Es gibt 108 Antworten in diesem Thema, welches 28.118 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von HoldenCaulfield.

  • Hallo Leute,


    in den letzten Jahren habe ich "Das Schloss", "Der Prozess" und einige Kurzgeschichten von Kafka gelesen. Ich fand alle seine Texte und Ideen aussergewöhnlich und faszinierend.
    Allerdings muss ich zugeben, dass ich gerade "Das Schloss" nicht 100%ig verstanden habe und irgendwann auch aufgab, irgendetwas hineininterpretieren zu wollen.
    Wer kann letztendlich schon sagen, was sich ein Autor gedacht hat, als er eine Geschichte geschrieben hat? Wohl nur der Schriftsteller selbst.


    Ein wichtiger Punkt bei Kafkas Werk ist m.E. auch, dass einige seiner Werke erst nach seinem Tod und gegen seinen Willen veröffentlicht wurden. "Amerika" z.B. ist nur ein Fragment und soweit ich mich erinnere, fehlt beim Schloss der endgültige Schluss und beim Prozess einige Kapitel zum Ende hin. Was es dem Leser auch nicht einfacher macht, diese Werke wirklich zu verstehen.


    Mein Fazit: Kafka war bisher mit das Schwierigste, was ich gelesen habe, aber sicher auch einer der faszinierendsten Autoren für mich. Als "krank" würde ich seine Texte nicht bezeichnen, da müsste man erstmal definieren, was "normal" ist. :breitgrins: Seine Fantasie und sein Stil waren halt einfach kafkaesk :elch:

  • Hallo Heidi,


    Zitat von "Heidi Hof"

    Ich weiß ja, dass du frech bist Bartlebooth


    So?

    Zitat

    aber vorher nimmst du deine Annahme, ich hätte Kafka als Mensch diffamiert


    Habe ich doch geschrieben, ich schließe das aus der Vokabel "krank", die für mein Verständnis im Zusammenhang mit Texten keinen Sinn ergibt. Das war überhaupt der Ursprung meiner Intervention. Aber wir wollen jetzt hier bitte nicht wieder das gleiche Spielchen wie vor einem Monat spielen.

    Zitat

    dass ich mich auf seine Werke beziehe war doch eindeutig


    Ich wüsste nicht, dass "Werke" einen "Geisteszustand" haben - wenn sie deiner Meinung nach schon "krank" sein können.

    Zitat

    Du bist schnell mit auf den Zug von Sandhofer gesprungen, ansonsten hättest du selber mit in diesem Boot gesessen


    Ich kann dich natürlich nicht daran hindern, frei zu dem zu assoziieren, was ich so schreibe, aber zu einem Dialog wird das hier dann nicht.


    Herzlich, B.

  • Zitat von "Heidi Hof"

    Werke sind für mich auch keine Sache, auch Kunst ist für mich keine Sache, obwohl man eine Plastik durchaus als Gegenstand betrachten könnte. Dahinter stecken für mich immer Kreativität, Gefühle und Gedanken ...


    Kunst ist eine Sache, deren Existenz von, den von Dir genannten Parametern Kreativität, den Gefühlen, den Gedanken etc. abhängt. Aber sie ist eine Sache.
    Kunst ist ein geformtes Ergebnis.



    Krank ist für mich schwerlich auf eine Sache anzuwenden, sondern nur auf ein Lebewesen.


    Was verstehst Du eigentlich unter dem Begriff "krank"? Vielleicht kann ich Dich dann besser verstehen.


    Gruß
    Nischa

    Habent sua fata libelli

  • Hallo Nischa


    Für mich sind Werke/Kunst schon lebendiger als bei dir. Diese Problematik hätte ich schon ganz gerne geklärt, es kann nämlich durchaus sein, dass das der Knackpunkt ist.


    Hm, "krank", also wenn es einen gesunden Körper gibt, dann ist krank das Gegenteil. Ein Arzt würde jetzt hier sagen, alles was vom Gesunden abweicht. Das geht auch in meine Richtung von "krank", denn so etwas verrücktes, grausames wie Kafka habe ich noch nicht gelesen. Er weicht von der Norm ab, was wohl mit kafkaesk ausgedrückt wird.

  • Meine Güte. Schreib doch gleich, daß es entartet ist und wirf die Bücher ins Feuer. Sorry, aber das mußte ich loswerden, auch mir läuft es bei solchen Äußerungen kalt den Rücken runter.

  • Zitat von "Bartlebooth"


    Ich sehe da auch überhaupt keinen Zusammenhang zu seinen Texten. Wo ist denn im "Schloß", in "Amerika", in den Erzählungen "immer



    nur" der Vater schuld? Man muss nicht immer alles biographisch bzw. ödipal lesen. Wenn man es doch tun möchte, dann sollte man das redlicherweise aber nicht den Texten zur Last legen.


    Da gebe ich Dir völlig recht. Die beiden von dir genannten Texte kenne ich leider nicht, aber einige andere und wenn man da den Forschungsstand sichtet, scheint einhellige Meinung in der Forschung leider zu sein "Der Vater ist schuld".
    Wenn Texte nicht "einfach so" zu verstehen sind, muss man doch etwas hineininterpretieren. Klar, ich bilde mir auch gern meine eigene Meinung, aber ich kann ja nicht völlig ignorieren, was viele renommierte Wissenschaftler sagen.


    Ich machs einfach so: ich ignoriere Kafka komplett :zwinker:


    LG
    Claudi

  • Hallo Claudi,


    Zitat von "Claudi"

    Die beiden von dir genannten Texte kenne ich leider nicht, aber einige andere und wenn man da den Forschungsstand sichtet, scheint einhellige Meinung in der Forschung leider zu sein "Der Vater ist schuld".


    Ich kenne von Kafka im Großen und Ganzen alles bis auf den "Prozess" (so war meine Aufzählung auch zu verstehen, in der nichts weiter fehlt) und bin zudem nicht ganz ahnungslos, was den Forschungsstand angeht, wenn ich auch sicher kein Experte für Kafka bin. Ich kann dir versichern: Kein/ ernstzunehmende/r Wissenschaftler/in wird heute noch seine/ihre Forschungen so stark biographisch ausrichten. Es gibt den "Brief an den Vater", den ich vor Urzeiten mal gelesen habe und der natürlich ein gefundenes Fressen für die in den 70ern/80ern sehr en vogue gewesene psychoanalytische Deutung war. Aber selbst zu dieser Zeit findet man schon sehr bedeutende alternative Interpretationsansätze (zB das bekannte "Kafka"-Buch von Deleuze/Guattari, in dem nichts von einem "Vaterkomplex zu lesen ist, und das obwohl Guattari selbst Psychoanalytiker war!). Die Behauptung, es sei "einhellige Forschungsmeinung", dass "der Vater schuld" ist (woran genau eigentlich?), ist, mit Verlaub, Unsinn; und deine Befürchtung, die Erkenntnisse "renommierter Wissenschaftler" zu missachten, wenn du Kafkas Texte nicht vor dem Hintergrund eines Vaterkomplexes liest, ist damit unbegründet. das Gegenteil solltest du fürchten.

    Zitat von "Claudi"

    Wenn Texte nicht "einfach so" zu verstehen sind, muss man doch etwas hineininterpretieren.


    Ich habe ja auch nichts gegen das Interpretieren, wie kommst du darauf? Aber es gibt ja nicht nur entweder das "einfach so Verstehen" (was auch immer das sein soll) oder die psychoanalytische Deutung. Da hilft es auch nichts, fürderhin Kafka zu ignorieren, denn jene Einsicht gilt für Literatur im Allgemeinen.


    Immer gern behilflich,
    B.

  • Hallo,


    ich habe mich köstlich, über diese hier stattgefundene Diskussion um die Beschreibung "Krank", amüsiert.
    Auch wenn Ihr mich jetzt ebenfalls alle verbal steinigt. Ich kann HeidiHof absolut verstehen, weiß auch was sie meint, denn meiner Ansicht nach passt dieses Adjektiv auf Hermann Hesse. Wie gesagt "meiner Ansicht nach". :breitgrins:


    Tina

  • *grins*
    Steinigen werden wir dich nicht, nicht mal dann, wenn du "Jehova" sagst. Aber vielleicht denkst du mal über die Wahl deiner Adjektive nach.

  • Zitat von "Kringel"

    Aber vielleicht denkst du mal über die Wahl deiner Adjektive nach.


    Den verstehe ich jetzt nicht :confused:

    Rechtsextremismus ist wieder salonfähig gemacht worden, durch CDU/CSU und FDP.

  • "Krank" wäre als Eigenschaftswort für einen Autor okay, wenn der arme Mann zum Beispiel die Masern hätte. Als Eigenschaftswort für einen Autor, der einen seltsamen Text schreibt, ist es unpassend. Schon weil der Rückschluß vom Text auf den Körper-/Geisteszustand des Autors nicht zulässig ist.


    "Krank" ist als Eigenschaftswort für einen TEXT dagegen in jedem Fall die falsche Wahl.


    Das meinte ich damit und das hatten wir doch schon des Langen und des Breiten geschrieben...

  • Du, liebste Herrin, darfst alles.


    Jeder darf jeden und alles als "krank" bezeichnen, wenn er das Echo vertragen kann. Er/sie muß dann aber damit rechnen, daß ich mich darüber lustig mache...


    Du findest "American Psycho" "krank" und willst damit wahrscheinlich zum Ausdruck bringen, daß du den Text widerwärtig findest, daß dich die Schilderung von Gewalttaten abstößt und so weiter. Vielleicht willst du sogar damit sagen, daß der Autor deiner Meinung nach (weil er so etwas schreibt) selbst nicht ganz richtig im Kopf ist. Die Verwendung des Wortes "krank" im Zusammenhang mit einem Text oder so ist meiner Meinung nach aber Umgangssprache.

  • Zitat von "Kringel"

    Du, liebste Herrin, darfst alles.


    Kringelchen... Du mauserst Dich zu meinem Lieblingsuser :elch:


    Zitat

    Jeder darf jeden und alles als "krank" bezeichnen, wenn er das Echo vertragen kann. Er/sie muß dann aber damit rechnen, daß ich mich darüber lustig mache...


    Ach... mit Spott kann ich umgehen :lachen:


    Liebe Grüße
    nimue

    Rechtsextremismus ist wieder salonfähig gemacht worden, durch CDU/CSU und FDP.

  • Zitat von "nimue"

    Oh... ahso... hmm... darf ich jetzt "American Psycho" nicht mehr krank finden? :hm:


    Ich finde bei solche abwertenden Vokabeln sollte man zumindest ein bisschen erklären, wie man sie verwendet. Eine minimale Begründungspflicht besteht (nicht nur) in einem Literaturforum nicht nur bei der Formulierung seiner Geschmacksurteile, sondern auch bei der Wortwahl.


    Mit "dürfen" hat das nichts zu tun.


    Herzlich, B.

  • Hallo Bartlebooth,


    Zitat von "Bartlebooth"

    Ich finde bei solche abwertenden Vokabeln sollte man zumindest ein bisschen erklären, wie man sie verwendet. Eine minimale Begründungspflicht besteht (nicht nur) in einem Literaturforum nicht nur bei der Formulierung seiner Geschmacksurteile, sondern auch bei der Wortwahl.


    ich denke, die Begründung habe ich im entsprechenden Thread zum Buch hinreichend gegeben.


    Liebe Grüße
    nimue

    Rechtsextremismus ist wieder salonfähig gemacht worden, durch CDU/CSU und FDP.


  • Dann hast du deine Frage ja selbst beantwortet. Genau das macht den Unterschied.


    Herzlich, B.

  • Hat hier schon jemand "Die Verwandlung" gelesen? Wenn ja, berichtet mal.

  • "Die Verwandlung" habe ich vor vielen Jahren in der Schule gelesen, danach nicht mehr. Aber irgendwie hat die Geschichte sich mir so stark eingeprägt, daß ich immer noch den armen Herrn Samsa vor mir sehe - in einen riesigen Käfer verwandelt und mit einem Apfel im Rückenpanzer. Was Kafka dem Leser damit sagen wollte, hat sich mir aber nie ganz erschlossen. Die Wikipedia weiß wie immer mehr - aber mir geht die Interpretation fast schon wieder zu weit.

  • Kafka musste ich in der Schule lesen, ebenfalls wie einige andere, ich fand ihn ziemlich gut, also mir haben seine Werke gefallen, ich lese sie gerne, was aber bei mir normal ist :breitgrins: da ich gerne solche Literatur lese.


    Liebe Grüße


    eure yersy :winken:

    Ein Buch ist ein Garten den man in der Tasche trägt.<br /><br />arabisches Sprichwort<br /><br />dann trag ich ja immer mehr als nur einen Garten mit mir rum