Kerstin Ekman - Skord von Skuleskogen

  • Skord von Skuleskogen ist kein Mensch, obwohl er Zeit seines Lebens für einen solchen gehalten wird. Er ist ein Troll und stammt aus den unendlichen Wäldern im Norden Schwedens; nur durch Zufall gerät er am Anfang seines Lebens in die Gesellschaft von Menschen. Vielleicht ist er ein bisschen neugieriger als der durchschnittliche Troll, vielleiht auch ein bisschen intelligenter, vielleicht lockt ihn auch nur der Geruch von Pfannkuchen an; aber die Begegnung mit Bodel, einem kleinen Mädchen, das sich mit seinem Bruder durch Betteln am Leben erhält, die aber dennoch eine große Liebe für alles Lebendige ausstrahlt, verändert sein Leben für immer.


    Am Anfang seiner Geschichte ist Skord ein Waldbewohner, ohne Sinn für Zeit und Raum und ohne Name. Er lebt in und mit der Natur und ist in der Lage, sich in den Geist von Tieren hineinzuversetzen. Im Laufe seines - Jahrhunderte langen, Trolle sind langlebig - Lebens erlebt er vordergründig viele Abenteuer in der Epoche des Übergangs vom Mittelalter zur Neuzeit. Als Räuber zieht er durch die Wälder, als Famulus eines Alchemisten versucht er, den Stein der Weisen herzustellen, er erlebt die Gräuel des hundertjährigen Krieges als Feldscher und Gefangener, und schließlich wird er Arzt und Hypnotiseur in Stockholm, erlebt den Beginn der Eisenbahn und des “Zeitalters der Vernunft”.


    Mit jeder Station seines Lebens, mit neuen Freundschaften, neuen Bezugspunkten und neuem Wissen wird aber auch die fortschreitende Menschwerdung Skords geschildert. Am Anfang reagiert er tierhaft auf die Eindrücke, die ihm durch seine menschlichen Freunde nahegebracht werden, seine Kommunikationsversuche sind mehr von Imitation geprägt als von bewusstem Handeln. Als er später von einer alten Frau ein Tarot-Spiel geschenkt bekommt, befragt er dieses immer wieder in Hinblick auf seine Zukunft, und landet immer wieder beim “Narren” als seiner Karte; der, der sich in keine Ordnung einpressen lässt, sich keinen Gesetzmäßigkeiten beugt und diese schon durch seine Anwesenheit in Frage stellt - das ist seine wahre Macht. Dieses Schicksal bleibt ihm in seinem langen Leben, auch wenn er sich immer weiter in die menschliche Gesellschaft einfügt; so sehr sogar, dass er teilweise selbst nicht mehr weiß, wer und was er eigentlich ist.


    Er erlernt viele menschliche Fähigkeiten, mehrere Sprachen und Handwerke, er überlebt regelmäßig seine Freunde und Geliebten und entwickelt zutiefst menschliche Bedürfnisse; Anerkennung und Achtung sollen ihm entgegen gebracht werden, er möchte ein “menschenwürdiges” Leben führen, und die Frage, ob ein Gott in der Lage ist, den ewigen und gerade ihm immanenten Kreislauf der Natur zu durchbrechen, bereitet ihm schlaflose Nächte. Zumindest, bis er auf ein (Menschen)mädchen trifft, das offensichtlich bei seinesgleichen aufgewachsen ist; sie führt ihn zurück zu seinen Ursprüngen, in ihr, ein Zwitterwesen wie er selbst, findet er seinen Zwilling und seine wahre Liebe - und als er sie letztendlich überlebt, wird er doch endgültig des Lebens müde und kehrt zum Sterben in den Skulewald zurück.


    Diese vielfach verschlungene Handlung, die sich über Jahrhunderte hinweg entfaltet, ohne an eine bestimmte Zeit gebunden zu sein, spiegelt sich auch in der Sprache Kerstin Ekmans wider. Skords Unbeholfenheit am Anfang und seine zunehmende Gelehrsamkeit findet sich wieder, ebenso wie die besondere Poetik, die Skord mit der Natur im Allgemeinen und mit dem Skulewald im Besonderen verbindet. Oft genug ist man als Leser ebenso verwirrt wie der Protagonist; vor allem, wenn wieder ein neuer Lebensabschnitt beginnt, man sich übergangslos in vollkommen veränderten Lebensverhältnissen wiederfindet. Dennoch ermöglicht dieser Roman trotz einiger Längen ein intensives Abtauchen in die Erinnerungen und Gefühlswelten eines ganz besonderen “Wesens”.


    Bewertung: 4ratten


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