Thomas Lang - Am Seil

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    Als führte der Alte noch vom Krankenbett aus die Regie, misslingt schon die Annäherung gründlich. Kaum biegt der Sohn mit seiner Maschine auf den Parkplatz des Seniorenheims ein -- kippt das schwere Motorrad und erschlägt ihn fast. Gert, ehemaliger Fernsehmoderator, wegen eines S.e.x.uellen Übergriffs auf eine Mitarbeiterin entlassen, ist auf heikler Mission. Sein Leben war endgültig zum Katastrophengebiet geworden, als bei einem Autounfall (durch seine Schuld?) seine junge Geliebte getötet wurde und die Presse sich in gierigen Sensationsmeldungen schier überschlug. Nun, nach zehn Jahren und ohne recht zu wissen warum, arbeitet er sich durch schweißtreibend labyrintische Flure zum kranken Vater vor. Von dem er sich zeitlebens verachtet fühlte. Gert ahnt, was in dem abgedunkelten Zimmer auf ihn wartet.


    Meine Meinung


    Schon lange nicht mehr habe ich ein Buch an einem Nachmittag und fast ohne Unterbrechung gelesen. Heute war es wieder einmal so weit. Es lag einerseits natürlich daran, dass es nur 173 Seiten hat und leicht verständlich geschrieben ist. Es passiert eigentlich nicht viel in dieser Vater-Sohn-Konflikt-Geschichte. Mit beeindruckendem Einfühlungsvermögen schildert der Autor abwechselnd aus der Perspektive des Vaters Bert, nunmehr alt, krank, einsam und auf Hilfe angewiesen all die Verfallserscheinungen, die das Alter mit sich zieht und aus der Perspektive des Sohnes Gert, ein ewiger Verlierer, der keinen Fettnapf auslässt, es dem Vater bis heute nie recht machen hat können und eigentlich nie „erwachsen“ geworden ist.


    Während der gemeinsamen Autofahrt reflektieren die beiden ihr Leben. Beide sind Verlierer, beide lebten nicht das Leben, das sie sich gewünscht haben, und sind eigentlich gescheitert. Nach und nach erfährt der Leser – teils sehr pikante und überraschende – Details aus der beiden Leben.
    Die tiefen Abgründe zwischen ihnen, getragen von Schuldzuweisungen, Vorurteilen und Eigensinn können offenbar auch jetzt nicht überwunden werden.


    Es ist ein sehr trauriges Buch, ein Buch über den Tod, über das Altern, über gescheiterte Existenzen, vertane Chancen und den oft fehlenden Mut, eigene Wege zu gehen, aufeinander zuzugehen und Konflikte aktiv zu bereinigen.


    www.thomaslang.net


    4ratten


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    :blume:&nbsp; Herzliche Grüße!&nbsp; :blume: <br />creative

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  • Es ist ein sehr trauriges Buch, ein Buch über den Tod, über das Altern, über gescheiterte Existenzen, vertane Chancen und den oft fehlenden Mut, eigene Wege zu gehen, aufeinander zuzugehen und Konflikte aktiv zu bereinigen.


    Hallo creative,


    mir ging es mit dem Buch ganz ähnlich: auch ich habe es in kürzester Zeit "gefressen". Manchmal ist es geradezu beängstigend (traurig), wie Menschen es schaffen, so aneinander vorbei zu leben... Andererseits zeigt dieses Buch auch geradezu grotteske Seiten, die der Versuch einer viel zu lange ausgebliebenen (Wieder)Zusammenkunft so mit sich bringt. Die Geschichte ist manchmal sogar zum Schreien komisch (z.B. die Gedanken des Vaters über den Sohn, als dieser nach etlichen Jahren mal wieder in sein Zimmer tritt)!


    Ich würde dem Buch auch 4ratten geben wollen. Abzüge gibt es eigentlich nur, weil dieser archaische Vater-Sohn-Konflikt so gar nichts Neues ist, dafür aber an machen Stellen wie z.B. dem Schluß etwas (für mich) schwer vorstellbar.


    Übrigens hat Thomas Lang für das Schlußkapitel den Ingeborg-Bachmann-Preis bekommen.


    Liebe Grüße
    dubh

    Liebe Grüße

    Tabea

  • Hallo Dubh!


    Ja, von mir gibts auch deshalb nur 4 Ratten, weil das Thema an sich ein altes ist und auch die Behandlung nicht wirklich Neues bringt.
    Ja, stellenweise ist das Buch wirklich auch urkomisch, ich musste oft schmunzeln. Aber die Grundatmosphäre habe ich als sehr deprimierend und eigentlich auch hoffnungslos empfunden.

    :blume:&nbsp; Herzliche Grüße!&nbsp; :blume: <br />creative