Wolfgang Herles - Eine blendende Gesellschaft

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    Kurzbeschreibung
    Anton Sommer, MdB und Held dieses ebenso unterhaltsamen wie bissigen Thrillers über deutsche Eliten, stellt Nachforschungen über den Tod eines Kollegen an, gerät in Liebesabentuer, in einen geheimnisumwitterten Golfclub und in den Strudel einer politischen Verschwörung. Es geht um Geldwäsche, Korruption beim Umbau des Reichstags und mysteriöse Terroranschläge. In tragenden Nebenrollen: Deutschlands populärster Talkmaster und ein Bundeskanzler.


    Mein Eindruck
    Anton Sommer, ein kleiner Abgeordneter, wundert sich über das plötzliche Ableben seines Kollegen Frank Schmid-Selbelang und fängt an, Fragen zu stellen. Seine tüchtige Sekretärin Antje greift ihm dabei tatkräftig unter die Arme und muss in den gemeinsamen Erörterungen zum Fall öfter seinen Kopf gerade rücken. Denn gleichzeitig mit den Nachforschungen zu Franks Tod beginnt sich auch dessen Ex-Geliebte für Anton zu interessieren. Und Anton erhält plötzlich Zutritt zu einem exklusiven Golfclub und zwanzigtausend Mark in einem neutralen Umschlag ohne Absender.


    Ein Wust aus verbalen Sümpfen und taktischen Mätzchen tut sich auf - ein Terrain voller Tretminen, auf dem Anton kaum geübt ist. Immer dran an einer Wahrheit, die je nach Sichtweise und momentanen Erfordernissen völlig unterschiedlich interpretiert wird und die ihm als absolute Wahrheit immer duch die Finger rutschen wird. Anton verliert langsam aber sicher den Überblick und läuft den Finten seiner Gegner fast ungeschützt ins Messer - wenn da nicht Antje wäre mit ihrer untrüglichen und weit weniger leicht beeinflussbaren Situationsanalyse, die dem ungläubigen Anton die Gegner beim Namen nennt.


    Bissiger Tobak, den Herles serviert und sehr amüsant zu lesen! "Deutschland als Bananenrepublik" schreibt ein Kommentator über das Buch und in der Tat, weit weg davon lässt Herles seine Figuren wirklich nicht stehen. Und wohl wissend um all die Journalistenjahre, die Herles in Bonn verbracht hat, möchte man gar nichts anderes, als das Buch als einen giftigen Blick hinter die Kulissen zu verstehen. Aber wo endet die Wahrheit und wo fängt die verwegene Dichtung an?


    Alleine der Stil macht das Buch lesenswert, denn Herles findet abwechslungsreiche Beschreibungen und zwischen den Zeilen triefen abwechselnd Spott, Humor und Ironie. Er lässt die Wichtigen und Elitären sich selber fleißig feiern und enttarnt Szenen aus der Öffentlichkeit als perfekt inszenierte Täuschungsmanöver (Tipp: Die Verleihung eines Medienpreises an den Moderator Göttlich). Solche süffisanten Satiren würde ich gerne öfter lesen.


    Rattenskala
    4ratten


    Zum Autor
    Herles moderiert die Sendung Aspekte und daher findet sich ein kleiner Informationstext zu Herles unter MDR.de. Darin sind einige Bemerkungen über ihn, die den Biss in seiner Satire sehr gut begründen. Herles sagt von sich selbst: Ich werde versuchen, 24 Stunden am Tag der Stachel im Fleisch der Politik zu sein! Mit einem Buch wie dem vorgestellten kommt er gut an sein Ziel - denn es trifft vermutlich besser als eine trockene Abhandlung im Sachbuch.

    ☞Schreibtisch-Aufräumerin ☞Chief Blog Officer bei Bleisatz ☞Regenbogen-Finderin ☞immer auf dem #Lesesofa

  • Hallo Bettina, :winken:


    deine Rezi hat mich sehr neugierig gemacht und wie schon so oft, hat sich meine Wunschliste um ein Buch erweitert.


    Viele Grüße
    Miramis

    :lesen: Kai Meyer - Die Bibliothek im Nebel