Sue Monk Kidd - Die Bienenhüterin

Es gibt 54 Antworten in diesem Thema, welches 11.269 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von wolves.

  • Huhu,


    ich wollte mal kurz anmerken, dass es mich sehr freut, dass euch eines meiner Highlights so gut gefällt :freu:


    Liebe Grüße
    nimue

    Rechtsextremismus ist wieder salonfähig gemacht worden, durch CDU/CSU und FDP.

  • @Nimue: Das Buch ist sowas von schön. Ohne diese Leserunde hätte ich es wahrscheinlich nie entdeckt.


    Doris: Ich versuche auch langsam zu lesen, damit ich nur nichts überlese und mit euch diskutieren kann. Gerade weil es sich so flüssig liest, passiert es mir, dass ich viel zu viel auf einmal lese. Und ich befürchte, dass mir dann einige Nuancen entgehen können. Auszusetzen habe ich bis jetzt nichts. Ich bin einfach nur begeistert.



    Zitat von "Kapitel 9"


    Lilys Liste ihrer Berufswünsche erweitert sich um Bienenhüterin. Augusta konnte ihr wohl damit kaum eine größere Freude machen, als ihr zu sagen, dass sie eine Bienenhüterin werden kann.
    Und wieder ein Satz der mir so gut gefällt: "Man braucht überhaupt nicht außergewöhnlich gut zu sein. Lily es reicht, wenn man das, was man tut, wirklich liebt." Mal ehrlich, wieviele Leute können von sich behaupten, dass sie das was sie tun wirklich lieben? Ich kenne einige, die mir ad hoc aufzählen können, was sie an der augenblicklich ausgeübten Tätigkeit nicht mögen. Aber ich kenne kaum jemand der mir mit Begeisterung von seinem Beruf/Tätigkeit erzählt. Deshalb versuche ich immer, dass was ich gerade tue auch gern zu tun.


    Wie schön, dass sich June und Lily näher gekommen sind. Ich bin jetzt an der Stelle angekommen, an dem Lily erfährt, dass ihre Mama im Bienenhaus gelebt hat.


    Kann es kaum abwarten weiterzulesen! :smile:

  • @Nimue
    Ich wäre ohne Deine Rezi ebenfalls nie auf das Buch aufmerksam geworden. In unserem Buchladen habe ich es noch nicht liegen sehen (möglicherweise steht es aber im Regal) und auch sonst ist mir kaum etwas darüber in die Finger gekommen.


    Zitat von "wolves"

    Mich hat noch die Stelle sehr berührt, als Augusta Lily erzählt, warum das Haus rosa gestrichen ist. "Weißt du, manche Dinge sind einfach nicht so wichtig. Wie die Farbe eines Hauses. Wie wichtig ist das wirklich, gemessen an allem Anderen im Leben? Aber jemandem Freude zu bereiten - das, das ist wichtig."
    Wie oft denkt man nur egoistisch an sich und seine eigenen Wünsche und Vorstellungen. Und da kommt dieser Satz. Mir ist wieder bewußt geworden wie einfach es ist einem anderen Freude zu machen.
    Ich weiß nicht ob ich mich da verständlich ausgedrückt habe?


    Mir gefiel dieser Satz auch sehr gut, ich sehe nur einen kleinen Haken dabei: Wenn das Freude bereiten nicht auf Gegenseitigkeit beruht, wird es schnell im Sand verlaufen. Wer ist schon so selbstlos und denkt immer nur an die anderen? Richtig schön ist das nur, wenn von anderen Menschen auch etwas zurückkommt, sonst kommt man sich schnell ausgenutzt vor.


    Zitat von "wolves"


    Und wieder ein Satz der mir so gut gefällt: "Man braucht überhaupt nicht außergewöhnlich gut zu sein. Lily es reicht, wenn man das, was man tut, wirklich liebt." Mal ehrlich, wieviele Leute können von sich behaupten, dass sie das was sie tun wirklich lieben? Ich kenne einige, die mir ad hoc aufzählen können, was sie an der augenblicklich ausgeübten Tätigkeit nicht mögen. Aber ich kenne kaum jemand der mir mit Begeisterung von seinem Beruf/Tätigkeit erzählt. Deshalb versuche ich immer, dass was ich gerade tue auch gern zu tun.


    Diese Stelle ist mir ebenfalls richtig ins Auge gesprungen, wenn auch hauptsächlich deshalb, weil ich finde, dass sie sich in unserer heutigen Zeit kaum umsetzen lässt. Bei all dem Konkurrenzkampf und Erfolgsdruck würde man mit dieser Einstellung nicht weit kommen, so schön sie sich auch anhört. Es geht vielleicht im privaten Bereich, aber im beruflichen, was ja einen wesentlichen Teil unseres Lebens und unserer Zeit in Anspruch nimmt, wäre das Selbstmord.


    [size=12px]Ich kann mir nicht helfen, aber irgendwie erinnert mich dieses Buch ständig an "Die Farbe Lila", obwohl es dazu wenig Parallelen gibt. Vielleicht weil die dortige Protagonistin in einer ähnlichen Zeit und Umgebung auch in einer aussichtslosen Lage steckte und trotzdem ihren Weg fand.[/size]


    [size=12px]@ wolves
    Leider bekomme ich es nicht hin, dass meine Antworten auf Deine Kommentare in weiß erscheinen :redface: Wenn ich einen Kommentar unterteilen möchte, um auf verschiedene Themen gesondert zu antworten, kriege ich das kaum auf die Reihe und es dauert ewig. Wahrscheinlich wäre es besser, für jede einzelne Bemerkung ein extra posting zu machen.[/size]

  • Zitat von "wolves"


    Lily scheint wirklich zu denken, dass ihre Mutter noch lebt und hofft tatsächlich etwas über ihr Verbleib von den dreien zu erfahren


    Den Eindruck habe ich allerdings nicht. Ich denke, sie weiß sehr wohl, dass ihre Mutter tot ist will aber Leute finden, die sie gekannt haben und die ihr vielleicht etwas über sie erzählen können. Ihre eigenen Erinnerungen sind ja sehr dürftig. Sie war ja auch ganz erstaunt als Rosaleen erwähnte, dass sie Lilys Mutter gekannt hat.


    Im Übrigen finde ich es ganz bemerkenswert, wie gut Sue Monk Kidd die Gefühle und die Zerrissenheit der kleinen Lily darstellt. Lily wurde gedemütigt, sie ist alleine auf der Welt, sie hat das Allerliebste verloren und muss noch dazu mit einer Schuld leben und leidet unter dem Verhalten ihres Vaters.


    Sie lügt wie gedruckt, sie baut sich ein Lügengebäude auf, man kann es nicht mehr als Notlüge bezeichnen, und dennoch hat sie eine kindlich-naive Auffassung von Gerechtigkeit, keine Vorurteile gegenüber den Schwazren und es regt sich immer wieder das schlechte Gewissen. Als z.B. die Rede war von der "Menschenschleuder" - da fühlte sich Lily angesprochen und betroffen, in diesem Augenblick meldete sich ihr schlechtes Gewissen.


    Dennoch wägt sie sehr gut und genau ab, was sie mit ihren Lügen bezwecken will, und dass sie eigentlich "für eine gute Sache" sind, obwohl man man m.E. Lügen wohl nie rechtfertigen kann.


    Die 3 Schwestern mit ihren Bienen finde ich ganz großartig! Die haben Hausverstand, die haben Mitgefühl und eine tolle Einstellung! Ich hoffe, Lily wird sich ihnen bald anvertrauen.


    Ebenso ganz wunderbar finde ich, wie sich der "Bienen-Faden" durch das Buch zieht. Zu Beginn sammelt Lily Bienen in einem Glas, jedem Kapitel wird ein kurzer Absatz über die Gewohnheiten des Bienenvolkes vorangestellt, über den Honig lernen sie die Schwestern kennen, usw.


    Ein schönes Buch, bei dem ich allerdings (erstens weil es Parallellektüre gibt und zweitens weil es ein Buch zum Genießen ist) eher langsam vorankomme.

    :blume:&nbsp; Herzliche Grüße!&nbsp; :blume: <br />creative

  • Zitat von "Doris"

    Richtig schön ist das nur, wenn von anderen Menschen auch etwas zurückkommt, sonst kommt man sich schnell ausgenutzt vor.

    Davon gehe ich natürlich aus. Von Menschen in meinem Umfeld erwarte ich da schon, dass da etwas zurückkommt.
    Obwohl es auch einfach mal schön ist, jemanden einen Gefallen zu tun, ohne was dafür zurück zu bekommen z.B. jemanden eine Tür aufzuhalten etc. Sowas in der Richtung halt.


    Zitat von "Doris"

    Es geht vielleicht im privaten Bereich, aber im beruflichen, was ja einen wesentlichen Teil unseres Lebens und unserer Zeit in Anspruch nimmt, wäre das Selbstmord.


    Ich gehe mal vom "normalen" Berufsleben aus. Wenn ich über meine Arbeit, die ich zur Zeit ausüben "darf" nur meckern würde, dann würde ich glaube ich, nicht mehr aufstehen mögen. Es mag sich jetzt vielleicht naiv anhören, aber ich versuche tatsächlich, dass ich das was ich mache auch gern mache. Sonst würde ich alle Lust dazu verlieren.


    Zitat von "Doris"

    Ich kann mir nicht helfen, aber irgendwie erinnert mich dieses Buch ständig an "Die Farbe Lila", obwohl es dazu wenig Parallelen gibt. Vielleicht weil die dortige Protagonistin in einer ähnlichen Zeit und Umgebung auch in einer aussichtslosen Lage steckte und trotzdem ihren Weg fand.


    Das ist interessant. Ich habe irgendwo gelesen, dass dieses Buch mit "Wer die Nachtigall stört" von Harper Lee verglichen wurde. Das konnte ich allerdings (noch) nicht nachvollziehen. "Die Farbe Lila" würde ich da auch eher sehen.


    @ Doris
    Für mich wäre das absolut kein Problem, wenn du aus jeden einzelnen Punkt ein extra Posting machst. Warum auch nicht? Wäre vielleicht sogar übersichtlicher. Allerdings glaube ich nicht, dass wir sehr viel mit unserer Diskussion über den Inhalt selbst verraten. Deshalb: warum weiß?


    creative:
    Ja, das habe ich falsch gesehen. Es war mir beim weiteren lesen erst aufgefallen, dass sie sehr wohl wußte, dass ihre Mutter nicht mehr lebt. Zu dem Zeitraum als ich diese Bemerkung gemacht habe, hatte ich das Gefühl, dass sie darüber etwas (warum auch immer) anders gedacht hatte.
    Darf man fragen wo du zur Zeit in der Geschichte bist?

  • Wie seht ihr das?

    Zitat

    Ich kann es einfach nicht nachvollziehen, warum sich May umgebracht hat. Ich habe sie als eine sehr liebenswerte, sehr sensible Person empfunden. War sie so psychisch krank, dass sie keinen anderen Ausweg mehr gesehen hat? Sie konnte zwar all das Leid nicht mehr verkraften, aber sich deshalb umzubringen? Und doch hat dieser sinnlose Tod bewirkt, dass sie mit ihrem Abschiedsbrief an das Leben erinnert hat.

  • Doris: Ich habe da einen Satz nicht ganz gelesen. :redface::redface::redface: Irgendwie habe ich vollkommen überlesen, dass Augusta gesagt hat:

    Zitat

    "Man braucht überhaupt nicht außergewöhnlich gut zu sein. Lily es reicht, wenn man das, was man tut, wirklich liebt."


    Ich habe mich da vollkommen auf den letzten Teil konzentriert. Da hast du Recht, dass wäre beruflicher Selbstmord.


    Ich sollte vielleicht doch mal einen Termin beim Augenarzt vereinbaren. :rollen:

  • Zitat von "wolves"


    Darf man fragen wo du zur Zeit in der Geschichte bist?


    Natürlich :smile: , ich hinke ein bisschen nach, wie es scheint. Ich bin bei Kapitel 6. :smile:

    :blume:&nbsp; Herzliche Grüße!&nbsp; :blume: <br />creative

  • Zitat von "Doris"


    Diese Stelle ist mir ebenfalls richtig ins Auge gesprungen, wenn auch hauptsächlich deshalb, weil ich finde, dass sie sich in unserer heutigen Zeit kaum umsetzen lässt. Bei all dem Konkurrenzkampf und Erfolgsdruck würde man mit dieser Einstellung nicht weit kommen, so schön sie sich auch anhört. Es geht vielleicht im privaten Bereich, aber im beruflichen, was ja einen wesentlichen Teil unseres Lebens und unserer Zeit in Anspruch nimmt, wäre das Selbstmord


    Vielleicht bin ich da ein bisschen zu idealistisch, aber ich glaube sehr wohl, dass diese Einstellung zu mehr Zufriedenheit führt, auch im Berufsleben. Es heißt ja auch, dass mehr Menschlichkeit einzieht, dass man sich eben nicht von Erfolgsdruck, Konkurrenzkampf und Gewinnsucht beherrschen lässt. Ich weiß - blauäugig - aber wohin führt denn dieses schneller - höher - weiter? ... Dazu, dass das nächste Jahr noch schneller, noch höher und noch weiter geht. Nichts ist so schnell vergänglich und so schnell vergessen wie beruflicher Erfolg. Stagnation bedeutet schon Misserfolg und auf der Strecke bleiben jene, die nicht auf der Sonnenseite leben.


    Ich bin mittlerweile bei Kapitel 8 angekommen, das Buch fesselt mich immer mehr!

    :blume:&nbsp; Herzliche Grüße!&nbsp; :blume: <br />creative

  • Zitat von "creative"

    Im Übrigen finde ich es ganz bemerkenswert, wie gut Sue Monk Kidd die Gefühle und die Zerrissenheit der kleinen Lily darstellt. Lily wurde gedemütigt, sie ist alleine auf der Welt, sie hat das Allerliebste verloren und muss noch dazu mit einer Schuld leben und leidet unter dem Verhalten ihres Vaters.


    Das sehe ich auch so. Um so bemerkenswerter finde ich es, weil der Roman keine autobiographischen Inhalte hat. Das zeugt von sehr viel Einfühlungsvermögen.


    Zitat von "creative"

    Sie lügt wie gedruckt, sie baut sich ein Lügengebäude auf, man kann es nicht mehr als Notlüge bezeichnen, und dennoch hat sie eine kindlich-naive Auffassung von Gerechtigkeit, keine Vorurteile gegenüber den Schwazren und es regt sich immer wieder das schlechte Gewissen. Als z.B. die Rede war von der "Menschenschleuder" - da fühlte sich Lily angesprochen und betroffen, in diesem Augenblick meldete sich ihr schlechtes Gewissen.


    Dennoch wägt sie sehr gut und genau ab, was sie mit ihren Lügen bezwecken will, und dass sie eigentlich "für eine gute Sache" sind, obwohl man man m.E. Lügen wohl nie rechtfertigen kann.


    In gewissen Momenten halte ich Lügen für gerechtfertigt. Wenn ich z. B. jemanden nicht beunruhigen will, werde ich ihm nie gleich die ganze Wahrheit über eine Situation sagen, sondern erst, wenn sich die Lage wieder beruhigt hat. Bei einer 14-Jährigen gibt es noch ganz andere Beweggründe, die Wahrheit zu verschweigen oder zu verfälschen. Außerdem würde ich da ganz andere Maßstäbe als bei Erwachsenen anlegen. Lily hat gute Gründe, eine falsche Geschichte zu erzählen, da kann man schon mal ein Auge zudrücken :zwinker:

  • Zitat von "wolves"


    Ich gehe mal vom "normalen" Berufsleben aus. Wenn ich über meine Arbeit, die ich zur Zeit ausüben "darf" nur meckern würde, dann würde ich glaube ich, nicht mehr aufstehen mögen. Es mag sich jetzt vielleicht naiv anhören, aber ich versuche tatsächlich, dass ich das was ich mache auch gern mache. Sonst würde ich alle Lust dazu verlieren.


    Du sprichst mir aus der Seele! Dazu passt auch das Thema Konkurrenzkampf und Gewinnsucht, von denen man sich, wie creative oben schrieb, nicht beherrschen lassen sollte. Im Privatleben bekomme ich das ganz gut auf die Reihe, aber beruflich ist das bei mir unmöglich.


    Danke übrigens für Dein Verständnis wegen der Extra-Postigs. Für den gestrigen habe ich fast eine halbe Stunde gebraucht :redface: Und das Weiß lasse ich auch weg, da hatte ich gestern ohnehin schon Zweifel, ob es erforderlich war.


    Zitat von "Spoiler bis einschl. Kap. 12"

    Als ich die Bienen-Überschrift des 10. Kapitels las, war mir klar, dass May tot sein musste. Warum sie das allerdings gemacht hat, verstehe ich nicht. Ich hatte den Eindruck, als sei sie schon mit Schlimmeren konfrontiert gewesen als der Nachricht, dass Zach im Gefängnis ist. Vielleicht war das einfach der Tropfen, der das Fass zum Überlaufen brachte.


    Augusta hat inzwischen erfahren, warum Lily von Zuhause weggelaufen ist. Ob ihr wohl bei Lilys Beichte der Gedanke durch den Kopf ging, dass sie einer flüchtigen Straftäterin Unterschlupf gewährt?


    Als Lily den Grund erfahren hat, warum ihre Mutter T.Ray geheiratet hat, fühlt sie sich schuldig und unerwünscht. Ihre Befürchtungen, dass ihre Mutter sie verlassen hat, haben sich bewahrheitet. Auch die Tatsache, dass Deborah nach drei Monaten zurückging, um Lily zu holen, kann das nicht gut machen. Stattdessen führte es dazu, dass Deborah ums Leben kam. Ich kann mir gut vorstellen, wie Lily jetzt zumute ist. Normalerweise ist das mehr, als man einem Mädchen zumuten kann. Für mich ist der Sündenbock eindeutig T.Ray. Er hätte es in der Hand gehabt, Lily ein Leben zu ermöglichen, das frei von Vorwürfen und Ängsten ist. Leider wird von ihm zu wenig erzählt, das die Gründe für sein Verhalten offenbart.

  • Ich bin gestern mit dem Buch fertig geworden und habe es mit einem leisen Bedauern zugeschlagen. Von mir aus hätte die Geschichte gerne noch weitergehen dürfen oder ausführlicher erzählt werden.

    Zitat von "Spoiler bis Ende"

    Als Augusta mit der Hutschachtel kommt, in der sich einige Sachen von Lilys Mutter befinden, hatte ich das Gefühl, dass der Mythos verschwindet und Deborah endlich zu einem realen Menschen für Lily wird. Ich schätze, das war in dem Moment, als sie das Haar in der Bürste entdeckt, so banal das auch klingt.


    Das Großreinemachen mitten in der Nacht ist wohl symbolisch dafür zu betrachten, dass sie mit sich selbst und mit ihrer Mutter endlich ins Reine gekommen bzw. auf dem Weg dahin ist.


    Offen bleibt für mich die Frage, ob Lily tatsächlich ihre Mutter erschossen hat. Menschen wie T.Ray traue ich zu, dass sie mit dem ehrlichsten Gesicht Lügen erzählen. Wohl nicht nur deshalb kommen die beiden nicht zur Versöhnung, was die Geschichte sehr realistisch macht. Ich würde gerne wissen, wie es mit Lily weitergeht. Sie hat zwar nun auch ihren Vater verloren, aber dafür Zach und gleich mehrere Mütter gefunden :klatschen:


    Ich hoffe, von euch kommen noch einige Denkanstöße; ich würde gerne noch ein bisschen weiterdiskutieren über dieses wirklich schöne Buch.

  • Ich bin am Wochenende fertig geworden.


    Zitat von "Doris"

    und habe es mit einem leisen Bedauern zugeschlagen. Von mir aus hätte die Geschichte gerne noch weitergehen dürfen oder ausführlicher erzählt werden.


    Mir ging es auch so. Eine richtig gut erzählte Geschichte.


    Hier mal so meine ersten Eindrücke:

    Zitat von "Spoiler bis Ende"

    Ich fand es sehr bewegend dargestellt, als Lily von Augusta die Wahrheit über ihre Mutter (Deborah) erfahren hatte. Das war mit Sicherheit sehr schwer gewesen, die Wahrheit zu verarbeiten. Sie hatte sich ja eine Idealvorstellung gemacht, die der Wirklichkeit nicht entsprochen hatte. Ich bin da auch deiner Meinung Doris, dass es das Haar war, dass Deborah endlich zu einem realen Menschen für Lily werden ließ.

    Man erfährt über T.Ray einfach zu wenig um sich ein Urteil über ihn bilden zu können. Was geht in einem erwachsenen Mann und Vater vor, dass er mit seinem Kind nie über die Umstände des Unfalls gesprochen hatte? Allerdings erscheint er mir auch als sehr gefühllos und brutal. Vielleicht ist er ja durch den Krieg so geworden. Das ist eine mögliche Erklärung, aber bestimmt keine Entschuldigung für ein derartiges Verhalten.


    Beeindruckt hat mich auch, was Augusta Lily über Unsere Liebe Frau erklärt hat. Dass es die Kraft und die Liebe ist, die in einem steckt.


    Und es ist so wunderbar, dass Lily zwar ihren Vater (der sie ja eh nicht liebt) verloren hat, aber auf einen Schlag soviele Menschen gefunden hat die sie lieben, so wie sie ist. Und sie hat ja noch Zach. Kann sogar noch eine weiterführende Schule besuchen und hat noch eine Freundin in Bekka gefunden.
    Und doch wieder am Rande diese Rassendiskreminierung die mich einfach nur noch knurren läßt :grmpf: . Die beiden Mädchen als "Niggerflittchen" zu betiteln ist wohl das allerletzte!


    Wenn ich das Interview am Schluss richtig verstanden habe, überlegt sich Sue Monk Kidd doch noch eine Fortsetzung über das Leben von Lily zu schreiben. Und wir dürfen noch eine Verfilmung erwarten. Da weiß ich nicht ob ich mich da wirlich darüber freuen soll, wenn die Gesichter in meiner Phantasie plötzlich Schauspieler zugeordnet werden. Ich mag so etwas nicht immer. Ich erinnere mich da noch an Harry Potter.


    Das Buch ist einfach wunderschön! Es wird nie unrealistisch oder zu süßlich. Viel neue Denkanstöße konnte ich leider nicht geben.


    Von mir bekommt es auf jeden Fall:
    5ratten

  • Huch, ihr seid schon alle fertig, bin ich die einzige die noch liest? oder gibts noch jemanden?


    Ich bin mittlerweile bei Kapitel 12 angelangt und werde gleich noch die letzten 2 in Angriff nehmen.



    Zitat von "wolves"

    Wie seht ihr das?
    Ich kann es einfach nicht nachvollziehen, warum sich May umgebracht hat. Ich habe sie als eine sehr liebenswerte, sehr sensible Person empfunden. War sie so psychisch krank, dass sie keinen anderen Ausweg mehr gesehen hat? Sie konnte zwar all das Leid nicht mehr verkraften, aber sich deshalb umzubringen? Und doch hat dieser sinnlose Tod bewirkt, dass sie mit ihrem Abschiedsbrief an das Leben erinnert hat.


    Zitat von "Zu Mays Tod"


    Für mich ist May psychisch krank. Sie versuchte krampfhaft und bewundernswert ihre Krankheit in den Griff zu bekommen ("Klagemauer", "Oh Susanna"), aber ein unvorhersehbars Ereignis (die Sache mit Zach bzw. vielleicht auch die Art, wie sie davon erfuhr) warf sie dann wohl total aus der Bahn.


    Interessant auch, wie in dieser wunderbaren kleinen Gemeinschaft mit dem Tod umgegangen wird. Der Tod als Teil des Lebens. Der Tote wird in der häuslichen Umgebung aufgebahrt und die Hinterbliebenen haben Zeit und Gelegenheit, Abschied zu nehmen. Irgendwie beneidenswert, wenn auch der Gedanke daran sehr traurig stimmt. Bei uns wird, sobald der Tod eingetreten ist, die Leiche auf schnellstem Weg abgeholt, ins Beerdigungsinstitut gebracht. Zum "Abschiednehmen" im engeren Sinn bleibt da keine Zeit und keine Gelegenheit.


    Zitat von "nochmals zu Mays Tod"

    Ich hatte schon sehr das Gefühl, dass May darunter litt, WIE sie von Zachs Verhaftung erfahren hat. Muss sie sich nicht von ihren Schwestern hintergangen gefühlt haben? Was verheimlichen sie noch alles vor ihr? Ich glaube doch, dass das ein bisschen einen Ausschlag für ihren Selbstmord gegeben hat.


    Ich bin ja grundsätzlich der Meinung, dass jeder Recht auf die Wahrheit hat. Ich vertrete nicht die Ansicht, dass jemand - aus welchen Gründen auch immer - vor der Wahrheit verschont bleiben soll. Ich selber möchte es nicht erleben, dass ich etwas, was mich betrifft, nicht erfahre,nur weil man mich "verschonen" will. Mich würde jede schreckliche Wahrheit weniger treffen als die Tatsache, dass man sie vor mir verheimlicht.

    :blume:&nbsp; Herzliche Grüße!&nbsp; :blume: <br />creative

  • Zitat von "creative"

    Huch, ihr seid schon alle fertig, bin ich die einzige die noch liest? oder gibts noch jemanden?


    Hallo :winken: creative,


    nein, du bist nicht alleine. Ich bin auch noch nicht sehr weit. Werde vermutlich aber erst am Wochenende wieder zum lesen kommen, da ich diese Woche noch zwei Klausuren schreibe...


    Kann aber auch im Moment nicht viel zum Buch sagen, weil es mir einfach gut gefällt!

  • @ creative: Wenn du mit "Der Idiot" fertig bist, schreibst du bitte eine Rezension darüber? Das Buch würde mich nämlich auch sehr interessieren. Nur mal so am Rande gefragt.


    Zitat von "creative - Zu Mays Tod"

    Für mich ist May psychisch krank. Sie versuchte krampfhaft und bewundernswert ihre Krankheit in den Griff zu bekommen ("Klagemauer", "Oh Susanna"), aber ein unvorhersehbars Ereignis (die Sache mit Zach bzw. vielleicht auch die Art, wie sie davon erfuhr) warf sie dann wohl total aus der Bahn.


    Zitat von "Zu Mays Tod"

    Ja, das habe ich auch sehr bewundert, wie sie mit ihrem Leid umgegangen ist. Wahrscheinlich ist es so, wie Doris schon geschrieben hat, dass die Sache mit Zach das Faß zum überlaufen gebracht hat. Nur wurde sie doch ständig beschützt und behütet und hat soviel schlimmeres schon verarbeitet. Aus dem Grund fällt es mir schwer nachzuvollziehen warum ausgerechnet jetzt. Aber da ist ja auch noch ihre psychische Krankheit, die ja eine Rolle spielt.



    Zitat von "creative"

    Interessant auch, wie in dieser wunderbaren kleinen Gemeinschaft mit dem Tod umgegangen wird.


    Da kann ich dir nur aus ganzem Herzen zustimmen. Der Tod ist ja bei uns ein richtiges Tabu-Thema. Nur schnell weg und fort. Nur nicht damit auseinandersetzen und Abschied nehmen.


    Zitat von "creative"

    Ich bin ja grundsätzlich der Meinung, dass jeder Recht auf die Wahrheit hat. Ich vertrete nicht die Ansicht, dass jemand - aus welchen Gründen auch immer - vor der Wahrheit verschont bleiben soll.

    Dass möchte auch nicht erleben. Da geht es mir wie dir, lieber eine schreckliche Nachricht erfahren, als belogen zu werden. Für mich wäre es in dem Augenblick eine Lüge. Eine Notlüge damit ich verschont bleiben würde, aber eine Lüge.


    @ Horusina: 2 Klausuren :entsetzt: Da drück ich dir mal fest die Daumen.

  • :klatschen: Ich bin auch durch :klatschen:


    Das Buch ist bis zum Schluss stimmig, tiefgehend ohne aber kitschig zu werden (denn da bin ich sehr empfindlich). Die Liebesgeschichte wird (Gott sei Dank) nur gestreift, da habe ich schon Schlimmes befürchtet (da bin ich auch empfindlich :zwinker: )


    Es kam vorhin schon mal die Frage auf, ob es einen Zusammenhang zwischen den kurzen Beschreibungen des Bienenstaates zu Beginn eines jeden Kapitels und dem Roman selber gibt.


    Zwei Sätze sind mir besonders aufgefallen:


    Zu Beginn von Kapitel 13 steht:


    Eine Arbeiterin misst nur wenig mehr als einen Zentimeter und wiegt lediglich etwa sechzig Milligramm; aber sie kann mit einer Last fliegen, die wesentlich schwerer ist als sie selbst.


    Im Kapitel vorher, genauer auf Seite 270 war zu lesen:


    June sagte oft, die meisten Leute laden sich mehr auf, als sie tragen können, aber Augusta trägt mehr, als sie sich aufgeladen hat. [...] wo sie die Dinge in ihrem Herzen wog und Sorgen bewältigte, die den meisten Leuten viel zu schwer gewesen wären.


    Nochmals möchte ich betonen, wie gut und authentisch und nachfühlbar Sue Monk Kidd Stimmungen, Atmosphären und Gefühle eingefangen hat. Wie schon jemand vorher in einem Beitrag erwähnt hat (ich weiß jetzt nicht mehr wer und bin zu faul, um nachzusehen :rollen: ) gelingt das normalerweise nur in einem autobiografischen Roman so gut. Dafür bekommt die Autorin mein großes Lob!


    Ein rundum gelungenes, ruhiges und versöhnliches Buch, in das man Eintauchen kann, das viel Wärme verbreitet und trotzdem so manche Missstände in der Welt aufzeigt.


    5ratten

    :blume:&nbsp; Herzliche Grüße!&nbsp; :blume: <br />creative

  • Zitat von "Spoiler zu Mays Tod"

    Ich glaube zwar, dass das Verschweigen von Zachs Verhaftung ein Schlag für May war, aber ich kann mir nicht vorstellen, dass sie aus diesem Grund umbrachte. Wenn jemand psychisch so labil ist, dass er kurz vor dem Selbstmord steht, fehlt einfach nur noch ein Anstoß und das war eben zufällig die Verhaftung. Ich bin zwar auch der Ansicht, dass man es ihr hätte sagen müssen, aber ich weiß nicht, ob ich selbst es in dieser Situation getan hätte.


    Wie bei den Töchtern Mariens mit dem Tod umgegangen wird, gefiel mir auch sehr gut, vor allem die eine Stelle, an der alle herzhaft lachten. Aus eigener Erfahrung weiß ich, dass das bei einer Trauerfeier ein böser Lapsus ist. Dass die Trauergeschichte bei uns anders gehandhabt wird, liegt zum Teil sicher auch an hygienischen Vorschriften. Soviel ich weiß, ist längeres Aufbahren in privaten Räumen bei uns gar nicht erlaubt. Ehrlich gesagt hat es mich ein wenig geschüttelt bei dem Gedanken, dass May bei dieser Hitze noch einige Tage aufgebahrt wurde.


    @ Horusina
    Ich drücke auch die Daumen für Deine Klausuren!

  • @ Kiala
    Du müsstest doch demnächst aus dem Skiurlaub zurückkommen? Ich hoffe, Du lässt Dich von der Leserunde nicht abhalten, weil wir mit dem Buch schon durch sind. Ich würde mich freuen, mit Dir noch ein bisschen darüber zu diskutieren.


    Liebe Grüße