Was ist so peinlich an Liebesromanen?

Es gibt 42 Antworten in diesem Thema, welches 13.694 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von sandhofer.

  • Hallo Bartlebooth und Sandhofer,


    ich habe mir eure postings und auch mein eigenes mehrmals durchgelesen und gebe euch Recht, dass ich das Thema nicht ausführlich genug behandelt habe. Leider hat sich der größte Teil meiner Argumentation nur in meinen Gedanken abgespielt, statt sie hier zu schreiben. Mein erkältungsgeschwächtes Gehirn hat die Umsetzung nicht geschafft.


    Aber ich gelobe mich zu bessern.


    Gruß
    yanni

  • Zitat von "Bartlebooth"

    Hallo Bettina,


    Sowas nennt man sinnverzerrendes Zitieren - das, was nach dem Komma stand, und von dir großzügig gekürzt wurde, gehörte auch zur Aussage. ;)


    War als sinnverzerrend nicht beabsichtigt. Ich hatte Deinen Kommentar als Contra zu yanni verstanden - der war von Dir offensichtlich aber nicht so gedacht. So wie es aussieht, haben wir alle Drei was gegen die E- und U-Schubladen. Scusi.
    Wobei ich mich eh darüber wundere, denn vieles, was heute E ist, war "früher" doch ohnehin U.


    Das bringt mich aber gerade auf die Idee, warum Liebesromane peinlich sind: Eben weil es diese Schubladen gibt - keiner will in einer vermeintlich "trivialen" Schublade landen. Es soll ja auch Leute geben, die in der U-Bahn FAZ lesen, damit sie eine bestimmte Einschätzung bei ihren Mitfahrern generieren... Umgekehrt gibt ja auch keiner zu, beim Mäkkes seine Pommes zu essen.

    ☞Schreibtisch-Aufräumerin ☞Chief Blog Officer bei Bleisatz ☞Regenbogen-Finderin ☞immer auf dem #Lesesofa

  • Hallo zusammen!


    Zitat von "Bettina"

    Wobei ich mich eh darüber wundere, denn vieles, was heute E ist, war "früher" doch ohnehin U.


    Dem ist schon so; persönlich halte ich es vor unvorhersagbar, welches Werk bzw. welcher Autor sich zum "Klassiker" entwickeln werden. Zu viele diesbezügliche Fehlurteile auch grosser Kritiker. Zum Teil wird allerdings auch vieles "E", was früher mal "U" war, weil die Voraussetzungen ändern. Was ein zeitgenössischer Leser problemlos ergänzt, wird ein späterer nicht mehr unbedingt ergänzen können, das Werk wird also fast automatisch "intellektuell anspruchsvoller".


    Zitat von "Bettina"

    Umgekehrt gibt ja auch keiner zu, beim Mäkkes seine Pommes zu essen.


    Wobei die dort gar nicht mal so schlecht sind. Im Gegenteil, ich halte sie für so gut, dass sie den Namen "Pommes frites" verdienen, nicht nur die (in meinen Ohren verunglimpfende!) Bezeichnung "Pomméß" :zwinker:


    Grüsse


    Sandhofer

    Wo nehme ich nur all die Zeit her, so viel nicht zu lesen. (Karl Kraus)

  • Zitat von "sandhofer"


    Wobei die dort gar nicht mal so schlecht sind. Im Gegenteil, ich halte sie für so gut, dass sie den Namen "Pommes frites" verdienen, nicht nur die (in meinen Ohren verunglimpfende!) Bezeichnung "Pomméß" :zwinker:


    OT: Deshalb habe ich schon den Namen "Restaurant zur goldenen Möwe" verliehen *g* Die Pommes frites sind wirklich i.O.


    Aber um beim Thema zu bleiben: Zum Teil wird allerdings auch vieles "E", was früher mal "U" war, weil die Voraussetzungen ändern. Was ein zeitgenössischer Leser problemlos ergänzt, wird ein späterer nicht mehr unbedingt ergänzen können, das Werk wird also fast automatisch "intellektuell anspruchsvoller". hast Du geschrieben. Das ist ein Aspekt, den ich bisher nie so recht bedacht habe, wenn ich über Werke älteren Datums nachgedacht habe. Merci!

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  • Hallo zusammen,


    Zitat von "nimue"

    Nur eine kurze Bemerkung am Rande: Der Vorwurf des Eskapismus ist nicht nur der Trivialliteratur vorbehalten. Es gibt viele Menschen, die ihn auf alle Literatur außerhalb der Fachliteratur anwenden.


    Richtig. Ich würde auf so einen Vorwurf aber nicht reagieren, indem ich behauptete, Eskapismus sei gut, sondern indem ich versuchen würde zu begründen, was am Lesen nicht eskapistisch ist. Das war das Argument :-).


    Zitat von "Bettina"

    Ich hatte Deinen Kommentar als Contra zu yanni verstanden - der war von Dir offensichtlich aber nicht so gedacht.


    Jetzt musst du mir mal auf die Sprünge helfen :confused:. Natürlich war er so gedacht. Du hast den Teil weggelassen, dass die U/E-Unterscheidung auch in Deutschland unter Beschuss gerät, das war die Sinnverzerrung. Ich lese aus yannis Statement diese Unterscheidung (intellektueller Wert vs. Unterhaltung - das steht da doch wörtlich) auch ganz klar heraus.


    Zitat von "Bettina"

    Wobei ich mich eh darüber wundere, denn vieles, was heute E ist, war "früher" doch ohnehin U.


    Das liegt daran, dass die Unterscheidung ins Wanken geraten ist. Vor 50 Jahren gab es diese Unschärfe noch nicht. Ihr dürft nicht von der heutigen Situation ausgehen, wenn ihr versucht, diese Begriffe und ihre Hintergründe zu verstehen!


    Zitat von "Valentine"

    Die Unterteilung in E- und U-Literatur hat meines Erachtens aber wenig mit dem Niveau der Bücher zu tun.


    Wir müssen aufpassen, ob wir von tatsächlichen Sachverhalten oder den wertenden Implikationen eines Begriffs sprechen. Genau die Zweifel, die du vorbringst, haben ja zu einer Aufweichung der Kategorien geführt, wie wir sie heute kennen (wobei ausgerechnet Umberto Eco ein schlechtes Beispiel ist, der wird als Romancier von vielen ja gerade nicht für anspruchsvoll gehalten).
    Meine Kritik am Beitrag yannis lief darauf hinaus, dass diese einerseits kritisierte Unterscheidung, wenn's gerade passt immer wieder durch die Hintertür eingeführt wird - eben in solchen Formulierungen wie: "Literatur ist doch nicht nur intellektueller Anspruch, sondern auch Unterhaltung" o.ä. U ist Unterhaltung (darum heißt es ja "U") und ihm wird eine Literatur gegenübergestellt, die eben nicht unterhält, sondern zum Nachdenken bringt, den Intellekt fordert eben "E" (also "E"rnst) ist.


    Herzlich, B.

  • @Bartlebooth: ich weiß, dass sich an Eco die Geister scheiden, er war allerdings der erstbeste Autor, der mir einfiel, dessen Bücher sich nicht einfach so "runterlesen" lassen wie Krimis oder Liebesgeschichten ;)


    Ich frage mich, ob man solche Kategorien wie E und U überhaupt braucht, wo doch die Grenzen fließend sind und andere Länder diese Einteilung auch nicht kennen :schulterzuck:

    If you don't become the ocean, you'll be seasick every day.

    Leonard Cohen





  • Hallo zusammen!


    Zitat von "Valentine"

    @Bartlebooth: ich weiß, dass sich an Eco die Geister scheiden, er war allerdings der erstbeste Autor, der mir einfiel, dessen Bücher sich nicht einfach so "runterlesen" lassen wie Krimis oder Liebesgeschichten ;)


    Du machst mich da auf etwas aufmerksam - etwas, das wohl mit der Grund ist, warum ich gereizt reagiere, wenn man Austen in der (pejorativ aufgefassten) Kategorie "Liebesromane" unterzubringen versucht. "Einfach so "runterlesen"" ist das Stichwort. Da sind wir nämlich wieder beim alten Vorurteil "E-Literatur macht Mühe, U-Literatur flutscht". Dazu möchte ich erstens sagen, dass nachdenken auch ein Genuss sein kann, und dass es zweitens auch sog. E-Literatur gibt, die flutscht - z.B. Schillers Dramen. Während Eco sich zwar auch "runterlesen" lässt, aber (mir jedenfalls!) gleich wieder hochkommt. (Manchmal habe ich ehrlich gesagt den Verdacht, dieses ja nicht unschlaue Kerlchen hockt zu Hause in der Toskana in seiner Zehntausende von Büchern umfassenden Bibliothek und grinst sich einen ab über das Publikum, das seine Bücher ernst nimmt. :rollen: )


    Zitat von "Valentine"

    Ich frage mich, ob man solche Kategorien wie E und U überhaupt braucht, wo doch die Grenzen fließend sind und andere Länder diese Einteilung auch nicht kennen :schulterzuck:


    Natürlich brauchen wir sie nicht - wenn Du "brauchen" im Sinne von "nötig haben" meintest und nicht im Sinne von "benützen".


    Grüsse


    Sandhofer

    Wo nehme ich nur all die Zeit her, so viel nicht zu lesen. (Karl Kraus)

  • Hallo Bartlebooth, jetzt komme ich ins Straucheln... Ich mache mal einen zweiten Tab auf und lese die Kommentare parallel.


    Zitat von "Bartlebooth"


    Jetzt musst du mir mal auf die Sprünge helfen :confused:. Natürlich war er so gedacht. Du hast den Teil weggelassen, dass die U/E-Unterscheidung auch in Deutschland unter Beschuss gerät, das war die Sinnverzerrung. Ich lese aus yannis Statement diese Unterscheidung (intellektueller Wert vs. Unterhaltung - das steht da doch wörtlich) auch ganz klar heraus.


    Ja, yanni schreibt explizit über eine Unterscheidung, die "viele Leute" machen, aber nicht unbedingt sie/er selbst (so zumindest las ich es). Ich habe den Satz eher als Appell verstanden (wegen des "viele Leute ... vergessen..."), die beiden Elemente Inhalt und Unterhaltung nicht immer auf biegen und brechen voneinander trennen zu wollen - weil sie sich nicht zwingend ausschließen (und wenn ich Dich richtig verstehe, ist das ja auch eine Herzensforderung von Dir). In demselben Posting sagte yanni auch: Literatur sollte ein Spiegel des Lebens sein, mit allen Facetten. Was für mich den Appell-Charakter verstärkte.


    In Sachen Zitat: Da ich bei yanni einen Appell vermute, wollte ich sinngemäß sagen "Gut gebrüllt, yanni" und "Wenn es nur in D die Unterscheidung gibt, dann ist yanni mit seinem Kommentar in D ja an der richtigen Stelle".


    Ich nehme an, dass wir aufgrund dieser unterschiedlichen Interpretation im Nachhinein über unsere Kommentare gestolpert sind? (und möglicherweise wegen forumstypischer Erscheinungen wie allfällige Missverständnisse)
    Und ich hoffe, dass ich nicht noch mehr Durcheinander gestiftet habe.


    Zusammenfassend gilt zumindest eines: Du bist gegen die E/U-Klassifizierung, ich wundere mich über die Klassifizierung und finde sie auch nicht sonderlich sinnvoll. Aber mich würde jetzt mal (sicherheitshalber) interessieren, wie yanni den Kommentar nun gemeint hat, über den wir uns so wunderbar auslassen können :zwinker:


    Zitat von "Bartlebooth"

    Das liegt daran, dass die Unterscheidung ins Wanken geraten ist. Vor 50 Jahren gab es diese Unschärfe noch nicht. Ihr dürft nicht von der heutigen Situation ausgehen, wenn ihr versucht, diese Begriffe und ihre Hintergründe zu verstehen!


    In dieser Hinsicht bin ich Sandhofer dankbar, der den springenden Punkt da schon hervorgeholt hat - so wie Du auch. Das ist mir bei den älteren Werken nicht immer bewusst.

    ☞Schreibtisch-Aufräumerin ☞Chief Blog Officer bei Bleisatz ☞Regenbogen-Finderin ☞immer auf dem #Lesesofa

  • Zitat von "sandhofer"

    Natürlich brauchen wir sie nicht - wenn Du "brauchen" im Sinne von "nötig haben" meintest und nicht im Sinne von "benützen".


    Du verstehst mich schon richtig, "nötig haben" meinte ich ;)


    Ohne Kategorien brauchen wir uns auch nicht den Kopf über die Flutsch-oder-nicht-Flutsch-Kriterien zu zerbrechen :elch:


    Und nein, ich sehe Jane Austen zwar als Autorin von Büchern über die Liebe, aber nicht als "Liebesromanschreiberin", wenn man die weit verbreitete Definition ansetzt.

    If you don't become the ocean, you'll be seasick every day.

    Leonard Cohen





  • Hallo miteinander,


    Zitat von "nimue"

    Es steht für mich außer Frage, dass ein großer Teil der Liebesromane nicht den Anspruch erfüllt, wie es ein Austen tut.


    hättest Du vielleicht mal ein paar Beispiele für Liebesromane, die diesen Anspruch erfüllen? :)


    Ich habe übrigens gerade Austens "Kloster Northanger" (Übersetzung von U. und Chr. Grawe) gelesen, dort kam in der deutschen Übersetzung gegen Ende das Wort "Liebesroman" vor:

    Zitat

    Ich gebe zu, daß dies in einem Liebesroman eine etwas ungewöhnliche und der Würde der Heldin äußerst abträgliche Motivation ist. Aber wenn sie im alltäglichen Leben genauso ungewöhnlich sein sollte, dann kann ich mir wenigstens etwas auf meine blühende Phantasie zugute halten.


    Im Original lautet diese Stelle:

    Zitat

    It is a new circumstance in romance, I acknowledge, and dreadfully derogatory of an heroine's dignity; but if it be as new in common life, the credit of a wild imagination will at least be all my own.


    Den Romanen einer Autorin, die derart ironisch die Weltfremdheit der zeitgenössischen "romances" aufspießt, wird man mit dem Etikett "typischer Frauen- oder Liebesroman" sicherlich nicht gerecht.


    Zitat von "Bettina"

    Das bringt mich aber gerade auf die Idee, warum Liebesromane peinlich sind: Eben weil es diese Schubladen gibt - keiner will in einer vermeintlich "trivialen" Schublade landen.


    Das stimmt, aber die mangelnde literarische Qualität ist nicht das einzige Problem, denn im allgemeinen dürfte die Lektüre eines trivialen Liebesromans als peinlicher angesehen werden als etwa das Lesen eines schlechten Krimis oder eines unterdurchschnittlichen Science-Fiction-Romans. Das Eintauchen in eine Phantasiewelt kann immer auch den Vorwurf anderer Leute hervorrufen, daß man das nur deshalb tut, weil man im wirklichen Leben unzufrieden ist. Im Fall von Krimis, Science-Fiction, Western o.ä. ist das noch verhältnismäßig unproblematisch, weil schließlich niemand von einem erwartet, daß man im wirklichen Leben ein Raumschiffkapitän ist oder die Qualitäten eines Meisterdetektivs hat. Dagegen spielt die Liebe im Leben eines Menschen eine sehr große Rolle; dabei geht es nicht nur um das private Befinden, auch die gesellschaftliche Anerkennung eines Menschen hängt davon ab, wie seine Umgebung sein Liebesleben einschätzt. Die "Peinlichkeit" sich zum Lesen von Liebesromanen zu bekennen, rührt deshalb wohl zu einem guten Teil auch daher, daß man immer wieder dem (nicht unbedingt laut ausgesprochenen) Vorurteil begegnen muß, man flüchte sich nur deshalb in die Welt der "Liebes-Phantasie", weil man aus irgendwelchen Gründen nicht mit seinem realen Liebesleben zufrieden sei.


    Abgesehen von diesem Rechtfertigungsdruck verraten die eigenen Vorlieben im Fall von Liebesromanen viel intimere Details der eigenen Persönlichkeit als etwa im Fall von SF-Romanen oder Krimis. Es ist schon ein Unterschied, ob ein Besucher nach eingehender Betrachtung des Bücherregals sagt: "Wenn ich mir deine Krimis so ansehe, dann interessierst du dich offenbar sehr für die Antike und fürs Mittelalter", oder ob er sagt: "Wenn ich mir deine Liebesromane so ansehe, dann stehst du offenbar auf dunkelhaarige, südländische Typen - und was sind das eigentlich für Bücher, die da versteckt in der zweiten Reihe stehen?" :breitgrins:


    Schöne Grüße,
    Wolf

  • Zitat von "sandhofer"

    Du machst mich da auf etwas aufmerksam - etwas, das wohl mit der Grund ist, warum ich gereizt reagiere, wenn man Austen in der (pejorativ aufgefassten) Kategorie "Liebesromane" unterzubringen versucht. "Einfach so "runterlesen"" ist das Stichwort. Da sind wir nämlich wieder beim alten Vorurteil "E-Literatur macht Mühe, U-Literatur flutscht". Dazu möchte ich erstens sagen, dass nachdenken auch ein Genuss sein kann, und dass es zweitens auch sog. E-Literatur gibt, die flutscht - ...


    Ich denke auch, das hier der Knackpunkt liegt.
    Im Allgeminen kann man U-Literatur in einem durch lesen, ohne sein Gehirn zu verwenden, bei E-Literatur nicht. Austen flutscht, und deshalb wird sie evtl. in diese Schublade gestopft.
    Man kann aber auch Kafkas "Verwandlung" durchlesen, und sich über dessen Verwandlung nichts denken.


    Mir macht beides Spaß, tagsüber etwas zu denken, und abends wenn ich müder bin etwas zur Unterhaltung. Und selbst in dieser U-Literatur gibt es ja noch gewaltige Unterschiede :zwinker:

  • Huhu,


    Zitat von "Wolf"

    Hallo miteinander,



    hättest Du vielleicht mal ein paar Beispiele für Liebesromane, die diesen Anspruch erfüllen? :)


    Aber ja doch:


    - Vom Winde verweht
    - Emma
    - Jenseits von Afrika
    - Viel Lärm um Nichts
    - Romeo & Julia
    - Effi Briest
    - Anna Karenina
    - etc.


    Roman natürlich nur im weitesten Sinne (z.B. "Romeo & Julia").


    Das sind für mich alles Klassiker der Liebesromanliteratur - jedenfalls nach meiner Definition (und der diverser Verlage ;) )


    Liebe Grüße
    nimue

    Rechtsextremismus ist wieder salonfähig gemacht worden, durch CDU/CSU und FDP.

  • Hallo Nimue,


    da muss ich mich doch auch mal kurz zu äussern; Liebesromane sind für mich solche Geschichten, die hauptsächlich von der Liebesbeziehung zweier Personen handeln und die - ganz wichtig - ein Happy End haben! Somit sehe ich z. b. die - wunderschönen - Romane "Jenseits von Afrika", "Anna Karenina" und "Romeo und Julia" nicht als Liebesroman (= romance), sondern als (tragische) Liebesgeschichte an.


    Und um auf die ursprüngliche Frage zurückzukommen - was ist an Liebesromanen peinlich? Nichts, garnichts - genausowenig wie ein Krimi, ein historischer oder erotischer Roman, oder welches Genre auch immer peinlich ist ... "peinlich" finde ich nur schlecht geschriebene Bücher, egal wovon sie handeln :zwinker:


    Liebe Grüße
    Sabine

  • Hallo
    Uff,
    na da ist ja eine heiße Diskussion entbrannt. Ich muß ja zu meiner Schande
    :breitgrins: ein paar Dinge gestehen:
    1. Habe ich mir noch nie Gedanken darüber gemacht, was für ein Genre "Pride and Prejudice" ist. Ich habe es gelesen und mir gesagt: "Schade, daß es zu Ende ist. Das war ein sehr schönes Buch, welches ich bestimmt wieder lesen werde und mich neugierig macht, auf andere Romane der Autorin." Vielleicht kann man einfach gewisse Bücher nicht in eine Schublade stopfen. Ich muß dabei immer an die Medizin denken:" Es gibt ein Medikament, welches den Blutdruck senkt, aber auch hervorragend geeignet ist, ein Delirium abzufangen." In welche Schublade stecke ich es jetzt? Unter die Antihypertensiva oder die Psychopharmaka? Es gibt ja auch Bücher, die einen sehr spannenden Inhalt haben, auf Grund ihres Alters ein hervorragendes Bild der damaligen Zeit abgeben und den Protagonisten auf einmal die Gefühle entbrennen. :zwinker: Was nun? Gesellschaftsroman, Thriller, Romanze? Ich bin in dieser Beziehung ein absoluter Ignorant. Ein Buch gefällt mir, weil es mich in irgendeiner Weise berührt und anspricht, ja sogar zum Nachdenken bringt und es steht noch nicht einmal bei Herrn Reich-Ranicki auf der Liste. Bin ich ein Banause? Maybe, aber dafür habe ich extrem viel Spaß am lesen und in meiner bescheidenen Freizeit. :zwinker: Ich lese auch einen absoluten "E"-Hesse und er macht mich einfach nur aggresiv mit seiner depressiven Schreibweise, so daß ich mir denke, vielleicht hätte ihm so ein wenig Koks zu der damligen Zeit auch nicht geschadet. :breitgrins:
    O.K. Jetzt dürft Ihr mich steinigen.


    2. Ich fröne gerne dem Fluchttrieb oder Eskapismus :rollen: . Ich lese gerne "U"'s wie Rosamunde Pilcher, geniesse es und fühle mich dannach völlig trivial glücklich. Ja, ab und an will ich ein Happy End. Ich gehöre zu den Menschen, denen kannst du ein Fenster geben und die schauen 'raus und hängen Ihren Tagträumen nach. Diese "U"'s sind für mich ein absolut notwendiger Ausgleich zu meiner Arbeit auf der Intensivstation. Auf das Happy End kannst Du dort oft vergeblich warten. Nach so einem Arbeitstag, habe ich keine Muse für noch mehr Probleme von noch mehr Menschen, aber es kommt dann auch wieder die Zeit, da kann ich es lesen und dann lese ich es auch gerne. Ich lese aber auch meine "U"'s mit Ernst.


    3. Ich lese teilweise klassische Literatur, weil ich denke, man sollte es gelesen haben, weil es etwas mit Kultur zu tun hat, aber oft ist es so, daß mich diese Literatur nicht wirklich berührt oder anspricht. Ich fühle mich dannach auch nicht wirklich intelektueller auch wenn ich es verstanden habe und eine Brille trage :breitgrins: . Wenn's mir nicht gefällt, gefällts mir nicht, deswegen ist es mir dann doch die meiste Zeit relativ Schnuppe, ob ich jetzt klassische Literatur gelesen habe oder nicht. Ich kann jedoch ganz ehrlich zugeben, daß ich Shakespeare mag (weil es mir einfach gefällt und mich berührt) und Hesse einfach nur krank finde.


    Das war's. Genug geoutet. Werde ich jetzt aus dem Forum geworfen?
    Ich hoffe nicht, denn ich finde solche Diskussionen einfach nur herrlich.
    Ach, bevor ich es vergesse, zu guter Letzt: Für mich ist "Pride and Prejudice" einfach ein wunderschöner LIEBESROMAN. :winken: nimue


    Liebe Grüße Tina

  • Zitat von "tina"

    , daß ich Shakespeare mag (weil es mir einfach gefällt und mich berührt) und Hesse einfach nur krank finde.


    Oh, oh ... :breitgrins:

  • Hallo zusammen!



    Hm ... Ehrlich gesagt tut mir der Verleger, der Effi Briest als Liebesroman verkauft, fast ein wenig leid. Wie verzweifelt muss er nicht nach 4 Werken gesucht haben, die urheberrechtsfrei sind, bekannt genug um sich zu verkaufen und erst noch ein gemeinsames Thema haben, das sich ebenfalls verkauft ... :breitgrins: Effi Briest ist vieles, ganz am Rande eine Liebesgeschichte, vor allem aber Fontanes am meisten überschätzter Roman.


    Vom Winde verweht ist mir noch nie als "anspruchsvoll" angepriesen worden; ich werde es im Hinterkopf behalten.


    Die Blixen liegt auf meinem SUB, allerdings auf Platz 16 - es kann noch eine Weile dauern, bis ich dazu Stellung nehmen kann.


    Emma ist nicht nur anspruchsvoll wie ein Austen; es ist ein Austen ... :breitgrins:


    Dramen gehorchen andern Gesetzen als Romane, unter anderm müssen die Gefühle viel holzschnittartiger gesetzt werden, damit sie auf der Bühne 'rüberkommen. Shakespeare hier unterzumischen ist genauso so falsch, wie es falsch von mir war, Schiller einzubringen. :redface:


    Deine Liste, nimue, müsste allerdings doch konsequenterweise auch Venus im Pelz von Sacher-Masoch enthalten, oder? Wirklich eine reine Liebesgeschichte, in der sogar praktisch nur ein Mann und eine Frau überhaupt vorkommen. Goethes Wahlverwandtschaften in der (beinahe) eine ménage à quatre vorgeführt wird ...


    Grüsse


    Sandhofer

    Wo nehme ich nur all die Zeit her, so viel nicht zu lesen. (Karl Kraus)

  • Um mal auf den Titel des Threads zurückzukommen:

    Zitat

    Was ist so peinlich an Liebesromanen?


    Das hier zum Beispiel:
    3442554500.03.LZZZZZZZ.jpg


    Die Titelbilder sind ja meist zum Schreien und entsetzt Davonlaufen!

    Wir sind irre, also lesen wir!

  • Jenseits von Afrika ist eigentlich gar kein Liebesroman, soweit ich mich erinnere, ist schon eine Weile her, daß ich es gelesen habe. Es geht eigentlich mehr um das Land, als um Beziehungen zwischen Menschen, aber wenn man die Liebe der Frau Blixen zu Afrika als Liebesbeziehung ansehen möchte, dann mag es vielleicht stimmen :smile:

  • Guten Morgen,


    Zitat von "sandhofer"

    Effi Briest ist vieles, ganz am Rande eine Liebesgeschichte, vor allem aber Fontanes am meisten überschätzter Roman.


    Das mag ja sein - ich habe auch nie gesagt, dass ein Liebesroman ausschließlich ein Liebesroman und sonst nichts ist ;)
    Die Aussage über Ausschließlichkeit liegt eher in eurem Bereich :breitgrins: Für mich kann ein Roman sowohl Liebes- als auch Gesellschaftsroman sein. Das schließt sich für mich nicht aus. Auch kann ein Liebesroman für mich kein Happy End haben. Ich halte mich da tatsächlich an die Definition in diversen Lexika: <b>Zentrales Thema Liebe</b>.


    Zitat

    Vom Winde verweht ist mir noch nie als "anspruchsvoll" angepriesen worden; ich werde es im Hinterkopf behalten.


    Hm... ich dachte, ich hätte geschrieben "den Anspruch, den Austen erfüllt" - nun ist es so, dass ich damit nicht anspruchsvoll gemeint habe, denn Austen finde ich nicht sooooo anspruchsvoll geschrieben und mir erschloss sich auch nie eine sog. Metaebene ;)


    Den Anspruch, ein Klassiker der Weltliteratur zu sein, erfüllt "Vom Winde verweht" jedoch so ziemlich (auch wenn die "Frist" erst in ein paar Jahren abgelaufen ist).


    Zitat

    Deine Liste, nimue, müsste allerdings doch konsequenterweise auch Venus im Pelz von Sacher-Masoch enthalten, oder? Wirklich eine reine Liebesgeschichte, in der sogar praktisch nur ein Mann und eine Frau überhaupt vorkommen. Goethes Wahlverwandtschaften in der (beinahe) eine ménage à quatre vorgeführt wird ...


    Durchaus... aber ich dachte, das habe ich deutlich mit meinem "- etc." ausgedrückt? Ich kann schließlich unmöglich alle Liebesromane aufzählen, die es so gibt ;)


    Zitat von "Saltanah"

    Um mal auf den Titel des Threads zurückzukommen:


    Ja, wenn ich nun ausschließlich nach der Optik beurteilen würde, wäre das Cover natürlich ein sehr schlagendes Argument ;)


    Natürlich sehen alle Liebesromane und wirklich ausschließlich Liebesromane so aus. Genauso wie Grusel/Schauer/Horrorliteratur grundsätzlich von den Autoren Koontz/Saul/King geschrieben wurde und ausschließlich so:


    Koontz19.jpg


    aussehen :lachen:


    Ich habe übrigens in diversen Lexika (online und in Buchform) nachgeschlagen und die Definition des Liebesromanes deckt sich mit der in Wikipedia. Liebesromane gibt es auch als Trivialliteratur - aber nicht ausschließlich.


    Liebe Grüße
    nimue

    Rechtsextremismus ist wieder salonfähig gemacht worden, durch CDU/CSU und FDP.