Anita Shreve - Im Herzen des Winters

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    OT: Resistance
    OA:1995
    280 Seiten
    ISBN: 3492230989


    Kurzbeschreibung
    Im Herzen des Winters spielt im Jahre 1944 in Belgien.
    Ted ein Pilot der amerikansichen Luftwaffe, stürzt bei dem Einsatz mit dem Ziel, eine Fabrik in Ludwigshafen zu zerstören, über Belgien ab. Das von Nazi's besetzte Belgien ist eine Gefahr für den jungen Pikloten, der sich aus seiner abgestürzten Maschine in den Wald rettet, wo er von einem 12jähringen Jungen gefunden wird, der in zu sich nach Hause bringt, im Stall versteckt und dann Claire informiert, die zur Resistance gehört.
    Claire und ihr Mann Henri nehmen Ted auf, verstecken ihn in einem geheinem Raum und wollen ihm zur Flucht nach Frankreich verhelfen.
    Henri muß sich aber kurze Zeit darauf vor den Nazi's verstecken und taucht unter. Während dessen verlieben sich Clair und Ted ineinander und sie beginnen eine Affäre.


    Eigene Meinung
    Einerseits ist es eine schöne Geschichte vor dem grausamen Hintergrund der furchtbaren Zeit des Nazi-Regimes. Trotzdem hat mich etwas an der Geschichte gestört.
    Sie erinnert in fast allen Zügen, bis auf den lokalen und geschichtlichen Hintergrund, an das Buch "Die Brücken am Fluß". Da dieses Buch eines meiner Lieblingsbücher ist, habe ich zuviele Vergleiche gezogen, und ich fand dadurch die Geschichte von Anita Shreve zu fade und sie konnte mich lange nicht so berühren, wie es das Buch "Die Brücken am Fluß" vermochte, bei dem ich jedes Mal am Ende Rotz und Wasser heule.
    Ich will nicht behaupten, daß Anita Shreve hier geklaut hat, aber die Ähnlichkeit der Geschichte ist schon extrem. Würde ich nicht "Die Brücken am Fluß" kennen, dann hätte es mir mit Sicherheit besser gefallen.


    3ratten


    Tina

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    Ende 1943 stürzt ein US-Bomber in Belgien in der Nähe eines von Deutschen besetzten Dorfes ab. Die Widerstandskämpfer Claire und Henri verstecken den schwer verletzten Piloten Ted auf dem Dachboden ihres Bauernhauses. Als Henri untertauchen muss, entwickelt sich zwischen Claire und Ted eine ebenso leidenschaftliche wie gefährliche Liebesbeziehung, denn die beiden können jeden Moment von der Gestapo entdeckt werden.



    Mein erster Blick bei den deutschen Büchern von Anita Shreve gilt immer der Übersetzerin. Es ist, wie meistens, Mechthild Sandberg. Das ist schon mal ein Pluspunkt.


    Viel ist noch nicht passiert, aber da man sich gleich am Anfang den Bildern des soeben abgestürzten amerikanischen Flugzeugs gegenüber sieht, ist der Einstieg in die Handlung leicht gemacht. Mehrere Männer der Besatzung flüchten in den Wald. Unter ihnen der am Bein verletzte Ted. Ein Junge aus dem nahe liegenden Dorf verwischt seine Spuren im Schnee, und später ist von Claire und Henri die Rede, die schon mehreren Flüchtlingen Unterschlupf gewährt haben. Wir haben es also mit Dorfbewohnern zu tun, die auf ihre Weise gegen den Krieg ankämpfen, zwischen dessen Fronten sie geraten sind. Die Angst vor den Deutschen ist an allen Ecken spürbar, aber auch vom Widerstand gegen sie schimmert schon einiges durch.

  • Ich gebe zu das ich mit Anita Shreve inzwischen vorsichtig geworden bin. Ihre Romane sind für meinen Geschmack von so unterschiedlicher Qualität, das ich immer sehr zögerlich in einen hineinschaue. Ich leihe sie nur noch aus.

  • Ja, die Qualität ist unterschiedlich. Aber für mich liegt das zum einen an den Übersetzern (wobei die von mir favorisierte Mechthild Sandberg am meisten übersetzt hat), zum anderen fand ich die früheren Bücher von Shreve alle besser. Das liegt wohl an den hohen Erwartungen, die ich an die neuen Bücher immer habe, die dann nur unzureichend erfüllt werden. Man erwartet doch immer unbewusst eine Steigerung.


    Ich lese sie inzwischen auch gerne auf Englisch, und da sind die Bücher recht günstig zu haben. Neu kaufen würde ich sie bei aller Begeisterung auch nicht.

  • Mir geht es mit Shreve ähnlich wie Euch, das hier reizt mich aber thematisch sehr. Ich bin gespannt, was Du noch erzählst, Doris.

    If you don't become the ocean, you'll be seasick every day.

    Leonard Cohen






  • Ich habe das Buch 2006 gelesen und ich weiß noch, dass es mir gut gefallen hat.


    Dann kann ich es ja schon quasi unbesehen auf meine Wunschliste packen :breitgrins:

    If you don't become the ocean, you'll be seasick every day.

    Leonard Cohen





  • Ich würde das jetzt nicht 100% so unterschreiben. Ich muss gestehen, dass sich mein Buchgeschmack auch ein wenig mit der Zeit geändert hat. Ich denke, ich bin mittlerweile ein bisschen kritischer geworden, aber dennoch denke ich, dass es gut war. Also kurz um: Ich kann keine Garantie gewähren. :breitgrins:

  • Da ich derzeit drei Bücher gleichzeitig lese, geht es überall nur langsam voran.


    Zwischenzeitlich erfährt man mehr über den Piloten Ted. In einer Rückblende beschreibt Anita Shreve einen Flug, den Tom bei der Army unternimmt und genießt. Dabei ist leicht nachzuvollziehen, was den Reiz des Fliegens ausmacht. Bald darauf wechseln die traumhaften Bilder aber zu einer ganz anderen Szenerie, nämlich dem Einsatz, der unter feindlichen Beschuss gerät und in dem belgischen Wald endet. Hier spielt sich Shreve mit den Worten und baut in knappen Sätzen eine dramatische Spannung auf. Die angespannte Atmosphäre in dem engen Cockpit kommt gut zum Ausdruck.


    Wieder zurück auf dem Boden offenbaren sich die unterschiedlichen Charaktere, die in dem kleinen Dorf leben. Menschen, die ihr Leben für Flüchtige riskieren, und andere, die versuchen, an den Deutschen zu verdienen. Es gibt eine Widerstandsgruppe, die ohne es zu wissen auch Kinder als Unterstützer hat. Der junge Jean scheint rein instinktiv zu handeln, als er Tom dabei hilft, sich zu verstecken. Ein gefährliches Unterfangen, denn der gewalttätige Vater des Jungen ist nicht bereit, den Amerikanern zu helfen.

  • Mittlerweile ist Tom im Haus der Untergrundkämpfer Claire und Henri gelandet. Er wird dort in einer Dachbodenkammer versteckt und seine Wunden versorgt. Nach einem mysteriösen Vorfall in Zusammenhang mit dem Flugzeugwrack gehen die Deutschen gewaltsam gegen die Bewohner des Dorfes vor und wenden dabei äußerste Gewalt an. Claire kann sich in ihr Haus retten, aber Henri und die anderen Widerstandskämpfer müssen fliehen.


    Richtig überzeugt oder gefangen bin ich von der Handlung noch nicht. Die Liebesgeschichte bahnt sich langsam an und von dem kleinen Jean wird auch immer wieder erzählt. Er wird später sicherlich noch eine Rolle spielen, das deutet sich ab. Bisheriger Höhepunkt neben dem Flug, während dem die Maschine abstürzte, sind die Vergeltungsmaßnahmen, die die deutschen Soldaten an den Dörflern verüben. Es wird nichts explizit beschrieben, aber man weiß, was passiert ist. Mich schüttelt es immer bei der Vorstellung, dass das keine erfundenen Begebenheiten sind.

  • Wenn es hier nur so schleppend vorangeht, liegt das nicht daran, dass ich drei Bücher parallel lese. Es ist vielmehr so, dass ich mit diesem Buch wenig anfangen kann. Die Geschichte kommt nicht so richtig in Bewegung. Ich habe das Gefühl, sie verharrt ebenso unbeweglich wie Ted in seiner Dachbodenkammer. Am intensivsten waren noch die vorher schon erwähnten Begebenheiten, die Vergeltungsaktion der Deutschen und der Angriffsflug. Die beiden Hauptpersonen lernt man immer besser kennen, die Liebesgeschichte zwischen ihnen hat auch schon ihren Anfang genommen, aber das ist nicht alles, was den Roman ausmacht. Etwas Besonderes sehe ich auch im Widerstand der Dorfbewohner und ihrem Mut, mit dem sie ihr Leben aufs Spiel setzen, um die Leben fremder Soldaten zu retten. Und dieser Bereich kommt zu kurz.


    Stilistisch ist es so wie ich es von Anita Shreve mag, aber inhaltlich berührt es mich kaum. Nur eine Liebesgeschichte im Versteck ist mir zu wenig.


    Noch kurz zum Inhalt. Claire und Ted haben eine zarte Beziehung aufgebaut, die nun in Gefahr gerät, weil Ted aus dem Dorf geschafft werden soll. Die beiden haben sich gefunden und halten sich aneinander fest. Während Claire sich schon lange mitten in den Kriegshandlungen befindet, zwar nicht direkt an der Front, aber doch auf gefährlichem Terrain, ist Ted immer nur darüber hinweggeflogen. Jetzt steht er zum ersten Mal mittendrin. Wie er sich damit auseinandersetzt, geht größtenteils unter.

  • Heute habe ich mir den Rest gegeben, das waren noch ca. 100 Seiten. Und die wurden nochmal richtig schön, so wie ich das von Anita Shreve kenne. Ich möchte nicht zu viel verraten, nur in wenigen Worten: Da Ted nun heimlich außer Landes geschafft werden soll, steht ihm die Trennung von Claire bevor. Ihr Mann Henri ist ohnehin unversehens wieder aufgetaucht und beäugt die beiden misstrauisch. Bevor Ted geht, wünscht er sich, nach seiner langen Zwangspause in der Dachkammer noch einmal mit Claire nach wie ganz normale Menschen nach draußen zu gehen. Und das hat weit reichende Folgen.


    In diesem letzten Drittel des Buches kommt wieder ein bisschen Fahrt in die Geschichte. Durch die drohende Trennung nimmt die Beziehung an Intensität zu, gleichzeitig gewinnen die Charaktere an Tiefe. Der Auswirkungen des Krieges sind plötzlich sehr präsent. Man spürt die Hilflosigkeit der unschuldigen Menschen auf jeder Seite. Das Ende hatte ich halbwegs schon so erwartet, wie es dann kam, aber es gefiel mir, weil es realistisch war. Daraus ließe sich ein guter Film machen.


    Für mich also ein Buch, mit dem ich erst warm werden musste, aber das Warten hat sich gelohnt.


    4ratten