>> Spezial-Herbst-Lesenacht ~ 23.09.2006

Es gibt 30 Antworten in diesem Thema, welches 7.844 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von *Sternenstauner*.

  • Hallo,


    ich bin auch wieder da.
    Ich habe noch ca. 30 Seiten, dann ist mein schönes Märchen zu Ende.
    Maja und Mati sind jetzt tatsächlich in den Wald gegangen und haben dort in einer Höhle Nimi getroffen. Nimi ist ein Kind aus dem Dorf, welches immer gehänselt und verspottet wurde. Er gehört zu den Kindern, die glauben, daß es irgendwo Tiere gibt und behauptet, sie in seinen Träumen zu sehen. Eines Tages verschwand er für ein paar Tage in dem Wald und als er wiederkam, sprach er nicht mehr, sondern wieherte nur noch. Man stellte bei ihm die Diagnose Wieheritis und überließ ihn sich selbst. In die Schule sollte er nicht mehr gehen, da man der Meinung war, er sei nicht ganz richtig im Oberstübchen und man hielt ihn sowieso von anderen Kinder fern, damit sie sich nicht an seiner Verrücktheit anstecken. Ein Mensch, der nicht so funktioniert, wie es die Gemeinschaft will und wie es in den Augen vieler normal ist, wird sofort ausgeschlossen und gilt als gefährlich. Man will mit Menschen die anders sind nichts mehr zu tun haben. Man könnte ja unter einen schlechten Einfluß geraten.


    Seite 43
    "...daß wir alle, ohne Ausnahme, in einem Boot sitzen: nicht nur alle Kinder, nicht nur alle Menschen im Dorf, nicht nur alle Menschen auf der ganzen Welt, sondern alle Lebewesen. Wir alle. Und ich frage mich, ob die Pflanzen nicht vielleicht auch Verwandte von uns sind, weit entfernte Verwandte.
    Und der, der andere Mitmenschen verspottet oder sie quält, sagte Mati, ist eigentlich der Dumme, der dem ganzen Boot schadet. Denn es gibt für keinen ein anderes Boot..."


    So, und jetzt mache ich das, was ich in der Schule immer gehaßt habe; ich interpretiere mal :breitgrins: :


    Ich wage es zu behaupten, daß Amos Oz hier eine Parabel schreibt, über das Leben von Palästinensern und Israelis. Daß eine friedliche Koexistenz nicht nur möglich, sondern auch zwingend ist, denn es gibt auch für diese beiden Völker kein anderes Boot. Auch wenn wir verschieden sind in unseren Lebensweisen und Religionszugehörigkeiten, so sind wir doch miteinander verwandt, denn wir sind Menschen, die Angst haben, die lieben, die hassen und die Schmerz empfinden. Physisch wie psychisch.
    Vielleicht liege ich auch völlig daneben, aber das war das, was mir bei diesen Sätzen durch den Kopf ging.


    Vielleicht sollte ich noch erwähnen, daß jener Nimi, den die beiden im Wald trafen, ganz normal war und nicht wieherte, sondern sich mit den beiden unterhielt. Er fing mit seiner Wieheritis an, weil er wußte, daß man ihn dann endlich in Ruhe läßt. Wenn es nicht so traurig wäre, müßte man eigentlich lachen. Der arme Kerl.


    Ich werde jetzt weiterlesen, denn bei Amos Oz werde ich nie müde. Da muß ich mich meist zwingen das Buch zur Seite zu legen.


    Ich hatte vorhin eine kleine Kinopause gemacht, denn wir hatten uns noch den letzten Teil von "Kingdom of Heaven" angesehen. Naja. Ich fand es sehr schade, daß Liam Neeson nur so kurze Zeit dabei war. :sauer: Ich werde zwischendrin noch etwas googlen, was es denn nun mit der geschichtlichen Wahrheit auf sich hat.


    Viele Grüße Tina :winken:

  • Gute Nacht, qantaqa! :winken:


    Gerade beim 11. Kapitel angelangt, muss ich erstaunt feststellen wie schnell sich dieses Buch lesen lässt. Trotz einiger Unterbrechungen habe ich immerhin schon ganze 102 Seiten gelesen. (Auf denen ich im Übrigen schon 2 Tippfehler entdeckt habe. :rollen: Aber gut, ansonsten ist diese Sonderausgabe mit Lesebändchen wirklich schön.)


    Die Geschichte spielt immer noch 1941. Beide Schwestern sind nun schwanger - vom selben Mann. :entsetzt: Einerseits macht diese Situation das Buch natürlich ziemlich dramatisch, zumal die eine Schwester ohnehin schon immerzu im Schatten der anderen stand und ihre Liebe zu Mann und Kind jetzt auch nicht ausleben darf. Andererseits muss ich doch immer mit dem Kopf schütteln, wenn in einem Buch/Film eine Frau in einer Liebesnacht gleich schwanger wird. Nicht, dass das das nicht generell möglich wäre, aber es ist doch immer ein sehr großer Zufall, wenn der Fruchtbarkeitsgott gleich beim ersten Mal sein OK gibt. Finde ich zumindest.


    Ansonsten müssen die Karnickelchen jetzt langsam mal in ihren Käfig und ich werde mein Bett machen, damit ich dort noch ein wenig weiterlesen kann. Schlafen ist wohl noch lange nicht angesagt. :breitgrins:


  • 12. September 1812, Moskau:
    Adel und Verwaltung verlassen die Stadt, da man weiß, dass sie nicht verteidigt werden wird. Den armen Leuten wird aber per offiziellem Flugblatt vorgegaukelt, es würde bis zum letzten Atemzug um sie gekämpft...


    ...was diese aber nicht glauben. Die verschiedensten, sich widersprechenden Gerüchte kursieren in der Stadt, in einem sind sich aber alle einig: Moskau wird von den Truppen im Stich gelassen werden und nur die Flucht bietet Hoffnung auf Sicherheit.
    Trotzdem gibt es auch reiche Leute, die die Stadt nicht rechtzeitig verlassen, da sie mit ihren Reisevorbereitungen (zu denen auch ein völliges Ausräumen des Hauses inklusive aller Möbel gehört) einfach nicht zu Potte kommen.


    Gute Nacht, ihr Müden :winken:

    Wir sind irre, also lesen wir!

  • Habe gerade eben einen sehr amüsanten Satz gelesen.

    Zitat

    Er wendete, legte den ersten Gang ein und hoppelte dann bedächtig den Pfand entlang.


    Habt ihr schon mal ein Auto einen Feldweg hinunter hoppeln sehen? Holpern meinetwegen, aber hoppeln? :breitgrins:


  • Habt ihr schon mal ein Auto einen Feldweg hinunter hoppeln sehen? Holpern meinetwegen, aber hoppeln? :breitgrins:


    Schon oft. Ein Auto, das über einen holperigen Feldweg fährt, macht durchaus einen hoppelnden Eindruck. Mir gefällt die Ausdrucksweise.


    Zum Beweis, dass auch "Krieg und Frieden" ein herbstliches Buch ist, hier ein Zitat:
    Während der gesamten ereignisreichen und erinnerungswürdigen Zeit vom 7. September, dem Tag der Schlacht von Borodino, bis zum Einmarsch des Feindes in Moskau am 14., war das Wetter herrlich. Es war eine Reihe dieser wunderbaren Herbsttage, an denen die Sonne tief am Himmel steht, aber dennoch mehr wärmt als im Frühjahr, an denen alles in der reinen, durchsichtigen Luft schimmert und das Auge blendet, an denen sich die Brust weitet, wenn man die frische, duftende Herbstluft einatmet, und wo selbst die Nächte warm sind und der Nachthimmel mit goldenen Sternen übersäht ist.
    Also genau das Wetter, das zur Zeit in Schweden herrscht. Einfach wunderbar! :sonne:

    Wir sind irre, also lesen wir!


  • Schon oft. Ein Auto, das über einen holperigen Feldweg fährt, macht durchaus einen hoppelnden Eindruck. Mir gefällt die Ausdrucksweise.


    Hm... Ich finde es ziemlich unpassend. Für mich hoppeln meine Kaninchen, aber ein Auto? Nee. ;) Davon abgesehen fiel mir das Wort in der traurigen Situation einfach nur negativ auf, weil so etwas 'niedliches' oder 'lustiges' gerade total fehl am Platz war. Daher (und weil hoppeln und holpern ja recht nahe beieinander liegen) bin ich eigentlich auch davon ausgegangen, dass es lediglich ein weiterer Tippfehler ist. Aber da sieht man mal wieder, wie unterschiedlich die Geschmäcker sind. ;)


    Ich bin schon wieder eine ganze Ecke weiter und möchte noch bis Kapitel 20 lesen, das wieder in der Gegenwart spielt. Zwar reizt mich die Vergangenheit - wie bereits geschrieben - etwas mehr, aber ich möchte doch gerne die Zusammenhänge und genaueren Verbindungen zwischen Ellis und Nell erfahren. Gewisse Parallelen sind bereits ersichtlich.
    Dafür werde ich den Computer jetzt aber ausschalten, weil ich mal wieder zu faul bin, noch mal aufzustehen. ;)


    Allen Lesenden noch viel Spaß! :winken:


  • Habe gerade eben einen sehr amüsanten Satz gelesen.


    Habt ihr schon mal ein Auto einen Feldweg hinunter hoppeln sehen? Holpern meinetwegen, aber hoppeln? :breitgrins:


    Das hatte ich schon einmal. Da war der Luftmengenmesser kaputt gewesen. Besonders peinlich war es auf der Autobahn beim Überholen, :redface: was ich dann schnellstens gelassen habe.


    Ich habe mein Buch jetzt beendet :sauer:. Ich hätte noch hunderte Seiten weiterlesen können.
    Die Kinder trafen letztendlich den "Bergteufel" Nehi. Das schöne an der Geschichte ist, daß die "Guten" nicht perfekt sind. Sie haben auch ihre schlechten Seiten, aber ich denke es kommt auf das Verhältnis von schlecht und gut an, was einen Menschen zu einem wirklich bösen Menschen macht. Beide Seiten sind in jedem Menschen vorhanden, aber es hängt davon ab, was ein Mensch zu läßt. Was er zuläßt hängt wiederum davon ab, wie weit er gereizt wird. Irgendwann hat ein Mensch keine Geduld mehr. Auch der sanftmütgiste. Es ist eine Frage der Provokation, der Dauer und der Menge. Jeder Mensch hat seine Grenze bis er sich wehrt und dann vielleicht anfängt sich zu rächen, damit andere provoziert und schon haben wir den Teufelskreis (Nahostkonflikt?).
    Noch ein Zitat aus dem Buch, was mir sehr gut gefallen hat:


    "...Hier bei uns gibt es keine Scham vor Nacktheit. Wir sind doch von Natur aus immer nackt, auch wenn wir unsere Nackheit mit Kleidern verdecken, und wir schämen uns doch nur, weil man uns von Kindheit an daran gewöhnt hat, uns für alles, was wahr ist, zu schämen, und mit allem zu prahlen, was gelogen ist. Man hat uns daran gewöhnt, uns nicht nur an dem zu freuen, was wir haben, sondern nur an dem, was wir anderen voraushaben. Und was noch schlimmer ist, man hat uns von klein auf an vergiftende Ansichten gewöhnt, die immer gleich anfangen, nämlich mit: Schließlich ist es bei allen so..."


    "...Manche Tiere haben sogar Worte, die beinahe ein Gebet sind: Sie haben Dankesworte für den Sonnenschein, für wehende Winde, für Regen, für Erde, für das Wachsen, für Licht, für Wärme, für Nahrung, für Gerüche und für Wasser. Es gibt sogar Worte für Sehnsucht. Aber etwas gibt es in der Sprache der Tiere überhaupt nicht: Wörter des Spottes und der Erniedrigung. Nein, das nicht..."


    Am Schluß fällt die Äußerung, daß man auch satt werden kann ohne sich gegenseitig aufzufressen.
    Das Ende der Geschichte ist nicht das übliche: Und wenn sie nicht gestorben sind... Das Ende ist ein Hoffen, daß sie das Richtige tun, mit der Frage, ob man selbst stark genug wäre, das Richtige zu tun.


    Mein Fazit:


    Das Buch Plötzlich tief im Wald, ist ein Buch wie man es von Amos Oz kennt und fast schon erwartet. Auf dem Titelbild steht das Wort "Märchen", aber liest man zwischen den Zeilen, dann wird dieses Märchen bittere Realität.
    Die Geschichte handelt davon, daß Menschen immer wieder nur an eigenen Maßstäben messen, keinen Raum lassen für Toleranz, sich nicht auf Fremdes einlassen sondern alles was sie nicht kennen, abzulehnen. Das was die Mehrheit sagt, ist normal, die Wahrheit, wenn sie nicht vorteilhaft ist, wird unter den Teppich gekehrt, auch wenn man noch so unter den Folgen leidet. Die Geschichte ist ein Appell an Toleranz und eine Hommage an den Frieden und die Buntheit des Lebens, die man sich aber nur erhalten kann, in dem man über seinen Tellerrand hinausschaut, Stärke besitzt, sich von Spott nicht beeinflussen zu lassen und sich nicht dem Rudel anschließt, wenn es andere verstößt. Es kann friedliche Koexistenzen geben, aber man muß die Angst vor dem Unbekannten ablegen und statt dessen lernen zu verstehen, denn das ist es doch, was man auch von anderen möchte.
    Ein wunderschönes sehr tiefsinniges Buch, von einem Menschen, der sich auch im wirklichen Leben, für den Frieden einsetzt.


    5ratten


    Eigentlich bin ich noch gar nicht müde und ich werde jetzt noch in meinem Buch "Ein russischer Roman" weiterlesen.
    Tina :winken:

  • :grmpf: Mitten im Krieg fiel mir ein, dass ich noch meinen Oktober/November-Dienstplan und meine Jobmail kontrollieren musste. Hätte ich das man bloß nicht getan! :grmpf: Irgend ein Idiot (d.h., meine Chefin) hat mir eine Nacht mitten in mein langes Frei gelegt, natürlich ohne mich zu fragen, obwohl ich die vorgeschriebene Mindeststundenzahl erreicht hatte, und die Informationen, die mit der Mail kamen, waren auch nicht besser. :grmpf:


    Zum Lesen bin ich daher kaum noch gekommen.


    @Sternenstauner:
    Stimmt schon, in einer traurigen Situation ist das Wort wirklich fehl am Platze. Vielleicht war es ja wirklich ein Druckfehler, etwas, das vielleicht von einem Rechtschreibprogramm verschlimmbessert wurde.


    Tina: Der Oz steht auf meiner Wunschliste mittlerweile ganz oben.

    Wir sind irre, also lesen wir!

  • Habt ihr schon mal ein Auto einen Feldweg hinunter hoppeln sehen? Holpern meinetwegen, aber hoppeln? :breitgrins:


    :winken:


    Ja habe ich :breitgrins:
    Eine frühere Arbeitskollegin meiner Mutter ist mit ihrem Auto auch immer gehoppelt...sie hat die Kupplung nie richtig kommen lassen und dadurch hoppelte das Auto immer :lachen:


    @ all


    Wollte eigentlich mitlesen...war aber zum Grillen eingeladen und danach etwas angeschwipst :redface:


    Mein Buch heisst Spiel im Herbst und ist von Thyde Monnier...wieder so ein alter Schinken


    Véronique Reverdet.. was für ein schöner Name :anbet: .... wird von ihrem Freund verlassen, vor lauter Liebeskummer reist sie im Herbst durch Frankreich und Italien, lernt dort immer wieder Männer kennen, aber keiner kann mit ihrem GILBERT mithalten.


    Das Thema an für sich ist schön, aber der Schreibstil von Monnier ist gewöhnungsbedürftig :rollen:....
    So hochtrabend :rollen:


    Der erste Absatz in diesem Buch ist wie folgt:
    Ich heisse Véronique Reverdet und bin fünfzig Jahre alt. Wieviel Zeit habe ich daran gesetzt, reif zu werden!
    Wie oft habe ich mich filtrieren müssen,bis ich von dieser Hefe frei wurde! Ich bin einfach abgereist.
    Was hätte ich denn sonst tun sollen?
    Ich war besiegt
    Was ich sagte , interessierte ihn nicht mehr, mein Körper war ihm gleichgültig geworden, seine Blicke gingen durch mich hindurch wie durch Tüll, er sah mich nur noch als ein transparentes Etwas an.
    Ich fühlte mich als schwimmende Qualle in einem immateriellen Wasser


    Der zweite geht emotinal noch tiefer...
    Das ganze Buch ist in Ich- und Gedanken-Form geschrieben. Sie beschreibt ihre ganze Gefühlswelt und oft sind Sätze dazwischen in dem sie Wörter dreimal wiederholt, wie z.B. ...sollte diese Blume nicht zerfetzt werden wie alle Blumen, dieses empfindliche Papier nicht zerrissen werden wie alles Papier auf Erden zerrissen zerrissen zerrissen und so weiter


    Das Buch ist in einer typischen Herbst...oder Novemberstimmung geschrieben :heul: und doch wieder so prosaisch,das ich es kaum weg legen kann.....Ich will ja schliesslich wissen ob Véronique und Gilbert ......(Wie diese Namen auf der Zunge shmecken :herz: ) wieder zusammen kommen.

    :biene:liest :lesen: und hört

    07/60

    2116 /25.525 Seiten


    Einmal editiert, zuletzt von Bine1970 ()

  • Ich war zwischenzeitlich ja ausgeschaltet (und deshalb wohl auch in der Lesenacht einfach eingeschlafen), aber jetzt habe ich endlich den Gewinner des Buches gezogen.
    Als Gewinner aus der Lostasse ist *sternenstauner* hervorgegangen - herzlichen Glückwunsch! :smile:
    Dann brauche ich nur noch deine Adresse...