Carlos Ruiz Zafon -Der Schatten des Windes

Es gibt 62 Antworten in diesem Thema, welches 18.346 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Valentine.

  • Hallo, ihr Lieben!


    Bin am Freitag morgen erst aus dem Urlaub gekommen, musste erst irre viel Wäsche erledigen, Wohnung wieder in Ordnung bringen, ausschlafen, Leserunde betreuen ... ab heute abend gehts los: Das Buch liegt schon auf dem Nachtkästchen. :)
    Liebe Grüße :blume:
    Iris :sonne:

  • Hallo, ihr Lieben!


    Habe gestern abend die ersten 50 Seiten gelesen. Schön geschrieben, Zafón lässt es ruhig angehen, was ich sehr mag. :)
    Ich mag seine sauberen psychologischen Figurenzeichnungen, ohne ins Detail gehende äußere Beschreibungen - die gehen mir nämlich bloß auf den Geist. ;) Dass sich die Charaktere wunderbar aus ihren Handlungen erschließen, ist ebenfalls ein Pluspunkt.
    Gelegentlich deutet mir Zafón etwas zuviel vor, aber das ist eben sein Stil. Er übertreibt es ja auch nicht.
    Und ... endlich mal wieder ein Autor, der Sätze mit mehr als 11 Wörtern schreiben kann! :)


    Leider gibt es einzelne Grammatik- und Bezugsfehler, aber das liegt garantiert an der Übersetzung (Übersetzer kriegen halt einen Hungerlohn, und die abschließende Textredaktion wird aus demselben Grund oft nachlässig gehandhabt).


    Barceló finde ich witzig, er könnte ebensogut einem Roman von Eco entsprungen sein! Das Verhältnis zwischen Daniel und Clara hätte ich gerne noch etwas vertieft - es bricht am Ende des Abschnitts fast abrupt weg. Da fehlte mir ein wenig die Motivation für Daniels Entscheidung, und es traf sich zu gut.


    Wie geht's euch beim Lesen?
    Liebe Grüße :blume:
    Iris :sonne:

  • Hi!


    Iris: Die Sache mit Clara kam mir auch so vor. Ich denke aber dass die Sache noch nicht gegessen ist und sie später irgendwie wieder in das Geschehen reinrutscht.


    Ich habe inzwischen bis Seite 245 gelesen und möchte nicht zu weit ausholen, wenn die anderen noch nicht soweit sind! Ich mag auf jeden Fall die Stimmung des Buches sehr gerne und fühle mich sehr wohl in der Geschichte. Das kommt bei mir nicht so oft vor!


    Liebe Grüsse, Sandra :schmetterling:

  • Hallo Sandra!


    Zitat von "Sandra (Gast)"

    Die Sache mit Clara kam mir auch so vor. Ich denke aber dass die Sache noch nicht gegessen ist und sie später irgendwie wieder in das Geschehen reinrutscht.


    Schon klar, niemand baut eine Figur so auf, um sie dann nach knapp 50 Seiten für alle Zeit verschwinden zu lassen -- Clara wird sicher mindestens im Hintergrund ein ständiger Wegbegleiter bleiben.
    Ich will ja gar nicht meckern, es ist kein echter Kritikpunkt, nur aufgefallen ist es mir. :)
    Herzliche Grüße :blume:
    Iris :sonne:

  • Hi!


    Ich habe es auch nicht als Kritik verstanden! Ich weiss eh noch nicht ob ich Clara mögen soll oder nicht. Sie war mir bisher nicht sehr sympathisch...


    Aber Daniel mag ich sehr gerne als Figur. Vielleicht zu wenig Kind und zu ernst für seine 11 Jahre. Passt aber m.E. gut zur Stimmung des Buches.


    So, lese jetzt noch 3 Seiten und dann ab ins Bett! :breitgrins:


    Gute Nacht, Sandra

    LG, resca

  • Hallo ihr beiden,


    ich habe gestern Abend auch noch angefangen - bin aber natürlich noch nicht so weit wie ihr (mir sind ziemlich schnell die Augen zugefallen, weil ich gestern wieder so lange im Büro war).


    Ich habe aber schon nach wenigen Seiten gemerkt, dass Zafon ein Schriftsteller ist, der mir ans Herz geht. Die Beschreibung der Beziehung von Vater und Sohn, der Tod der Mutter und die Nachwirkungen - das rührte mich schon auf den ersten Seiten fast zu Tränen. Das ist insofern ungewöhnlich, weil ich normalerweise erst die Hauptprotagonisten kennen- und liebenlernen muss.


    Liebe Grüße
    nimue

    Rechtsextremismus ist wieder salonfähig gemacht worden, durch CDU/CSU und FDP.

  • Hallo, ihr Lieben!


    ... und schon der nächste Teil löste das "Rätsel" -- armer Daniel! Das sind die Erfahrungen, die man beim Schwärmen macht.


    So ein bisschen Phantastik will schon sein. Gut gelöst, weil es ein Junge ist, dem das widerfährt. Da erscheinen die Grenzen zwischen Realität und Phantasie fließend (womit ich nicht sagen will, dass Kinder ständig zwischen Traum und Wachen springen, aber in unserer Kultur werden Kindheit und Jugend nun einmal in eine besondere Nähe zu diesen beiden Zuständen bzw. diesen beiden "Welten" gebracht).


    Sprachlich sehr angemessen. Schmeckt nach richtig guter Literatur. :) Bleibt zu hoffen, dass es nicht ebeso schnall in Vergessenheit gerät wie Julián Carax! ;)
    Liebe Grüße :blume:
    Iris :sonne:

  • Ich bin ja gerade erst aus dem Urlaub zurueck und noch arg mit Waesche und Alltag beschaeftigt. Aber dieses Buch hoert sich ja wirklich sehr interessant an. Und ein extra Anreiz fuer mich ist auch, dass es von Joschka Fischer empfohlen wird :) Ich hab es gerade in der Buecherei bestellt. Sie haben 32 Exemplare der englischen Uebersetzung im Umlauf, davon die Haelfte in den Regalen und deshalb keine Warteliste. Ich hab es sicher schon morgen hier und mach dann bei der Leserunde mit.


    Gruss aus Calgary, Canada
    Beatrix

  • Hallo ihr Lieben,


    langsam aber sicher gehts bei mir auch weiter. Von Ilium habe ich noch 200 Seiten zu bewältigen und dann steht am Samstag schon der Tibeter im Leserundenprogramm :rollen:


    Schade eigentlich, weil ich mich gerne auf "Der Schatten des Windes" konzentrieren würde - aber ich kriege das schon hin. Wobei ich natürlich hoffe, dass euch meine Geschwindigkeit (ich traue mich kaum, sie so zu nennen) stört.


    Langer Rede, kurzer Sinn: Ich habe die ersten 32 Seiten gelesen und habe einen durchweg positiven Eindruck. Wenn ich den Schreibstil beschreiben müsste, dann täte ich das mit den Worten: ruhig, fließend, langsam, klar.


    Im Gegensatz zu Ilium war ich hier schon ab der ersten Seite bezaubert von der Geschichte um Daniel, seinen Vater und das geheimnisvolle Buch. Ich freue mich, auf den folgenden 500 Seiten mehr über sie zu erfahren.


    @Beatrix: Schön, dass Du auch mitmachst! :klatschen:


    Liebe Grüße
    nimue

    Rechtsextremismus ist wieder salonfähig gemacht worden, durch CDU/CSU und FDP.

  • Hallo alle miteinander! :winken:
    Inzwischen bin ich auch dazu gekommen etwas zu lesen. Ich in bis Seite 151 vorgedrungen und muß sagen, dass ich froh bin, dass die von vornherein aussichtslose Clara-Episode erstmal abgeschlossen ist. Irgendwie hat sie die Handlung doch etwas gebremst.
    Tomás und besonders Fermín sind mir wesentlich sympathischer. Ich bin gespannt, wie es weitergehen wird!

  • Hallo, ihr Lieben!


    Ich bin jetzt bis S. 274 (Club-/Donaulandausgabe!), d.h. Stadt der Schatten einschl. 15.


    Erst Clara, dann Bea -- was ich wirklich interessant finde, ist, dass Daniel sich beide Male in ein/e Frau/Mädchen verliebt, die ihm zunächst Angst einflößt.
    Die Parallelen und Verknüpfungen zwischen Daniels und Carax' Leben nehmen immer mehr zu. Langsam schwant mir etwas, und ich bin gespannt, ob mein Verdacht richtig ist ...


    Es ist und bleibt ein sehr schönes Buch, in einem wundervollen Stil abgefaßt. Die einzelnen Ausreißer kann ich nur auf eine etwas nachlässige Textredaktion nach der Übersetzung zurückführen.
    Zafón schafft es, wunderbar melancholische Stimmungen aufzubauen, wobei die Schilderungen des Wetters und der Himmelfarben gelegentlich etwas zuviel des Guten sind ... allerdings kenne ich mich in Barcelona jetzt schon ganz gut aus, und alles passt mit meinen doch recht dürftigen Erinnerungen an einen Kurzbesuch dort zusammen.
    Liebe Grüße :blume:
    Iris :sonne:

  • Hallo an euch,


    nun bin ich auch mit eingestiegen. Bin schon länger um dieses Buch herumgeschlichen, aber weil es so teuer ist, noch so unendlich viel auf meinem SUB liegt - und ich als letztes spanisches Werk Marias': "Mein Herz so weiß" gelesen hatte, was ich sehr artifiziell fand, wenn auch mit ein paar schönen Stimmungen - , konnte ich mich nicht entschließen ... . Als ich dann aber hier die Leserunde gesehen habe, dachte ich:" Doch, das wird dein nächstes Buch."
    Und es hat sich gelohnt. Vom ersten Wort an taucht man in dieses Buch ein, es hat, wie ich finde, eine fast magische Stimmung, passt ein bisschen in den magischen Realismus der Lateinamerikaner.
    Ich habe erst heute Morgen angefangen, bin daher erst mit dem zweiten Kapitel "Feuer und Flamme" fertig, und man muss schließlich auch noch so am Leben teilnehmen, aber das ist ganz klar ein Buch für eine schlaflose Nacht. :zwinker:
    Iris
    Ich finde auch, dass man eine schönen Eindruck von Barcelona gewinnt, diese wunderbare Stadt passt sowieso gut als Schauplatz dieses Buches, wenn wir natürlich auch nicht wissen, wie sie in den 50er, 40er Jahren aussah, aber die Gaudi-Bauten und die engen Gässchen sind sicher ähnlich!
    Ein bisschen kommt es mir so vor wie eine "in das Buch eintauch" - Geschichte wie z.B. "Die unendliche Geschichte", denn der geheimnisvolle
    Coubert spielt ja sowohl als auch eine Rolle. Nun, man wird sehen; Ihr seid ja auch schon weiter.
    Bis bald :winken:
    finsbury

  • Ich bin jetzt auf Seite 299 (Club-Ausgabe) angekommen. Die Geschichte zieht mich immer mehr in seinen Bann, aber ich weiß noch nicht ob mir der Ausfug in das Mystische (Nebelburg, Zacharias ...) so zusagt.

  • Hallo zusammen,


    nun bin ich auf Seite 233 (Club-Ausgabe), also in Kap. 11 von "Stadt der Schatten", angekommen und immer mehr angetan.
    Die Figur des Fermín ist wunderbar, und der Autor versteht es immer, bevor das Ganze ins Burleske abgleitet, wieder den finsteren Abgrund der Unmenschlichkeit aufscheinen zu lassen, für den das Franco-Spanien ja nur ein Beispiel ist.
    Habt ihr schon eine Idee zur Entschlüsselung des (Doppel-)Titels?
    Vermutlich entschlüsselt sich damit auch der Hintergrund des Buches, deshalb sollte ich mit Vermutungen vorsichtig sein.
    @ Iris: Wo siehst du die Grammatik- und Bezugsfehler? Ich habe bisher nur Verstöße gegen die Großschreibung der Anredepronomen gefunden.


    Gruß
    finsbury

  • Hallo ihr Lieben,


    meine Güte, seid ihr schnell! Ist es sehr schlimm, wenn ich hinterherhinke?


    Was ich sehr interessant finde:


    Die Beschreibung rund um Victor Hugos Füllfederhalter. Ich habe mir dann überlegt, dass ich mir eigentlich gar nicht vorstellen kann, wie jemand früher ein Buch schreiben konnte - so ganz ohne Computer. Dies erforderte so ein hohes Maß an Sorgfalt (sowohl von der Geschichte als auch vom Schriftbild her)!


    Liebe Grüße
    nimue

    Rechtsextremismus ist wieder salonfähig gemacht worden, durch CDU/CSU und FDP.

  • Hallo Finsbury!


    Zitat von "finsbury"

    Wo siehst du die Grammatik- und Bezugsfehler? Ich habe bisher nur Verstöße gegen die Großschreibung der Anredepronomen gefunden.


    Da ich keine "Fähnchen gesetzt" habe, müßte ich leider suchen, wozu mir gerade die Zeit fehlt.
    Ein paarmal stand bei zwei Bezugsmöglichkeiten das normale Possessivpronomen ("sein[e/r/s]"statt dem direkten "dessen") - heutzutage ein häufiger Fehler. Es gibt Fehler in der Zusammen/Getrennt-Schreibung und der Groß/Klein-Schreibung (NDR halt, inzwischen gibt es noch viel mehr Ausnahmen von der sogenannten "Regel" als bei der "alten" RS). Es traten mehrere Kasusfehler auf (Dativ statt Akkusativ bei Verben, die doppelten Akk. nach sich ziehen u.ä.). Die RS-Fehler bei der Anrede sind mir auch aufgestoßen.
    Diese Fehler sind allerdings nicht auf den spanischen Urtext zurückzuführen, sondern auf die Übersetzung -- und das ist ohnehin ein Thema für sich ... :grmpf:
    Gut ist, daß die Übersetzung die optionalen Kommata setzt, das verbessert das Leseverständnis.


    Ich arbeite selbst im Bereich Intensivlektorat, Textredaktion und Korrektorat, deshalb kann ich keinen Text lesen, ohne gedanklich sämtliche Hilfsmittel neben mir liegen zu haben ... :roll:


    Bin ansonsten sehr angetan von Zafóns Buch. Er erzählt ruhig, sehr plastisch, schleicht sich allmählich aus dem "Realismus" in die Phantastik", das Ganze wohldosiert. Es geht um Literatur, um das Erschaffen von Realität durch das (fiktionale) Erzählen.


    Eigentlich finde nur ein einziges Manko: Zafón neigt gelegentlich dazu, Dinge oder Personen nicht im Rahmen der Handlung einzuführen, sondern indem er als Autor einen Kommentar voranstellt. Z.B. (Club/Donauland-Ausgabe S. 277, i.e. Stadt der Schatten 16:(

    Zitat

    <...> Die armseligen Gestalten beobachteten uns noch immer mit neugierigen, ängstlichen und in einem Fall sogar habgierigen Blicken.
    "Sehen Sie sich vor, da gibt es einige, die, wenn Sie Ihnen das Blut asusaugen könnten, um noch einmal jung zu sein, sich Ihnen an den Hals werfen würden", sagte Fermin <...>


    Das schmeckt nach "Telepathie" ist aber sicher nicht so gemeint. ;)
    Liebe Grüße :blume:
    Iris :sonne:

  • Hallo Nimue!


    Zitat von "nimue"

    Ist es sehr schlimm, wenn ich hinterherhinke?


    Wieso sollte das schlimm sein? Die Postings verflüchtigen sich doch nicht. ;)


    Zitat

    Ich habe mir dann überlegt, dass ich mir eigentlich gar nicht vorstellen kann, wie jemand früher ein Buch schreiben konnte - so ganz ohne Computer. Dies erforderte so ein hohes Maß an Sorgfalt (sowohl von der Geschichte als auch vom Schriftbild her)!


    Als Teenager habe ich zwei Manuskripte per Hand geschrieben, weil mir Schreibmaschine zu umständlich war. In den 1970ern gab es noch keine PCs! ;)
    Eigentlich ist es eine reine Gewohnheitsfrage. Elektronische Textverarbeitungssysteme haben den Vorteil, daß man leichter überarbeiten kann -- andererseits gehen alls früheren Fassungen leichter verloren ... was wiederum ein Nachteil ist.
    Liebe Grüße :blume:
    Iris :sonne:

  • Hallo ihr Lieben,


    noch alle da? Ich bin heute nun endlich mal wieder so richtig zum Lesen gekommen. Gestern war ich leider zu müde, um mich ganz auf das Buch einlassen zu können. Und ich finde, das muss hier schon sein.


    Gerade habe ich in einem anderen Forum gelesen, dass der Schreiberin das Buch zwar gefallen habe, dass sie es aber auch sehr langsam fand und deshalb verstehen könne, wenn andere irgendwann aufgeben.


    Ich empfinde es zwar auch als recht langsam, genieße aber jede Seite! Dass Daniels Kontakt zu Clara abreißen wird, zeichnet sich nun auch bei mir schon ab - ich bin nun auf Seite 65.


    Sehr interessant finde ich immer noch die Beziehung von Daniel zu seinem Vater. Die Konflikte, die entstehen, als Daniel älter wird. Aber dass er das Buch wirklich verschenkt...hmm...das hat mich überrascht.


    Liebe Grüße
    nimue

    Rechtsextremismus ist wieder salonfähig gemacht worden, durch CDU/CSU und FDP.

  • Zitat von "Iris"

    Es gibt Fehler in der Zusammen/Getrennt-Schreibung und der Groß/Klein-Schreibung (NDR halt, inzwischen gibt es noch viel mehr Ausnahmen von der sogenannten "Regel" als bei der "alten" RS). Es traten mehrere Kasusfehler auf (Dativ statt Akkusativ bei Verben, die doppelten Akk. nach sich ziehen u.ä.). Die RS-Fehler bei der Anrede sind mir auch aufgestoßen.


    Hallo Iris,


    danke für die ausführliche Antwort. Da habe ich wohl schlampig gelesen. Mein Exemplar (auch Club) ist allerdings in der alten RS verfasst, deins nicht?? Oder meinst du, dass die NRS die Lektoren so verunsichert?


    Zitat von "Iris"

    Diese Fehler sind allerdings nicht auf den spanischen Urtext zurückzuführen, sondern auf die Übersetzung -- und das ist ohnehin ein Thema für sich ... :grmpf:


    Da bin ich völlig deiner Meinung. Mir geht vor allem jedes Mal das Messer in der Tasche auf, wenn sich Verlage, die sog. "gehobene Literatur" ver-treiben, kein ordentliches Lektorat leisten: Mein allzeit schlimmstes Beispiel ist der Insel Taschenbuch-Verlag. Das ist zum Teil so Text entstellend, dass es einen beim Weiterlesen beeinträchtigt.


    Zitat von "Iris"

    Gut ist, daß die Übersetzung die optionalen Kommata setzt, das verbessert das Leseverständnis.


    Wie gesagt, bei mir alte RS, da müssen diese Kommata ja stehen!


    Zitat von "Iris"

    Ich arbeite selbst im Bereich Intensivlektorat, Textredaktion und Korrektorat, deshalb kann ich keinen Text lesen, ohne gedanklich sämtliche Hilfsmittel neben mir liegen zu haben ... :roll:


    Ich bin auch vom Fach, nur versuche ich, unserem Nachwuchs die korrekte RS zu vermitteln, und da wird vermutlich die Fehlertoleranz etwas größer. Allerdings sind für mich Bezugsfehler und besonders Groß-/Kleinschreibungsmängel, eben wegen der Bezüge, auch ein rotes Tuch. :grmpf:



    Zitat von "Iris"

    Bin ansonsten sehr angetan von Zafóns Buch. Er erzählt ruhig, sehr plastisch, schleicht sich allmählich aus dem "Realismus" in die Phantastik", das Ganze wohldosiert. Es geht um Literatur, um das Erschaffen von Realität durch das (fiktionale) Erzählen.


    Ich bin jetzt auf Seite 463 der Club-Ausgabe ("Bericht über Erscheinungen
    11) und muss sagen, dass mir das ständige Brechen der Erzählperspektive ein bisschen auf den Geist geht. Entweder ich durchschaue das Kompositionsprinzip nicht, oder es ist tatsächlich so, dass Ruiz Zafón die Perspektive im zweiten Teil gerade so wechselt, wie es ihm behagt. Da ist der Haupterzähler Daniel, dann Núria und im Núria-Kapitel Miquel, das gefällt mir nicht so sehr gut.
    Ansonsten immer noch ein wunderschön stimmungsvolles und wie ich finde ( @ nimues andere Leserunde) niemals langweiliges, sondern sehr spannendes Buch mit allerdings im zweiten Teil etwas aufdringlichen Kolportageelementen ( die Gruft, der Inzest, die z.T. an den Haaren herbeigezogene Motivation des Handelnns von Julien und Fumero). Aber vielleicht ist das ja auch künstlerische Absicht!


    So, nun wünsche ich euch noch viel Spaß beim Lesen: Ich fahre bis Sonntag einschließlich weg, und kann erst dann wieder nachgucken. Wahrscheinlich seid ihr dann ja fertig.

    Übrigens, trotz allen Mäkelns: Ein Buch, das sich sehr zu lesen lohnt!


    Bis bald :winken:
    finsbury

  • Hallo Finsbury!


    Zitat von "finsbury"

    Da habe ich wohl schlampig gelesen.


    Darum beneide ich dich! Wenn Bücher solche Mängel aufweisen, kann mir das die Freude ziemlich versauen.


    Zitat

    Mein Exemplar (auch Club) ist allerdings in der alten RS verfasst, deins nicht?? Oder meinst du, dass die NRS die Lektoren so verunsichert?


    Genau das -- kann mich wieder mal nicht richtig ausdrücken ... Es gibt Vermischungen ...


    Zitat

    Mir geht vor allem jedes Mal das Messer in der Tasche auf, wenn sich Verlage, die sog. "gehobene Literatur" ver-treiben, kein ordentliches Lektorat leisten: Mein allzeit schlimmstes Beispiel ist der Insel Taschenbuch-Verlag. Das ist zum Teil so Text entstellend, dass es einen beim Weiterlesen beeinträchtigt.


    Wie? Heutzutage hat doch jeder Verlag seine eigene RS-Variante? :breitgrins:


    Zitat

    Wie gesagt, bei mir alte RS, da müssen diese Kommata ja stehen!


    Auch die alte Kommasetzung kannte optionale Kommata, wenn auch weitaus weniger.
    (Ich kapier sowieso nicht, warum man so vieles auf "optional" umgestellt hat. Wenn ich gelegentlich Zeitungsartikel lese, habe ich -- insbesondere bei Kommentaren! -- gelegentlich völlig die Bezüge im Satz verloren. :grmpf:


    Zitat

    Ich bin auch vom Fach, nur versuche ich, unserem Nachwuchs die korrekte RS zu vermitteln, und da wird vermutlich die Fehlertoleranz etwas größer. Allerdings sind für mich Bezugsfehler und besonders Groß-/Kleinschreibungsmängel, eben wegen der Bezüge, auch ein rotes Tuch. :grmpf:


    Ich habe die "alte" sehr gut drin, beherrsche aber auch die Neue, soweit das bei einigen doch eher sinnfreien Regelungen möglich ist. :breitgrins:
    Bezugsfehler gab 's auch ein paarmal, wie als Possessivpronomen besser "dessen" (aufs nähere Bezugswort verweisend) als "seine" hätte verwendet werden sollen. Aber mit "dessen" ist es wie mit "welche(r/s)": Manche Textbearbeiter hegen gegen diese Wörter regelrechte Phobien ... :breitgrins:


    Zitat

    Ich bin jetzt auf Seite 463 der Club-Ausgabe ("Bericht über Erscheinungen 11) und muss sagen, dass mir das ständige Brechen der Erzählperspektive ein bisschen auf den Geist geht. Entweder ich durchschaue das Kompositionsprinzip nicht, oder es ist tatsächlich so, dass Ruiz Zafón die Perspektive im zweiten Teil gerade so wechselt, wie es ihm behagt. Da ist der Haupterzähler Daniel, dann Núria und im Núria-Kapitel Miquel, das gefällt mir nicht so sehr gut.


    Ich stimme dir zu: Seit Núrias Aufzeichnungen haben wir Kraut&Rüben! :grmpf: Das kommt dermaßen gedrängt und plakativ daher wie eine Räuberpistole - und man gewinnt den Eindruck, daß es hier bessere Erzähltechniken gegeben hätte (Dialoge! Reflexionen!) als ein ewig langer Einschub in Form eines "quasi-Briefromans". Ich habe mich immer wieder gefragt, welcher Idiot hier wieder herumgekürzt haben könnte ... :breitgrins:
    Da Zafón eigentlich Drehbuchautor ist, fürchte ich, ihm ist die Technik des Films in die Quere gekommen: Er schreibt hier keinen Roman, sondern einen Film -- da würde das funktionieren (abgesehen von den Perspektivwechseln zu Miquel). auch die Figur Fumero hätte eine intensivere Auseinandersetzung verdient.


    Zitat

    Übrigens, trotz allen Mäkelns: Ein Buch, das sich sehr zu lesen lohnt!


    Volle Zustimmung. Auch wenn ich gelegentlich stöhne -- das kann mir sogar bei Klassikern passieren ... :breitgrins:
    Liebe Grüße :blume:
    Iris :sonne: