J. M. Coetzee - Schande

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  • Meine Meinung


    Den Professor fand ich furchtbar unsympathisch, die Tochter ist mir auch nicht ans Herz gewachsen ... und ich fand den Schreibstil sehr nüchtern und trocken.


    Dem stimme ich zu. Trotzdem hat mir das Buch gut gefallen. Obwohl "gefallen" nicht das passende Wort ist, aber ich finde kein besseres. Lucy und ihr Vater verhalten sich beide sehr passiv. Zumindest bei David weiß man aber, dass er sich viele Gedanken macht und Situationen aus den verschiedensten Blickwinkeln betrachtet. Das führt dazu, dass er oft mit seinem Schicksal hadert, aber nichts unternimmt um es zu ändern. Bei Lucy bin ich mir nicht sicher. Sicherlich macht sie sich auch Gedanken. Aber ich habe den Eindruck, als ob sie aufhört, nachzudenken sobald sie eine Lösung gefunden hat. Dort, wo David zu viel nachdenkt, denkt sie vielleicht zu wenig nach.


    Die Kluft zwischen Schwarz und Weiß ist sicherlich immer noch da. Die Ansichten sind zu unterschiedlich und es wird noch einige Zeit dauern, bis man sich angenähert hat. Das hat Lucy im Gegensatz zu David erkannt. Er kann sich nicht mit den Gegebenheiten anfreunden und verlässt seine Tochter wieder. Ich empfinde das nicht als Flucht, sondern als Eingeständnis dass dieses Leben nicht das Richtige für ihn ist.


    Mich hat Schande nachdenklich gemacht. Das Buch wirkt immer noch nach, auch wenn ich es schon vor einiger Zeit beendet habe.
    4ratten

    Into the water I go to lose my mind and find my soul.

  • Ich habe dieses Buch vor einiger Zeit begonnen und wieder abgebrochen und zwar relativ früh, am Anfang. Ich weiß nicht warum es mir damals so schwer fiel dieses Buch zu lesen, zumal ich mich für Südafrika sehr interessiere. Vielleicht braucht es eine zweite Chance.

  • Vielleicht braucht es eine zweite Chance.


    Die hat Schande auf jeden Fall verdient. Aber ich kann auch verstehen, wenn man das Buch abbricht. Gerade den Anfang fand ich auch schwer zu lesen.

    Into the water I go to lose my mind and find my soul.

  • Ich habe das Buch gestern beendet und muss mir Mühe geben, das Verhalten von Lucy nicht zu bewerten.


    Ich war ja längere Zeit in Südafrika und die Geschichte scheint mir tatsächlich sehr realitätsnah.
    Das Verhältnis zwischen Schwarzen und Weißen ist noch immer sehr gespalten, auch Jahre nach der Apartheid.

    Während des Lesens konnte ich nicht verstehen, wie sich eine junge Frau aus der heutigen Zeit so klaglos ihrem Schicksal ergeben kann.Neben vielen Möglichkeiten ergreift sie die von mir unverständlichste

    Und das alles so kampflos, trostlos......- ich frage mich die ganze Zeit, was sie eigentlich dort an ihrem Leben wirklich noch schön, lebens- und liebenswert findet.

    Man lernt, sich mit Urteilen zurückzuhalten und gegebenenfalls auch einmal etwas einfach hinzunehmen, das man beim besten Willen nicht versteht. Darin liegt wohl das Wesen wahrer Toleranz.

    Deine Sicht/ Erklärung gefällt mir.Im Bezug zum Roman fällt es mir aktuell noch schwer, ihren Entschluss zu verstehen.



    Gerade als Aussteigerin hatte sie meiner Meinung nach für das Leben, das sie so führen wollte, keine andere Wahl. Hätte sie sich anders entschieden, wäre das Leben so wohl nicht möglich gewesen und sie hätte wie ihr Vater "fliehen" müssen.

    Vielleicht habe ich es überlesen oder nicht wahrgenommen, aber ist sie dort wirklich so richtig glücklich?



    Ich glaube, das Buch muss bei mir erst einmal etwas "sacken"......

    Manche Leute glauben, Durchhalten macht uns stark.Doch manchmal stärkt uns gerade das Loslassen.Hermann Hesse