T.C. Boyle - América

Es gibt 15 Antworten in diesem Thema, welches 6.436 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von sandhofer.

  • T.C.Boyle-América
    Stelle fest, dass hier keiner T.C. Boyle liest, habe ihn gerade entdeckt.


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    Wertung :
    Ein bedrückendes und doch unterhaltsames Buch. Es ist irre, wie Boyle diese Mischung hinbekommt. (Obwohl es da ja noch andere gibt: Mankell z.B. mit seinen Afrika-Büchern, etc.)
    Handlung:
    Zwei Paare, wie sie unterschiedlicher nicht leben könnten, das eine auf der Sonnenseite des Lebens, das andere im tiefsten Chaos und Elend von Illegalen, leben in räumlicher Nähe in Kalifornien. Ihre Lebenswege kreuzen sich mehrfach in tragikomischer Verstrickung. Tragisch, wenn man die realen Hintergründe dieser Existenzen erlebt, komisch, weil am Ende doch stark überzeichnet wird.
    Bedrückend aber auch die Erosion und Doppelbödigkeit der bürgerlich liberalen Einstellungen, die im Handlungsverlauf in rassistische Hysterie abzugleiten drohen.
    Stil:
    Der Erzählstil ist flüssig, bildhaft und eigen, wenn er z.B. formuliert „der Tag sank in ihre Adern wie ein Elixier“, oder „worauf der Tag um sie herum in Stücke fiel“. Weitere Leseprobe: „...und er war glücklich, so glücklich, wie er noch nie gewesen war, bis zu dem Augenblick, als der Wind das Feuer aus seinem Kohlenbett riss und mit einem Fauchen, das lauter klang als alle Öfen der Hölle, die Glut durch die Baumwipfel tanzen ließ“. Ich finde das meisterlich, wie er da aus dem Glück heraus das Inferno konstruiert.
    Für mich ist Boyle eine erfreuliche Entdeckung. Werde mehr von ihm lesen.
    :elch:
    Gruß KHW

    Einmal editiert, zuletzt von Alfa_Romea ()

  • Hallo KHW,


    na klar lese ich TC Boyle, ich hatte im letzten Jahr eine Phase, wo ich 5 Bücher von ihm am Stück gelesen habe. "Tortilla Curtain" war auch dabei. Ich mochte das Ende übrigens nicht wirklich, das schrammte mir dann doch ein bisschen haarscharf am Kitsch vorbei. Aus meiner Sicht nicht sein stärkstes, aber - abgesehen von der "Road to Wellville" wohl sein bekanntestes Buch.


    Vielleicht habe ich die Tage mal Zeit, ein bisschen ausführlicher zu antworten.


    Herzlich, B.

  • Hallo


    Ich lese ihn ebenfalls. Er gehört zu meinen absoluten Lieblingsautoren!
    Meine Phase ist schon eine Zeit her, aber jetzt fängt gerade wieder eine neue an... :smile:


    Ich habe mir vor kurzem "World's End" gekauft und finde es dis jetz echt gut.


    Ansonsten habe ich folgendes von ihm gelesen:


    -"Grun ist die Hoffnung"; sehr empfehlenswert, erzählt die Geschichte von drei Freunden, die in den Bergen Gras anpflanzen, um das große Geld zumachen...
    -"Ein Freund der Erde"; ebenfalls sehr empfehlenswert (...das gilt eigentlich für alle seine Werke...), die Erde ist in diesem Roman klimatisch vollkommen hinüber und die Hauptperson ist ein Ökoterrorist, der (mit Frau und Kind) diverse Aktionen, wie zum Bsp. mit den Füssen in eine Forststrasse einbetonieren, um die Holzfällerfahrzeuge an der Zufahrt zu behindern...
    -Kurzgeschichtenbände; extremst Empfehlenswert (alle bis auf den Neuesten, den gibst nur auf Englisch, die Kurzgeschichten sind aber auch auf Englisch sehr angenehm zu lesen, da gibt es ein recht billiges Buch, dass drei Kurzgeschichtenbände enthält)
    -"Riven Rock"; der Protagonist hat eine extreme psychisch-sexuelle Störung und wird von den besten Ärzten behandelt...
    -"Der Samurai von Savannah"; wenn dir America gefällt, magst du das bestimmt auch. Es geht nämlich wieder um illegale Immigration...


    So, das wars, ich hoffe du findest noch weiterhin gefallen an Boyle und wir können uns mal ausführlich über seine Romane und Kurzgechichten unterhalten.


    Grüsse,
    Ragle

  • Hallo, vielen Dank für die Reaktionen, es ist schon spannend, wie man so einen Schriftsteller und seine Schreibe entdeckt.
    Hab jetzt den Samurai von Savannah in Arbeit und bin gespannt welche unwahrscheinliche Kapriolen Boyle sich hier ausdenkt.


    Bis dann mal.
    KHW

  • Hallo zusammen,


    wie versprochen noch einmal etwas ausführlicher meine Eindrücke von Boyle. Ich habe gelesen:
    "The Tortilla Curtain" (dt. América). Ich finde die beiden Paare gut gezeichnet, ich finde ohnehin, dass Boyle ein ganz großes Talent beim Beschreiben wirklicher Menschen hat; damit meine ich, dass ich oft die Figuren nicht verstehe, dass sie so handeln, wie ich es nicht erwarten würde, und dass mir auch der Erzähler nicht immer Anhaltspunkte dafür liefert, warum dies oder jenes geschieht. Das finde ich manchmal etwas unbefriedigend, aber oft auch sehr spannend. Bei "Tortilla Curtain" war das für mich noch am wenigsten der Fall, die Figuren sind dann doch relativ typisch herausgearbeitet, die Immigranten halten die USA für das gelobte Land und ihre Gesundheit ist ihnen weniger wichtig als Geld. Gleichzeitig sind sie aber gute Menschen, die im Gegensatz zu den Amerikanern arglos sind, nicht hinter allem das Böse vermuten, obwohl sie viel mehr Grund dazu hätten.
    Gerade das bringt den ganzen Plot aber auch manchmal an den Rand des Klischees; während ich die Eingangssituation mit dem Unfall noch sehr stark finde (ein Unfall, der für das Opfer fast tödliche Konsequenzen hat, dessen Opfer aber auch lange unsichtbar bleibt...), finde ich die Situation am Ende mit der Erkenntnis durch die Photographie dann doch ziemlich unglaubwürdig (nicht weiterlesen, wer über das Ende nichts erfahren will!): Dass hier der Amerikaner seinen Rassismus trotz aller Augenscheinlichkeit nicht in den Griff bekommt, dass er bereit ist, den Einwanderer zu töten, dass er davon nur durch die Wassermassen abgehalten wird, aus denen er dann von dem gerade noch bedrohten und derart geschundenen Immigranten gerettet wird, das fand ich dann doch ein bisschen sehr dick aufgetragen.


    Außerdem habe ich gelesen:
    "World's End" - war mir etwas zu konfus, wenn die Idee mit der Handlung auf den zwei Zeitebenen auch eine gute war. Auch hier ein Ende, über das man ausführlich diskutieren könnte.
    "A Friend of the Earth" - fand ich auch nicht so stark, irgendwie war mir das zu langatmig erzählt. Auch die Figuren blieben mir - gerade für Boyle - zu blass.
    "Riven Rock" - mögen viele nicht, es ist bisher mein Lieblingsboyle. Ich finde die Figur des Stanley McCormick unheimlich sympathisch und ich finde es daher auch sehr nachvollziehbar, dass es doch einige Figuren gibt, die ihr Leben ganz an das seine koppeln, auch wenn sie dadurch alle nicht wirklich glücklich werden. Ein herzzerreißendes Buch über Freundschaft.
    "Drop City" - der kurzweiligste Boyle, den ich bisher gelesen habe, der mir aber an manchen Stellen einen etwas zu konservativen Unterton hat. Aber das sind nur Nuancen, insgesamt sind die Probleme einer "Ideologie" (wenn man das so sagen kann) schon sehr gut dargestellt - allerdings auch ihr Reiz, was ich überzeugend finde: hier wird nicht schwarzweiß gemalt. Mir bleibt aber das Gegenmodell etwas zu ungebrochen (ich meine das Alaska-Ehepaar).


    Herzlich, B.

  • Und noch etwas: Du hattest gefragt, ob Boyles Figuren alle "Loser" seien. Das ist gar nicht leicht zu beantworten. Ist Mosbacher (ich erinnere mich nicht mehr, heißt der so?) ein Loser? Klar, er hat kein erfülltes Leben, aber sind alle, die kein erfülltes Lebne haben Loser? Er hat ja unter einem bestimmten Blickwinkel durchaus Erfolg. So geht es mit den meisten von Boyles Protagonisten. Vollkommenes Glück wirst du bei ihm wahrscheinlich nicht finden. Auch hier trifft zu, was ich gestern schon geschrieben habe: Boyles Figuren sind unheimlich realistisch, sie sind keine Typen und entsprechend sind sie auch nicht einfach erfolgreich oder totale Loser, sondern es gibt eine Mischung aus allem. Und genau so ist es doch: Auch eine eher schlichte Existenz braucht die Momente, in denen sie die kleinen Triumphe feiert, die ein Fortschreiten möglich machen.

  • Ich lese América gerade, ist mein erstes Buch von T.C. Boyle und ich bin eingentlich eher durch zufall darauf gestoßen (habs gewonnen).
    Was mir an dem Buch gefällt ist die Art und Weise, wie Boyle die Probleme der beiden Paare schildert und gegenseitig aufzeigt. Während für die einen fast die Welt unter geht als ihr Hund stirbt, sind die anderen am verhungern aber die Probleme scheinen beide das gleiche Gewicht zu haben.
    Außerdem gefallen mir die Personen, vor allem das amerikanische Paar, die so wirken, wie Menschen die man jeden Tag auf der Straße, beim Einkaufen oder in der Nachbarschaft trifft.


    Gruß G.

  • Hallo, jetzt sind sie aber alle am schwärmen. Schön so, am Samurai von Savannah "arbeite" ich gerade.


    Bartlebooth, wg.Stichwort Loser: klar ist Mossbacher kein Loser in dem Sinne, es kam mir nur die Parallele zwischen Candido, dem Mexikaner und Hiro, dem Japaner, so Typen, die abseits stehen, "du hast keine Chance, deshalb nutze sie", zeichnet er meisterhaft.
    Du hast recht, am Ende von América übertreibt er, seine Fabuliersucht geht mit ihm durch und es wird surrealistisch.
    Aber was ihm trotzdem gelingt und was ich wertvoll finde, ist, man leidet mit, man ist in der Geschichte drin, und das macht doch ein gutes Buch aus.


    Beim Samurai geht es mir gerade schon mal so.


    Mal sehen, wie ich es am Ende sehe.


    Wassermusik habe ich mir auch schon geangelt, offenbar infiziert.


    gruß KHW

  • Juhu :klatschen: , infiziert!


    Wenn du mit dem Samurai und Wassermusik fertig bist bzw. falls du etwas kurzes lesen stürz dich unbedingt sofort auf seine Kurzgeschichten, egal ob Englisch oder Deutsch.


    Ragle

  • Hallo zusammen!


    Aufgrund dieses Threads habe ich mir América schenken lassen. Ich bin jetzt ungefähr in der Mitte und werde hier abbrechen. Zu sehr so, so, la, la. Nicht wirklich schlecht, aber vom Hocker haut es mich nicht.


    Schon als beim Originaltitel (Tortilla Curtain) und dann beim Motto Steinbeck grüssen liess, stellten sich langsam meine Nackenhaare hoch; als später dann auch noch Faulkner und Hemingway winkten, hatte ich definitiv genug. Seit ungefähr 100 Seiten habe ich das Gefühl, dass sich Boyles Figuren nur noch sinnlos im Kreis drehen. "Sinnlos" deswegen, weil uns der Autor nicht zu vermitteln vermag, weshalb nun dieses oder jenes (aber praktisch immer dasselbe) noch dieser oder jener Figur zustösst. Das Ende, das ich sowieso immer sehr früh zu mir nehme, macht ebensowenig Sinn.


    Ein Professorenbuch. Der Mann weiss, wie Literatur konstruiert wird, und nach diesem Plan konstruiert er nun. Leider ist der Plan mindestens 50 Jahre alt und war eigentlich für Short Stories gedacht, auch hat der Autor vergessen, die Löcher, die sein Zirkel beim Konstruieren hinterlassen hat, zu verdecken.


    Grüsse


    Sandhofer

    Wo nehme ich nur all die Zeit her, so viel nicht zu lesen. (Karl Kraus)

  • Im Zuge des SUB-Listen-Wettbewerbs habe ich Boyle's "América" auch gelesen:


    Klappentext:
    Der Zusammenstoß des Mexikaners Cándido mit Delaney Mossbachers wachsgepflegtem Auto ist ein wortwörtlicher: Cándido, auf dem Weg zur Arbeit, rennt Delaney direkt vor die Haube und wird schwer verletzt. Da die Schuldfrage sich nicht klären lässt und Cándido offenbar kein Englisch kann, drückt Delaney ihm eine 20-Dollar-Note in die Hand ... Zwei Welten, die sich fremder nicht sein können: hier América und Cándido, illegale Einwanderer aus Mexiko, dort das Ehepaar Mossbacher - liberale, umwelt- und ernährungsbewusste Anglo-Amerikaner in Los Angeles.


    Meine Meinung
    T.C. Boyles Roman beginnt sehr rasant: Ohne Umwege finden wir uns am Schauplatz des Autounfalls wieder, dem ersten Zusammentreffen dieser zwei gegensätzlichen Welten. Von hier an werden abwechselnd die Verhältnisse und Entwicklungen der beiden Protagonisten-Paare geschildert.
    Wir erleben, wie die Versuche der beiden Einwanderer, irgendwie an Geld zu kommen, durch immer neue Katastrophen zunichte gemacht werden. Und wie Delaney, der sein Hab und Gut und seine Wandereungen durch die Wildnis immer mehr durch "Mexikaner!" bedroht sieht, sich im Laufe der Zeit vom liberalen Demokraten zu einem paranoiden Rassisten entwickelt.


    Durch die Achterbahnfahrt durch die beiden Lebenswelten gelingt es Boyle zum einen, den Leser immer wieder brutal von einer Welt in die andere zu stoßen, zum anderen werden die einzelnen Begegnungen direkt aus beiden Perspektiven beleuchtet.


    Nach den ersten Kapiteln war ich noch gefesselt und schockiert von der Heuchelei auf der einen und der Trostlosikeit auf der anderen Seite. In der Mitte jedoch kann Boyle das anfangs vorgelegte Tempo nicht mehr halten, die Handlung tritt auf der Stelle. Und am Ende geht eindeutig die Phantasie mit ihm durch. Auch das offene Ende, das viele Fragen unbeantwortet lässt, hat mir nicht so gut gefallen.


    Trotzdem halte ich "América" für ein empfehlenswertes, weil flüssig lesbares Buch, dass einige Denkanstöße bereithält.


    Daher gebe ich


    3ratten und :marypipeshalbeprivatmaus:

    LG, Bella

  • Zu diesem Buch gibt es wirklich viele verschieden Meinungen. Die einen finden, dass es nur so mit Vorurteilen vollgestopft ist, die anderen finden die Erzählform klasse etc. etc,
    Ich persönlich mag die Erzählform und auch die gesamte Story, die T.C. Boyle uns in "America" erzählt. Ich denke nicht, dass T.C. Boyle jetzt mit Vorurteilen umherwirft, wei er gerade Langeweile hat oder wei er wirklich so denkt. Vielmehr glaube ich, dass er sich damit einen Transfer leisten will, den ich noch herausfinden möchte. Teilweise mag das Buch zwar stocken und nicht wirklich vorankommen, aber es vermag mir einige Denkanstösse geben, was ich immer sehr gerne habe. Auch, dass einige Stellen etwas verwirrend wirken, stört mich nicht, weil ich etwas daraus interpretiert habe.

  • Im Rahmen meiner Lesereise hatte ich mir vorgenommen, mich einmal mehr an einen US-amerikanischen Erzähler zu wagen. John Irving, Paul Auster, Hemingway, Miller und Roth hatten bis jetzt nicht geschafft, mich zu begeistern - sobald irgendwo ein Pickup vorbeifährt oder eine Fliegengittertür sanft zufällt, stellt sich bei mir auch schon etwas quer. Aber man möchte ja nicht in Vorurteilen versinken, nicht wahr. Also: ein anderer Autor musste her und mir wurde Boyle mehrfach empfohlen.


    "América" habe ich dann auf dem Flohmarkt entdeckt, also war dies mein erstes Buch von dem Autor. Die Geschichte von dem mexikanischen Einwandererpaar und dem weißen Öko-Elite-Pärchen, die, obwohl am selben Ort, in völlig verschiedenen Welten leben, liest sich flüssig, und so war ich nach wenigen Tagen durch.


    Allerdings hinterließ das Buch einen schalen Geschmack und mehr als einmal war ich versucht, es in die Ecke zu pfeffern. Das hat mehrere Gründe. Zum einen, weil T.C. Boyle schreiben kann und die völlig unerträglich bornierten Leute so deutlich schildert, dass ich an meiner Impulskontrolle ob so viel im Roman vorkommenden Ignoranz zweifeln musste. Zum anderen allerdings, weil Boyle in meinen Augen einige Fehler in diesem Roman macht: so sehr scheint ihm selbst die weiße Elite auf den Hügeln L.A.s verhasst, so sehr scheint er die Ungerechtigkeit seines Landes zu empfinden, dass er auf unerträgliche Art in zynischen Stereotypismus verfällt. Und das nervt beim lesen. Es nervt, dass in jeder Beschreibung erwähnt wird, die Frau von Delany fettfreies Dressing auf den Salat tut, es nervt, dass die Dekadenz der Beiden lustvoll nervenzerrend jedes mal wieder aufs Neue beschrieben wird und es nervt, dass die anderen gar so arm sind und gar so unglaublich viel Pech haben. Permanent wird der Reichtum der Armut gegenübergestellt - und bei allen Beschreibungen bleiben die Figuren doch merkwürdig platt, zu klar wird beim Lesen, wo die Symphatien des Autors liegen und zu ohnmächtig ist man als Leserin ob der geschilderten Zustände, die sicherlich unterm Strich auf einige Menschen und Regionen im Süden der USA zutreffen.


    Hat der Autor nun alles richtig oder alles falsch gemacht? Oder war es nur das falsche Buch zur falschen Zeit für die falsche Leserin? Mag ich einfach die US-amerikanische Mittel- und Oberschicht, wie sie klischeehaft beschrieben wird, so gar nicht, kann deshalb absolut kein Buch, das dort spielt, bei mir punkten?
    Es ist nämlich nicht schlecht, das wirklich nicht!


    Wahrscheinlichtrifft irgendetwas in der Mitte zu, deshalb vergebe ich seltsam unbefriedigte
    2ratten

    :schmetterling: <br /><br />Wer zu lange in sich geht, kommt auf der anderen Seite wieder heraus.

    Einmal editiert, zuletzt von melu ()

  • Ich habe das Buch seit kurzem auch auf meinem SUB. Im Zuge der Aktion eine Stadt ein Buch wird in Wien jeweils ein Buch eines Autors mit einer Auflage von 100.000 Stück an drei Tagen kostenlos verteilt. Heuer war es eben America von Boyle.


    In das erste Kapitel habe ich schon mal reingschnuppert und der Stil gefällt mir sehr gut. Nun bin ich schon gespannt wann ich endgültig zum Lesen komme und wie es mir dann tatsächlich gefällt.


    Katrin

  • Delaney ist wohlhabend, liberal, etwas „öko“, liebt gutes Essen und hält sich für einen von den Guten. Es stört ihn nicht, dass seine Frau als Immobilienmaklerin das Geld nach Hause bringt, während er nur ein paar Dollar als freiberuflicher Autor verdient, dafür wandert er zu gerne durch die Natur der kalifornischen Halbwüste.


    Cándido war schon mehrfach als illegaler Arbeiter in den USA, diesmal hat er die deutlich jüngere América dabei. Seine Pechsträhne beginnt, als er Delaney vors Auto läuft und dabei ziemlich schwer verletzt wird. Die 20 Dollar „Schmerzensgeld“ nutzen ihm nicht viel, die nächsten Wochen ist er arbeitsunfähig und so entstellt, dass ihn sowieso niemand einstellen möchte, América muss nun Geld verdienen.


    Boyle beobachtet das Schicksal beider Paare und ihrer Umgebung über die nächsten Monate, es gibt zufällige Begegnungen bzw. gemeinsame „Kontaktpersonen“, Cándido und América werden immer verzweifelter, während Delaneys liberale Schale langsam bröckelt und zu seinem eigenen Erschrecken darunter jede Menge Vorurteile zum Vorschein kommen. Der Autor hält seiner Leserschaft mit Delaney einen Spiegel vor und man ist sich sicher, dass man selber nicht so schnell zu einem Rassisten mutiert wäre, aber hätte Delaney das nicht am Anfang des Buches auch von sich behauptet? Die Entwicklung ist an sich ganz gut zu lesen, aber nachdem die Richtung einmal eingeschlagen ist, dann doch recht vorhersehbar. Der Autor nutzt reichlich Klischees, die Gegensätze zwischen der Armut auf der einen und der Dekadenz auf der anderen Seite werden massiv ausgeschlachtet. Das Ende ist trübe, es ist ein düstererer, bitterer Roman ohne Lösungsvorschlag für die schwelenden Konflikte.


    Letztlich ist „América“ aber zu plakativ, um mir wirklich gut zu gefallen.


    3ratten + :marypipeshalbeprivatmaus:

  • Nun bin ich schon gespannt wann ich endgültig zum Lesen komme und wie es mir dann tatsächlich gefällt.


    Das war jetzt vor etwas mehr als 4 Jahren. Und?

    Wo nehme ich nur all die Zeit her, so viel nicht zu lesen. (Karl Kraus)