Inhalt:
Im lebensfrohen Wien des späten 19. Jahrhunderts erforschte Dr. Sigmund Freud die „Nachtseiten des Menschen“. Schon als junger Arzt traf er in den Kliniken auf Patienten, die die Schulmedizin nicht heilen konnte. Wie seine Kollegen musste er sich darauf beschränken, sichtbare Symptome zu behandeln. In der Stille seiner Praxis aber ging er den Einzelschicksalen seiner Patienten nach, suchte nach außergewöhnlichen Ereignissen in ihrem Leben, fragte nach Zu- und Abneigungen und nach Träumen. Immer wieder stellte er Selbstanalysen an und verglich sein Verhalten mit dem seiner Kranken. So drang er langsam in das Labyrinth der menschlichen Seele ein. Eine neue Wissenschaft vom Menschen war geboren: die Psychoanalyse. Dass er scheinbar schamlose Fragen nach den S.e.x.uellen Erlebnissen seiner Patienten stellte, führte in einer Zeit, in der S.e.x.ualität ein Tabu war, zum Skandal.
Meine Meinung:
Noch nie habe ich so lange an einem Roman gelesen – fast eineinhalb Jahre habe ich für den Schmöker von Irving Stone gebraucht, immer wieder unterbrochen von mehrwöchigen Lesepausen oder anderen Büchern. „Der Seele dunkle Pfade“ hat mich unheimlich beschäftigt, ich wollte ganz in der Handlung versinken und musste dem Gelesenen doch immer wieder Zeit geben, um sich in meinem Gehirn festzusetzen.
Das Buch kommt mit einer Unmenge von Informationen daher – und lässt dabei das Wien der Jahrhundertwende farbenprächtig wiederauferstehen. Wenn der Ausdruck „dichte Atmosphäre“ jemals angebracht ist, dann hier. In einem gemütlichen, unaufgeregten Erzählstil und schöner, schlichter Sprache wird dem Leser alles serviert, was ihn über Sigmund Freud interessieren könnte – sowohl über den Arzt als auch über den Privatmenschen, über seine Lebensumstände und seine charakterlichen Besonderheiten, über die Glanzmomente und die schwarzen Augenblicke in seinem Leben.
Die Handlung beginnt 1882 mit der Verlobung des jungen Sigmund und endet mit der Flucht des mittlerweile über 80jährigen vor den Nazis im Jahre 1938. In den dazwischen liegenden fünf Jahrzehnten (beziehungsweise 1230 Seiten) hat der Leser Gelegenheit, nicht nur die Geburt einer revolutionären Idee mitzuverfolgen, sondern auch als stiller Beobachter am ereignisreichen Leben dieses Mannes teilzuhaben - und man schlägt die letzte Seite zu mit dem Gefühl, nicht nur das Lebenswerk sondern auch den Menschen Sigmund Freud tatsächlich kennengelernt zu haben.
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