James Joyce - Dubliner

Ich bin heute auch mal wieder etwas weiter gekommen mit dem Buch. :smile:

"A Painful Case"

Auch wieder eine sehr nachdenklich machende Geschichte. Ich hatte den Eindruck, dass der Mann bei der verheirateten Frau eher Freundschaft als eine richtige Beziehung gesucht hat. Das wird deutlich, als er die körperliche Nähe zu ihr nicht zulassen will. Schließlich gibt er sich die Schuld an deren Tod, den sie allerdings komplett selbst verschuldet hat. Allerdings erkennt er auch, dass sein Leben gerade an ihm vorbeizieht und welch ein einsamer Mensch er ist.

"Ivy Day in the Committee Room"

Diese Geschichte habe ich beim Lesen nicht so ganz verstanden. Scheint mir sehr politisch angehaucht zu sein, da muss ich mich wohl mal ausführlicher mit der Politik Irlands zu dieser Zeit beschäftigen und sie danach nochmals lesen.

fairy: Danke, die Seite war hilfreich. Schon wieder etwas dazugelernt.

Ich bin seit gestern auch durch. Erstmal was zu den letzten drei Geschichten:

"A Mother"

Eine selbstbewusste Mutter, die auf das Recht ihrer Tochter pocht, diese aber dadurch auch bevormundet. Der Mutter scheint es hauptsächlich um das Geld zu gehen. Wenigstens hat Mrs Kearny mal einen loyalen Ehemann. Aber auch hier scheint es mir wieder um falsche Freunde zu gehen.

"Grace"

Hat mir auch recht gut gefallen, obwohl der Anfang der Geschichte gleich ziemlich heftig war. Ich dachte zuerst, jemand hätte den Mann von der Treppe geworfen, aber dies scheint ja nicht der Fall zu sein. Mr Kernan scheint wenigstens wahre Freunde zu haben und auch kein übler Ehemann zu sein, zumindest nicht gewalttätig. Ich fand besonders den Dialog über die Unfehlbarkeit des Papstes interessant.

"The Dead"

Diese Geschichte hat mir von allen Geschichten des Buches am besten gefallen, weil sie mich am meisten gefangen genommen hat, ich mochte ab der Mitte der Geschichte gar nicht mehr aufhören, zu lesen.
Ganz besonders gefiel mir die Mischung zwischen Ausgelassenheit und Nachdenklichkeit, die während des Balls herrscht. Besonders die Figur des Gabriel hat mich sehr fasziniert. Irgendwie dachte ich während des Lesens immer, die Geschichte würde tragisch enden und etwas Schlimmes würde geschehen, was aber schließlich doch nicht der Fall war... Trotzdem macht das Ende sehr nachdenklich und ich habe Mitleid sowohl mit Gretta als auch mit Gabriel gefühlt. Mit Gretta, weil sie der Geist dieses toten Jungen nicht loslässt und mit Gabriel, weil er erkennen muss, dass seine Frau tief in ihrem Inneren auch noch Gefühle für einen anderen Mann empfindet, auch wenn dieser tot ist. Die Geschichte baut eine tolle Atmosphäre auf und ich konnte mir die Umgebung des Balls und die beteiligten Personen richtig gut vorstellen.
"The Dead" ist mein persönlicher Favorit des Buches und allein diese Geschichte macht das Buch schon lesenswert.

Fazit:

Insgesamt hat mir das Buch recht gut gefallen. Es konnte mir ein ziemlich genaues Bild des Lebens in Dublin zu dieser Zeit vermitteln. Die Geschichten regen größtenteils zum Nachdenken an und sind teilweise auch ziemlich bedrückend. Richtig fesselnd fand ich allerdings nur "The Dead".
Bei einigen Geschichten blieb mir trotz einigen Nachdenkens allerdings der Sinn verschlossen und mit diesen konnte ich somit auch nicht allzu viel anfangen.
Ich werde das Buch sicherlich in ein paar Jahren nochmals lesen, um dann wieder neue Aspekte zu entdecken, die mir beim ersten Lesen noch nicht aufgefallen sind.
Trotzdem bereue ich die Lektüre des Buches keinesfalls und werde auch noch weitere Bücher von Joyce lesen.
Meine Wertung: