Thomas R. P. Mielke - Orlando Furioso

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  • mielke01.jpg


    Hallo ihr Lieben,


    Heute startet die Leseruden zu "Orlando Furioso". Viel Spaß!


    Inhalt:


    Bestsellerautor Thomas R. P. Mielke erzählt das unterhaltsamste Epos der Weltliteratur: Ein märchenhafter Liebesreigen und ein einzigartiger Kosmos von Geschichten Orlando furioso - "Der rasende Roland" - von Ludovico Ariost gilt seit fünfhundert Jahren als literarisches Meisterwerk: ein Roman voller rätselhafter Verwicklungen, rasanter Verfolgungen, phantastischer Szenen und erotischer Abenteuer. Das gesamte französische Theater, Shakespeare, Goethe und unzählige andere große Dichter bis hin zu J. R. R. Tolkien verehrten Ariost und ließen sich von ihm beeinflussen. Thomas R. P. Mielke, der Autor bon "Gilgamesch, König von Uruk", hat sich nun dieses unvergleichlichen Stoffes angenommen. Mit ungeheurer Lust am Fabulieren erzählt er von einem farbenprächtigen Kosmos der Minne. Das antike Troja und der Zauberer Merlin aus der Artus-sage spielen in dieser ritterlichen Welt ebenso eine Rolle wie die Abwehrkämpfe der Franken unter Karl dem Großen gegen die heidnischen Sarazenen. Zauberer und Hexen bevölkern die bunte Szenerie, fliegende Pferde, Wunderschwerter und Jungfrauen. Aber vor allem geht es um den verliebten, eifersüchtigen Orlando, der in ei nen langen, wunderbaren Sommernachtstraum geraten ist. Nichts in der Welt will er mehr als die Liebe der schönen Angelica, der Prinzessin von Cathay. Doch das Schicksal führt ihn in einen gigantischen Irrgarten der Sehnsucht.


    Angemeldet zur Leserunde hatten sich:


    Thomas R. P. Mielke


    Twilight (Gewinnerin des Buches)
    Marmotte (?)
    Mira
    Dietrich
    Thrakonia
    Papyrus
    nimue


    Meine obligatorischen Sätze:


    Eine kurze Bitte: Damit das ein bißchen angenehmer zu lesen ist, postet erst, wenn ihr angefangen habt. Die Beiträge "Buch liegt bereit, ich fange heute Abend an" ziehen das ganze immer so sehr in die Länge (ich nehme mich davon nicht aus :breitgrins:)


    Interessant für Leserunden-Neulinge ist sicherlich die Leserunden-FAQ. Dort findet ihr auch Informationen z.B. zu Spoilern etc.


    Liebe Grüße
    nimue

    Rechtsextremismus ist wieder salonfähig gemacht worden, durch CDU/CSU und FDP.

  • Nun denn, mal wieder ein Epos welches uns Thomas (ich hoffe das ist o.k.) uns hier vorlegt.


    Wie schon bei "Gilgamesch" kenne ich das Original von Ariosto nicht, bin aber nach Beendigung des 2. Kapitels schon sehr angetan.


    Das Buch beginnt, ich würde sagen, sehr amüsant, fordert jedoch meine ganze Aufmerksamkeit. Kein Buch welches man zwischendurch lesen kann.


    Ich habe ein wenig gegoogelt und finde jetzt schon die Bestätigung dass sich einige von diesem Epos haben beeinflussen lassen und dies nicht nur in Romanen.
    "Die Ritter der Kokosnuss" von Monty Python kann diesem Epos auch direkt entsprungen sein.


    Interessant ist auf jeden Fall die Beschreibung der einzelnen Personen. Sie sind schön, mutig, verschwitzt, etc. aber eine genauere Personenbeschreibung wird nicht geliefert. Man darf sich hier sein eigenes Bild machen.


    Was mir aber ganz besonders gefällt das dieser ca. 500 Jahre alte Epos schon so modern ist und eine mutige Ritterin, Bradamante, enthält.

    Einmal editiert, zuletzt von ()

  • wow, schon zwei Tage offen der Thread, und noch kein Eintrag? Alle noch mit dem Verdauen der Weihnachtsganz, Lebkuchenhäuser und Puddingberge beschäftigt? Oder mit dem Sichten der weihnachtlichen SUB-Erweiterungen? :zwinker:


    Ich würd ja zu gern schon mal mit dem Lesen anfangen, leider ist mein Buch noch nicht da - diese ganzen Feiertage sind echt anstrengend :entsetzt:

    Viele Grüße aus dem Zwielicht<br />[size=9px]Rihla.info | blooks - Rezensionen und mehr<br />[b][url=http://www.librarythi

  • Hallihallo & Willkommen zur Leserunde :winken:


    Twilight: Ja, ich bin noch ein bißchen im Stress - es ist also gar nicht so übel, wenn Du noch nicht anfangen kannst. Ich hoffe aber, dass das Buch bald bei Dir eintrifft! :)


    Papyrus: Ich habe bisher zwar nur das Prelude gelesen, aber ich kann Dir schon voll und ganz zustimmen. Man ist mit dem ersten Satz mitten im Geschehen und es geht rasant los:


    <i>Wie Blitz und Donner zugleich brach der rote Ritter durch das Unterholz, um Karl den Großen und das Abendland zu retten.</i>


    Und schon tauchen bei mir zwei Fragen auf:


    1. Was hat es mit der Vergabe von Farben bezüglich der Ritter auf sich? Roter & Schwarzer Ritter usw. Welche Farben gibt es und was bedeuten sie?


    2. Angelica ist ein ungewöhnlicher Name für eine chinesische Prinzessin, oder?


    Da es bei uns richtig schön geschneit hat, werde ich mich gleich mit dem Wälzer aufs Sofa verziehen.


    Die Originalfassung kenne ich übrigens nicht mal auszugsweise :redface:


    Liebe Grüße
    nimue

    Rechtsextremismus ist wieder salonfähig gemacht worden, durch CDU/CSU und FDP.

  • Guten Morgen (na, gerade noch so),


    ich hab das Buch ja schon in meinem Urlaub (im September) gelesen, und als ich mich damals angemeldet habe, stand noch ein Termin (ich meine) Ende Oktober an. Ich weiss, dass das mit den Diskussionen immer etwas problematisch ist, wenn man schon fertig ist, und auch das Lesen schon etwas länger her ist. Aber wenn ich werde bestimmt noch etwas zum Diskutieren finden.


    Zuerst einmal nur etwas "Äußerliches": Ich habe die Taschenbuch-Ausgabe, und als ich fertig war, konnte man das goldige "Orlando Furioso" des Titels auf dem Cover nicht mehr erkennen. Sowas finde ich schon sehr schade, zumal ich zu den Leuten gehöre, die ihre Schätze gerne immer mal wieder aus dem Regal nehmen, nochmal in Ruhe anschauen und drin herum blättern.


    Viel Spass beim Lesen,
    Marmotte

  • Zitat von "nimue"


    1. Was hat es mit der Vergabe von Farben bezüglich der Ritter auf sich? Roter & Schwarzer Ritter usw. Welche Farben gibt es und was bedeuten sie?


    Gute Frage, darüber habe ich mir noch gar keine Gedanken gemacht.


    Zitat von "nimue"


    2. Angelica ist ein ungewöhnlicher Name für eine chinesische Prinzessin, oder?


    Ja, ein recht ungewöhnlicher Name für eine chinesische Prinzessin, aber das sind Dinge die ich einfach hinnehme, zumal sie schon im Epos von Ariosto so heißt.


    Die Geschichte wird immer irrer (ich bin jetzt auf Seite 61) und erinnere mich zur Zeit stark an "das schwarze Auge" erinnert. Ein Abenteuer? Wen kann ich retten? Wann?
    Herrlich....


    Zitat von "spoiler bis Seite 53"


    "Nichts regte sich. Dann aber tauchte der geflügelte Hengst mit seinem Reiter auf. [...]In der Rechten hielt er ein Buch, aus dem er auch noch zu lesen begann."


    Den Absatz fand ich einfach zu schön, da er mit doch stark an uns hier im Forum erinnert. Auf in den Kampf, aber bitte das Buch immer dabei :breitgrins:


    Zitat von "spoiler bis Seite 61"


    Ich staune doch immer wieder wie modern diese Geschichte ist. Ein Ritter der sich wundert dass ein Mann ein toller Hecht ist wenn er mehrere Liebschaften hat, die Frau dafür aber auf den Scheiterhaufen gehört wenn sie "untreu" war. So viel Toleranz hätte ich nicht vermutet.

  • Hallo zusammen!


    Zitat von "nimue"

    Roter & Schwarzer Ritter usw. Welche Farben gibt es und was bedeuten sie?


    Da fällt mir spontan die Artussage ein. Ein Roter Ritter kommt da mindestens zweimal vor:
    Zum ersten trifft Parzival als grüner Junge beim ersten Ausflug in die große weite Welt auf den Roten Ritter Ither. Da er keine ordentliche Rüstung hat und die Ritter-Spielregeln nicht kennt, tötet er Ither nach dessen Weigerung hinterhältig (vgl. auch Wolframs Parzival :zwinker:).
    Der zweite Rote Ritter kommt in der Geschichte von Gareth vor, der als Küchenjunge Linette begleitet, um ihre Schwester vor dem mächtigen Roten Ritter Ironside zu retten, was ihm natürlich gelingt. Zuvor hat er auch noch einen Schwarzen und einen Grünen Ritter besiegt.


    Ein weiterer Schwarzer Ritter ist Pellinore, der sich nach Arthurs Krönung als letzter weigert, Arthur als König anzuerkennen. Arthur besiegt ihn schließlich und schließt mit ihm Freundschaft.


    Papyrus: Sehr interessanter Link. Dass es eine Vorgeschichte zum Orlando furioso gibt, wusste ich gar nicht.


    Gruß Dietrich (der den Orlando furioso leider noch nicht hat)

    [size=9px]Paul ist 24 Jahre alt. Er ist doppelt so alt, wie Thomas war, als Paul so alt war, wie Thomas heute ist. Wie alt ist Thomas ?[/size]

  • Ich bin jetzt auf Seite 180. Das Buch gefällt mir gut obwohl ich mich sehr konzentrieren muss.
    Es laufen viele Geschichten nebenher und gleichzeitig werden noch kleine eigene Geschichten erzählt. Kurz gesagt es geschieht sehr viel in diesem Buch.


    Immer wieder gibt es Stellen an denen ich schmunzeln muß

    Zitat von "Spoiler bis Seite 180"

    Ich fand es doch recht witzig dass ein Ritter am Bauchnabel verwundbar ist und bei Orlando die Fußsohlen die schwache Stelle sind.
    Das hat doch was. Da wirkt die Niebelungensage doch recht dröge.
    :breitgrins:


    Eine andere Erkenntnis die ich auch recht schnell hatte:

    Zitat von "Spoiler bis Seite 180"

    Eigentlich dachte ich (vor Beginn der Lektüre) dass die Geschichte "historisch" ist, da Karl der Große genannt wird, aber recht schnell gewann ich dann den Eindruck dass es doch "nur" ein bunt zusammen gewürfelter Fantasyroman ist. Nicht mehr und nicht weniger. Was die Geschichte nicht schlechter macht, ich muß immer noch beim Lesen an "Die Ritter der Kokosnuss" denken.


    Wo ist eigentlich der Autor, ich hatte mich so auf Thomas R.P. Mielke gefreut :sauer:

  • Heute ist der Rasende Roland auch endlich bei mir angekommen *danke an nimue :smile: *


    Werde mich dann auch baldmöglichst an die Lektüre machen!

    Viele Grüße aus dem Zwielicht<br />[size=9px]Rihla.info | blooks - Rezensionen und mehr<br />[b][url=http://www.librarythi

  • Ich hab jetzt den "4. Gesang" beendet und bin total fasziniert. Am Anfang sind die vielen verschiedenen Gestalten aus den verschiedenen Lagern, die aber dennoch irgendwie alle miteinander verwandt bzw. verschwippschwägert sind (und sei es, dass die Verwandtschaft bis zum trojanischen Krieg zurück geht), ziemlich verwirrend, aber so langsam legt sich das, und die Figuren gewinnen auch ein wenig Profil - ausführliche Personenbeschreibungen darf man nicht erwarten, charakteristisch sind eher die Handlungsweisen.


    Es ist eine Geschichte, in die man sich meiner Meinung nach einfach hineinfallen lassen muss, die vielen parallelen Handlungsstränge mag ich z.B. sehr gern. Man darf sich auch von offensichtlichen Unlogiken nicht abschrecken lassen, so sind z.B. die geographischen Beschreibungen zum Teil doch sehr phantasievoll :smile:

    Viele Grüße aus dem Zwielicht<br />[size=9px]Rihla.info | blooks - Rezensionen und mehr<br />[b][url=http://www.librarythi

  • Zitat von "Papyrus"

    Wo ist eigentlich der Autor, ich hatte mich so auf Thomas R.P. Mielke gefreut :sauer:


    LIEBE LESER(INNEN) ...


    Erfreut, überrascht und auch ein wenig beschämt danke ich zunächt einmal für die (bisher) freundliche Aufnahme. Ich habe ich ein wenig zurück gehalten, weil ich erst einmal sehen wollte, wie das hier läuft.


    Gleich zu Beginn eine Verfahrensfrage: Soll ich auf jede Einzelfrage antworten oder reichen auch Zusammenfassungen?


    Noch ein paar Tipps/Hinweise zum Buch vorweg:


    - Der 500 Jahre alte "Orlando furioso" ist kein Roman nach den heute für Bestseller und in Hollywood geltenen Schreibregeln nach Aristoteles, sondern die Weiterentwicklung des 30 Jahre zuvor von einem ganz anderen Autor nicht zuende geschriebenen "Orlando innamorato", in dem bereits so gut wie alle Charaktere und Handlungsstänge vorgezeichnet bzw. eingeleitet werden. DAS WAR DAS EIGENTLICHE PROBLEM: Wie kann man einen im romanischen Sprachraum überall bekannten Stoff von mehreren hundert Seiten auf 12 Seiten Prelude eindampfen?


    - Da ich um eine möglichst quellengetreue und unmanipulierte Übertragung -von Ariosts Urfassung in verständliche deutsche Prosa bemüht war, habe ich auch nicht korrigiert, wenn es schon im Original Fehler gab oder gar deutlichere Charaktereigenschaften hinzu erfunden. Das gilt zuallererst beim Namen Angelica, der mir überhaupt nicht passend schien, aber auch bei gewissen phantastischen Elementen, die HISTORISCH nachweislich falsch sind (Paris war nie die Hauptstadt Karls des Großen). Leider ziehen sich einige Renzensenten eben daran hoch, weil sie nicht begreifen, dass dieses Werk neben allen Schlachten und globalpolitischen Vertrickungen auch die Gründungslegende des Fürstenhauses der d'Estes (deren Nachkomme auch ein gewisser Ernst-August von Hannover ist) und zudem auch Satite, Zeitkritik und Abgesang auf das Rittertum ist.


    Mehr Infos hierzu und zum Sortieren der Figuren gibt es auf meiner kleinen selbstgebastelten HP http://www.orlando-furioso.net/index.htm


    Das soll für heute genügen. Ein Hinweis noch - falls eine gewisse Astrid Ann Jabusch sich hier ebenfalls für Ariost und den Orlando ins Zeug wirft - bitte nicht wundern. Meine langjährige Partnerin, Muse und Lektorin hat das Manuskript in den zwei Jahren Arbeitszeit mehr als ein halbes Dutzend mal geschrieben, korrigiert und verbessert. Dafür noch immer meinen umschlingendsten Dank!


    TRPM


    PS
    Exemplare mit Druck-Mängelrüge können beim Verlag (Herrn Friedrich/Produktion) umgetauscht werden. Das habe ich ebenfalls getan.

  • Hallo Thomas,


    dann jetzt erst mal ein Herzliches Willkommen bei der Leserunde hier :winken:


    Zitat von "trpmielke"

    Gleich zu Beginn eine Verfahrensfrage: Soll ich auf jede Einzelfrage antworten oder reichen auch Zusammenfassungen?


    Öhm... am besten einfach so, wie es Dir am liebsten ist. Wenn jemand eine Frage stellt, die dann vielleicht übersehen wird, wird sie sowieso nochmal gestellt. Zusammenfassungen reichen also auch, meiner Meinung nach.


    Zitat

    Noch ein paar Tipps/Hinweise zum Buch vorweg:


    Dafür vielen Dank! Ich werde jetzt erst mal ein bißchen im Internet über Orlando stöbern gehen!


    Liebe Grüße
    nimue

    Rechtsextremismus ist wieder salonfähig gemacht worden, durch CDU/CSU und FDP.

  • Hallo Thomas :klatschen::klatschen::klatschen: (ich freue mich einfach dass du hier bist),


    ich habe eine allgemeine Frage zu dem Buch:
    Warum hast du dir diesen Epos ausgesucht?
    Kannst du etwas deine Beweggründe erläutern, das fände ich sehr nett.


    Zitat von "trpmielke"


    - Da ich um eine möglichst quellengetreue und unmanipulierte Übertragung -von Ariosts Urfassung in verständliche deutsche Prosa bemüht war, habe ich auch nicht korrigiert, wenn es schon im Original Fehler gab oder gar deutlichere Charaktereigenschaften hinzu erfunden. Das gilt zuallererst beim Namen Angelica, der mir überhaupt nicht passend schien, aber auch bei gewissen phantastischen Elementen, die HISTORISCH nachweislich falsch sind (Paris war nie die Hauptstadt Karls des Großen). Leider ziehen sich einige Renzensenten eben daran hoch, weil sie nicht begreifen, dass dieses Werk neben allen Schlachten und globalpolitischen Vertrickungen auch die Gründungslegende des Fürstenhauses der d'Estes (deren Nachkomme auch ein gewisser Ernst-August von Hannover ist) und zudem auch Satite, Zeitkritik und Abgesang auf das Rittertum ist.


    Ich hätte es sehr schade (und verfälschend) gefunden wenn du die "Fehler" im Original verbessert hättest. So lesen wir hier ein altes Buch welches uns nun in verständlicherer Form vorliegt. So soll es doch auch sein.


    Die Satire, sowie die Zeitkritik sind gut zu erkennen, und was mich doch immer wieder in diesem Buch fasziniert (ich habe gerade den 14. Gesang beendet):
    Es ist überaus modern, die angebrachten Kritikpunkte sind für die heutige Zeit keineswegs veraltet. Was mir doch zu denken gibt...

  • Zitat von "Papyrus"

    ich habe eine allgemeine Frage zu dem Buch:
    Warum hast du dir diesen Epos ausgesucht?
    Kannst du etwas deine Beweggründe erläutern, das fände ich sehr nett.


    Das ist eine etwas längere Geschichte, die bis ins Jahr 1986 zurückreicht.


    In den vergangenen Jahrhunderten haben immer wieder Interessenten versucht, den Orlando ungereimt "einzudeutschen. " Dem Vernehmen nach sollen sogar Goethe und Karl Mai dazu gehört und aufgegeben haben.


    Sicher weiss ich, dass Michael Ende ebenfalls damit angefangen hatte.


    Über dessen Freund/Agenten und Geschäftsführer Roman Hocke vom Weitbrecht Verlag (der ziemlich verstimmt weil, weil er 1986 meinen ersten richtig dicken Roman Gilgamesch nicht bekommen hatte) bekam ich 9 Jahre später (1995) von inzwischen wieder in Rom lebenden Hocke eines Tages drei Dutzend A3-Fotokopien mit Stahlstichen des berühmten Dorè, die ich ganz schrecklich und brutal fand.


    Hocke schlug mir vor, nach diesem Bildern doch mal einen mittelalterlichen Fantasy-Roman zu schreiben. Witzbold. Da kannte er mich und meine Recherchier-Lust viel zu schlecht. Im März 2000 war ich mit Astrid Ann Jabusch 3 Tage in Rom zur Projektbesprechung. Man speiste fein mit mit Peter Berling :grmpf: und Mario Adorf :smile: am Nebentisch, aber wir stellten schnell völlig unterschiedliche Auffassungen über Ariosts Orlando furioso fest.


    Kurzum: Ich wollte so dicht wie irgend möglich ans Original und den literarischen Schatz, Hocke (und später auch andere marketingorientierte Verlagsmenschen) verlangten eine Art verhohlbeinte Dan Brow-Version.


    So trennte man sich wieder, Astrid und ich blieben uns treu und investierten unheimlich viel Zeit und Geld. So ist das eben, wenn man sich was in den Kopf gesetzt hat.


    Alles Gute zum neuen Jahr
    TRPM

  • Zitat von "trpmielke"


    So trennte man sich wieder, Astrid und ich blieben uns treu und investierten unheimlich viel Zeit und Geld. So ist das eben, wenn man sich was in den Kopf gesetzt hat.


    Alles Gute zum neuen Jahr
    TRPM


    Na, das hat sich ja zum Glück gelohnt, und wir kommen in den Genuss des Ergebnisses dieser Hartnäckigkeit. Mir macht das Buch auf jeden Fall so viel Spaß wie schon lange keins mehr! :smile:


    Was ich allerdings gemerkt hab: Es ist ein Werk, wo man dranbleiben muss. Wenn zu viel passiert zwischendurch (wie z.B. eine aufregende Silvesterfeier), ich womöglich noch was anderes lese, verliere ich den Faden der vielen unterschiedlichen Handlungsstränge, die nebeneinander her laufen, dann zusammen finden, sich wieder trennen, immer wieder neue Protagonisten einführen... das ist schon ein klein wenig verwirrend. Auch die Kapitel- bzw. Gesangs-Trennungen sind da nicht besonders hilfreich, weil die einzelnen Geschichten oft über diese Grenzen hinweg weitergesponnen werden. Ich hab mir auf jeden Fall angewöhnt, das Buch nicht am Ende eines Kapitels zuzuschlagen (wenn das denn schon mal sein muss ;) ), sondern bei einem echten Perspektivenwechsel.


    Und auch von mir natürlich ein fröhliches und unausgeschlafenes [size=18px]Frohes neues Jahr!![/size]

    Viele Grüße aus dem Zwielicht<br />[size=9px]Rihla.info | blooks - Rezensionen und mehr<br />[b][url=http://www.librarythi

  • Ich bin nun auf Seite 282 (im 19. Gesang) und komme mit dem Buch immer besser zurecht.


    Zitat von "trpmielke"


    In den vergangenen Jahrhunderten haben immer wieder Interessenten versucht, den Orlando ungereimt "einzudeutschen. " Dem Vernehmen nach sollen sogar Goethe und Karl Mai dazu gehört und aufgegeben haben.


    Sicher weiss ich, dass Michael Ende ebenfalls damit angefangen hatte.


    Du bist also der erste der es durchgezogen hat? Sehr schön.


    Zitat von "trpmielke"


    Man speiste fein mit mit Peter Berling :grmpf:

    ???


    Zitat von "trpmielke"


    Hocke (und später auch andere marketingorientierte Verlagsmenschen) verlangten eine Art verhohlbeinte Dan Brow-Version.


    In kregschem Deutsch...


    Vielleicht hätte man für die neue Übersetzung "Der Herr der Ringe" ja jemand anderen Fragen sollen... :breitgrins:



    Da ich ja so ein neugieriger Mensch bin habe ich noch mehr Fragen, wenn es erlaubt ist:


    Schreibst du gerade an einem neuen Buch?


    Was ist interessanter, alten Epen neues Leben einzuhauchen, oder "eigene" Romane zu schreiben und Geschichte zu recherchieren?


    Zwischen "Gilgamesch" und "Orlando furioso" liegen ja doch so circa 4.000 Jahre, welche Epoche hat es dir mehr angetan?
    Das kann man an den von dir geschriebenen Büchern ja nun nicht erkennen, da recht viele Zeiten in Romane verarbeitet wurden


    Wie kommt man am besten an ein Autogramm?


    P.S. Auch von mir noch ein gutes neues Jahr

  • Zitat von "trpmielke"

    Auch die Kapitel- bzw. Gesangs-Trennungen sind da nicht besonders hilfreich, weil die einzelnen Geschichten oft über diese Grenzen hinweg weitergesponnen werden. Ich hab mir auf jeden Fall angewöhnt, das Buch nicht am Ende eines Kapitels zuzuschlagen (wenn das denn schon mal sein muss ;) ), sondern bei einem echten Perspektivenwechsel.


    Es war noch viel schlimmer. wir haben und dennoch ganz genau an die Aufteilung der Ur-Gesänge gehalten (also da nichts verschoben). Dennoch gebe ich zu, dass ich - nach bestem Wissen und Gewissen natürlich "gewertet", "geurteilt" und "gekappt" habe. Das war unheimlich schwer, weil ich manchmal bei einem einzigen Satz abwägen mußte, ob ich ihn - zum Verständnis des Späteren - noch brauchen würde oder nicht. Außerdem ging es Astrid und mir ja so, dass wir mit jedem Tag der Beschäftung mehr, anders und neu verstanden.


    Ganz extrem: Wenn ich HEUTE igendeinen Abschnitt bei einer Lesung vortrage, betone ich völlig anders als noch vor zwei Jahren - und schon gibt es eine Sinn-Variante...


    An manchen Stellen kamen wir nur zum Verständnis der Verstrickungen, indem wir mit unterschiedlichen Farbmarkern immer eine Ebene tiefer in die Story und dann auch wieder hinaus markiert haben. Fast wie in einem Fantasy-Adventure wie Mokey Island oder Indiana Jones.

  • Zitat von "Papyrus"

    Man speiste fein mit mit Peter Berling :grmpf: ???


    Soll heissen, dass wir uns nicht unbedingt sympathisch sind.


    Zitat von "trpmielke"

    Hocke (und später auch andere marketingorientierte Verlagsmenschen) verlangten eine Art verhohlbeinte Dan Brow-Version.


    Es klingt mir heute noch in den Ohren, dieses ständige "Wir wollen mehr Mielke und weniger Ariost" - also eindeutig das Gegenteil vom dem, was Astrid und ich vor hatten. Sonst hätten wir nicht so viel zeit dafür gebraucht.


    Zitat von "Papyrus"

    Schreibst du gerade an einem neuen Buch?


    Seit drei Wochen mal nicht, nachdem der 3. Band der Avignon-Trilogie fertig ist (erscheint im April). Wir müssen erst mal wieder die Computer säubern und die ganzen Ordner, Kopien und dafür beschafften Bücher ins Kellerarchiv bringen. Außerdem habe ich mich erstmals breit schlagen lassen bei der Volkshochschule Spandau Vorträge über das Bild der Frau in historischen Romanen und einen Workshop über SF, Fantasy usw. zu machen. Da musss ich mich auch erst mal vorbereiten. Dann steht der Eurocon zu Ostern in Kiew an, danach des XIII. Festival der Phantastik auf der Neidenburg in den Masuren. Aber irgendwann in den nächsten Wochen bleibe ich sicher an irgend einem interessanten Thema hängen. Das kann aber ebensogut ein Krimi oder ein Thriller werden. Keine Ahnung bisher. Nur bei Verlagswünschen nach Romabiographien über Karl V., Buddha usw. kriege ich lange Zähne und lehne ab.


    Zitat von "Papyrus"

    Was ist interessanter, alten Epen neues Leben einzuhauchen, oder "eigene" Romane zu schreiben und Geschichte zu recherchieren? Zwischen "Gilgamesch" und "Orlando furioso" liegen ja doch so circa 4.000 Jahre, welche Epoche hat es dir mehr angetan?
    Das kann man an den von dir geschriebenen Büchern ja nun nicht erkennen, da recht viele Zeiten in Romane verarbeitet wurden.


    Ich habe keine besondere Zeit-Vorlieben. Im Gegenteil, wenn ich eine Zeit recherchiert undf für mich ausgeleuchtet habe, möchte ich gern eine andere "entdecken". Oberkante ist aber wohl die Spätrenaissance. Ich glaube nicht, dass mich Barock, Aufklärung oder Klassizismus interessieren würde, obwohl ich das in meinem Roman über 2000 Jahre Köln alles mal kurz getreift habe.


    Zitat von "Papyrus"

    Wie kommt man am besten an ein Autogramm?


    Einfach anfragen.

  • Hallo ihr Leseratten,


    dann möchte ich auch mal in Erscheinung treten und euch ein frohes neues Jahr wünschen. Ich hoffe, ihr seid gut reingekommen.


    Vielleicht kann ich ja auch gleich ein paar Fragen aufklären. (Ich bin mit dem Zitieren hier noch nicht ganz so fit.)

    Zitat

    Papyrus hat folgendes geschrieben:


    Ja, da hat wohl TRPM einen uuunauslöschlichen Eindruck wiedergegeben, den wir aber beide hatten: während sich Mario Adorf als ein stiller, sehr sympathischer, bescheidener und liebenswürdiger Mensch zeigte, war Peter Berling... nun ja... ich sag mal einfach: nicht so wie Mario Adorf :zwinker:


    Zitat

    Papyrus hat folgendes geschrieben:


    Die der Agent und die Verlage wollten sowas wie ein "The Best Of Orlando Furioso", also nur die Filetstückchen.
    Wir haben sogar probiert, ob das geht - schweren Herzens zwar - aber in ehrlicher Absicht, dem Rat der Vertriebsleute im Verlag zu folgen (denn immerhin haben die ja einige Erfahrung darin, wie man ein Buch an den Leser bringt).
    Ergebnis: Es war einfach NICHT möglich, die einzelnen ineinander verwobenen Geschichten zu entflechten, ohne daß später irgendwo ein Zusammenhang fehlte. Nicht umsonst hat Ariost seinerzeit ca. 30 Jahre dran geschrieben und bis ins Kleinste ausgefeilt.


    Die Zeit, die mir am liebsten ist, ist das Mittelalter, das ich übrigens überhaupt nicht finster finde! Nach Luthers Reformation wird mir die Zeit einfach unsympathisch - sei es, daß danach die Hexenverfolgung erst so richtig zur "Blüte" gelangte, sei es, daß danach die ehemals selbstverständliche Gleichstellung der Frau gegen Null ging... (ja!).
    Außerdem finde ich die Zeit deshalb so spannend, weil das geschriebene Wort da erstmals die Klöster verließ und quasi verweltlicht wurde, d.h. plötzlich hatten Texte auch profane Inhalte.


    Jetzt sehe ich gerade, daß TRPM mittlerweile auch geantwortet hat...


    Achso, zur Lösung der Autogrammfrage würde ich folgendes vorschlagen: schickt mir euer Buch und ich werde den Autor nerven, bis er was Nettes reinschreibt :zwinker: [size=9px](Die Adresse findet ihr auf meiner Webseite unter "Kontakt")[/size]


    [size=12px]Herzliche Grüße
    Astrid Ann[/size]