erlendur.


    (Nur dass "mér" die Dativform (also mir) ist, und "mig" der Akkusativ (mich). Auf isländisch ist also gerade der andere Fall richtig.)
    Wie üblich die Verwechslung dieser Pronomen im Isländischen ist, weiß ich nicht.


    Das Buch subt (in seiner schwedischen Übersetzung, in der wiederum ein anderer Grammatikfehler begangen wird) immer noch.

    Wir sind irre, also lesen wir!

  • Saltanah: :anbet::breitgrins:


    Wenn jemand diese zugegebenermaßen knifflige Frage beantworten konnte, dann du! Danke schön! Und viel Spaß natürlich mit "Engelsstimme" - übrigens ein Buch, das perfekt als Weihnachtslektüre geeignet ist. :zwinker:

    :lesen: Kai Meyer - Die Bibliothek im Nebel