Arthur Schnitzler - Fräulein Else

Es gibt 16 Antworten in diesem Thema, welches 6.700 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Tia.

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    Die junge Tochter aus reichem Hause verbringt ihren Urlaub in einem Hotel eines italienischen Badeortes. Ein sorgenfreier Aufenthalt, bis zu dem Zeitpunkt, als ein Telegramm von ihrer Mutter sie erreicht, worin von Spielschulden, Verlust an der Börse und entwendeten Mündelgeldern des Vaters, einem erfolgreichen Anwalt, die Rede ist. Else soll Mr. Dorsday einen Kredit erbitten, der sich ebenfalls im Hotel befindet, um ihren Vater vom Gefängnis zu verschonen. Mit weiblichen Waffen gerüstet, sucht sie Mr. Dorsday auf. Dieser ist bereit, das Geld zu überweisen, verknüpft dieses Gefallen jedoch mit einer Forderung – Else soll sich ihm nackt zeigen.


    Die gesamte Novelle wird aus Elses Sicht geschildert. Hierbei entsteht ein innerer Monolog, der uns nicht bloß Begebenheiten aufzeigt, sondern die Psyche des verwöhnten Mädchens offenbart. Sie wird vom Konflikt geschüttelt, spinnt ihre verqueren, denn jugendlichen Gedanken weiter, wobei sie immer mehr den Boden der Realität verliert. Soll sie ihrem Vater helfen oder das, in ihren Augen, unmoralische Angebot ablehnen? Immer weiter verfolgt sie die Bahnen ihrer Gedanken bis diese immer öfter auf Selbstmord stoßen.



    5ratten


    dumbler

    Einmal editiert, zuletzt von Alfa_Romea ()

  • Ich entschuldige mich untertänigst für mein Vergehen. :anbet: (Auch wenn ich nicht genau weiss, worin es besteht. Ich vermute mal, dass es etwas mit der Bindung und der Ausstattung zu tun hat.)


    @Dumbler: Du kannst den Amazon-Link immer noch ändern. Aber dann weiss die Nachwelt nicht mehr, worum es in diesen Postings überhaupt geht. Und noch was zur Rezension (damit das hier nicht komplett ins OT abdriftet): Ich finde deine Bemerkungen zu "Fräulein Else" so interessant, dass ich mir das Buch mal für meine geistige "Das könnte ich doch mal lesen"-Liste gesetzt habe. (Ob ich dann die Reclam-Ausgabe oder eine andere kaufe, ist noch völlig offen :breitgrins: )


    Gruss


    Alfa Romea

    Wer anderen folgt, wird nie zuerst ankommen.

  • Das freut mich aber sehr, wenn mein Beitrag auf offene O... Augen stößt. Aber was müßte ich tun, damit das Buch auf deiner "Das müßte ich doch mal lesen"-Liste fällt?
    Und nein, das Cover lass ich so ... dieses Gelb hat doch auch was :zwinker:


    Viele Grüße,
    dumbler

  • Lieber Dumbler, du kannst da gar nichts weiter dazu tun. Wie sandhofer auch schon bemerkt hat: Die Lebens- und somit die Lesezeit ist begrenzt und ich werde nicht alle Bücher lesen können, die ich auch lesen will. Zumal es auch solche gibt, die ich unbedingt noch ein zweites Mal lesen will. Und deshalb muss ich eine Auswahl treffen (und vorher noch meinen SUB "weglesen").
    Die "Das könnte ich doch mal lesen"-Liste ist immerhin schon die dritthöchste Kategorie in meinem System. Neben "Liegt auf dem SUB" (Kat. 1) und "Das will ich irgendwann noch lesen" (Kat. 2). :zwinker:


    Liebe Grüsse


    Alfa Romea

    Wer anderen folgt, wird nie zuerst ankommen.

  • Hallo zusammen!


    Wie sandhofer auch schon bemerkt hat: [...]


    Wenn Sandhofer noch was bemerken darf :breitgrins:: Schnitzler gehört von Rechts wegen eindeutig in die oberste Kategorie. :zwinker:


    Grüsse


    derselbe

    Wo nehme ich nur all die Zeit her, so viel nicht zu lesen. (Karl Kraus)


  • Wenn Sandhofer noch was bemerken darf :breitgrins:: Schnitzler gehört von Rechts wegen eindeutig in die oberste Kategorie. :zwinker:


    Da hat er nicht Unrecht, der sandhofer...


    Ich habe das schmale Büchlein mittlerweile gekauft (Reclam!) und gelesen.


    Ich fand es beeindruckend, wie Schnitzler es schafft, ein junges, oberflächliches Mädchen innerhalb von wenigen Stunden (der Handlung) in ein zutiefst verzweifeltes, von seinen Ängsten eingeholtes Wesen zu verwandeln. Dabei bleiben Elses Gedankengänge immer nachvollziehbar und glaubwürdig. Else kann einem nur leid tun - in mehrfacher Hinsicht. Zum einen ist sie unverschuldet in ihre Zwangslage geraten und kann niemanden um Rat fragen - pure Einsamkeit. Dann die Szene im Klavierzimmer - reine Verzweiflung. Schliesslich die Überdosis Medikamente und die Reue wenige Minuten später - die naive Hoffnung auf einen Ausweg, der sich dann als die falsche Lösung herausstellt.
    Und da alles so spannend und lebensnah geschildert, dass man das Buch kaum aus der Hand legen kann - auch wenn man schon weiss, wie es ausgeht. Eine mitreissende Erzählung.


    5ratten


    Alfa Romea

    Wer anderen folgt, wird nie zuerst ankommen.

  • Ich habe sie auch interessiert gelesen (ist schon ein bisschen her) und finde sie auch insofern bereichernd, als ja die "Hürde", sich einem Fremden nackt zu zeigen, immerhin um den Vater zu retten, ja heute - möchte fast behaupten im Regelfall - kein großes Hindernis mehr darstellen würde und wohl nicht so oft dazu führen würde, eher den Freitod zu wählen.


    Somit ergibt sich mit der Lektüre die Möglichkeit, tatsächlich mal einen Gedankengang eng nachzuvollziehen, der einem selber
    - das unterstelle ich natürlich - nicht entspräche, also den eigenen Horizont, das eigene Wertesystem einmal zu überschreiten.

  • Ich las diese Erzählung zusammen mit einigen anderen von Schnitzler im April und mochte sie sehr. Ich kann Sandhofer nur zustimmen, seine Erzählungen (mehr kenne ich bisher noch nicht) sind unbedingt empfehlenswert! Er hat sehr interessante Figuren und beschreibt deren Innenleben wirklichkeitsnah. Er ist ein grandioser Beobachter, ein großer Psychologe, wie ich es sonst eher von russischen Schriftstellern gewohnt bin.
    Ich habe Fräulein Else als einfühlsame Geschichte in Erinnerung, und es gelang leicht, sich in die doch sehr überholten Moralvorstellungen hineinzuversetzen und mit der Hauptfigur mitzufühlen.

    [i]Wir brauchen aber die Bücher, die auf uns wirken wie ein Unglück, das uns sehr schmerzt, wie der Tod eines, den wir lieber hatten als uns, wie wenn wir in Wälder vorstoßen würden, von allen Mensche

  • Das Buch hat uns ein Dozent empfohlen, da doch so schön der innere Monolog und das Zeitdeckende Erzählen veranschaulicht ist.
    Und auch wenn ich es am Anfang doch etwas verwirrend fand, wenn Gespräche stattfanden, war das Buch doch wirklich überaus interessant. Die Idee ist super und bisher hab ich auch nichts dergleichen gelesen und die Umsetzung dazu ist wirklich gelungen. Denn ich glaube, es ist wirklich eine Leistung eine Geschichte komplett als inneren Monolog so zu schreiben, dass der Leser aber trotzdem noch folgen kann. Und allgemein kann man Else immer verstehen und ihre Gedanken sind nicht irgendwie aus der Luft gegriffen.
    Ich bin immer noch ganz fasziniert und ja, toll gemacht. ;)


    5ratten

  • Hallo Ihr,


    ich habe von Schnitzler keine Erzählungen. Ich wollte Euch fragen, welche Ausgabe mit Erzählungen Ihr mir empfehlen würdet. Es soll auf jeden Fall Fräulein Else und Traumnovelle enthalten sein. Bei Amazon stehen nicht durchgehend die Erzählungen, die jeweils ausgewählt wurden, dabei. Deswegen würde ich mich über Tipps freuen.


    Danke! :winken:

  • Hallo zusammen,


    mir hat „Fräulein Else“ auch sehr gut gefallen. Diese kleine, eindrucksvolle Erzählung war vor vielen Jahren das erste, was mir damals von Schnitzler in die Finger kam. Ihr folgten gleich mehrere weitere Werke des Autors, so begeistert war ich. Ich habe sehr mitgefiebert mit der jungen Else, die so schnell auf wenigen Seiten ihre Gestalt wechselt und von der Oberfläche in die tiefe Verzweiflung gerissen wird.


    Da Arthur Schnitzler diesen großen Eindruck auf mich mit der „Traumnovelle“ allerdings noch überbieten konnte, gibt es für „Fräulein Else“ „nur“ vier Ratten (gut gefallen hat mir übrigens auch Schnitzlers Autobiografie „Jugend in Wien“)


    4ratten


    @Vulkan
    Z.B. in „Spiel im Morgengrauen: Erzählungen 1923-1931“ (aus der Reihe "Arthur Schnitzler. Ausgewählte Werke in acht Bänden") sind „Fräulein Else“ (1924) und die „Traumnovelle“ (1926) enthalten (dazu noch „Spiel im Morgengrauen“, „Abenteuernovelle“, „Der Sekundant“, „Ich“ und „Die Frau des Richters“)


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    Dafür ist z.B. in „Fräulein Else und andere Erzählungen“ die Traumnovelle nicht enthalten und in „Traumnovelle und andere Erzählungen“ wiederum das Fräulein Else nicht (soweit ich mich erinnere).


    Liebe Grüße :winken:
    Tia


    P.S. für alle, die vielleicht vorab ein bisschen hineinlesen wollen, gibt es Fräulein Else, neben vielen weiteren Texten von Schnitzler, übrigens auch beim Projekt Gutenberg: http://gutenberg.spiegel.de/index.php?id=19&autorid=528 (auf der Seite ganz unten).

  • @ Tia, vielen Dank für Deinen Tip. Ich war gerade noch im Buchladen und fand die Artemis & Winkler-Ausgabe am vollständigsten (mit weit über 700 Seiten). Die Ausgabe ist zwar nicht extrem schön gemacht, aber bevor ich drei verschiedene Erzählbände habe, werde ich wohl lieber gleich die vollständigste nehmen.


    Danke auch für den Tipp mit dem Link. Das Buch werde ich mir nämlich zu Weihnachten wünschen, ich bin aber ungeduldig, schon mal reinzugucken in "Fräulein Else".

  • Gern geschehen.
    Ja, mit der Artemis & Winkler Ausgabe habe ich auch schon geliebäugelt. Bisher aber nur virtuell, deshalb konnte ich sie hier auch nicht konkret empfehlen (ich war mir nicht 100ig sicher, was alles enthalten ist). Die ist bestimmt toll. Ich überlege auch immer noch sie zu kaufen. Allerdings habe ich mir damals schon die ganzen Fischer Taschenbücher von Schnitzler gekauft, deshalb muss es nicht unbedingt sein. Aber vielleicht... ich hätte sie ja schon auch gerne :smile:.


    Vielleicht kannst du ja nach Weihnachten mal berichten, wie dir die Ausgabe gefällt?

  • WENN ich den Schnitzler bekomme, gern. Mein Mann bekommt immer eine große Liste von Bücherwünschen, aus denen er aussuchen darf. Ich will nämlich überrascht werden und das funktioniert nicht, wenn da drei Buchtitel draufstehen, dann bekomme ich nämlich alle!! :freu: Daher kann es auch sein, dass ich mir das Buch nach Weihnachten selbst kaufe, oder auf den Geburtstagszettel rüberziehe.
    Aber ich habe mir die Ausgabe ja heute schon angeguckt: Es sind mit Abstand die meisten Erzählungen darin, aber wohl auch nicht alle. Der Schutzumschlag ist ok, der Einband aus geriffelter Pappe - finde ich persönlich nicht so schön, ich finde Leinen schöner bei Klassikerausgaben, aber was soll's. Das Papier ist dünn, aber nicht so superdünn wie bei anderen Artemis&Winkler-Ausgaben.

  • Ja, das mit dem Überraschungseffekt kann ich gut verstehen. Ist ja doch viel schöner, wenn man vorher nicht genau weiß, was es wird.


    Danke für die Auskunft! Sollte mir die Ausgabe mal irgendwann zufällig über den Weg laufen, und sollte sie dann unbedingt mitwollen...