Wieviel «Science» benötigt diese «Fiction»?

Es gibt 83 Antworten in diesem Thema, welches 23.441 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von sandhofer.

  • Mit dem feinen Unterschied, das sich die Neandertaler wohl relativ wenig um die Klassifizierung von literarischen Werken kümmerten. :zwinker: Ich schrieb doch klipp und klar:


    "Klassische" SF unternimmt (...) den Versuch, das Geschilderte im Rahmen des für die Mitglieder einer Kultur als "akzeptiert" geltenden (zukünftigen) Wissens zu beschreiben."


    Du weißt schon, wie ich das meine, nicht wahr? Ich betrachte die Archetypen "Zauberer" und "Techno-Magier" im Kontext meines aktuellen Wissens über die Eigenschaften der Natur. Und gena so macht es Captain Gideon, wenn er staunend den "Tricks" der Techno-Magier zusieht: Er weißt es, dass das eben keine Magie ist!

    Gesegnet diejenigen, die nicht gegoogelt haben, und dennoch glauben.

  • Hallo zusammen!


    Eigentlich haben wir hier zwei Threads in einem - und ich weiss leider nicht, wohin ich den einen (gleich folgenden) Teil tun könnte ...


    Zitat von "Bartlebooth"

    nein, wir sind uns nicht einig, du argumentierst mir zu universalistisch. Beleidigung bleibt in deinem Beispiel unabhängig von ihren zeichehaften Trägern stets Beleidigung und schließt als solche bestimmte gleichzeitig ablaufende Verhalten (wie Ehrerbietung) aus.


    Im Prinzip ja. In Deinem Beispiel mit dem verprügelten König mischen sich sicher noch andere Dinge hinein wie Initiationsrituale, ritualisiertes Herausfordern des Alpha-Tierchens, bevor man seinen Vorrang dann mit Ehrerbietung akzeptiert u.ä. Jeder gesunde Mensch aber wird eine Beleidigung dessen, was er ehren sollte, unterlassen, sofern er keinen Aufstand im Sinne hat. Nur dies hält die Gemeinschaft aufrecht.


    Zitat von "Bartlebooth"

    Das Verprügelt-Werden ist Teil dieses Amtes, Teil der Königswürde.


    Und deshalb im strikten Sinn keine "Beleidigung".


    Zitat von "Bartlebooth"

    Es gibt also monarchische Systeme, die anders funktionieren als die britische Monarchie. In einem SF-Roman wäre es nun, mE eine vollkommen legitime Idee, die britische Monarchie im Jahre 2500 in entsprechender Weise weiterentwickelt zu haben.


    Ja, das wäre möglich. Wenn ich den Roman in irgend einer Weise noch verstehen soll, müsste eine hierarchische Grundstruktur aber abgebildet sein.


    Zitat von "Bartlebooth"

    Die Theokratie in Gilead ist aber nicht gemäßigt. Sie ist diktatorisch und deutet eine Bibelstelle willkürlich für die eigenen Zwecke aus. Sie ändert das, was du für unhintergehbare Orthodoxie hältst, durch diese neue Ausdeutung, und diese neue Ausdeutung wird zwangsweise als die einzig richtige markiert. Ich sehe nicht, worin sich dieses Vorgehen vom Fundamentalismus unterscheidet.


    Auf den ersten Blick nicht, da hast Du recht. Auf den zweiten Blick ist es so, dass Fundamentalismus immer eine Ursache und Begründung sucht für ein Übel. Der Fall des amerikanischen Fernsehpredigers ist kein Einzelfall. Ergeht es dem Menschen schlecht auf dieser Erde, ist dies als Strafe Gottes anzusehen. Der Gemeinschaft der Auserwählten aber geht es (fast hätte ich geschrieben: per definitionem) gut. Ändert sich dies, muss sie erst recht einen Sündenbock haben, dem sie dies in die Schuhe schieben kann. Ob die Taliban kulturell wertvolle Statuen zusammenhauen, weil sie "des Teufels" sind, ein Premierminister den Mund gegenüber Israel äusserst voll nimmt, obwohl er damit rechnen muss, dass ihm die USA mit voller Militärgewalt eins auf den Deckel geben, ob eine winzige Minderheit von Siedlern in Hebron ihre Nachbarn mit Steinen bewirft: all dies ist ja nicht unbedingt staatserhaltend und soll es ja auch nicht sein, weil die Ideologie bedeutend wichtiger ist als die Erhaltung jeden irdischen Staats.


    Also müsste Atwoods Gesellschaft nicht versuchen mit Hilfskonstruktionen den Staat zu retten, sondern volle Pulle drauf auf den Feind, egal ob auf dem Papier Landsmann oder Vodoo-Zauberer in Brasilien: Djihad ist das Stichwort. Denn die Unfruchtbarkeit der Weiber wäre ja das Zeichen Gottes, dass der eigene Glauben zu wenig rigoros verfolgt und vertreten wird, dass man die Achse des Bösen allzu sehr gewähren lässt.


    Zitat von "Bartlebooth"


    Wenn das stimmen würde, dann dürfte es Theokratien wie im Iran oder das Taliban-Regime in Afghanistan gar nicht geben, oder?


    Es gibt / gab sie, eine Zeitlang, in einem labilen Gleichgewicht. Bis sie von etwas Stärkerem, meist von aussen kommend und verbunden mit einer Radikalisierung von innen als Staat gelöscht worden sind, weil ihre Provokationen zu stark wurden. Die Ideologie ist allerdings nicht gelöscht.


    Und zum eigentlichen Thema des Threads:


    Science Fiction beinhaltet für mich schon eine starke Abstützung auf geltende (natur-)wissenschaftliche Kenntnisse. Daraus können - mehr oder weniger glaubhaft - neue Techniken abgeleitet werden. Science Fiction hat als Start- und / oder Vergleichspunkt immer die menschliche Gesellschaft und ihr Wissen, wie es aktuell existiert. (Ansonsten haben wir Märchen vor uns, Fantasy etc.) Mag sein, dieser Start- und Vergleichspunkt ist fast nicht zu erkennen.


    Viele Autoren bleiben in Bezug auf die verwendete Technik sehr vage. Das ist ihr Recht, finde ich. (Und ziehe es persönlich dem Pseudo-Technik-Gebabbel à la Star Trek oder Perry Rhodan vor. Von Star Wars - ich kenne nur die ersten drei Filme, keine Prequels - würde ich, wenn ich schon am Lästern bin, eher als Techno-Fantasy bezeichen: da ist diese merkwürdige metaphysisch anmutende "Macht", die Neonröhren-Schwerter ... ) Gewisse Ungereimtheiten akzeptiere ich, weil die Story ja auch vorwärts gehen muss. Unterm Strich ist es mir allerdings z.B. immer ein Rätsel geblieben, warum die Aliens in Star Trek oder Babylon 5 so perfektes US-Amerikanisch sprechen ...


    Grüsse


    Sandhofer

    Wo nehme ich nur all die Zeit her, so viel nicht zu lesen. (Karl Kraus)

  • Zitat von "sandhofer"


    Und zum eigentlichen Thema des Threads:


    Viele Autoren bleiben in Bezug auf die verwendete Technik sehr vage. Das ist ihr Recht, finde ich. (Und ziehe es persönlich dem Pseudo-Technik-Gebabbel à la Star Trek oder Perry Rhodan vor.


    Sehr gut beobachtet, Sandhofer! Geradezu belustigend empfinde ich die Verbissenheit, mit der so manche PR-Autoren und eine große Anzahl PR-Fans die "Technik" der Serie gestalten. Dabei gelten die Zeiten, als die Serie deutliche Schwerpunkte auf die Rolle des Menschen im Universum und andere humanistische Aspekte legte, als ein Höhepunkt in ihrer Entwicklung.


    Zitat von "sandhofer"


    Von Star Wars - ich kenne nur die ersten drei Filme, keine Prequels - würde ich, wenn ich schon am Lästern bin, eher als Techno-Fantasy bezeichen: da ist diese merkwürdige metaphysisch anmutende "Macht", die Neonröhren-Schwerter ... )


    Jein. SW schöpft so stark aus dem Fundus der Grimmschen Märchen, dass man vielleicht diesen Eindruck gewinnen könnte. Dennoch bietet es eine Reihe in sich logisch-abgeschlossener technischer Lösungen an, die ich keineswegs als Fantasy bezeichnen würde. Ist sicherlich ein Grenzfall, klammert man den Aspekt der "Macht" jedoch aus, bleibt pures SF übrig.


    Zitat von "sandhofer"

    Unterm Strich ist es mir allerdings z.B. immer ein Rätsel geblieben, warum die Aliens in Star Trek oder Babylon 5 so perfektes US-Amerikanisch sprechen ...


    Meinst du jetzt die Tatsache, dass diese Aliens direkt dieselbe Sprache verwenden können wie die menschlichen Protagonisten? Ich sehe das als eine Art "Übereinkunft" zwischen dem Zuschauer und dem Regisseur in Anbetracht der Probleme, die auftauchen würden, wenn diese Aliens IMMER nur ihre eigene Sprache sprechen würden.


    Oder meinst du jetzt spezifisch das US-Englisch?

    Gesegnet diejenigen, die nicht gegoogelt haben, und dennoch glauben.

  • Hallo sandhofer,


    war dein Prolegomenon mit den "eigentlich zwei verschiedenen Threads, von denen du gar nicht weißt" usw. die Aufforderung, eine Gegenrede zu unterlassen?


    fragt sich Bartlebooth. :teufel:


    Wobei beide Beispiele meiner Ansicht nach durchaus in die Diskussion hier passen - vor allem das erste ist ja hier entstanden und war gedacht, deiner binären Logik etwas entgegenzusetzen, die ja nicht unmaßgeblich daran beteiligt ist, dass du bestimmten Sachverhalten die Existenzmöglichkeit rundweg absprichst.

  • Hallo zusammen!


    Zitat von "Zoltar"

    Meinst du jetzt die Tatsache, dass diese Aliens direkt dieselbe Sprache verwenden können wie die menschlichen Protagonisten? [...]
    Oder meinst du jetzt spezifisch das US-Englisch?


    Beides. Die Aliens sprechen nicht nur die menschliche Sprache, sondern selbst in Star Trek, wo m.W. ein Universaltranslator an der Arbeit sein müsste, lippensynchrones US-Englisch :rollen:


    @Bartelbooth: Nein, ich wollte keine Diskussion beenden. Aber der Teil zur Atwood gehört meiner Meinung nach nur bedingt in diesen Thread. Ich wüsste aber nicht, wo sonst hin damit, also können wir ruhig weiter hier darüber schreiben.


    Grüsse


    Sandhofer

    Wo nehme ich nur all die Zeit her, so viel nicht zu lesen. (Karl Kraus)

  • sandhofer:


    Ist sicherlich nicht konsequent, wenn man die Geschichte an sich betrachtet. Aus praktischen Gründen allerdings nicht anders zu machen. Sollte nämlich ein Regisseur auf die Idee kommen, gedubbte Aliens zu verwenden, müsste der Schauspieler zuerst in einer anderen Sprache sprechen (was in keinem Land der Welt selbstverständlich ist), dann hätte man seine Stimme "stumm schalten" müssen und eine andere, Englisch sprechende einsetzen. Das ist Aufwand, der m. E. die erzielten Effekte nicht rechtfertigen würde. Auf ein Mindestmaß an Konventionen müssen sich die kommunizierenden Schauspieler und Zuschauer schon einigen. Oder sprachen Shakespeares italienische Protagonisten etwa Italienisch in "The Globe"?


    Auf der anderen Seite ... hmm ... Ich muss gerade an "Kill Bill" denken. Die Geschichte des Filmes ist so hirnrissig, wie es nur in Hollywood zu produzieren möglich war. Aaaber: Tarantinos lange Sequenzen in Japanisch, die in die Handlung eingewoben wurden, erzeugten eine sehr realistische, die Fremdheit der Umgebung steigernde Stimmung. Ich war von diesem "Kunstgriff" so angetan, wie von dem Leitmotiv dieses Werkes enttäuscht.

    Gesegnet diejenigen, die nicht gegoogelt haben, und dennoch glauben.

  • Zoltar: Denke auch an "Passion Christi" von Gibson. Ist komplett in Aramaeisch und Latein (oder wars griechisch?).

    "Es ist die Pflicht eines jeden, es auch auszusprechen, wenn er etwas als falsch erkennt." --- Stefan Heym, 2001

  • sandhofer, Zoltar und BigBen: Wenn es für die Geschichte notwendig ist, sollte es durchaus der Mühe wert sein. Wurde ja auch schon mit sehr gutem Ergebnis gemacht, siehe "Enemy Mine".

  • Hallo sandhofer,


    Also will ich's nochmal probieren, mich etwas verständlicher zu machen.

    Zitat von "sandhofer"

    Jeder gesunde Mensch aber wird eine Beleidigung dessen, was er ehren sollte, unterlassen


    Damit kommen wir in terminologisch prekäre Gegenden, denn was an der Zurückweisung bzw. Veränderung einer binären Logik, wie sie uns vertraut ist, "krank" (also nicht "gesund") sein soll, will mir nicht einleuchten.
    Für dich ist der Schalter an oder aus. Ein Verprügeltwerden ist aber beleidigend und in dem beschriebenen kulturellen Kontext ist es zugleich Teil der Königswürde. Mit der Bemerkung:

    Zitat von "sandhofer"

    Und deshalb im strikten Sinn keine "Beleidigung".


    überträgst du die Geste einfach in dein Denkschema. Wie ich schon oben schrieb: Beleidigung und Ehrerbietung - das geht für dich grundsätzlich nicht zusammen - für mich ist es auch schwer vorstellbar, aber das liegt an unserer kulturellen Prägung. Ein Kontext, in dem das doch so ist, wird von dir so umgedeutet, dass die Beleidigung eben keine wirkliche mehr ist -, weil sie auch Ehrerbietung ist. Ich hoffe, der Zirkelschluss wird sichtbar ;-): Du greifst auf den fremden Kontext mit deiner ausschließenden Logik zu, die in dem genannten Kontext aber gar keine Gültigkeit hat und willst damit die fremde Logik widerlegen. Doch das Verprügeln, manchmal mit Verletzungen, die zum Tod führen - das kannst du nicht in einem binären Sinne ins Positive wenden.
    Die Hierarchie bleibt davon unangetastet, denn der König ist der Herrscher.


    Zum Atwood-Beispiel: Ich kann deinen Ausführungen zum Zertrümmern der Buddhastatuen etc. zustimmen, die sind nicht unbedingt staatserhaltend. Es muss aber doch nicht alles, was in einer Theokratie geschieht, staatserhaltend sein. Das ist auch in anderen Staatsformen nicht so. Die Möglichkeit, dass eine bestimmte politische Entscheidung zu Unruhen und dadurch zur Destabilisierung des Gemeinwesens führt, ist in jeder Staatsform gegeben.
    Mein Argument lief genau anders herum: In einer Theokratie ist ein machterhaltendes Verhalten nicht ausgeschlossen, nur weil es sich um eine Staatsform handelt, die eine religiöse Ideologie vor sich herträgt. Auch diese Staaten haben ein Interesse am Fortbestehen - sonst wäre es doch auch völlig absurd von ihnen, überhaupt nach der Staatsmacht zu greifen!
    Und das ist genau der Punkt, den ich an deinem Gedankengang nicht verstehe: Wenn für dich Fundamentalisten ausschließlich aufs Jenseits fixiert sind, wie kommt es dann dazu, dass sie nach der diesseitigen Macht greifen? Terror gegen Sündenböcke kann man auch ausüben, ohne den Staat zu regieren.

    Zitat von "sandhofer"

    Also müsste Atwoods Gesellschaft nicht versuchen mit Hilfskonstruktionen den Staat zu retten, sondern volle Pulle drauf auf den Feind, egal ob auf dem Papier Landsmann oder Vodoo-Zauberer in Brasilien: Djihad ist das Stichwort.


    Was Gilead nach außen hin tut, ist gar nicht Gegenstand des Buches. Es ist ja ein "Report der Magd", der Staat wird mikrogeschichtlich aus der Innenperspektive geschildert. Ich sehe nicht, warum es illegitim oder unglaubwürdig sein soll, diese Perspektive einzunehmen. Ich gebe dir recht, dass zu einem Fundamentalismus ein gewisser Missionierungswille gehört (der aber sicherlich nicht in jeder historischen Situation oberste Priorität haben muss). Doch aus der Sicht der Magd ist dieser Missionierungsdrang vielleicht vollkommen irrelevant, sie berichtet über ihr alltägliches Leben, das von Außenpolitik vollkommen abgeschirmt ist. In letzter Konsequenz würdest du, wenn du diese Beschränkung nicht akzeptierst, fordern, dass ein SF-Roman, wenn er einen Staat darstellt, ihn immer ganz darstellen muss.

    Zitat von "sandhofer"

    Es gibt / gab sie, eine Zeitlang, in einem labilen Gleichgewicht. Bis sie von etwas Stärkerem, meist von aussen kommend und verbunden mit einer Radikalisierung von innen als Staat gelöscht worden sind, weil ihre Provokationen zu stark wurden.


    Dem "Report der Magd" ist ein fiktionales Nachwort beigefügt. Gilead gibt es in der erzählten Gegenwart nicht mehr. Wobei ich nicht sehe, warum das Zusammenbrechen der Herrschaft ein ausschließliches Merkmal von Theokratien sein soll. Die Taliban haben es nicht ausgehalten, aber den Iran gibt es nunmehr seit munteren 25 Jahren - das ist länger als es manch weltliche Staatsform ausgehalten hat.


    Herzlich, B.

  • Hallo zusammen!


    Zitat von "Bartlebooth"

    Also will ich's nochmal probieren, mich etwas verständlicher zu machen.


    Damit kommen wir in terminologisch prekäre Gegenden, denn was an der Zurückweisung bzw. Veränderung einer binären Logik, wie sie uns vertraut ist, "krank" (also nicht "gesund") sein soll, will mir nicht einleuchten.


    Gut, dann versuche ich es auch noch mal :zwinker:


    Du hast mich oben zitiert, aber den wichtigen Nachsatz "sofern er keinen Aufstand im Sinne hat" unterschlagen. "Krank" ist es, eine Provokation zu geben, obwohl man die Situation eigentlich nicht ändern will. Ich bin kein Psychologe, aber ich weiss, dass z.B. viele Familien in diesem Sinne "krank" sind, als dass Handlungen und Aussagen nicht mehr klar (und "richtig") einer Bedeutung zugeordnet werden können.


    Zitat von "Bartlebooth"

    Für dich ist der Schalter an oder aus. Ein Verprügeltwerden ist aber beleidigend und in dem beschriebenen kulturellen Kontext ist es zugleich Teil der Königswürde.


    Ich hatte das so verstanden, dass es Teil des Erreichens der Königswürde ist, also vergleichbar mit Auseinandersetzungen um die Führung in einem Wolfsrudel, wenn die alte Leitwölfin stirbt oder zu schwach ist, um ihre Position zu halten. Ritualisiert und quasi "prä-royal". Wenn Amt und Würde erreicht sind, wird er doch nicht ständig immer wieder verprügelt oder? Dass letztere Gesellschaft noch funktionieren könnte, glaube ich nämlich nicht.


    Ergo: keine Beleidung sondern Teil eines Einsetzungsrituals.


    Im übrigen wäre noch zu klären, ob, was hier "König" genannt wird, wirklich ein König im Sinne des deutschen Wortgebrauchs ist oder ob hier annäherungsweise übersetzt wurde und wir ev. gar keine hierarchische Situation vor uns hätten.


    Zitat von "Bartlebooth"

    Auch diese Staaten haben ein Interesse am Fortbestehen - sonst wäre es doch auch völlig absurd von ihnen, überhaupt nach der Staatsmacht zu greifen!
    Und das ist genau der Punkt, den ich an deinem Gedankengang nicht verstehe: Wenn für dich Fundamentalisten ausschließlich aufs Jenseits fixiert sind, wie kommt es dann dazu, dass sie nach der diesseitigen Macht greifen?


    Weil ein Prosperieren im Diesseits ein Zeichen dafür ist, dass meine Ideologie vom jenseitigen Gott sanktioniert wird. Wenn es dann aber hart auf hart kommt, sind dieser Gott und seine (vermeintlich seine) Ideologie wichtiger als die Erhaltung eines Diesseits um jeden Preis.


    Last but not least: keusche Ehelosigkeit oder allenfalls (wenn man denn zur Keuschheit nicht fähig ist) Monogamie in einer vom Priester sanktionierten Beziehung sind - wohl auch aus technischen Gründen, da der Mensch so am besten kontrollierbar ist - bei jeder mir bekannten Form von religösem Fundamentalismus so zentral, dass eine pragmatische Staatsform à la Atwood nie einem Fundamentalisten in den Sinn käme. Eher würde man noch die wenigen Fruchtbaren miteinander zwangs-verheiraten.


    Grüsse


    Sandhofer

    Wo nehme ich nur all die Zeit her, so viel nicht zu lesen. (Karl Kraus)

  • Hallo sandhofer,


    Zitat von "sandhofer"

    Ich hatte das so verstanden, dass es Teil des Erreichens der Königswürde ist, also vergleichbar mit Auseinandersetzungen um die Führung in einem Wolfsrudel, wenn die alte Leitwölfin stirbt oder zu schwach ist, um ihre Position zu halten.


    Ein weiteres Mal transferierst du das Ritual in einen dir zugänglicheren Kontext. Die beschriebene Situation ist aber kein Kampf um die Königswürde, ganz im Gegenteil, diese wird aufgrund der Umstände ihrer Erlangung in dieser Gesellschaft sogar eher gemieden.

    Zitat von "sandhofer"

    Ritualisiert und quasi "prä-royal". Wenn Amt und Würde erreicht sind, wird er doch nicht ständig immer wieder verprügelt oder?


    Ich kann die Stelle bei Agamben gerade nicht mehr finden, komme langsam schon ins Zweifeln, dass ich es tatsächlich bei ihm gelesen habe. Meiner Erinnerung nach ist das Verprügeln in der Tat eine einmalige Handlung. Aber ok: Darf ich aus dieser Formulierung dann schließen, dass du es in Ordnung fändest, wenn in einem SF-Roman, der im Jahre 2500 spielt die englische Königin vom Premierminister zur Instituierung geohrfeigt würde und erst danach die Krone aufgesetzt bekäme? :teufel: Ändert also der Zeitpunkt der Gewalt/Beleidigung soviel an deiner Einschätzung? Bisher hatte ich dich nicht so verstanden.

    Zitat

    und wir ev. gar keine hierarchische Situation vor uns hätten.


    Doch, sandhofer, das hatte ich schon geschrieben. Um eine hierarchische Situation handelt es sich definitiv. Dass die Bezeichnung des Herrschers mit "König" nicht 1:1 zusammenfällt, davon gehe ich mal aus, aber die genaue Semantik schien mir für das Modell jetzt weniger entscheidend. Es kommt doch tatsächlich nur darauf an, dass es sich um ein hierarchisches Verhältnis handelt, oder?


    Zitat

    keusche Ehelosigkeit oder allenfalls (wenn man denn zur Keuschheit nicht fähig ist) Monogamie in einer vom Priester sanktionierten Beziehung sind - wohl auch aus technischen Gründen, da der Mensch so am besten kontrollierbar ist


    Das Kontrollargument ist kein schlechtes, es ist zwar nicht sehr spirituell, gibt mir aber gerade deshalb mehr zu denken. Tatsächlich hat auch Albrecht Koschorke in "Die heilige Familie und ihre Folgen" die Propagierung der Kernfamilie durch die Kirchen als eine bewusste machtpolitische Schwächung der Sippenstrukturen gedeutet. Allerdings ist dieses Argument zweierlei mit Sicherheit: pragmatisch und diesseitig. Insofern sehe ich bei dir hier eine kleine argumentative Volte :breitgrins:.


    Herzlich, B.

  • Hallo,


    ich möchte diese Diskussion mehr auf den ursprünglichen Pfad lenken. Sprich, über die Abgrenzung/Definition der SF streiten. Hierzu als Anregung Folgendes:


    Brian W. Aldiss: "SF ist, was in den Bücherständern und Regalen der Buchhandlungen als SF angeboten wird."


    Somit wäre Aldiss sogar mein Alibi, als ich von dem "Auge des Betrachters" sprach, nur andersherum, sozusagen.


    Ein Satz in Diodors "Berühmte Grabstätten" macht mich ebenfalls hellhörig: "Wenn es Sache der Politiker und Rhetoren ist, die Intrigen des Alltags zu deuten, so besteht die Aufgabe der Dichter und Geschichtenerzähler darin, die Fabelwesen auf den Inseln zu besuchen, die Toten im Hades und die Ungeborenen auf ihrem Stern."


    Darf ich das denn als ein "Gehet hin und schreibet Fantasy und SF!" deuten?

    Gesegnet diejenigen, die nicht gegoogelt haben, und dennoch glauben.

  • Hey Zoltar,


    Zitat von "Zoltar"

    ich möchte diese Diskussion mehr auf den ursprünglichen Pfad lenken. Sprich, über die Abgrenzung/Definition der SF streiten.


    Aber das tun wir doch auch! Wenn auch gerade auf einem Nebengeleis ;-). Dabei herauskommen soll allerdings eine genauere Beschreibung dessen, was sandhofer noch als wissenschaftliche Glaubwürdigkeit hinnehmen kann und was für ihn die Grenze sprengt.

    Zitat

    Brian W. Aldiss: "SF ist, was in den Bücherständern und Regalen der Buchhandlungen als SF angeboten wird."


    Somit wäre Aldiss sogar mein Alibi, als ich von dem "Auge des Betrachters" sprach, nur andersherum, sozusagen.


    Nur weil es Brian Aldiss sagt, wird es nicht origineller ;-). Zoltar, natürlich liegt eine Entscheidung letzendlich "im Auge des Betrachters" (wobei erkenntnistheoretisch zu klären wäre, was das genau heißt - keine Sorge, das will ich hier nicht tun). Aber sich mit dieser - Verzeihung - banalen Erkenntnis zufrieden zu geben, hieße doch auf sämtliche Diskussion von vornherein zu verzichten.


    Herzlich, B.

  • Zitat von "Bartlebooth"

    Hey Zoltar,
    Aber das tun wir doch auch! Wenn auch gerade auf einem Nebengeleis ;-).


    Tja, das erklärt wohl, warum ich nur "Bahnhof" verstehe. Na, dann spielt schön weiter - Nur: Zum Abendessen sind die Züge und die Gleise wieder im Karton! :breitgrins:


    Zitat von "Bartlebooth"


    Aber sich mit dieser - Verzeihung - banalen Erkenntnis zufrieden zu geben, hieße doch auf sämtliche Diskussion von vornherein zu verzichten.


    Warum das denn? Wahrheit kann doch auch mal trivial sein. Und ich habe Aldiss nicht zitiert, um die Diskussion abzuwürgen, sondern um eine andere Perspektive anzubieten. Innerlich finde ich seine Erklärung ebenfalls unbefriedigend, kann sie jedoch nicht ohne weiteres abtun.


    Was, wenn "SF" keine Definition einer Gattung, sondern ein darüber befindlicher Sammelbegriff für "technische Phantastik" ist? Ich halte sogar die Wortbildung "SF" für irgendwie veraltet, weil es die momentane "Konsistenz" des Genres nur unzureichend widerspiegelt. In meinen Augen unterscheidet sich SF von anderen Strömungen der phantastischen Literatur nur durch ihren Anspruch auf eine, bevorzugt, "pseudo-wissenschaftliche Pseudo-Erklärung" (Alpers) der geschilderten Vorgänge. Sehr einleuchtend fand ich das Beispiel mit Mark Twains "A Connecticut Yankee in King Arthur's Court" und Wells "Time Machine": Beide beschreiben eine Zeitreise und die Erklärung einer solchen von Wells ist um keinen Deut "logischer " als die von Twain.


    Andere Deffinitionen im Alpers kommen von Herbert W. Franke ("SF ist eine kontrollierte Spekulation.") und Carl Amery ("SF ist die Fortsetzung des traditionellen Lügenromans mit anderen Mitteln.").

    Gesegnet diejenigen, die nicht gegoogelt haben, und dennoch glauben.

  • Hallo Zoltar,


    Ich wollte dir nicht unterstellen, du wollest die Diskussion abwürgen, tut mir leid, wenn das so angekommen ist. Ich wolte nur erklären, warum ich weiterhin nicht finde, dass wir OT sind.


    Abtun kann ich die Erklärung Aldiss' auch nicht, denn sie ist einfach nicht von der Hand zu weisen. Wir haben hier alle eine individuell verschiedene Toleranz in Bezug auf das, was wir noch "wissenschaftlich verbürgte Logik" nennen.
    Aber was bringt sie denn für eine Erkenntnis außer der, dass wir alle unterschiedlicher Meinung sind? Und diese Meinungsvielfalt war Ausgangspunkt der Diskussion und kehrt in gewisser Hinsicht auch immer wieder dahin zurück. Wichtig ist in meinen Augen, was zwischendrin passiert, so dass man am Ende vielleicht nicht mehr ganz genau an dem Ort steht, an dem man vorher stand.


    Zitat von "Zoltar"

    Was, wenn "SF" keine Definition einer Gattung, sondern ein darüber befindlicher Sammelbegriff für "technische Phantastik" ist?


    Dass SF eine Unterkategorie der Phantastischen Literatur ist, und zwar genau in dieser Weise eingeschränkt (technische Phantastik), ist eigentlich common sense. Dass heutzutage auch Texte zur SF gerechnet werden, die im strengen Sinne gar keine technischen Neuerungen enthalten ("Report der Magd" wäre so ein Beispiel), macht die Diskussion so schwierig - da wird SF ganz schnell zu "Social Fiction" und bringt dadurch die ganze Gattung in ein schiefes Verhältnis zu sich selbst. Im strengen Sinne gehören wohl weder die Staatsromane noch solche Dystopien wie "Report der Magd" oder solche alternativen Geschichtsbeschreibungen wie in Robert Harris' "Vaterland" zur SF. Gleichzeitig ist diese Form der Social Fiction in Gestalt der Staatsromane aber ein traditionelles motivisches Reservoir für die "echte" SF - in der die Helden dann halt nicht auf einer Insel, sondern auf einem fremden Planeten oder auf demselben Planeten in der Zukunft landen und eine andere Gesellschaft vorfinden, über die dann reflektiert wird. Man könnte also auch argumentieren, dass sich die Gattung mit Texten wie denen Atwoods auf ihre Wurzeln zurückwendet. Damit würde dann aber das Technik-Merkmal hinfällig. Ich sehe keinen Ausweg aus dieser terminologischen Schwierigkeit. Wenn ich das Vorkommen neuartiger technischer Elemente zur Waagscheide mach, reiße ich schon die Staatsromane auseinander (Campanella wäre zB dann SF, More nicht). Sage ich, innovative Technik müsse zentrales Element sein, komme ich in Abwägungsschwierigkeiten. Campanella würde rausfallen, aber auch Ursula LeGuins "Planet der Habenichtse", wohl auch vieles von Jules Verne, was dann eher in Richtung "Abenteuerroman" ginge.
    Mache ich den alternativen Gesellschaftsentwurf zur Waagscheide, fallen viele Sachen raus, die sich eher um individualpsychologische Probleme kümmern, zB vieles von Stanislaw Lem.


    Und jetzt geh ich wieder spielen :zunge:.


    Herzlich, B.

  • Zitat von "Bartlebooth"


    Wichtig ist in meinen Augen, was zwischendrin passiert, so dass man am Ende vielleicht nicht mehr ganz genau an dem Ort steht, an dem man vorher stand.


    Absolut einverstanden, Bartlebooth. Ich habe schon eine ganze Menge dazu gelernt. Und Spaß macht es auch, also nur her mit den Argumenten!


    Zitat von "Bartlebooth"


    Dass SF eine Unterkategorie der Phantastischen Literatur ist, und zwar genau in dieser Weise eingeschränkt (technische Phantastik), ist eigentlich common sense. Dass heutzutage auch Texte zur SF gerechnet werden, die im strengen Sinne gar keine technischen Neuerungen enthalten ("Report der Magd" wäre so ein Beispiel), macht die Diskussion so schwierig - da wird SF ganz schnell zu "Social Fiction" und bringt dadurch die ganze Gattung in ein schiefes Verhältnis zu sich selbst.


    Obwohl ich das Problem sehe, habe ich es irgendwie nicht. Vielleicht liegt es daran, dass für mich "SF" eigentlich nie die "technische Phantastik", sondern, wesentlich breiter gefaßt, die "wissenschaftliche Phantastik" war. Und die Soziologie, mit allen anderen verwandten Disziplinen, gehört dahin mit ebenso viel Recht wie die Atomphysik. Ausdrücklich möchte ich auch die Theologie hinzufügen.


    Daher postuliere ich hier: SF ist die Kunst der intellektuellen Spekulation über die Einflüsse einer "raum-zeitlich" beliebig wandelbaren Welt auf den Menschen. Sozusagen ein Gedankenexperiment, das den Menschen außerhalb des "gewohnten" Rahmens der "real existierenden" Welt untersucht und bestimmte Aussagen über den Menschen (z. B. sein Verhalten oder seine Verarbeitung der "äußeren Reize") extrapoliert. Diese Definition ist allerdings nur von mir (freilich NACH der Lektüre einiger oben erwähnten Werke entstanden).


    Zitat von "Bartlebooth"


    Man könnte also auch argumentieren, dass sich die Gattung mit Texten wie denen Atwoods auf ihre Wurzeln zurückwendet. Damit würde dann aber das Technik-Merkmal hinfällig.


    Sehe ich genauso. Technik ist nur eine Untermenge der Wissenschaft und sie kann nicht als alleiniges Unterscheidungskriterium verwendet werden. SF entstand, weil sich der Bildungsstand der Leser im 19. Jh. dramatisch verändert hat (Alpers). Die Lügengeschichten von gestern konnten vor dem neuen "Kritizismus" nicht mehr bestehen. Dieser Prozeß beschleunigt sich heutzutage (höchstwahrscheinlich sogar mit exponentiell wachsender Geschwindigkeit) und die SF breitet, in einem vergeblichen (?) Versuch, dem rasant wachsenden Wissenshorizont zu entkommen, ihre "Fühler" zunehmend in Bereiche der Literatur aus, in denen sie früher wenig zu suchen hatte. Daher ist das klare Definieren dieser Gattung auch zunehmend schwieriger und deswegen tauchen immer wieder neue Bezeichnungen für bestimmte SF-Nischenprodukte auf.


    Zitat von "Bartlebooth"


    Ich sehe keinen Ausweg aus dieser terminologischen Schwierigkeit.


    Wäre meine Definition nicht eine Möglichkeit?


    Zitat von "Bartlebooth"


    Und jetzt geh ich wieder spielen :zunge:.


    :breitgrins::zunge:

    Gesegnet diejenigen, die nicht gegoogelt haben, und dennoch glauben.

  • Hallo zusammen!


    Definitionsfragen, wenn es um Produkte des menschlichen Denkens geht, sind immer heikel. Egal, wie man ein Grenze z.B. zwischen Genres zieht, irgendein Depp steht immer drauf. Und wenn noch gerade keiner drauf steht, wird irgeneinder kommen und sich - womöglich noch mit Absicht! - drauf stellen ... :rollen:


    Vielleicht ist es unterdessen so, dass - ähnlich wie Abenteuerliteratur - Science Fiction gar nicht mehr existiert? Dass heisst, dass nur eine bestimmte Form, historisch begrenzt irgendwann zwischen voll erblühtem Industrialismus und beginnendem Atomzeitalter (d.h. dem Glauben an Technik und technischem Fortschritt und dem Misstrauen in dieselben) eine spezifische Form der phantastischen Literatur blühte?


    Deine letzte Definition, Zoltar, ist für mich zu allgemein, und ich würde sie eher auf phantastische Literatur im allgemeinen anwenden, da auch Poe oder E.T.A. Hoffmann da hinein passen.


    Grüsse


    Sandhofer

    Wo nehme ich nur all die Zeit her, so viel nicht zu lesen. (Karl Kraus)

  • Zitat von "Zoltar"

    SF ist die Kunst der intellektuellen Spekulation über die Einflüsse einer "raum-zeitlich" beliebig wandelbaren Welt auf den Menschen. Sozusagen ein Gedankenexperiment, das den Menschen außerhalb des "gewohnten" Rahmens der "real existierenden" Welt untersucht und bestimmte Aussagen über den Menschen (z. B. sein Verhalten oder seine Verarbeitung der "äußeren Reize") extrapoliert.


    Uiuiui, damit machst du dir aber eine ganz andere Flanke auf, denn was ist die "real existierende" Welt? Mit so einer Definition wird bei böswilliger Auslegung ein großer Teil der Trivialliteratur zu SF, die ja gerade von ihrem irrealen Weltentwurf lebt.
    Ganz sicher würden unter solch eine Definition aber Leute fallen wie Richard Brautigan, Donald Barthelme, Franz Kafka, Flann O'Brien, Murakami Haruki u.v.a.m. Du hättest unter so einem Begriff wahrscheinlich alles versammelt, was Todorov mühsam in "Wunderbares", "Phantastisches" und "Seltsames" auseinandergeklaubt hat.


    Herzlich, B.

  • Zitat von "Bartlebooth"


    Uiuiui, damit machst du dir aber eine ganz andere Flanke auf, denn was ist die "real existierende" Welt? Mit so einer Definition wird bei böswilliger Auslegung ein großer Teil der Trivialliteratur zu SF, die ja gerade von ihrem irrealen Weltentwurf lebt.


    Ja, ja, ist ja gut, ich sehe es ein. :ohnmacht: Ich kann leider "real" nicht definieren. Dazu fehlt mir schlichtergreifend die Semantik. Ich kann nur hoffen, dass ihr mich versteht. In meiner Definition fehlt sowieso die doch so essentielle (glaube ich zumindest) Aussage zu der "pseuso-wissenschaftlichen Pseudo-Erklärung". Das "Seltsame" wäre aber nicht darin, weil Seltsames durchaus "real" ist.


    sandhofer:
    Ist es nicht so, dass uns Klassifizierungsversuche sowieso viel leichter fallen, wenn sie auf die Vergangenheit bezogen sind? Manchmal habe ich das Gefühl, dass ich hier versuche, wie ein Fernsichtiger, eine Zeitung zu lesen, die viel zu nah an meiner Nase liegt: Nur die weit entfernten Artikel sind leidlich lesbar...


    Dennoch: Wenn ich etwas definiere, so muss ich immer damit rechnen, dass ich die berühmten Ausnahmen habe, die die Regel bestätigen. Wenn die "Kollateralschäden" nicht allzu groß sind, habe ich da kein Problem.


    Dass die SF nicht mehr existiert, kann ich so ohne weiteres nicht unterschreiben. Es wird ja immer noch viel geschrieben, was man sofort, beinahe instinktiv, hinzuordnen kann. Aber die "Randerscheinungen" sind es, die uns hier in die Suppe spucken. Die "Verzahnung" mit anderen Genres (potenziert durch die Medien Radio und Film) schreitet voran. Seitdem SF auch etwas salonfähiger geworden ist, werden aus ihrem Fundus reichlich "Leckerbissen" herausgepickt. Und sie gibt es mit der gleichen Münze zurück, indem sie "Neuland" entdeckt und einverleibt.

    Gesegnet diejenigen, die nicht gegoogelt haben, und dennoch glauben.

  • Hallo zusammen!


    Zitat von "Zoltar"

    Dass die SF nicht mehr existiert, kann ich so ohne weiteres nicht unterschreiben. [...] Die "Verzahnung" mit anderen Genres (potenziert durch die Medien Radio und Film) schreitet voran. Seitdem SF auch etwas salonfähiger geworden ist, werden aus ihrem Fundus reichlich "Leckerbissen" herausgepickt. Und sie gibt es mit der gleichen Münze zurück, indem sie "Neuland" entdeckt und einverleibt.


    Sagst Du hier nicht mit andern Worten dasselbe wie ich? Bejahst Du im zweiten Teil Deiner Aussage nicht genau das, was Du im ersten Satz verneinst? Tut mir leid, bei Definitionen denke ich zweiwertig: Ja oder nein. Kein Veilleicht, kein Sowohl-als-auch. Wenn ich einen Bernhardiner mit einem Dackel kreuze, habe ich nachher auch etwas Neues, weder einen Bernhardiner, noch einen Dackel. (Und schon gar keinen Hund, den ich sowohl an einer Bernhardiner- als auch an einer Dackelschau zeigen könnte!)


    Zitat von "Zoltar"

    Es wird ja immer noch viel geschrieben, was man sofort, beinahe instinktiv, hinzuordnen kann.


    Ein SF-Instinkt? :entsetzt: Im Ernst, ich verstehe jetzt nicht ganz, was Du meinst.


    Grüsse


    Sandhofer

    Wo nehme ich nur all die Zeit her, so viel nicht zu lesen. (Karl Kraus)