Halldór Laxness - Islandglocke

Es gibt 44 Antworten in diesem Thema, welches 12.490 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Bettina.

  • Ich komme einfach nicht vorwärts :sauer: , obwohl mir das Buch weiterhin gut gefällt. Aber ich gebe nicht auf und werde nach und nach weiter kommentieren.


    Auch ich hatte den Eindruck, der Erzählstil hätte sich im 2. Teil geändert.


    Ach ja: die Ergebnisse meiner "isländischen" Nachforschungen:
    - Den Zeitenwechseln des Originals folgt meine Übersetzung genau.
    - Die wörtliche Rede ist tatsächlich wie in Manjulas (?) Übersetzung überhaupt nicht gekennzeichnet, nicht mal durch einen Spiegelstrich.


    Ich bin immer weniger von der Übersetzung von Ernst Hathern, die ich lese, angetan. Richtig geärgert habe ich mich über den Ausdruck "die Abgesandtin", der einfach nur schlecht ist. Es heißt nicht nur der sondern auch die Abgesandte, und da ist es völlig fehl am Platze, eine künstliche "Verweiblichung" durch ein angehängtes -in zu produzieren. :grmpf: Vor allem, da das Original - so weit ich feststellen konnte - keine solche sonderbare Form liefert.


    Ich stecke gerade in Kapitel 5, in dem Snaefridur und Jon Hreggvidsson aufeinandertreffen und somit die beiden Teile näher miteinander verbunden werden.

    Wir sind irre, also lesen wir!

  • Wenn ich nur mehr Energie hätte, um mich dem Buch so zu widmen, wie ich es eigentlich möchte! Aber ich bin immer nur müde, und da ist mir nach reiner Unterhaltung zumute. :sauer:


    Immerhin bin ich jetzt bei Teil2/Kap. 14 angelangt.
    Aufgefallen ist mir, dass in diesem Teil sehr viel geredet wird, ja ganze Kapitel sind fast ausschließlich in wörtlicher Rede abgefasst. Besonders gut hat mir das 12. Kap. gefallen, in dem sich Snaefrídur und Arnas gegenseitig ihre (gemeinsame) Geschichte erzählen.
    Auch die verschiedenen Diskussionsthemen der vorangegangenen Kapitel wie Schuld und Gerechtigkeit, Armut und christliche Nächstenliebe verdienen es, genauer untersucht zu werden, nur bin ich zu müde, um was Kluges darüber von mir zu geben.


    Typisch und :grmpf: ist die Aussage, dass Bettler um ihr "sorgenfreies Dasein" zu beneiden wären, da ihnen die "schweren Bürden, die den Verwaltern des Volkes auferlegt" wären, erspart blieben. Nein - sie können ganz unbesorgt verhungern!


    2 Fragen:
    Im 6. Kapitel heißt es, Jón habe seinen Sohn erschlagen. Wurde da genaueres drüber gesagt?
    Im 9. Kapitel erzählt Arnas von einem "besonderen Gnadenjahr", während dessen er sich in Rom befindet. Wisst ihr, welches Jahr das sein könnte?

    Wir sind irre, also lesen wir!

  • HAllo zusammen, hallo Saltanah,


    quote="Saltanah"]2 Fragen:
    Im 6. Kapitel heißt es, Jón habe seinen Sohn erschlagen. Wurde da genaueres drüber gesagt?
    Im 9. Kapitel erzählt Arnas von einem "besonderen Gnadenjahr", während dessen er sich in Rom befindet. Wisst ihr, welches Jahr das sein könnte?[/quote]


    Am Ende erwähnt Jón nochmal. dass er seinen Sohn erschlug: Ich denke, hier will der Autor auch einen paradoxen Kontrast schaffen zwischen dem von Jón bestrittenen, aber ihn sein Leben lang verfolgenden Mord am Henker, aso einer Person der Obrigkeit, und dem Mord an seinem eigenen Sohn, der ja von unserer heutigen moralischen Warte als noch schlimmer gilt, falls man so etwas über Mord sagen kann, aber damals wohl nicht geahndet wurde, weil die Gesellschaft einen debilen Bauernsohn wohl nicht als schützenswert erachtete.


    An das Gnadenjahr kann ich mich momentan nicht erinnern.


    Tu dir bloß die Ruhe an mit dem Buch: Es ist zu schade, um hineingezwungen zu werden.


    HG
    finsbury

  • Zitat von "Saltanah"

    Im 6. Kapitel heißt es, Jón habe seinen Sohn erschlagen. Wurde da genaueres drüber gesagt?


    Ich erinnere mich an keinen Bezug zur vorigen Geschichte. Ich habe mich etwas gewundert, weil Jon sich eher so ausdrückt, als würde man es ihm lediglich vorwerfen. Ich habe die Zeilen danach gar nicht unbedingt als Schuldeingeständnis verstanden. Was aber im Buch genannt wurde, war allgemein das Phänomen, das viele Arme Eltern ihre Kinder töten oder verkaufen, um die Zahl der Familienmitglieder zu reduzieren und nicht zu stark zu hungern. Möglich wäre es also schon.
    @ finsbury: Wo hast Du den zweiten Hinweis auf den Mord gefunden?


    Zitat von "Saltanah"

    Typisch und :grmpf: ist die Aussage, dass Bettler um ihr "sorgenfreies Dasein" zu beneiden wären, da ihnen die "schweren Bürden, die den Verwaltern des Volkes auferlegt" wären, erspart blieben. Nein - sie können ganz unbesorgt verhungern!


    Noch viel "besser" finde ich die Schlussfolgerung im achten Kapitel: Wenn der Herr will, dass es Arme gibt [...] ist es dann nicht gegen seinen Willen, dass ihre Not gelindert wird Und kurz darauf erzählt die Frau des Bischofs, dass eine ihrer Vorgängerinnen eine natürliche Brücke nach Skaholt eingerissen hat, um die Bettler am Vordringen zum Bischofssitz zu hindern. Diese Haltung haut mich um.
    Die Romantisierung des Bettelns bzw. der Armen scheint mir quer durch Europa gegangen zu sein. Es gab so Phasen, in denen die Reichen sich z.B. als Schäfer verkleidet haben, um dem schönen, einfachen Leben zu huldigen und gleichzeitig waren die Fenster zu den Gesindehöfen geätzt und verziert, damit man den Hausangestellten und Tagelöhnern nicht beim Arbeiten zusehen musste...


    Das zweite Buch liest sich wahrlich nicht so "flutschig" wie das erste. Es steckt nach meinem Empfinden weniger erzählte Handlung dahinter und eben, wie bereits in anderen Kommentaren beschrieben, wesentlich mehr Dialog. Zumal man bei dem mehr aufpassen muss. Ich denke da z.B. an die Diskussionen im Haus des Bischofs.
    Ich habe mein Bib-Exemplar noch bis zum 6.1., werde mich also mit dem Lesen dennoch etwas ranhalten müssen. Wann das avisierte Kauf-Exemplar vom Verlag kommt, ist offen.


    Ganz schlau werde ich aus Snaefridur übrigens nicht. Richtig perplex war ich nach der Geschichte mit dem Vertrag "Ehefrau gegen Branntwein". Sie ist mehr als unkonventionell, wenn der Ausdruck denn so passt. Jon ist zwar auch sehr eigen, aber ihn finde ich plausibler. Bei Snaefridur verstehe ich die Figur einfach noch nicht so ganz. Lässt sie sich mit etwas mehr Kenntnis der Sagas einschätzen oder warte ich am besten noch ein bisschen? *grübelndeBettina*

    ☞Schreibtisch-Aufräumerin ☞Chief Blog Officer bei Bleisatz ☞Regenbogen-Finderin ☞immer auf dem #Lesesofa

  • Hallo Bettina und Saltanah!


    Zitat von "Bettina"

    @ finsbury: Wo hast Du den zweiten Hinweis auf den Mord gefunden?


    3. Band 11. Kapitel: Äußerung gegenüber Arnaeus' Frau:

    Zitat

    Später, als mir dünkte, mit meinem Sohn sei doch nichts anzufangen, brachte ich ihn um.


    Zitat von "Bettina"

    Ganz schlau werde ich aus Snaefridur übrigens nicht. Richtig perplex war ich nach der Geschichte mit dem Vertrag "Ehefrau gegen Branntwein". Sie ist mehr als unkonventionell, wenn der Ausdruck denn so passt. Jon ist zwar auch sehr eigen, aber ihn finde ich plausibler. Bei Snaefridur verstehe ich die Figur einfach noch nicht so ganz. Lässt sie sich mit etwas mehr Kenntnis der Sagas einschätzen oder warte ich am besten noch ein bisschen? *grübelndeBettina*


    Ich galube, Snaefridur ist nicht als Person, sondern als Allegorie für Island gedacht: Keineswegs immer gerecht, aber ungeheuer überlebensstark und wenn das Ende auch nicht so ist, wie es sich der romantische Leser wünscht: Snaefridur übersteht jede Art von Unterdrückung genauso wie Herr Keuner, der alles mitmacht und am Ende "Nein" sagt.


    Herzliche Weihnachtsgrüße


    finsbury

  • Hurra, jetzt habe ich wieder mehr Leseenergie und werde das Buch wohl noch dieses Jahr beenden können! :klatschen:


    Zwar kann ich nicht behaupten, das Buch bzw. die handelnden Personen und deren Motive wirklich zu verstehen, aber es fesselt mich und birgt immer neue Überraschungen.


    Zum 2. Teil:
    Hier gibt es noch eine Stelle, aus der man schließen kann, dass Jón seinen Sohn wirklich umgebracht hat. Im 20. Kap. sagt er selbst: Sie munkelten, dass ich meinen Sohn umgebracht hätte. Was denn? War es nicht mein Sohn?


    Ebenso faszinierend wie verblüffend sind die Reaktionen der Isländer auf Arnas' Versuch, Gerechtigkeit zu schaffen. Meine Lieblingszitate aus Kap 18 schreibe ich mal als Spoiler:

    Zitat

    "Mein Gott, mein Gott, warum hast du dieses Verbrechen von mir genommen?"
    "Als Kind lehrte man mich, zu den Vornehmen aufzusehen. (...) So uns niemand länger stäupt, zu wem sollen wir da aufsehen?"
    Und in Kap. 20: "Böse ist ihre Ungerechtigkeit, schlimmer ihre Gerechtigkeit."


    Sehr gut gefällt mir, wie Laxness immer wieder auch die wirtschaftlichen Hintergründe und Auswirkungen des Handelns der Oberschicht zeigt. Nicht nur die dänische Handelskompanie, die das Land rücksichtslos ausbeutet, große Gewinne macht, und nebenbei das Säckel des dänischen Königs füllt, auch die Isländer selbst schöpfen so viel ab, wie nur geht. Über den "guten" Richter Eydalin heißt es in Kap. 16 lobenderweise und voller Bewunderung

    Zitat

    "ihn, der vor zwanzig Jahren als ein verarmter Amtmann eines schlechten Amtskreises das Richteramt übernahm und nunmehro zu den reichsten Männern des Landes gehört, nachdemer eine Menge Höfe zu wohlfeileren Bedingungen von der Majestät gekauft, denn irgendein Isländer, der nicht Bischof gewesen ist." Er hat also sein Richteramt "erfolgreich" ausgefüllt, und nur die Bischöfe waren noch besser in ihrer Amtsausführung. :entsetzt:


    Teil 3:
    Viel kann ich dazu noch nicht schreiben, aber die Beschreibung der "Jagd" mit Kürung des "Besten Schützen in den Nordlanden" war einfach großartig!

    Wir sind irre, also lesen wir!

  • Zitat von "Saltanah"

    Ich komme einfach nicht vorwärts :sauer: , obwohl mir das Buch weiterhin gut gefällt. Aber ich gebe nicht auf und werde nach und nach weiter kommentieren.


    So geht es mir nach wie vor. Aber auch ich werde durchhalten, ich will schließlich wissen, wie es alles ausgeht.


    Ermüdend fand ich die Diskussionen am Tisch des Bischofs. Ich denke auch, da ging mir etwas die Puste aus, weil ich das schwierig zu lesen fand. So ähnlich strauchelte ich auch bei Ecos Name der Rose, als seitenlang Theorien und Philosophien ausgetauscht wurden.
    Wobei ich eines herauszulesen glaube: Kritik an Sigurdur, der leichtfertig verbrennen und foltern lässt, weil er mehrdeutige Gesetzestexte hochgelehrt auslegt - statt sich an Lebensnähe und Vernunft zu orientieren.


    Aber ein Kapitel danach (Teil2, Kapitel 10) kurz danach blieb mir hängen: Snaefridur spricht mit Arnaeus und zwischen den Zeilen schwingt bei Arnaeus immer eine latente Liebeserklärung mit. Am Ende sagt er

    Zitat

    er habe Snaefridur nicht genommen, weil er damals aufgrund Geldmangel ihr kein vernünftiges Leben hätte bieten können. Und als Schreckensbild der zu vermeidenden Nöte malt er genau das Leben aus, das Snaefridur an der Seite ihres Mannes hat: zwei Bettler hoher Abstammung auf einem heruntergekommenen Herrenhof, ein trinkender Ehemann, der die Ehefrau für Branntwein verkauft und sie schlägt...


    Da haben offensichtlich zwei Leute wirkliche Liebe zueinander empfunden (bzw. tun es noch immer), die letztlich gemachten Heiraten waren aber beide reine Kopfentscheidungen. Sie wollte trotzig Unabhängigkeit beweisen, er brauchte Geld.

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  • *zaghaft anklopf*


    Ihr lest noch? Kann ich mich noch einklinken?


    Ich konnte zwischen den Feiertagen und am langen Wochenende aufholen und befinde mich jetzt im dritten Teil. Ich stimme Euch zu, dass der 2. Teil sich langsamer liest als der erste, der mich irgendwie an ein verrücktes roadmovie erinnert hat.


    Zitat von "finsbury"

    Wie du, Saltanah, finde ich auch, dass Snaefridur eine sehr merkwürdeige Gestalt ist: Sie ist wohl auch mehr als Allegorie als als wirkliche Person gedacht, was man ja auch an den Kenningar, "lichte Maid", "Islandsonne" erkennen kann.


    Als der König im dritten Teil Island zum Kauf anbot, musste ich an die Szene denken, in der Magnus Snaefridur für Branntwein verkauft. Deine Erklärung Snaefridurs als Symbol für Island finde ich schlüssig.


    Saltanah: ja, in meiner Ausgabe ist die wörtliche Rede auch nicht gekennzeichnet.


    Zur Haltung der Reichen gegenüber den Armen: man kann sich doch sehr schön die Ungerechtigkeit schön reden und sogar gottgefällig darstellen. Hier fühle ich mich sehr an ähnliche Ausführung in der Atomstation erinnert.


    Liebe Grüße
    Manjula

  • Hm, Ihr lest vielleicht doch nicht mehr...? Nachdem ich mich aber schon nachträglich wieder eingeschlichen habe, hier mein Fazit:


    Ein sehr lesenswertes Buch. Gut gefallen haben mir die Einblicke in das Leben der Isländer zu dieser Zeit, ich war oft sprachlos, welche Armut und Ungerechtigkeit dort geherrscht hat. Auch das schwierige Verhältnis zu Dänemark war sehr eindringlich beschrieben. Interessant finde ich, dass Laxness reale Personen als Vorlage für seine Protagonisten hatte, besonders dass das Gerichtsverfahrens sich tatsächlich so lang gezogen hat, finde ich faszinierend.


    Auf jeden Fall ein Buch, das ich mit einigem Abstand nochmal lesen werde. Ich bin sicher, dass mir vieles erst beim zweiten Lesen auffallen und ganz klar werden wird.


    Liebe Grüße
    Manjula

  • Zitat von "Manjula"

    Hm, Ihr lest vielleicht doch nicht mehr...?


    Doch - ich oute mich und bin vermutlich die einzige, die noch nicht mit dem Buch fertig ist. Ich muss zugeben, dass ich im zweiten Teil ohne die Leserunde vermutlich noch, noch länger gebraucht hätte.


    Jetzt gewinnt das Buch wieder mehr an Handlung und es geht "voran", wenn ich das mal so sagen darf. Aber auch, wenn Ihr alle schon fertig seid, meine Kommentare über den Rest werde ich noch geben; es ist noch genug "Senf" da ;)


    Am Ende des zweiten Teils wird - in meinen Augen - die Kritik an den Zuständen in Island so richtig deutlich bzw. sie wird Gegenstand der Handlung und in den Mittelpunkt gerückt. Die Basis, auf der das System steht, scheint mir extrem widersprüchlich zu sein.


    Manjula, Deinen Kommentar mit dem "road movie" fand ich übrigens witzig - auf den Vergleich wäre ich nie gekommen, aber er hat was.

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  • :redface: Ich lese auch noch. Nein, eigentlich stecke ich im zweiten Teil fest und komme einfach nicht weiter. Werde mich aber demnächst dazu zwingen, denn das Buch ist einfach zu schön, um es halb fertig herumliegen zu lassen.


    LG, Rio

  • Zitat von "Rio"

    :redface: Ich lese auch noch.


    Na dann willkommen im Club! Wir werden es schaffen - Jakka! :jakka:

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  • hallo Bettina und Rio :winken: ,


    ich wünsche euch beiden dazu alles Gute. Wie ihr finde ich, dass sich das Werk wirklich lohnt: es gehört zu meinen Lesehighlights 05! Und Jón und Snaefridur sind wirkliche Lieblingsfiguren geworden.


    HG
    finsbury

  • Huch, ich hatte ganz vergessen, ein abschließendes Statement abzugeben. Ich hatte es tatsächlich noch geschafft, es im letzten Jahr zu beenden.


    Wie Manjula werde ich es in einiger Zeit garantiert wieder lesen. Es hat mich schon sehr fasziniert, aber auch ebenso sehr verblüfft. So richtig habe ich bis zum Ende nicht die Personen und ihre Handlungen verstanden. Ich denke, Finsbury hat recht darin, dass man Snaefridur nicht als reale Person sondern eher als Verkörperung des Landes sehen muss. Dann wird ihre Handlungsweise verständlicher.
    Ich bin immer noch am Rätseln darüber, was das Buch eigentlich so schwer lesbar macht. Es bietet ja einen ziemlichen Lesewiderstand, obwohl es stilistisch nicht besonders schwierig ist. Ich hätte es ja auf meine arbeitsbedingte Ermattung geschoben, aber euch scheint es ja ähnlich zu gehen, also kann es wohl nicht (nur) an mir liegen.


    Bei meinem Re-Read werde ich wahrscheinlich eine andere Übersetzung wählen. Ich hatte ja schon einige Beispiele von mMn missglückten Ausdrücken gegeben, die in der Übersetzung von Ernst Harthern (1951) zu finden waren.

    Wir sind irre, also lesen wir!

  • Ich bin beim Wechsel zum dritten Buch kurz gestolpert. Es war zwar klar, dass mal wieder ein Zeitsprung stattfinden würde, aber ich habe ein paar Hinweise gebraucht, bis ich die Handlung richtig sortiert hatte.


    Am irritierendsten war für mich die Pockenepidemie, die zweimal Thema war. Erst stirbt Skalholt aus und dann noch einmal. Erst im Zusammenhang mit Magnus von Braedratungra kam die explizite Nennung, es seien zwei Jahre vergangen und es wurde deutlich, dass die Pocken einfach nur zweimal erwähnt wurden. Da habe ich wirklich kurz gegrübelt und an meinem Kurzzeitgedächtnis gezweifelt *g*


    Und wieder einmal Kommentare am Seitenrand, die einem - zumindest aus heutiger Sicht - die Haare zu Berge stehen lassen. Damals waren es für die Leute vermutlich oft ganz normale Rahmenbedingungen für den Alltag, aber liest man die Hinweise heute, gerät man hin und wieder zum Kopfschütteln.


    EDIT 27.1.: kleine Korrektur

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    Einmal editiert, zuletzt von ()

  • Zitat von "Bettina"


    Und wieder einmal Kommentare am Seitenrand, die einem - zumindest aus heutiger Sicht - die Haare zu Berge stehen lassen. Damals waren es für die Leute vermutlich oft ganz normale Rahmenbedingungen für den Alltag, aber liest man die Hinweise heute, gerät man hin und wieder zum Kopfschütteln.


    Bei Dir stehen Kommentare am Seitenrand? Bei mir nicht :grmpf: Und was wird da so kommentiert?


    Neugierige Grüße
    Manjula

  • Zitat von "Manjula"


    Bei Dir stehen Kommentare am Seitenrand? Bei mir nicht :grmpf: Und was wird da so kommentiert?


    :redface: Oha, ich verkrieche mich für heute am besten in die Ecke. Da habe ich mich sehr undeutlich ausgedrückt (einen Satz im Kopf, ihn anders geschrieben als geplant und weil ich ja wusste, was ich schreiben wollte, fiel es mir in der Vorschau nicht auf).


    Scusi Manjula, ich wollte auf Kommentare und Beschreibungen hinaus, die während den Gesprächen über Island, seine Bewohner und die dortigen Lebensumstände gemacht werden. Aus denen lässt sich einiges über Wertschätzungen ablesen.


    Ein Beispiel ist, wie Island selber in Kopenhagen beschrieben wird. Ein verlaustes, gottloses Volk. Oder die Tatsache, dass Island hin und wieder zum Verkauf angeboten wird, aber es auch kein anderer europäischer Herrscher haben will. Die Bereitwilligkeit der Isländer, die Pocken und alle andere Ungemach als Strafe Gottes anzuerkennen, selbst, wenn die ihr Bild von Standesunterschieden über den Haufen wirft. Oder die kleine Episode über die vergewaltigte Frau in Keflavik, die dafür auch noch eine Strafe kassiert.


    Viele dieser Aspekte tauchen als Nebeninformation im Lauf der Gespräche auf ohne selber Thema des Gesprächs zu sein. Irgendeine Hirnwindung wollte das ausdrücken und hat dann diese Merkwürdigkeit mit dem Seitenrand produziert :redface:

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  • Ach, und ich war schon neidisch auf Deine kommentierte Ausgabe :zwinker:


    Aber Du hast recht, dadurch, dass diese Einzelheiten nicht an die große Glocke (Islandglocke, haha!) gehängt werden, sondern nur am Rand* mitlaufen ("ist ja selbstverständlich"), wirken sie noch erschreckender. Neben den von Dir erwähnten Dingen ist mir in diesem Zusammenhang noch aufgefallen, dass jeder davon ausgeht, dass die Isländer stinken wie die Pest. Dabei waren die anderen sicher auch nicht viel reinlicher.


    Grüße
    Manjula


    [size=8px]*EDIT: hier hätte man auch noch den Kalauer "Seitenrand" bringen können. Ich schreib´s aber nur ganz klein und gelobe Besserung für mein Kindischsein.[/size]

  • Zitat von "Manjula"

    Neben den von Dir erwähnten Dingen ist mir in diesem Zusammenhang noch aufgefallen, dass jeder davon ausgeht, dass die Isländer stinken wie die Pest. Dabei waren die anderen sicher auch nicht viel reinlicher.


    Unter Garantie waren die anderen auch nicht besser. Im 10. Kapitel/3. Buch wird z.B. Gyldenlöve beschrieben, der höchstwahrscheinlich nach 537 Gramm Pomade stinkt... äh, Pardon, duftet..., der aber ein Wams voller Fett- und Weinflecken anhat. Beim Barbier lassen sich die Leute ja auch parfümieren und einsalben.


    Ich habe aber mal gelesen, dass es in Island aufgrund der Insellage bestimmte Bakterien nicht gibt und dass sich daher der Körpergeruch schon etwas von dem der anderen Europäer unterscheiden würde. Aber in dem Buch klang es eher nach "riechen besser" als nach "riechen schlechter". Was ich mir schon stinkig vorstelle, ist der berühmte fermentierte Hai und was ganz sicher stinkt, sind die Trockengestelle, an denen der Fisch aufgehängt wird.


    Schweiß riecht je nach Erdteil angeblich wirklich unterschiedlich - kann sein, dass die guten und ehrbaren Bürger in ihrem Weltbild damit nicht umgehen konnten?

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