Stephen King - Colorado Kid

Es gibt 19 Antworten in diesem Thema, welches 7.556 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Kirsten.

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    Hi!


    Ich habe gestern Abend Stephen King neustes Werk beendet und möchte nun ein paar Worte dazu loswerden.


    Zum Inhalt:
    Die junge Stephanie McCann macht ein Praktikum bei einer Lokalzeitung in Maine. Ihre beiden Arbeitskollegen sind ein 95-Jähriger und ein 65-Jähriger, die schon seit Ewigkeiten bei der Zeitung arbeiten. Als eines Tages ein Reporter einer grossen Zeitung auftaucht und die beiden nach ungelösten Fällen und Mysterien fragt, wird er abgewimmelt. Als er weg ist, erzählen die beiden Männer ihrer Praktikantin Steffi die Geschichte des Colorado Kid - eines Mannes, der vor 25 Jahren tot am Strand in Maine gefunden wurde, obwohl er noch ein paar Stunden vorher lebendig in Colorado gesehen wurde...


    Meine Meinung:
    Ein seltsames Buch. Es besteht (wie oben angedeutet) im Wesentlichen darin, das die beiden alten Käuze Steffi die Geschichte des Colorado Kid erzählen. Das macht Stephen King auch sehr gut, wie man es von ihm gewohnt ist. Nur ist hier nach 160 Seiten das Buch zu Ende - an einem Punkt, an dem Kings Geschichten normalerweise erst losgehen.
    Bücher mit offenen Enden haben zwar ihren ganz eigenen Charme, aber dieses hier lässt mich erstmal ratlos zurück. Die ganze Geschichte scheint tatsächlich eher wie ein Fragment (oder der Anfang) einer wesentlich grösseren Sache. Was will uns Stephen King mit dieser Geschichte sagen? Will er uns überhaupt etwas sagen? Probierte er eine neue Art des Bücherschreibens aus? Wie gesagt: Ich bin ziemlich ratlos. Das Buch steuert etwa über 100 Seiten auf einen Höhepunkt zu, der dann doch nicht kommt. Fairerweise muss man jedoch sagen, dass die Charaktere immer davor warnen, dass es zu dieser Geschichte keine Lösung gebe - seit 25 Jahren nicht. Aber irgendwie erwartet man als Leser eben doch, dass zum Schluss noch etwas passiert, das zumindest ein paar der offenen Fragen klärt.


    Fazit:
    Eine schöne Geschichte, die einiges an Spannung hat, obwohl sie 25 Jahre zurückliegt und man als Leser nicht "live" dabei ist, sondern sie - ebenso wie Steffi - erzählt bekommt. Mit dem Ende kann man entweder leben oder man kommt zum Schluss, dass man die vorangegangenen Seiten alle umsonst gelesen hat :zwinker: Ich kann damit leben, wenn auch mit leichtem Kopfschütteln.


    3ratten und :marypipeshalbeprivatmaus:



    Gruss


    Alfa Romea

    Wer anderen folgt, wird nie zuerst ankommen.

    Einmal editiert, zuletzt von nimue ()

  • Hm , danke Alfa, dann weiß ich ja nun so in Etwa was mich da erwartet :zwinker:

    smiley-channel.de_lesen020.gif:<br />Zeruya Shalev- Mann und Frau

  • King - kurz - offenes Ende -
    das klingt, als könnte es was für mich sein!


    Bei dem englischen Titelbild :entsetzt: muss ich allerdings noch mal in mich gehen und genau überlegen, ob ich es wirklich haben will.


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    Wir sind irre, also lesen wir!

    Einmal editiert, zuletzt von Saltanah ()

  • Wow, also ich glaube ich habe kaum ein unschöneres Cover gesehen :rollen: Passt irgendwie auch nicht zu King´s Büchern finde ich.

    smiley-channel.de_lesen020.gif:<br />Zeruya Shalev- Mann und Frau

  • Zitat von "Saltanah"

    Bei dem englischen Titelbild :entsetzt: ...


    Vor allem passt das Cover in keiner Art und Weise zum Inhalt. Schon seltsam, was sich die Verlage manchmal ausdenken...


    Gruss


    Alfa Romea

    Wer anderen folgt, wird nie zuerst ankommen.

  • Sex sells?


    Hm, hört sich eigentlich nach 'nem Buch für mich an. Ich mag es, wenn man sich seinen eigenen Teil denken darf und einem nicht alles vorgekaut wird. :)

  • Nein, das Buch war gar nicht nach meinem Geschmack.
    Noch am wenigsten gestört hat mich das offene Ende, obwohl es mich doch verblüfft hat, wie stark ich wider besseren Wissens - gewarnt durch Alfa und die beiden Erzähler - eine Erklärung erwartet habe.


    Aber ansonsten: es ist zwar kinguntypisch kurz, verfügt aber trotzdem über gerade die Elemente, die mich an King am meisten stören. Die Erzählweise ist eher umständlich, gewisse Ausdrücke werden bis zum Erbrechen verwendet ("ayuh"), schon ausführlich geschilderte Episoden werden noch mal wiederholt, als ob die LeserInnen eine Aufmerksamkeitsspanne von maximal einer halben Stunde hätten. Bei Kings langen Werken kann eine Gedächtnisauffrischung ja manchmal ganz nützlich sein, bei einem Büchlein, dass man bequem an einem Nachmittag lesen kann, ist das aber vollkommen unnötig.
    Was dem Buch fehlt, ist die King'sche Spannung - ich habe mich die ganze Erzählung hindurch gelangweilt. Als 30seitige Kurzgeschichte hätte die Erzählung mMn besser funktioniert.
    Hinzu kommt, dass mir die Personen mir sehr klischeehaft gezeichnet schienen, und dass mir einige Ungereimtheiten aufgefallen sind.
    Das alles zusammen ergibt
    2ratten


    Zitat von "Alfa Romea"

    Vor allem passt das Cover in keiner Art und Weise zum Inhalt.

    Doch! Nach längerem Anschauen (und damit verbundenem Kopfschütteln) ist mir aufgefallen, dass sie - die angehende Jungreporterin - ja ein Aufnahmegerät mit Mikrofon in den Händen hält. Wenn das nicht maßgenau zum Inhalt passt! :zwinker:


    Ach ja: ich bin der Meinung, dieser Thread wäre unter der Rubrik "Krimis" besser aufgehoben. Das Buch stammt zwar von King, hat aber überhaupt nichts horrormäßiges an sich.

    Wir sind irre, also lesen wir!

  • Mir persönlich hat das Buch schon gefallen. Nachher bin ich über ein sehr empfehlenswertes, umfangreiches Stephen King Forum gestolpert, in welchem sich ein Mitglied die Mühe gemacht hat das Nachwort von Stephen King aus der amerikanischen Ausgabe zu übersetzten. In diesem Fall finde ich es eine Frechheit, dass uns deutschsprachigen Lesern das Nachwort einfach vorenthalten wurde, da es einiges erklärt.


    Quelle: http://www.stephen-king.de/kingforum
    An alle Fans: unbedingt mal vorbeischauen!


    Hier die relevanten Auszüge aus dem Nachwort - wie ich sie von unserem Forumsmitglied SvenK bekommen habe (nochmals Danke dafür :(


    "Entweder mochten Sie THE COLORADO KID oder hassten es, und ich glaube, für viele Leute gibt es nichts dazwischen, und das ist okay für mich."
    "Geheimnis ist mein Thema hier, und ich bin mir bewußt, dass sich viele Leser betrogen fühlen, sogar sauer sind, weil ich für dieses Rätsel keine Lösung bereitgestellt habe. Liegt es daran, dass ich keine Lösung hatte?
    Nein, ich hätte wahrscheinlich ein halbes Dutzend erfinden können, mehr oder weniger gut, manche können Sie sich nach der Lektüre vielleicht denken...
    Aber in diesem Fall bin ich nicht an der Lösung interessiert, sondern an dem Geheimnis. Denn das war es, was mich Tag für Tag zu der Geschichte zurückbrachte...
    Natürlich wollte ich sehen, wie meine Figuren mit dem Geheimnis des Colorado Kid zurecht kamen. Sie schafften es ziemlich gut. Ich war stolz auf sie. Nun werde ich auf Briefe und E-Mails warten und sehen, wie Sie wohl damit zurechtkommen.
    Ich will mich hier nicht dranhalten, aber bevor ich Sie verlasse, bitte ich Sie zu bedenken, dass wir in einem Netz voller Geheimnisse leben und uns so daran gewöhnt haben, dass wir das entsprechende Wort ausradiert haben und ersetzt haben durch ein Wort, das uns besser gefällt: Realität.
    Woher kommen wir? Wo waren wir, bevor wir hier waren? Keine Ahnung.
    Wohin gehen wir? Weiß nicht.
    Manchmal gehen Bomben hoch, und manchmal landen die Flieger okay, und manchmal kommen Bluttests zurück und sind in Ordnung, manchmal sind die Befunde positiv. Meistens kommen mitten in der Nacht keine negativen Anrufe, aber manchmal schon, und so oder so wissen wir, dass wir im Affenzahn letztendlich mitten in das Geheimnis hinein rasen.
    Es ist verrückt, damit leben zu können und dabei geistig gesund zu bleiben, aber es ist gleichzeitig wunderbar. Ich schreibe mit dem Ziel, herauszufinden, was ich denke, und was ich beim Schreiben von COLORADO KID herausfand, war, dass es vielleicht - und ich meine nur vielleicht - die Schönheit des Geheimnisses ist, die es uns ermöglicht, geistig auf dem Teppich zu bleiben, während wir unsere zerbrechlichen Körper durch diese Welt voller Zerstörung navigieren.
    Wir wollen immer die Lichter im Himmel berühren und wir wollen immer wissen, woher der Colorado Kid kam (die Welt ist voller Colorado Kids). Es zu wollen ist vielleicht besser, als es zu wissen. Das sage ich nicht mit absoluter Sicherheit, ich schlage es nur mal vor. Aber wenn Sie mir sagen, ich hätte den Job vermasselt und nicht alles von dieser Geschichte erzählt, was es zu erzählen gab, dann sage ich, dass Sie total daneben liegen.
    Dessen bin ich mir sicher.


    Stephen King
    31. Januar 2005

  • Hi Saltanah!


    Es war wie immer eine Freude, deine Rezi zu lesen :smile: Ich habe das übrigens in diesem Bereich des Forums gepostet, weil es "Horror & Mystery" heisst. Auf Letzteres passt es meiner Meinung ziemlich gut :zwinker:


    @Ticktackmann:
    Danke für den Link und die Auszüge aus dem Nachwort. Es versöhnt mich (noch ein bisschen mehr) mit dem Ende.


    Gruss


    Alfa Romea

    Wer anderen folgt, wird nie zuerst ankommen.

  • Zitat von "Alfa_Romea"

    "Horror & Mystery"


    Da hast du natürlich recht. Ich hatte den Zusatz "Mystery" bisher total überlesen :redface: ,
    Nur stelle ich mir jetzt die Frage, was ich denn unter "Mystery" zu verstehen habe. Ich lese nämlich gerade "A Lily Bard Mystery" und das ist eindeutig ein Krimi. :confused:


    EDIT: Ein Blick in die Wikipedia klärt mich auf:
    "Mystery ist im Deutschen die ursprünglich englische Bezeichnung für ein Genre in der Trivialliteratur, welches sich am besten als eine Mischung aus Horror-, Krimi- und Fantasy-Elementen fassen lässt. Der Ausdruck ist ein Scheinanglizismus, da mystery im Englischen einen gewöhnlichen Kriminalroman bezeichnet."
    (Das Wort "Scheinanglizismus" kannte ich bisher auch nicht. Was machen wir Deutschen bloß mit der englischen Sprache!)

    Wir sind irre, also lesen wir!

  • Zitat von "Saltanah"

    Nur stelle ich mir jetzt die Frage, was ich denn unter "Mystery" zu verstehen habe.


    Nach deinen Ausführungen stellt sich die Frage in der Tat. Ich habe es so verstanden, dass "Mystery" Bücher umfasst, die unheimliche/übersinnliche Elemente beinhalten, aber für "Horror" einfach nicht blutig/brutal/unheimlich genug sind. Fast wörtlich übersetzt: Mysteriöse Fälle/Begebenheiten. :smile:


    Gruss


    Alfa Romea

    Wer anderen folgt, wird nie zuerst ankommen.

  • Colorado Kid ist ein harter Brocken. Ich hab das Buch in einem Zug durchgelesen, irgendwie konnte ich nicht damit aufhören, obwohl ich es nicht besonders mochte. Es war spannend, aber ich fühlte mich danach einfach so, als ob ich das Buch nicht beendet hätte... irgendwie so unbefriedigt.


    Hier ein Auszug aus meiner damaligen Rezension dazu:


    Bei diesem kurzen Büchlein von Stephen King, seinem neuesten Werk, handelt es sich nicht um eine Horror-Geschichte, sondern einfach um das Gespräch eines Nachmittags von drei Menschen. Das allein wäre nicht so schlimm, da die Dialoge sehr gut gelungen sind und King ja auch schon mit dem "Buick" bewiesen hat, dass so etwas funktioniert. Schlimm ist, dass diese angeblich mysteriöse Geschichte der Leiche von James Cogan keinesfalls mysteriös ist, nur ein wenig interessant. Schade, denn vom Großmeister hätte ich mir mehr erwartet

  • Inhalt: siehe oben :zwinker:


    Meine Meinung:
    Selten habe ich mich so danach gesehnt, dass ich ein Buch durch habe. Nicht etwa, weil es so spannend ist: nein, weil ich mich auf jeder Seite fürchterlich gelangweilt habe.
    Einordnen kann ich dieses Buch auch nicht wirklich in ein bestimmtes Genre, ich hätte es wohl zu Belletristik geschubst, denn von Spannung kann man auch nicht wirklich sprechen. Es geht zwar um einen ungelösten Todesfall, und die Idee ist ja auch gut. Leider hat King meiner Meinung bei der Umsetzung völlig ins Leere gegriffen, ich habe mir eindeutig mehr erhofft. Das offene Ende hat mich noch nicht mal so sehr gestört, weil es zu der Handlung passt, aber die tausend Wiederholungen(wie von saltanah schon angesprochen) des Wortes "ahjo" hat mich unheimlich genervt. King wollte, dass sich das "mysteriöse" in den Köpfen der Leser abspielt?- Schön, im Grunde habe ich auch nichts dagegen, ich mag es, mir meine eigene Geschichte zu spinnen, aber durch so eine Sprache vergeht mir da auch die Lust.
    Fazit: Ein dünnes Büchlein(was noch viel dünner hätte sein können :zwinker: ), wo so ziemlich Nichts passiert. Zwar hat man das Buch schnell durch, allerdings könnte man in der Zeit auch lieber ein besseres und spannenderes Buch von King lesen.
    Also: Nicht überall, wo King draufsteht, ist auch King drin! :zwinker:


    Ich vergebe 1ratten und das nur für die Idee....

    smiley-channel.de_lesen020.gif:<br />Zeruya Shalev- Mann und Frau

    Einmal editiert, zuletzt von ()

  • booki: Wie viele Ratten würdest du denn vergeben? Oder vergibst du 0?

    [size=9px]&quot;I can believe anything, provided that it is quite incredible.&quot;<br />~&quot;The picture of Dorian Gray&quot;by Oscar Wilde~<br /><br />:leserin: <br />Henry Fielding - Tom Jones<br /><br />Tad Williams - The Dragonbone Chair<br /><br />Mark Twai

  • booki
    Bin gerade noch am lesen. Kapitel 1. Du wirst lachen aber das Wort "ahjo" ist bei uns auch recht verbreitet. Bei uns ist es, im Dialekt, ein Wort der Zustimmung bzw. der Erkenntnis. :rollen:


    NtM

  • @ NtM: Wieder was dazugelernt.. :zwinker: Ich weiß nur, dass meine beste Freundin mich mit ihrem abfälligen "ahjo" immer zur Weißglut treibt :rollen::breitgrins:

    smiley-channel.de_lesen020.gif:<br />Zeruya Shalev- Mann und Frau

  • Hallo
    Auch ich habe das Buch nun gelesen und auch ich verleihe ihm ganze 3ratten
    Warum ist eigentlich schwer zu sagen aber ich glaube das jeder der King am Buchdeckel gelesen hat auch King als Inhalt erwartete. Das war wohl der einzige Fehler den jeder begangen hat. Genaueres findet man hier. :rollen:


    NtM

  • Heute gibts sogar noch eine zweite Rezension von mir - "Altlasten" aufarbeiten... :zwinker:


    Inhalt:
    Die angehende Journalistin Stephanie McCann absolviert ein Praktikum beim Weekly Islander, einem kleinen Blatt auf der beschaulichen Insel Moose-Lookit Island. Die gesamte Besetzung der Redaktion besteht aus dem 90-jährigen Vince Teague und dem 65-jährigen Dave Bowie. Die beiden etwas kauzigen, aber freundlichen Journalisten halten viel von ihrer Praktikantin und weihen sie deshalb in eine überaus rätselhafte Begebenheit aus dem Jahre 1980 ein, das Rätsel um Colorado Kid, das sie jahrelang erfolglos aufzuklären versuchten…
    Am Strand von Maine, im Frühjahr 1980: zwei junge Leute finden auf dem Weg zu ihrer Highschool eine Leiche am Hammock Beach. Es handelt sich um einen ungefähr 40-jährigen Mann, der anscheinend erstickt ist. Davon bekommt auch Vince Teague Wind, der sich sofort an den Fundort begibt. Die Recherchen ergeben, dass der Mann aus Colorado stammt, was ihm den Namen „Colorado Kid“ einbringt. Wurde der Mann ermordet? Welche Motive stecken dahinter? Was wollte der Mann an der Küste Neuenglands? Und wie konnte er innerhalb kürzester Zeit von seinem Büro, in dem er vormittags noch gesehen wurde, an den Ort seines Todes gelangen, wo er abends noch in einem Imbiss gesichtet wurde?


    Meine Meinung:
    Dieses Buch hat mich trotz – oder gerade wegen – seines ungelösten Rätsels fasziniert und beschäftigt. Stephen King baut hier anhand einer rätselhaften Begebenheit der frühen 1980er Jahre eine sehr mysteriöse Stimmung auf, die mich förmlich zum Weiterlesen zwang.


    Die Charaktere und der Handlungsort werden mithilfe einer scheinbar alltäglichen Szene eingeführt: Die Journalisten Vince und Dave treffen sich in einem Restaurant mit einem Redakteur eines größeren Blattes, das Boston Globe, zu einer Besprechung. Der Journalist hofft, den beiden Kollegen einige Geschichten über ungelöste Rätsel zu entlocken, da er einen Artikel über dieses Thema plant. Vince und Dave nennen dem Journalisten allerdings nur belanglose, bereits bekannte Begebenheiten, so dass er unverrichteter Dinge wieder abziehen muss. Eine besonders interessante und mysteriöse Geschichte behalten sie jedoch für sich: die Geschichte von „Colorado Kid“. Genau genommen ist diese Geschichte gar keine Geschichte, da sie kein befriedigendes Ende, keine Lösung bietet. Deshalb – und weil es ihre eigene Geschichte ist, die für keinen anderen bestimmt ist – behalten Vince und Dave das Rätsel um Colorado Kid für sich. Kurz danach entschließen sie sich jedoch, es ihrer sehr intelligenten Praktikantin Stephanie weiterzugeben.


    Das Buch ist in kurze Kapitel eingeteilt, die nur mit Ziffern überschrieben sind. Die Story um Colorado Kid, dem geheimnisvollen Toten am Strand von Maine, wird in Dialogform von den beiden Protagonisten Vince Teague und Dave Bowie an ihre Praktikantin Stephanie weitergegeben. Während die Polizei den Fall „Colorado Kid“ bald als erledigt betrachtet, stellen die beiden Journalisten – fasziniert von dem Geheimnis, dass den Toten umgibt – sehr genaue Nachforschungen über den Toten und die Todesumstände an. Sie begeben sich auf die Suche nach den Spuren des Mannes, finden vieles über seine Identität und seine Lebensumstände heraus; die Todesumstände jedoch bleiben im Dunkeln. Mit großer Neugier verfolgte ich die Erzählungen von Vince und Dave, wartete gespannt darauf, weitere Einzelheiten über Colorado Kid zu erfahren, die vielleicht etwas Licht ins Dunkel bringen. Doch stattdessen wird die Erzählung immer rätselhafter…


    Trotz der Kürze baut Stephen King in dem Roman eine dichte, sehr geheimnisvolle Atmosphäre auf. Dies liegt zum einen an der liebevollen Beschreibung des Handlungsortes, des beschaulichen Moose-Lookit Island. Zum anderen lebt das Buch von der ungewöhnlich engen, freundschaftlichen Beziehung zwischen der jungen Praktikantin Stephanie und ihren beiden „Chefs“, Vince und Dave. Die Charaktere werden trotz der Kürze des Buches gut ausgearbeitet und insbesondere durch die gelungenen Dialoge, die mich oft zum Schmunzeln brachte, wurden mir die Drei sehr sympathisch und ich hatte nach einer Weile das Gefühl, sie schon lange zu kennen.


    Der Roman überlässt, was Colorado Kid angeht, vieles der eigenen Fantasie und der Interpretation des Lesers. Es ließ mich nachdenklich, zunächst sogar etwas ratlos zurück. Jedoch vermute ich, dass er mich noch längere Zeit beschäftigen wird.


    Fazit: Ein Roman, der sich sehr von den anderen Werken Stephen Kings abhebt, kein wirkliches Ende hat – und dennoch sehr kunstvoll und virtuos Spannung aufbaut und Atmosphäre erzeugt. Ein Roman über die Faszination ungelöster Geheimnisse. Empfehlenswert für alle Leser, die Geschichten ohne wirkliche Auflösung, dafür aber mit viel Interpretationsspielraum, etwas abgewinnen können. Wer das jedoch nicht kann, wird an dem Buch nicht viel Freude haben.


    4ratten

    :lesen: Joe Navarro - Menschen lesen

  • Meine Meinung
    Ich mag keine Geschichten mit offenem Ende, aber Colorado Kid ist eine Ausnahme. Hier hätte es mich wahrscheinlich enttäuscht, wenn die Geschichte aufgelöst worden wäre. Denn Stephanie wird so raffiniert in die Geschichte eingeführt. Jedes Mal, wenn es richtig spannend wird, bremsen die beiden alten Männer ab. Mal muss dringend eine Cola getrunken werden, ein anderes mal wird eine dramatische Pause gemacht oder elegant das Thema gewechselt. Die beiden verstehen es wirklich, eine Geschichte zu erzählen.


    Aber auch Stephanie mausert sich im Verlauf der Geschichte. Am Anfang wirkt sie noch unsicher, ob sie den beiden trauen kann. Mehr als einmal wird sie in die Irre geführt, aber je mehr sie erfährt, desto mehr Hinweise findet sie selbst.


    Ich frage mich, ob der Fall gelöst worden wäre, wenn er heute passiert wäre. Aber auf der anderen Seite- gibt es wirklich einen Fall? :zwinker:
    4ratten

    Into the water I go to lose my mind and find my soul.