Karen Duve - Dies ist kein Liebeslied

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    Anne Strelau, 30, 117 kg, fliegt nach London, um ihre erste (und einzige) wahre aber unglückliche Liebe noch einmal zu treffen. Auf dem Weg erinnert sie sich an ihr bisheriges Leben. Aufgewachsen in einem Hamburger Vorort als 2. von drei Geschwistern in einer Familie, die sich nicht durch besondere Herzlichkeit ausweist, war sie auch in der Schule nicht glücklich. Eine weitgehend freundinlose Außenseiterin fand sie sich selbst nicht liebenswert, da unter anderem (viel) zu dick - ganze 70 kg bei einer Größe von 1,80! 60 kg wären okay gewesen, 59 (oder besser 57) perfekt, aber wie sehr sie auch hungerte, kotzte oder diverse Schlankmachmittel nahm, so erreichte sie nie ihr Idealgewicht, das sie mit einem Schlag glücklich, beliebt und geliebt machen würde.
    Als Jugendliche machte sie erste Kuss- und Sexerfahrungen. Nicht dass sie das wirklich gewollt, es ihr gefallen oder gar Spaß gemacht hätte; nicht mit den Jungs zumindest, die Interesse an ihr zeigten, aber auf die Idee, die Interessenten einfach abzuweisen, kam sie nicht. Das war undenkbar, denn erstens musste sie ja froh sein, kein Mauerblümchen zu werden, und zweitens konnte sie mit dem "richtigen" Freund in der Hierarchie der Klasse nur steigen.
    Irgendwann nahm die Schule - wie alles Übel - dann ein Ende, aber was danach kam, warauch nicht besser. Ziel- und selbstwertlos schlug sie sich mit einfachen Jobs durch, wanderte von Beziehung zu Beziehung, landete schließlich durch Zufall in einer Therapie, die, das wusste sie schon vorher, ihr Leben auch nicht verändern würde, nahm stetig zu und wird endlich so dick, wie sie sich ihr ganzes Leben lang gefühlt hat.


    Wer auf der Suche nach einem Feel good-Roman ist, ist mit diesem Buch falsch bedient. Leider wird es teilweise unter der Rubrik "Humor" geführt und auch auf dem Buchrücken steht etwas von "hochkomisch" und "unbeschreiblich lustig". Auf mich wirkte es allerdings eher tieftragisch und deprimierend. Das stellt jetzt keine Kritik an dem Buch dar - im Gegenteil. Anne wird eben nicht zur Witzblattfigur, die man aus ihr auch hätte machen können, sondern sie wird in ihrer ganzen Tragik, in ihrem Leid gezeigt. Zwar sind einige Szenen witzig, aber auf eine sehr bedrückende Weise, die einem das Lachen im Halse stecken bleiben lässt. Anne ist in ihrem Mangel an Selbstwertgefühl, in ihrer Hoffnungslosigkeit eine äußerst glaubwürdige Figur, die mich mit ihr mitleiden ließ. Auch die Atmosphäre der 70er und 80er Jahre ist gut getroffen und vieles erkannte ich las Altersgenossin wieder.


    Negativ ist mir an dem Buch vor allem der Stil aufgefallen. Anne erzählt ihre Geschichte in der ersten Person und benutzt einen einfachen Stil mit kurzen Sätzen, der zwar zu ihr passt, mir aber nach jeder Lesepause aufs Neue auf die Nerven ging, bis ich von dem Buch wieder so weit gefesselt wurde, dass ich über den Stil hinwegsehen konnte.
    Leider ließ das Buch für meinen Geschmack gegen Ende hin nach. Gerade die Beschreibung von Annes missglückter Therapie und auch ihrer Erlebnisse in London erschien mir nicht mehr so wahrhaftig und tragisch wie ihre Kindheit und Jugend, sondern passte tendenziell eher in einen "Frauenroman", der bloß unterhalten will. Schade um einen hervorragend startenden Roman.
    Insgesamt bedeutet das 1,5 Ratten Abzug und ich vergebe
    3ratten + :marypipeshalbeprivatmaus:

    Wir sind irre, also lesen wir!

  • Ging mir genauso!


    Den Anfang fand ich sehr gelungen, wie Anne ihre Kindheit beschreibt, insbesondere ihre grässlichen Turnstundenerfahrungen sind mir in Erinnerung geblieben, weil es mir genauso ging, nur dass ich nicht übergewichtig, sondern zaundürr und überängstlich war.


    Aber zum Ende hin baute das Buch immer mehr ab, manches fand ich einfach nur noch an den Haaren herbeigezogen :sauer:

    If you don't become the ocean, you'll be seasick every day.

    Leonard Cohen





  • Wie der Zufall es will, habe ich das Buch auch letzten Monat gelesen.


    Die ersten beiden Kapitel fand ich unglaublich witzig, doch je weiter ich kam, umso mehr habe ich mich gelangweilt, teilweise war ich richtig genervt von der Story und, wie Saltanah ja schon beschrieb, dem Stil.


    Ich vergebe höchstens


    3ratten

  • Zufällig habe ich das Buch auch vor ein paar Wochen gelesen und kann mich eigentlich den hier geäußerten Meinungen anschließen.
    Die Kindheits- und Jugenderinnerungen waren interessant und witzig, irgendwann wurde es dann wieder Frauenroman-typisch ->Protagonistin findet sich fett trotz Normalgewicht, etc. Sehr nervig, überhaupt der ganze lethargische Charakter, dieses dasLeben-(und die Männer)über-sich-ergehen-lassen...
    Später war sie ja dann wirklich dick, da habe ich schon beinahe frohlockt, nach dem Motto, geschieht dir recht *g*

    ich lese: "Lumen"- Christoph Marzi

  • Hallo!


    Karen Duve : Dies ist kein Liebeslied


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    Inhalt:
    »Eines Tages, genauer gesagt am Donnerstag, den 20.Juni 1996, beschloß ich, daß die Sache ein Ende haben müßte, ein schlimmes oder eines, das ich mir nicht vorstellen konnte. Und ich ging in ein Reisebüro und kaufte mir einen Flugschein, wie sich andere Leute einen Strick kaufen.«
    Und so macht sich die ich-Erzählerin auf den Weg nach London, um ihre unerwiderte Jugendliebe ein letztes Mal zu treffen. Im Gepäck hat sie sechs Kassetten, die von sechs Verehrern für sie aufgenommen wurden. Ein mißglückter Liebesversuch pro Kassette. Und sie erinnert sich: an ihren ersten Freund Axel, genannt Tellerauge, mit dem sie im Froschhospital die von Nachbars Rasenmäher verstümmelten Frösche mit Tesafilm zu heilen versucht hat; die Demütigung des Sportunterrichts, die Schrecken der ersten Diät und der Theraphiegruppen, die Befreiungsversuche als Tramperin und Taxifahrerin. Und während eine Liebschaft die andere ablöst, wartet sie auf das erlösende Wort von Peter - jenem Peter, den sie nun in London besuchen will...
    (Buchklappentext)


    Bewertung:
    Es gibt in dem Buch durchaus amüsante Szenen, jedoch auch einige, die einfach nur deprimierend sind. Beschrieben wird Annes Erwachsenwerden, das scheinbar mit mehr Leid als Freude gesegnet ist.
    In Rückblenden durchläuft Anne erneut ihr Leben, das zum großen Teil aus Diäten und gescheiterten Beziehungen besteht.


    Umso näher das Buch dem Ende kam desto mehr fragte ich mich wohin die Geschichte führen sollte, ob sie überhaupt irgendwohin führte und vor allem, ob das Erzählte noch irgendeinen besonderen Sinn für das Geschehen hatte. War Annes Schulzeit noch einigermaßen interessant, wurde es danach etwas zäh.


    Die Details aus der jeweiligen Zeit ihrer Erinnerung sind gut, wenn auch manchmal etwas zu sehr gewollt.


    Eine schonungslose Darstellung eines verkorksten Lebens, dem man vielleicht hätte etwas Gutes abgewinnen können, wenn die Ich-Erzählerin das gewollt hatte. Da sie nicht wollte, erfährt der Leser nur von Problemen, die mal mehr mal minder nachvollziehbar sind, allerdings manchmal auch zum Lächeln. Zum Lachen eher weniger, denn Anne passieren auch einige wirklich tragische Dinge.


    3ratten


    Liebe Grüße


    Nirika

    „Jeg ser, jeg ser …<br />Jeg er vist kommet på en feil klode! <br />Her er så underligt …“<br /><br />Sigbjørn Obstfelder - Jeg ser

  • In Dies ist kein Liebeslied erzählt Anne Strelau dem Leser von ihrem Leben: von ihrer Kindheit, ihrer Familie, ihren ersten Beziehungen und vor allem davon, wie ihr Körpergewicht ihr Leben beeinflusst. Ich mag Karen Duves rotzigen Erzählstil total, öfters bleibt mir da beim Lesen das Lachen im Hals stecken. Auch dieses Mal war es nicht anders, allerdings hat mir dann doch schnell die interessante Story gefehlt. Ich kann mich da den anderen anschließen: Der Anfang ist klasse, allerdings flacht die Geschichte danach ziemlich schnell ab. Ich habe mich hin und wieder dabei erwischt, dass ich den Text stellenweise nur noch überflogen hatte, anstatt konzentriert zu lesen, aber verpasst hatte ich dadurch absolut nichts. Für Karen Duves Art Geschichten zu erzählen gäbe es durchaus mehr Punkte, aber dadurch, dass ich die Story nicht wirklich überzeugend fand, gibt es:
    3ratten

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