Salman Rushdie - Shalimar der Narr

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    Zum Inhalt:
    Salman Rushdies Roman «Shalimar der Narr» spielt in Kaschmir von den 60er- bis in die 90er-Jahre und erzählt die Geschichte des jungen Moslems Shalimar und dem Hindi-Mädchen Boonyi, die sich ineinander verlieben. Die Romanze scheint von Anfang an unmöglich, doch mit Hilfe der Dorfbevölkerung und viel gutem Willen auf beiden Seiten können die beiden schliesslich heiraten. Doch kurz nach der Hochzeit merkt Boonyi, dass sie einen Fehler gemacht hat und ihr das Leben im kleinen kaschmirischen Dorf einfach zu wenig ist. Sie will weg, irgendwo eine Karriere als Tänzerin machen und ihr Talent nicht an die Provinz verschwenden. Als Jahre später der amerikanische Botschafter in Indien, Max Ophuls, auftaucht und Boonyi tanzen sieht, ist das der Anfang vom Ende. Boonyi läuft Shalimar davon und als dieser hinter die Wahrheit kommt, schwört er blutige Rache.


    Meine Meinung:
    Salman Rushdie tischt uns in diesem Roman eine Geschichte über Liebe, Verrat und Fanatismus auf. Streckenweise ist der Roman ein echter Pageturner, den man kaum aus der Hand legen kann. Leider gibt es auch Passagen, die viel zu langfädig wirken, zu ausführlich sind und kaum zu unterhalten vermögen. Etwa die Episode über Max Ophuls' Zeit im Elsass während des Zweiten Weltkrieges. Zwar eine spannende Thematik, aber in dem Buch wirkt sie wie ein Fremdkörper. Man kommt sich vor, wie wenn man zwei Bücher gleichzeitig lesen würde, zumal der Einschub 50 Seiten lang ist - zu kurz, um wirklich eine Geschichte in der Geschichte zu erzählen und zu lang, um nur kurz Ophuls' früheres Leben aufzurollen. Und kaum hat man sich geistig aufs Elsass eingestellt, ist man schon wieder in Indien.
    Es gibt in dem Buch generell eine Tendenz, Dinge voraus- oder nachzuerzählen, die keiner Logik zu folgen scheinen. Das fängt schon beim Einstieg mit India Ophuls, der Tochter des Botschafters, an: Es gibt Andeutungen und Hinweise auf eine offenbar tragische Lebensgeschichte der jungen Frau. Nur mag man sich dafür gar nicht interessieren, da India Ophuls so arrogant, undankbar und mit dem Leben unzufrieden scheint, dass man sich mit ihr gar nicht auseinandersetzen mag. Dass sie für ihr Verhalten ihre Gründe hat, erfährt man am Ende des Buches (doch noch).
    Es sind all diese Dinge, die dem Leser das Leben schwer machen. Auf der anderen Seite gibt es eben auch die Passagen, in denen man mit den Protagonisten mitfiebert und sich in sie hineinfühlen kann. Passagen, in denen man Kaschmir, das man sonst nur aus traurigen Nachrichtenmeldungen kennt, als das Paradies sehen kann, für das die Kaschmiri es halten. In diesen Momenten ist das Buch eine Entdeckungsreise in ein exotisches Land mit ganz eigenem Charme und nicht in ein Krisen- und Kriegsgebiet, als das es in der westlichen Welt bekannt ist.
    Der Roman hinterlässt einen zwiespältigen Eindruck, da die Qualität der Erzählung schwankt und man sich ab und zu ziemlich verloren vorkommt. Wer Kaschmir jedoch mal von einer neuen Seite entdecken will, sollte «Shalimar der Narr» lesen.


    3ratten


    Gruss Alfa Romea

    Wer anderen folgt, wird nie zuerst ankommen.

  • Hallo Alfa,


    danke für Deine tolle Rezension.


    Obwohl ich mich als Rushdie-Fan bezeichnen würde, habe ich dieses Buch schon zweimal erfolglos abgebrochen.
    Ich kam irgendwie nicht so richtig rein, und das, obwohl ich so lange auf den neuen Rushdie gewartet hatte!


    Vielleicht sollte ich das Buch nächstes Jahr auf die SuB-Wettbewerbs-Liste setzen :rollen:


    lg, adia