Eric Maron - Die Fürstin

Es gibt 75 Antworten in diesem Thema, welches 22.462 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Claudi.

  • Huhu Kiala,


    das muss nichts mit der Region zu tun haben - vielleicht weise ich auch gravierende Bildungslücken auf :breitgrins:
    Zumindest die Langen Kerls waren mir bisher kein Begriff (dass Preußen sehr militärisch war, war mir bekannt - aber dass sogar die Diener militärische Uniform trugen mussten nicht).


    Liebe Grüße
    nimue

    Rechtsextremismus ist wieder salonfähig gemacht worden, durch CDU/CSU und FDP.

  • Huhu,


    ich habe fertig! :klatschen:


    Meine Meinung ist nach wie vor: Ein tolles Buch! Ich fand es sogar genauso gut wie "Die Wanderhure" von Iny Lorentz - Du kennst das Autorenteam, Eric? :elch:


    Den Schluss fand ich perfekt und Du hast es geschafft, mir eine Zeit näher zu bringen, zu der ich bisher gar keinen Zugang hatte. Toll! Die Rezi folgt am Wochenende. Danke für dieses tolle Buch :knuddel:


    Liebe Grüße
    nimue

    Rechtsextremismus ist wieder salonfähig gemacht worden, durch CDU/CSU und FDP.

  • Zitat von "nimue"

    Huhu Kiala,
    das muss nichts mit der Region zu tun haben - vielleicht weise ich auch gravierende Bildungslücken auf :breitgrins:

    Das glaube ich nicht. Regionsbedingt hatten wir diese Periode Preußens zweimal ausführlichst im Geschichtsunterricht. Ich frage mich nur, was wir stattdessen nicht durchgenommen haben.

  • Hallo Nimue und Kiala,


    bevor die Pflicht mich wieder in den Münchner Winter hinaus ruft, will ich mich doch wieder melden.


    Nimues Fragen:


    1. Die langen Kerls:
    Diese waren das Steckenpferd des selbst nicht gerade hochgewachsenen Friedrich Wilhelm von Preußen. Sie bildeten die ersten beiden Bataillone des ersten Garderegiments zu Fuß. Die Rekruten mussten mindestens 1,85 m groß sein (für das 2. Bataillon) und noch größer für das erste. Heute wäre das kein Riesenproblem, nur damals waren die Leute kleiner. Um seine langen Kerls aufstellen zu können, ließ Freidrich Wilhelm in ganz Europa nach geeigneten Männern suchen und diese gegenebfalls auch entführen. Viele besonders lange Männer erhielt er von anderen Potentaten als Geschenk, denn Geschenke erhalten ja die Freundschaft. Vor allem Peter der Grosse schickte etliche baumlange Russen nach Berlin, teilweise sogar mit geeigneten Ehefrauen.
    Die langen Kerls kamen meies Wissens als solche nie zum Kriegseinsatz, denn sie waren dem König als Sammelstücke teuer.
    Friedrich der Große ließ übrigens die entsprechenden Bataillone bei seinem Regierungsantritt sofort auflösen und steckte die Männer in normale Kampfbataillone.


    2. Religion
    Zu Charlottes Zeiten war man im allgemeinen schon ein wenig humaner und begnügte sich mit Landesverweisungen (Erzbischof von Salzburg), Deportationen an die Türkengrenze (Marie Theresia) usw.. Ludwig XIV. von Frankreich versuchte seine Hugenotten mit Gewalt zu katholisieren. Ein nicht gerade geringer Teil davon schlich sich aus dem Land, was allerdings streng verboten war, etliche wurden wegen ihrer Renitenz auch hingerichtet.
    Noch eine oder zwei Generationen vorher und teilweise auch bis in Charlottes Zeit hinein wurden Ketzer (auch von Protestanten) aber durchaus verbrannt.
    Ulrich von Mittstadt wählte diese Methode, um den Rest der Leute einzuschüchtern.


    3. Friedrich Wilhelms Charakter:
    Der Herr war ein Choleriker sonder Gnaden. Heute macht man eine Stoffwechselstörung, an der er wohl litt, für seine Wutausbrüche, verantwortlich.
    Er hat Friedrich teilweise abscheulich behandelt und hätte ihn wohl nach dessen dilettantischem Fluchtversuch auch hinrichten lassen, wenn nicht vor allem der Habsburger Karl VI. sich für den Jungen verwendet hätte. Das war allerdings ein strategischer Fehler, denn Friedrichs jüngerer Bruder wäre wohl nie auf den Gedanken gekommen, in Schlesien einzufallen.


    4. Liebesheiraten:
    Maria Theresias Ehe mit Franz Stephan von Lothringen war eine der seltenen Liebesheiraten jener Zeit. Er war äußerst charmant, elegant, und vor allem bar jeden Ehrgeizes. Bei ihm konnte die sehr energische junge Dame sicher sein, dass er ihr die Hosen am Tag der Heirat ausliefern und nie mehr zurückverlangen würde. Als Feldherr ein völliger Versager, als Ehemann aber gut, wie die nicht unbescheidene Kinderzahl der beiden aussagt, war wer vor allem ein ausgezeichneter Geschäftsmann und legte den Grundstein zu einem Vermögen, das damals seinesgleichen suchte. Seien Kritiker in Österreich nahmen ihm allerdings übel, dass eine seiner Firmen Friedrichs Armee im siebenjährigen Krieg mit Pferdefutter und Lebensmitteln belieferte. Aber wie heißt es so schön, Geld stinkt nicht.
    Prinz Eugen hat diese Ehe übrigens mit aller Kraft zu verhindern versucht und nach dem Scheitern des preußischen Projekts die Erbprinzen von Bayern und Sachsen ins Spiel gebracht, der eine fünf, der andere zehn Jahre jünger als das Reserl. Ihre Länder hätten den Habsburger Besitz jedoch schön abgerundet.
    Sie entschied sich aber für ihren Franz Stephan und die dazu gehörigen Folgen.


    6: Saalstein-Tresskau:
    Als Vorbild habe ich eines der immerhin zehn thüringischen Grafschaften und Fürstentümer genommen. Bekehrungen dieser Art und Eroberungen findet man übrigens in der Deutschen und Europäischen Geschichte zu allen Zeiten und Orten. Wie sagt schon Madame M. Die Historie ist das beste Umfeld, das man sich als Autor wünschen kann.


    7. Deine Fragen nerven gewiss nicht. Sie werden immer wieder gestellt und da ist es ganz gut, mit den Antworten in Übung zu bleiben.


    Übrigens stellt ein Nichtwissen übner Lange Kerls keine Bildungslücke dar. Das meiste, was ich für meine Romane brauche, habe ich auch nciht in der Schule gelernt.


    Es freut mich, dass dir der Roman gefallen hat. Mir ist er sehr am Herzen gelegen und wollte ihn unbedingt schreiben, obwohl man von Verlagsseite alles andere als begeistert war. Doch wie es aussieht, hat es sich gelohnt.


    Damit herzliche Grüße


    Eric :sonne:

    Knaur 2005: Die Fürstin<br />Knaur 2006: Die Rebellinnen von Mallorca

  • Hallo Eric,


    vielen Dank für die ganzen Infos! :klatschen:


    Sag mal... machen wir auch eine Leserunde zu "Die Rebellinnen von Mallorca"? Vielleicht wenn das Buch bei Knaur (?) erscheint?


    Ich habe das Buch übrigens gerade rezensiert: Klick


    Vielen Dank nochmals für die tolle Leserundenbegleitung - ich bin wohl die Letzte, oder? Liest noch jemand? *grübel*


    Liebe Grüße
    nimue

    Rechtsextremismus ist wieder salonfähig gemacht worden, durch CDU/CSU und FDP.

  • Hallo zusammen, hallo Eric,


    schon eine ganze Weile bin ich mit dem Buch durch (weil's so spannend war), aber ich möchte mich auch zum Schluss noch einmal für
    deine hilfreiche und ausführliche Lesebegleitung bedanken, Eric. " Die Rebellinnen von Mallorca" werde ich auch gerne mitlesen, falls ich solange damit warten kann und hoffe, dass du dich gegenüber den Verlagen durchsetzt und uns weiterhin auch mit Romanen aus dem 18. Jahrhundert beglückst.


    HG
    finsbury

  • Ich stecke noch mitten im Buch.


    Zitat von "nimue"

    den Zeitsprung fand ich anfangs auch kurz gewöhnungsbedürftig, aber das hat sich nach ein paar Seiten gegeben. Ich denke, Horusina geht das ähnlich?


    Ja, danke. Ich habe mich wieder reingefunden. Jetzt gefällt mir das Buch auch wieder richtig gut! Wenn ich nur mehr Zeit hätte, dann wäre ich schon fertig, aber so kann ich es wenigstens noch ein Weilchen genießen!


    Ich habe auch noch eine kleine Frage (hoffe, Eric schaut nochmal vorbei :confused: ); Was sind diese ständig auftretenden Dreispitze?


    Und außerdem; (hoffe diese Frage wurde noch nicht gestellt! *umguck*) wie lange hast du für das Buch recherchiert?


    Okay, jetzt geh ich noch ein bischen lesen. Euch allen einen schönen 1.Advent! :nikolaus:

  • Heute bin ich endlich dazu gekommen, weiterzulesen. HAbe es letzte Woche kaum ins Forum geschafft, weil ich für die Uni eine ARbeit fertigschreiben musste. NOch weniger Zeit hatte ich leider für die Fürstin. Heute morgen bin ich einfach bis Mittag im Bett geblieben und habe endlich weitergelesen. Was für ein schönes Buch! Bin zwar noch nicht fertig, was ich aber nicht schlimm finde, so habe ich noch etwas davon :smile:


    Dreispitze? Das sind doch diese reieckigen Hüte, wie auch Napoleon auf den bekannten Bildern immer einen anhat, oder?


    Charlotte habe ich mittlerweile sehr in mein Herz geschlossen. Allerdings frage ich mich, ob Frauen, die die Hauptperson in historischen Romanen sind, immer rebellisch sein müssen? MIr schwirrt da diese Szene im Kopf herum, wo gesagt wird, dass Charlotte nicht die Muße für stundenlange Stickarbeit hat. Gibt es solche Hauptiguren, die sich gerne in ihre häuslichen Eigenheiten fügen? Oder sind die einfach zu langweilig?


    Neben Tailleur mag ich auch Frl. von Ohrdruf als Antihelden. Diese Namen... ich lach mich kaputt!!


    Schönen Restadvent,
    Claudi

  • Hallo Nimue, Finsbury, Horusina und Claudi,


    Noch etwas geschlaucht von einem Ausflug, bei dem Madame M. und ich mal ein paar Kollegen bei einer Lesung erleben wollten, sind wir nun wieder zuhause und ich kann mich wieder melden.


    Nimue, herzlichen Dank für die schöne Rezension! Ich kann nur hoffen, dass die die Rebellinnen von Mallorca ebenfalls zusagen. Dieser Roman spielt nämlich im Mittelalter und zwar parallel zum Beginn das Hundertjährigen Krieges, der hier aber nur erwähnt wird. Immerhin geht es hier nicht um Frankreich, sondern um die im Titel genannte Insel im Mittelmeer.


    Bei einer Leserunde bin ich gerne dabei. Allerdings wird es ein wenig dauern, bis der Roman bei Knaur erscheint. Aber ich bin ja bis dorthin nicht aus der Welt (hoffe ich wenigstens).


    Finsburry, wenn sich die Gelegenheit ergibt, schreibe ich gerne wieder über diese Zeit. Die Rebellinnen spielen allerdings zwischen 1343 und 1350. Falls das Projekt, über das ich mich bald mit meiner Agentin unterhalte, etwas wird, kann es noch ein paar Jährchen früher werden. Ich habe allerdings noch einige hübsche Ideen für die Charlottezeit.


    Horusina, genau kann ich nicht sagen, wie lange ich für die Fürstin recherchiert habe. Ich hatte mich schon drei Jahre vorher mit dieser Zeit befasst, habe das entsprechende Projekt allerdings in den Sand gesetzt. Ich konnte daher relativ leicht wieder aufsetzen, als die Idee mit Charlotte Gestalt anzunehmen begann. Ich habe hier etwa zwei Monate vor Beginn wieder die entsprechenden Sachbücher zur Hand genommen und mir neue besorgt. Hier waren vor allem Biographien gefragt, aber auch hofisches Leben udglm.. Mit dem Recherchieren aufgehört habe ich allerdings erst, als das fertige Manuskript zum Verlag ging.


    Dreispitze sind wie von Claudi erwähnt Hüte, nur hatte Napoloen einen Zweispitz auf. Ein Dreispitz hatte vorne eine und hinten an den Ecken zwei Spitzen, sah also von oben wie ein Dreieck aus. Es gibt hier noch ein altes Lied, das darauf Bezug nimmt: "Mein Hut, der hat drei Ecken, drei Ecken hat mein Hut."


    Dreispitze gehören übrigens in einigen Gegenden Deutschlands heute noch zur Volkstracht.


    Claudi, ich werde sicher auch einmal über eine Frau schreiben, die Gefallen an Näharbeiten usw. findet. Nur ist es so, dass man als Autor bei weiblichen Hauptpersonen eher aus dem Rahmen fallende Typen kreieren muss, damit sie für die breite Leserschaft interessant werden. Übrigens entspricht Miranda, eine der beiden Heldinnen aus den Rebellinnen von Mallorca eher dem sanfterem Typ, während ihre Schwester Soledad die eigentliche Rebellin ist.


    Frl. von Ohrdruf ist eine durchaus interessante Person. Der Name ist übrigens keine Eigenerfindung. Es gibt in Sachsen einen Ort, der so heißt und für die gesagte Dame Pate stand.


    Viele Grüße


    Eric :sonne:

    Knaur 2005: Die Fürstin<br />Knaur 2006: Die Rebellinnen von Mallorca

  • :winken: Claudi,
    schön das du auch noch liest!


    Vielen Dank, bezüglich des Dreispitzes! Ja, die Namensgebung Frl. Ohrdrufs fand ich auch sehr amüsant! :lachen:


    Ich bin jetzt auf Seite 350 und ich find es weiterhin sehr spannend!


    Zitat von "Spoiler Dritter Teil"

    Also Fürst Ulrich ist auch echt ein Fiesling! :grmpf: Dauernt fällt ihm etwas neues ein, um Charlotte schlecht zu machen. Jetzt wird er auch noch katholisch!? *augenrausfall* Ging das früher einfach so? Haben die einfach gesagt; "hach jetzt will ich mal mehr Land, wechsle ich mal einfach so von heute auf morgen meinen Glauben..."?
    Die Heiratsgeschichte find ich aber auch sehr interessant! Ich versteh zwar noch nicht so ganz welches Land mit welchem kann und nicht kann... aber das jetzt Spanien und Österreich gemeinsame Sache machen :entsetzt:


    Ich möchte mal anmerken, dass mir Maria Theresia überhaupt nicht wie eine 9jährige rüberkommt! Bei ihrem Wortschatz, ihren Verhaltensweisen und Benehmen hätt ich sie min. auf 12 oder 13 geschätzt, aber nicht jünger!


    Liebe Grüße,
    Horusina

  • Zitat von "Horusina"

    :


    Leider habe ich von der Zeit, in der das Buch spielt, auch nur eine vage Ahnung. Aber durchs Lesen taucht einiges aus dunkler Erinnerung wieder auf und ich habe Lust bekommen, mich da mal wieder näher zu informieren.


    Super finde ich übrigens, dass Charlotte nicht so eine verständnisvolle, milde gütige Frau ist. Sie ist sich ihrer Stellung durchaus bewusst und hat nicht ständig Mitleid und Verständnis für die armen Untergebenen. Nach heutigen Maßstäben ist es sicherlich nicht richtig, wie manche Herrscher sich verhalten haben. Aber es war nun einmal so. Und die gütige Märchen-Sissi, die freundlich und nachsichtig mit jedem ist, hat es wohl kaum einmal gegeben. (DAvon abgesehen bin ich trotzdem ein RIESEN-Sissi-Fan!!!).


    Charlotte ist auch, auf Seite 335, immer noch unfreundlich zu Max. Aber dm Braten traue ich nicht. OB sich zwischen den beiden nochmal was tut???


    LG
    Claudi

  • Zitat von "Claudi"

    MIr schwirrt da diese Szene im Kopf herum, wo gesagt wird, dass Charlotte nicht die Muße für stundenlange Stickarbeit hat. Gibt es solche Hauptiguren, die sich gerne in ihre häuslichen Eigenheiten fügen? Oder sind die einfach zu langweilig?

    Ein Roman fällt mir dabei ein. Seide und Stein von Dinah Dean.
    Die Protagonistin ist Stickerin und hat auch sonst nichts gegen ein Leben als Haufrau und Mutter, sie möchte nur auf keinen Fall in ein Kloster.
    Mir hat dieser Roman gut gefallen, aber von Etlichen habe ich negative Kritiken gehört, denen das zu langweilig war. Und es stimmt schon, so spannende Dinge, wie z.B. die Flucht vor den Invasoren in "Die Fürstin" stoßen der Heldin nicht zu.

  • Hallo Horusina, Claudi und Kiala,


    Durch den Herrscher angeordnete Glaubenswechsel kamen immer wieder vor. So wurde z.B. die Markgrafschaft Baden während der Vormundschaft des Erben durch den bayerischen Kurfürsten mit eiserner Hand rekatholisiert. Herzog Maximilian von Bayern besetzte kurz vor dem dreißigjährigen Krieg widerrechtlich die protestantische freie Reichsstadt Schwabenwerth (das heutige Donauwörth) und gliederte es zwangskatholisiert seinem Herrschaftsbereich ein.


    Das Herzogtum Bayern musste sich übrigens auch mit einer protestantischen Enklave im heutigen Oberbayern herumschlagen. Als der letzte Reichsgraf von Haag merkte, dass ihm wohl der erhoffte Leibeserbe versagt bleiben und sein Ländchen an Bayern fallen würde, führte er noch rasch den Protestantismus ein, um den Herzog von Bayern zu ärgern, der nach dem Erbfall das Gebiet wieder religiös umfärben musste.


    In Gegenden, in denen die Landesstände eine größere Mitsprache besaßen, nahm zwar das Herrscherhaus den neuen Glauben an, während das Volk beim alten blieb, so geschehen in Preußen, wo die Hohenzollern calvinistisch wurden, um ihre Erbaussichten auf ein Gebiet zu erhöhen. Die Untertanen blieben evangelisch.
    In Sachsen wurde August der Starke Maulkatholisch, um König von Polen werden zu können, die Sachsen selbst beharrten auf ihren protestantischen Glauben.


    In Frankreich wurden noch unter Ludwig XIV. renitente Hugenotten hingerichtet und andere durch die Einquartierung undisziplinierter Soldaten weich gegekocht (die sogenannten Dragonaden).


    Ähnliche Beispiele, aber auch vollständige Religionswechsel eines Landes gab es immer wieder, wenn der Herrscher sich einen orteil davon erhoffte, oder sich durch gewisse Umstände dazu gezwungen sah.


    Was Maria Theresia angeht, so wurde diese in jener Zeit nicht wie ein Kind, sondern wie eine noch etwas klein geratene Erwachsene behandelt. Dadurch war ihr Benehmen auch nicht mehr kindlich, was sich vor allem in ihrem Verhältnis zu Franz Stephan ausdrückte. Das kleine Biest wusste durchaus, was es wollte.


    Charlotte war ein Kind ihrer Zeit und hat sich entsprechend benommen. Ich achte immer darauf, dass meine Hauptpersonen sich so verhalten, wie man es von ihnen von ihrer Herkunft, Erziehung und ihrem zeitlichen Hintergrund erwarten sollte. Gefühle unserer heutigen Epoche haben in Historischen Romanen nichts verloren, auch wenn man sie als Autor nicht vollkommen abschalten kann. Man muss aber sehr genau darauf achten, was man im Endeffekt stehen lassen kann und was man besser entfernen sollte.


    Zu Max sage ich nichts. Da soll der Roman sprechen.


    Die Heiratsgeschichte um Maria Theresia war arg verzwickt. Es war nicht so, dass Spanien unbedingt diese Heirat wollte. Sie brachte sie nur ins Spiel, um eine mögliche Verbindung Habsburgs mit Preußen zu torpedieren. Das spanische wie auch französische Herrscherhaus wussten genau, dass England und die Niederlande eine Neuauflage das Habsburger Großreiches a la Karl V. nicht zulassen würden. Schon im spanischen Erbfolgekrieg haben die beiden Seemächte dies verhindert.
    Die preußische Heirat wäre für Frankreich die schlechteste aller Aptionen gewesen, denn mit Preußen zusammen hätte Habsburg das Heilige Römische Reich vollkommen dominiert und hätte durchaus mit Erfolgsaussichen gegen den westlichen Nachbarn vorgehen können. Das brutale Vorgehen des Sonnenkönigs im Westen des Reiches war noch nicht vergessen und der Wunsch nach Revanche durchaus vorhanden.
    Daher musste diese Heirat unter allen Umständen verhindert werden, was nicht zuletzt wegen der österreichischen Arroganz auch gelang.


    Damit viele Grüße


    Eric :sonne:

    Knaur 2005: Die Fürstin<br />Knaur 2006: Die Rebellinnen von Mallorca

  • Eric, weißt du eigentlich, dass du mich mit deinem spannenden Roman gerade von Hausaufgaben und lernen abhälst? :unschuldig: Ich mag mich kaum noch vom Buch trennen!


    zur weiteren Handlung:


    Zitat von "Eric"

    Zu Max sage ich nichts. Da soll der Roman sprechen.


    :hm: Das ist aber interessant. Ich habe mir da auch schon einige Gedanken gemacht.


    Zitat von "Spoiler bis Seite 410"

    Jetzt ist aber so richtig was los in der Bude! :entsetzt: Die Fluchtversuche sind einfach genial und ich bin gespannt, ob es Charlotte und Max bis nach Sachsen schaffen! Das Charlotte, aber auch so eine Eingebung hatte, mit dem Versteck...da ist mir gleich ein Stein vom Herzen gefallen. Was ich aber nicht ganz verstehe, kommen die Türken jetzt wirklich, oder war das komplett alles ausgedacht?


    Noch eine Frage zum Abschluß; was ist denn schon wieder ein Kürassiere? :confused:


    Liebe Lesegrüße,
    Horusina

  • Hallo Horusina,


    vom Lernen abhalten wollte ich dich gewiss nicht!


    Die Flucht zu beschreiben hat mir sehr viel Spaß bereitet, und zwar nciht nur die von Charlotte und Max.
    Natürlich hatten die Türken gar nicht vor, in diese Gegend zu kommen. Es handelte sich dabei um eine reine Kriegslist Ulrichs und seiner österreichischen Verbündeten, die insofern umso mehr zog, da damals ja die Informationswege bei weitem nicht so ausgebaut waren als heute. Und wer würde einem Schreiben misstrauen, welches das Siegel des Kaisers trägt.


    Kürassiere sind die schweren Reiter jener Zeit mit einer metallenen Brustplatte und Helmen, die mit dem Palasch, eine Art schwerer Säbel auf den Feind los gegangen sind.


    Im Gegensatz dazu stellen die Dragoner die leichte Reiterei dar, ohne jede Art von Rüstung und Helm, aber dafür mit einem kurzläufigen Gewehr, dem Karabiner und einer leichteren Hiebwaffe ausgerüstet. In früheren Zeiten war das Pferd für die Dragoner nur für den Transport gedacht, während sie in der Schlacht zu Fuß kämpften. Das hat sich dann aber rasch geändert, da die Kriegsführung den Einsatz einer schnellen Reitertruppe unabdingbar machte.
    Weitere leichte Reitertruppen waren die Husaren, ursprünglich aus Ungarn stammend und mit einem leichten Säbel bewaffnet, sowie die Ulanen, die mit Lanzen versehen waren und ihren Ursprung in Polen hatten.


    Viele Grüße


    Eric :sonne:

    Knaur 2005: Die Fürstin<br />Knaur 2006: Die Rebellinnen von Mallorca

  • *g* Vielleicht hätte ich meine Examensarbeit doch in Geschichte schreiben sollen. Dann könnte ich jetzt einfach diesen Thread kopieren.
    Danke Eric, es macht wirklich Spaß, sich mal wieder mit dieser Zeit zu beschäftigen.
    LG
    Claudi
    (Bahnfahr- und lesefertig)

  • Eric
    vielen lieben Dank für die Erklärungen!


    Ach das mit dem Lernen ist nicht so schlimm. Wir haben heute doch nichts geschrieben und so habe ich meine Zeit am Wochenende wenigstens sinnvoll genutzt. :zwinker:


    Zitat von "Spoiler Vierter Teil"

    Ich mag den blöden August den Starken nicht mehr! :grmpf: Erst steigt er mit Charlotte ins Bett und dann hilft er ihr noch nicht mal beim Krieg....Männer!!!
    Das Max sich in Charlotte verliebt hat, find ich wiederum echt süß! Die beiden passen doch so gut zusammen!
    Die Passagen mit dem Sohn Charlottes (Namen vergessen...Kurzzeitgedächtnis :rollen:) find ich echt zum schießen. :lachen:


    Ich mag gar nicht mehr weiter lesen, weil ich weiß, dass das Buch dann bald zu Ende ist. :heul:


    Claudi
    Liest du noch? Oder bin ich etwa die Einzige?

    Einmal editiert, zuletzt von ()

  • Huhuu,


    ich habe auch noch eine Frage. Sie hat jetzt zwar nicht direkt etwas mit dem Buch zu tun, aber: Ich bin ja auch erklärter Sissi-Fan (damit ist die Romy Schneider Verfilmung gemeint). :redface:


    Auch gerade sitze ich wieder ab und zu und sehe mir so einzelne Szenen an (wie peinlich... hüstel). Und da gibt es eine Szene, als dieser ungarische Graf um Audienz bei Sissi bittet und ihr sagt


    "Seit Maria Theresia hat das ungarische Volk auf einen Menschen in diesem Kaiserreich gewartet"


    Was genau meint er damit? Maria Theresia ist ja "unsere" Maria Theresia - war sie so beliebt? Was hat sie für das ungarische Volk getan? Und war dann später Elisabeth wirklich auch so beliebt?


    Liebe Grüße
    nimue

    Rechtsextremismus ist wieder salonfähig gemacht worden, durch CDU/CSU und FDP.

  • Hallo Nimue,


    Maria Theresias Verhältnis zu den Ungarn oder besser gesagt zu dessen Adel, war sehr eng, denn während ein Teil ihrer deutschsprachigen Erbländern durchaus den byerischen Wittelsbacher Karl (Kaiser Karl VII.) ihr als neuen Landesherrn vorgezogen hätte, gelang es ihr, die Begeisterung der Ungarn für sich und ihren kleinen Sohn Joseph zu wecken und diese zu Kriegsanstrengungen zu bewegen, die sie natürlich mit Privilegien honorieren musste.


    Die Ungarn haben es ihr nie vergessen, dass sie sie auf diese Weise umworben und auch viele der ihren in ihre Dienste genommen hat.


    Das einfache Volk in Ungarn verblieb jedoch durch Maria Theresias Zugeständnisse länger als in den deutschen Erbländern in Leibeigenschaft und halber Sklaverei. Auch dafür waren ihr die Magnaten, die das Sagen hatten, mehr als dankbar, und wer das Geld und die Macht hat, macht auch die Meinung.


    Viele Grüße


    Eric :sonne:

    Knaur 2005: Die Fürstin<br />Knaur 2006: Die Rebellinnen von Mallorca