Jeffrey Eugenides - Die Selbstmordschwestern

Es gibt 45 Antworten in diesem Thema, welches 14.016 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Kirsten.

  • Kurzbeschreibung
    Im Vorstadthaus der Familie Lisbon leben fünf schöne Töchter: die gescheite Therese, die pingelige Mary, die asketische Bonnie, die scharfe Lux und die blasse, lammfromme Cecilia. Als sich die jüngste von ihnen aus dem Fenster stürzt, beginnt das "Jahr der Selbstmorde", das alle Beteiligten und Beobachter für immer verändern wird. Schaurig-ironisch und zärtlich zugleich zeichnet der Pulitzer-Preisträger das Porträt einer Jugend, die ihre Unschuld verloren hat.


    Dieses Buch hat mich gefesselt obwohl ich kein Freund von Erzählungen bin. Ich weiß auch garnicht wo ich es hinstecken soll, kein Krimi, kein Thriller, einfach eine Erzählung über die traurigen Ereignisse in einer Familie die durchaus nebenan wohnen könnte. Das Ganze verpackt in eine recht blumige Sprache die dafür sorgt dass es nicht langweilig wird. Wenn man allerdings gerade nicht so gut drauf ist, sollre man das Buch nicht lesen. Und danach unbedingt wieder nach etwas lustigem greifen !


    Das Buch hat mir gefallen, bekommt aber "nur" :
    4ratten
    weil: am Ende hätte ich mir doch eine bessere Erklärung für alles was geschah gewünscht !


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    Einmal editiert, zuletzt von Alfa_Romea ()

  • Danke für diese Rezension.
    Das Buch liegt auf meinem SUB. Nachdem mich "Middlesex" so begeistert hat, mußte ich mir auch sein Erstlingswerk zulegen.
    Aber dann werde ich es wohl nur lesen wenn es mir ausgesprochen gut geht.

  • Das Buch hat mir noch einiges besser gefallen als "Middlesex", weil es dort im letzten Drittel einige Ungereimtheiten und zu hollywoodeske Züge gab.


    Die "Selbstmordschwestern" dagegen hat mich einfach fasziniert und beschäftigt. Erst mal schon diese außergewöhnliche Erzählperspektive aus der "Wir"-Sichtweise und dann die Story an sich, die Mutter, die einen beengenden Kokon um die Töchter spinnt, der schwache Vater und schließlich die Mädchen, die keinen Ausweg mehr sehen...

    If you don't become the ocean, you'll be seasick every day.

    Leonard Cohen





  • Servus allerseits,
    ich habe das Buch heute auch angefangen - weit bin ich zwar noch nicht damit, aber es beginnt sehr, sehr vielversprechend! :klatschen:
    Mir gefällt die Erzählweise, einerseits distanziert und persönlich unberührt, aber durch das ab und zu auftauchende Wörtchen "wir" dann doch wieder mittendrin. Am Anfang weiß man gar nicht, wen der Erzähler denn mit diesem "wir" meint, das beginnt man erst etwas später zu ahnen. Außerdem scheint mir bei der Beschreibung der Ereignisse eine Andeutung, ein Hauch von Zynismus durchzuschimmern - mal sehen, wie sich das im weiteren Verlauf des Buches noch entwickelt. Und eben die Tatsache, dass die an sich höchst dramatischen Vorfälle so überhaupt nicht reißerisch daherkommen, hat mich von der ersten Seite weg in den Bann gezogen! Sehr rätselhaft, was man bisher erfahren hat ... ich freu mich schon aufs Weiterlesen!


    vlg, Bluebell

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    Einmal editiert, zuletzt von Bluebell ()

  • Hallo ihr alle,
    ein paar wenige Worte möchte ich schon zu diesem für mich sehr einmaligen Buch verlieren.
    Es hat mich nach der Leküre noch sehr lange beschäftigt. Für alle, die es interessiert: Es gibt einen Film von Sofia Coppola mit dem gleichnamigen Titel "The Virgin Suicides" und dem strittigen Soundtrack von der Band Air. Für mich gab es zwischen Film und Buch einige Unterschiede, auch wenn der Streifen mir schon gefällt, finde ich das Buch berührender, einprägsamer und allgemein stärker.
    Gruß
    Lu

  • Den Film habe ich schon gesehen, obwohl er handlungsmäßig wohl etwas von der Vorlage abweicht :schulterzuck:


    Eure Rezis machen jedenfalls Lust, das Buch zu lesen.

  • Hi ihr,
    ich bin nun ungefähr bei der Hälfte angelangt, und diese ruhige, unaufgeregte Erzählweise nimmt mich noch immer gefangen. Überhaupt ist das eine von den Geschichten, die mich auch abseits des Lesens sehr beschäftigen und die ich nicht einfach abschalten kann, wenn ich den Deckel zuklappe. Es ist nicht nur so, dass ich wissen will, wie es weiter geht, sondern ich grüble auch zwischendurch regelrecht über die Figuren nach und fühle mich durch irgendwelche Kleinigkeiten im Alltag ständig an die Handlung oder die Charaktere erinnert. Wirklich ein außergewöhnliches Buch!
    Außerdem bin ich gespannt, was es mit der Symbolik der Schlammfliegen und der Ulmen wohl noch auf sich haben wird. Aber dazu später Näheres.


    Bis bald,
    Bluebell

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  • Hallo zusammen,


    mir hat der Roman nicht so gut gefallen, während mich "Middlesex" sehr beeindruckt hat.
    Die Erzählperspektive finde ich originell, aber problematisch, da durch diese Anonymität des "Wir" die persönliche Reflexion zu kurz kommt.
    Außerdem meine ich, dass der Autor ein bisschen zu tief in die Symbolkiste gegriffen hat.
    Dennoch, die Thematik ist sehr aufwühlend und das Buch lässt einen sicher nicht kalt.
    Es hat aber nicht den großen Zuschnitt von "Middlesex" mit dessen vielfältiger Brechung.


    HG
    finsbury

  • Zitat von "finsbury"

    Es hat aber nicht den großen Zuschnitt von "Middlesex" mit dessen vielfältiger Brechung.


    Kurzes OT: "Middlesex" fand ich toll, bis zu der Szene, als Cal beim Arzt die Akte liest. Dann konnte ich ihre Beweggründe nicht mehr nachvollziehen. Und die Sache mit Father Mike war nur Hollywood :rollen: (für mich jedenfalls).

    If you don't become the ocean, you'll be seasick every day.

    Leonard Cohen





  • So, habe fertig.


    Zitat von "finsbury"

    Die Erzählperspektive finde ich originell, aber problematisch, da durch diese Anonymität des "Wir" die persönliche Reflexion zu kurz kommt.


    Originell auf alle Fälle, problematisch auch - allerdings in meinen Augen eher dadurch, dass ab und zu eben doch Details vorkamen, die die Wir-Erzähler als Nachbarsjungen einfach nicht wissen konnten. Insgesamt hat mir aber die Sache mit der Perspektive so gut gefallen, dass ich über diese Details einfach hinweggesehen habe, und die fehlende persönliche Reflexion hat mich überhaupt nicht gestört. Ist dir das wirklich abgegangen? Für mich war das eben auch eher ein Stilmittel.


    vlg, Bluebell

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  • Hallo Bluebell,

    Zitat von "Bluebell"


    Originell auf alle Fälle, problematisch auch - allerdings in meinen Augen eher dadurch, dass ab und zu eben doch Details vorkamen, die die Wir-Erzähler als Nachbarsjungen einfach nicht wissen konnten. Insgesamt hat mir aber die Sache mit der Perspektive so gut gefallen, dass ich über diese Details einfach hinweggesehen habe, und die fehlende persönliche Reflexion hat mich überhaupt nicht gestört. Ist dir das wirklich abgegangen? Für mich war das eben auch eher ein Stilmittel.


    vlg, Bluebell


    Ja, aber dieses Stilmittel fand ich eben nicht so gelungen, weil die Gründe für den Selbstmord der Lisbon-Mädchen dadurch sehr unbestimmt blieben
    und auch der Eindruck auf die Wir-Erzähler: Welche Konsequenzen hat das Ganze jetzt wirklich für die Nachbarsjungen?


    Zu den Gründen:
    Haben die Eltern, vor allem die Mutter durch ihre Überbehütung versagt?
    Haben die Lisbon-Mädchen selbst Schuld auf sich geladen, da Selbstmord auch Egoismus ist? Hätten die Jungen sie retten können? Sicher nicht!
    Zu den Folgen:
    Warum stören diese Erlebnisse doch anscheinend bei den Jungen den Aufbau von weiteren Beziehungen zum weiblichen Geschlecht?


    Ich weiß selbst, dass gute Literatur nicht monokausal sein sollte, aber bei mir bleibt bei diesem Buch vor allem ein niederdrückender Hauch des Ungefähren zurück.


    Abgesehen davon ist so ein Lektüreeindruck auch sehr subjektiv. Ich mag den langen Atem, den gesellschaftlichen und historischen Kontext. Das ist für mich einer der Gründe, warum ich "Middlesex" so vorziehe.


    @ Valentine: Father Mike ist doch spätere Mann von Cals Tante? Was ist an dem kleinen Männchen denn Hollywood? :rollen:



    HG
    finsbury

  • Servus finsbury,


    ich verstehe gut, was du meinst, und stimme dir soweit auch zu. Es bleiben wirklich etliche Fragen ungeklärt - und auch wenn das Buch von Anfang an darauf ausgelegt war, könnte man kritisieren, dass es sich der Autor in dieser Hinsicht allzu leicht gemacht hat.
    Aber hier kommt eben die Subjektivität ins Spiel - ich persönlich empfinde diesen "Hauch des Ungefähren" in diesem Fall eigentlich gar nicht erdrückend. Ich habe mich zwar auch gefragt, ob der Roman (siehe auch Symbolik) insgesamt vielleicht zu manieriert daherkommt [size=9px](bloß kannte ich da das Wort noch nicht :zwinker: )[/size] - oder eben, ob der Autor angesichts seines eigenen Konstruktes in Erklärungsnot kam und die Geschichte deswegen so diffus enden ließ.
    Aber unterm Strich bleibt von dem Buch einfach ein sehr tiefer Eindruck zurück, und die offenen Fragen stören mich persönlich überhaupt nicht. Sie geben mir Gelegenheit, mir auch jetzt im Nachhinein noch den Kopf darüber zu zerbrechen und die Fäden weiterzuspinnen.


    Schönes Wochenende
    wünscht Bluebell :winken:

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  • Hi bluebell,


    danke für die Antwort.


    Eins auf jeden Fall bleibt. Ich werde weiterhin verfolgen, was Eugenides veröffentlicht und, sofern es ein Roman ist, diesen sicher auch lesen.
    Er gehört für mich zu den interessantesten neuen jüngeren Autoren der USA!


    HG
    finsbury

  • Zitat von "finsbury"

    @ Valentine: Father Mike ist doch spätere Mann von Cals Tante? Was ist an dem kleinen Männchen denn Hollywood? :rollen:


    Ich meine diesen Priester, der

    Zitat von "Spoiler Middlesex"

    gegen Ende eine wilde Verfolgungsjagd abzieht :rollen:


    (Sorry, ich hab die Zusammenhänge nicht mehr so ganz parat, fand die Szene aber ziemlich überzogen.)

    If you don't become the ocean, you'll be seasick every day.

    Leonard Cohen





  • Hallo Valentine,


    ich meine, an dieser Jagd, die auf dem vereisten See endet, nehmen Cals Großvater und der Mann, bei dem die Großeltern nach ihrer Auswanderung wohnen, teil.


    Vielleicht meinst du auch eine andere Szene, aber an eine andere Autojagd erinnere ich mich nicht.


    Im Übrigen hast du durchaus Recht. Eugenides neigt z.Teil zu etwas übertriebener Metaphorik. Das finde ich allerdings in den "Selbstmordschwestern" aufdringlicher.



    HG
    finsbury

  • finsbury: ja, vereister See lässt bei mir was klingeln. Leider hab ich, wie gesagt, die Details schon wieder vergessen. Aber ich weiß noch, dass mir die Szene im Vergleich zum Rest des Romans zu filmreif war.

    If you don't become the ocean, you'll be seasick every day.

    Leonard Cohen





  • Für mich war Die Selbstmord-Schwestern eines der besten Bücher, die ich im letzten Jahr gelesen habe.
    Zuerst hat es mich ein wenig irritiert, dass am Ende noch einige Fragen offen bleiben. Aber nach einiger Zeit kam ich zu dem Schluss, dass man das Buch einfach so auf sich wirken lassen muss.
    Die Sprache, die Symbolik, die Atmosphäre... wunderschön. Allein schon die Tatsache, dass man am Anfang des Buches bereits weiß, wie es enden wird, ist ungewöhnlich ebenso wie die Erzählperspektive.
    Wahrscheinlich kommt es auch darauf an, was genau man sich von der Geschichte erwartet. Mich hat gerade dieses "Nebulöse" einfach gefesselt und auch lange nach der Lektüre noch beschäftigt. Ich kann aber auch verstehen, dass der ein oder andere Leser viellleicht wegen der fehlenden Aufklärung ein wenig enttäuscht ist.


    (Vor ein paar Tagen habe ich zufällig den Film zu dem Buch gesehen und fand die Art und Weise der Umsetzung wirklich gut gelungen. Wäre ein Film, den ich mir auf DVD besorgen würde.)

  • @Sternenstauner
    Ja den Film find ich auch sehr gut.


    Mir hat das Buch schon ganz gut gefallen aber ich finde Middlesex besser. Irgendwie zieht sich die Geschichte manchmal sehr hin. Irgendwie ging es mir auch nicht so gut ich konnte teilweise auch nicht weiterlesen weil es mir zu deprimierend wurde. Es hat irgendwie meine sowiso schon arg Depressive Stimmung noch verschlechtert. Sehr traurige Geschichte mit Figuren die einem so unendlich leid tun. Ich kann es sehr gut nachvollziehn weshalb sich die Mädchen letztendlich umgebracht haben.
    Ich denke ich werd das Buch noch einmal lesen wenn ich mal andrer Stimmung bin.

  • Zitat von "HoldenCaulfield"

    Sehr traurige Geschichte mit Figuren die einem so unendlich leid tun. Ich kann es sehr gut nachvollziehn weshalb sich die Mädchen letztendlich umgebracht haben.


    Ja, irgendwie schon. Deshalb konnte ich persönlich auf eine "richtige", abschließende Erklärung dann auch verzichten. Was ich nur ein wenig schade fand war, dass mir die Schwestern neben Cecelia und Lux ein wenig blass blieben.


    Dass das Buch die Stimmung nicht gerade hebt, stimmt. Mir hat es ja sogar in meiner ursprünglich guten Laune einen ordentlichen Dämpfer verpasst. Wenn's mir ohnehin schon schlecht geht, würde ich es auch nicht unbedingt lesen wollen.


    Middlesex habe ich bisher noch nicht gelesen, hab's mir aber letztens gekauft und werde mich dann wohl bald ranmachen.