Paul Murray: An Evening Of Long Goodbyes

Es gibt 1 Antwort in diesem Thema, welches 1.428 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von illy.

  • Hallo ihr da draußen,


    einige wird der englische Titel eventuell "verwirren", handelt es sich hierbei doch auch um den Titel der deutschen Ausgabe.


    In letzter Zeit sind mir wirklich schöne Bücher in die Hände gefallen - so etwas kann geschehen, wenn man sich mal an den Sub-Abbau macht. :zwinker:


    An Evening Of Long Goodbyes


    Charles ist ein Nichtsnutz erster Güte: Wein, alte Filme mit Gene Tierney und Canapees genießt er zügellos und wird nicht müde, seine Ansichten über das Lebem zu äußern und sich damit systematisch ins Aus zu befördern.
    Sein Traum: das Leben des Landadels zu führen. Was ihm nach dem Tod des Vaters bleibt: Arbeiten, denn Vaters Weinkeller ist fast leer, die Mutter vom Schnaps immer voll, die Schwester eine hoffnungslose Schauspielerin und plötzlich steht auch noch eine bosnische Familie vor der Tür.


    Diese Geschichte zwingt einem von einem Dialog zum anderen, von einem Monolog Charles zum nächsten nahezu ein Lächeln aufs Gesicht.
    Ein Buch vor allem für Freunde des gediegenen Idealismus, des Anderssein und von verrückten, manchmal boshaft sarkastischen Geschichten. Ein absolut gelungenes Stück Irland!


    :tipp:


    An dieser Stelle würde ich auch 5 Ratten vergeben, allerdings ist dieses Stück Literatur etwas für den anspruchsvolleren Leser mit Sinn für Sarkasmus und die Ironie des Lebens.


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    Liebe Grüße
    Lu

    Einmal editiert, zuletzt von Alfa_Romea ()

  • „An Evening of long Goodbyes“ ist übrigens der Name eines Windhundes auf den eine der Figuren bei einem Windhundrennen wettet. Der Hund (auch auf dem Titel abgebildet) ist allerdings eine Niete und ziemlich symptomatisch für das Personal des Buchs.


    Zitat

    Er hatte schlecht begonnen. Sein Kopf verklemmte sich im Gitter der Startbox, sodass ihn die Stewards befreien mussten. Was folgte, war eine Serie von demütigenden und für seine Gattung dezidiert unwürdigen Umwegen und Fehltritten, deren schändlicher, nie zu tilgender Höhepunkt sich in der dritten Runde ereignete. Der Maulkorb löste sich, und begleitet von der buhenden Menge beendete er das Rennen, indem er über die Reklametafeln sprang und einem kleinen Jungen den Hotdog aus der Hand schnappte. (S. 61/62)


    Der Erzähler Charles führt das dekadente Leben eines Landedelmanns. Geld ist unwichtig und nur zum Ausgeben da, das Leben besteht nur aus gutem Essen, edlem Wein und Faulenzen und alte-Schwarzweißfilme-Schauen auf dem Sofa. Da sein Vater tot und seine Mutter aktuell in einer Entzugsklinik ist, gibt es niemandem der ihm Einhalt gebieten könnte – seine Schwester Bel interessiert sich nur für ihre Zukunft als Schauspielerin. Blöd nur, dass das Geld plötzlich alle ist und Charles rausgeworfen wird und er nur bei Bels letztem „ach-wie-unpassenden“ Freund, dem Schrotthändler Frank im Dubliner Ghetto Bonetown Unterschlupf findet. Das ist aber kein Grund den Kopf hängen zu lassen, auf die innere Einstellung kommt es an, wenn man die alten Ideale am Leben erhalten will, nicht auf die äußeren Umstände.


    Charles Naivität und Ignoranz ist das Hauptmotiv des Buches, seine dem entsprechende, in aller Unschuld vorgetragene Betrachtungsweise der Welt ist Auslöser für einiges Amüsement beim Leser. Man denkt so manches Mal, dass doch niemand soooo weltfremd sein kann und dann beweist Charles einem erneut das Gegenteil. Dabei ist er nicht unsympathisch. Dadurch, dass er nicht absichtlich arrogant ist, ist man bereit, ihm so manches zu verzeihen und will ihn schon fast vor der bösen Welt beschützen, die er einfach nicht versteht – als Familienmitglied würde er einen aber vermutlich in den Wahnsinn treiben.


    Mit dem Ende war ich nicht ganz glücklich, aber bis dahin habe ich mich von Paul Murrays Roman sehr gut unterhalten gefühlt.


    4ratten