Viola Alvarez - Wer gab dir, Liebe, die Gewalt

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    Inhalt
    Walther von der Vogelweide – das Leben eines Genies zwischen Rausch und Sehnsucht.
    Seine Geburt ist geheimnisumwittert, seine Kindheit die eines Wunderkindes. Er wird der Hofsänger und Dichter des Mittelalters – geschätzt von Fürsten und Königen, begehrt von Frauen. Man nennt ihn Walther von der Vogelweide. Als enfant terrible und auf dem Höhepunkt seines Schaffens nimmt er sich jede Freiheit, jeden Rausch. Doch sein Herz ist einsam, Genie und Wahnsinn sind nah beieinander. Walthers ganze Liebe gehört einem Mädchen, das er nicht haben kann: Anna. In ihr sieht er das Gute, Reine in einer Welt, die ihm feindlich und verlogen zu sein scheint. Sie ist der einzige Mensch, dem sich der sensible Dichter öffnen kann. Sie begleitet ihn durch seine dunkelsten Nächte – und bis in den Tod. Ein großer Roman über einen Mann, dessen Namen jeder schon einmal gehört hat und dessen Leben doch weitgehend unbekannt und voller Geheimnisse ist. Spannend und mit großem Einfühlungsvermögen in Mensch und Zeit füllt Viola Alvarez diese historische Lücke und macht Walther zu einer kinskihaft zerrissenen Persönlichkeit, die zwischen genialem Wahn und der Sehnsucht nach Liebe schwankt.


    Gibt es hierzu schon Stimmen?
    Ich finde allein den Titel ja schon so schön! Erscheint übrigens im Januar als Taschenbuch.


    :winken:

  • Halo Seychella,


    nein, ich kenne das Buch noch nicht. Aber es wird sich definitiv ändern!!!
    Ich habe vor kurzem im Rahmen des SUB-Wettbewerbs von Viola Alvarez "Das Herz des Königs" gelesen und war begeistert.
    Insofern werde ich die beiden neueren Romane von ihr auch noch lesen...reizen mich beide sehr!


    lg
    kathrin

  • Hallo Seychella,


    ich hatte gerade das Glück, das Buch in der gebundenen Form sehr günstig zu bekommen. Da ich mit "Die Nebel des Morgens" noch bis zur Leserunde warten muß, habe ich mich heute an das Vogelweide-Buch gemacht.


    Mein erster Eindruck von den ersten fünfzig Seiten ist wirklich phantastisch. Der Schreibstil ist wunderbar poetisch, ohne langweilig zu sein. Die Figuren werden vielschichtig aufgebaut und auch eine Prise Humor ist hin und wieder in diesem ansonsten eher melancholischen Buch eingebaut. Mehr kann ich momentan nicht sagen, aber ich werde mich noch einmal nach Beendigung äußern :winken:.

  • Hallo,


    mittlerweile habe ich das Buch beendet, hier meine Meinung dazu:


    An einem sonderbaren Tag wird im Grödnertal des späten 12. Jahrhunderts ein Kind geboren, das noch seltsamer als die Begleitumstände seiner Geburt ist. Ein Kind, das auf eine Wiese geht, um „Gott zuzusehen“, das körperliche Berührungen hasst und auch ansonsten in keinster Weise das Verhalten eines Durchschnittskindes zeigt. Das Kind wird später als Sänger Walther von der Vogelweide bekannt werden und hat einen weiten Weg vor sich, der ihm auch durch den Sand in den Schuhen nicht leichter gemacht wird...


    Die Geschichte, die Frau Alvarez vor dem inneren Auge entstehen läßt, ist eine fiktive Geschichte um Walther von der Vogelweide. Sie benutzt seine Texte als Eckpfeiler und hat so beim Lesen das Gefühl in mir erzeugt, dass sein Leben genau so gewesen sein könnte. Walther wird als Persönlichkeit beschrieben, die sehr melancholisch ist, teilweise gefühlsarm wirkt und dabei immer auf der Suche nach sich selbst und ein bißchen Liebe im Leben ist. Doch nicht nur seine Beschreibung hat mich berührt, sondern auch die aller anderen Personen. Egal ob es sein Vater, seine Mutter, seine Angebetete oder eine zufällige Begegnung auf seinem Weg ist – jede Person erscheint in vielen Facetten und weckte bei mir tiefe Emotionen. Manche Person habe ich für ihre Eiseskälte gehasst, ich hatte tiefstes Mitgefühl mit einer anderen und für eine dritte habe ich sogar einige Tränen vergossen...
    Der Schreibstil ist sehr flüssig und die Autorin bedient sich einer wunderschönen „alten“ Sprache, die den Leser, ohne aufgesetzt zu wirken, direkt ins Hochmittelalter katapultiert und eine mittelalterliche Welt mit allen kleinen Details vor dem inneren Auge auferstehen läßt.


    „Wer gab dir, Liebe, die Gewalt“ ist ein außergewöhnliches Buch, das ich den Lesern anspruchsvollerer historischer Romane absolut empfehlen kann.


    5ratten

  • @Holden
    Das Buch ist wirklich sehr außergewöhnlich und mit anderen historischen Romanen nicht vergleichbar. Der Kauf lohnt sich :zwinker:.

  • Hallo!


    Ohne den Thread wäre ich wohl nie auf dieses Buch gekommen und ich muß sagen, dass ich dann etwas verpasst hätte. Die Geschiche um Walther von der Vorgelweide hat mich berührt wie schon lange nichts mehr. Viola Alvarez zeichnet in diesem Buch das Bild eines zerissenen Menschen, der nur genau weiß, was er nicht ist. Wer oder was er wirklich ist, die Antwort auf diese Frage sucht Walther sein Leben lang. Walther kann sich nur in seinen Liedern oder in fiktiven Gesprächen mit Anna wirklich ausdrücken, dabei hat er so viel zu sagen. Es ist kein leichtes Buch, dass ich nur in Abschnitten lesen konnte, trotzdem bekommt es von mir uneingeschränkte


    5ratten


    Liebe Grüße
    Kirsten

    Into the water I go to lose my mind and find my soul.


  • @Holden
    Das Buch ist wirklich sehr außergewöhnlich und mit anderen historischen Romanen nicht vergleichbar. Der Kauf lohnt sich :zwinker:.


    Da hast du recht ein Kauf hätte sich auch gelohnt! Ich hab es dann einfach aus der Bibliothek ausgeliehen als es grade da war:


    Irgendwie weiß man ja das diese Geschichte nur erfunden ist. Über Walther von der Vogelweide ist ja nichts großartig sonst bekannt. Und doch schafft es die Autorin ihn vor den Augen des Lesers lebendig werden zu lassen, erzählt die Geschichte so wie sie vielleicht gewesen sein könnte. Erzählt von einem Mann der mit sich nicht im reinen ist, innerlich zerrissen und einsam- mit der Gabe Worte zu erschaffen und sie in Lieder und Gedichte zu verwandeln. Ein Suchender, sein ganzes Leben lang. Viola Alvarez verwebt die Werke des Dichters mit ihrer Geschichte und lässt den Leser so ganz nah an ihn heran. Fast wünscht man sich es möge doch der Wahrheit entsprechen. Für mich ein wunderbares Buch- schade das es am Ende doch nur Fiktion ist.


    4ratten :marypipeshalbeprivatmaus:

  • Ein wunderbares Buch. :klatschen:


    Meine Meinung


    „Wer gab dir, Liebe, die Gewalt“ erzählt die fiktive Lebensgeschichte von Walther von der Vogelweide. Nur seine Gedichte und ein Dokument, das den Kauf eines Pelzmantels für den Dichter belegt, sind uns erhalten geblieben und daraus hat Viola Alvarez eine wunderschöne, ergreifende Geschichte gewebt. Vor allem seine berühmten Gedichte dienten der Autorin als Quelle, die sie wunderbar in den Roman eingeflochten hat. So wirkt das Leben Walthers von der Vogelweide absolut glaubhaft und ich musste mir immerzu in Erinnerung rufen, dass es nur eine Möglichkeit ist.


    Stilistisch und vor allem sprachlich hebt sich der Roman deutlich von den durchschnittlichen historischen Romanen ab. Man muss sich auf das Buch einlassen können, es wirken lassen, damit es all seine Facetten entfalten kann. „Wer gab, dir, Liebe, die Gewalt“ ist auf keinen Fall „mal schnell weg zu lesen“, man sollte sich Zeit für diesen anspruchsvolleren Roman nehmen, damit einem nicht nur die Handlung und die Figuren nahe kommen können, sondern auch die Sprache und die Feinheiten ans Herz gehen können.


    Viola Alvarez schreibt sehr weich, einfühlsam, ergreifend und vor allem sehr berührend. Mehr als einmal musste ich vergeblich gegen meine Tränen ankämpfen und zum Ende brachen alle Dämme. Aber ich habe auch viel gelacht, denn die Autorin erzählt teilweise sehr bissig und ironisch. Wütend war ich, enttäuscht, traurig, glücklich, ich habe alle möglichen Emotionen durchlebt und dabei war mein Herz immer vollkommen dabei.


    Walther ist eine sehr interessante, kaum greifbare Figur. Äußerst facettenreich und mit sehr viel Tiefe. Wenn man glaubt, ihn endlich zu kennen, ihn zu durchschauen, handelt er so widersinnig, dass man feststellen muss, dass man keine Ahnung hatte, wer er ist und was in ihm vorgeht. Nur selten kann man in seine Seele sehen und das macht den Reiz der Figur aus. Er ist grob, in sich gekehrt, scheinbar ohne Liebe. Er sucht sein ganzes Leben nach sich selbst und den Sinn seines Lebens, zweifelt an sich, doch ist in seiner Dichtkunst von sich überzeugt, er liebt nicht, doch wird er von den großmütigsten Menschen geliebt. Er ist ein Sonderling, aber für mich ein sehr liebenswerter.
    Aber nicht nur Walther ist als Figur großartig gelungen. Die Nebenfiguren, allen voran die, die Walther geliebt haben und alles für ihn taten, sind ebenso wichtig für die Handlung und vor allem für Walthers Leben, und so hat Viola Alvarez sie auch geschaffen. Figuren mir unglaublich viel Güte und Zuversicht, aber mit eigenen Sorgen und einer eigenen schweren Vergangenheit. Alle haben sie ihr Päckchen zu tragen und doch geben sie noch dem schwierigen Walther Kraft und Mut und ihre Liebe.
    Diese Figuren haben mich sehr beeindruckt und eine ist mir ungeheuer ans Herz gewachsen: Dietrich.
    Charakterisierungen und äußerliche Beschreibungen sind so treffend und prägnant, dass man sich jede Figur, sofort vorstellen konnte. Besondere Spitznamen wie z.B. „das Murmeltier , Umschreibungen wie „Maikäferpersönlichkeit“ oder der schwäbische Dialekt Philipps von Schwaben zeichnen ein unverwechselbares Bild der Figuren.


    Walthers Leben ist aufregend, abwechslungsreich und wurde mir nie langweilig. Im Gegenteil, das Buch hätte gerne nochmal so viele Seiten haben können und es wäre mir immer noch nicht genug gewesen. Walthers ewige Suche durchläuft verschiedene Stufen und auch Welten. Seine Begegnungen mit den historischen Persönlichkeiten haben mir sehr gefallen, allen voran seine Begegnung mit Philipp von Schwaben und dessen Frau Irene. Ein tolles Pärchen, das ich sofort ins Herz geschlossen habe. Alle Lebensstationen Walthers empfand ich als sehr spannend und ergreifend.


    Die in die Geschichte eingewobenen Gedichte bekommen in dem Roman einen besonderen Platz und sind in Mittelhochdeutsch und einer Übersetzung von der Autorin abgedruckt. Ich persönlich finde, Viola Alvarez hat diese wunderbar ausgewählt und uns durch sie einen wahren Einblick in Walthers Seele ermöglicht.
    „Wer gab, dir, Liebe, die Gewalt“ hat mich sehr ergriffen und wird mir unvergesslich in Erinnerung bleiben. Es ist ein Highlight und für jeden Liebhaber historischer Romane absolut zu empfehlen, auch wenn einem das Leben des großen Dichters zunächst nicht als erzählenswert erscheint. Auch ich wurde eines Besseren belehrt und bereue es nicht, im Gegenteil, mir wäre etwas ganz Besonderes entgangen.


    Eines meiner Lieblingszitate zum Abschluss (gebundene Ausgabe 2005, Seite 385):


    „Vielleicht war das Alleinsein gar nicht das Schlimmste am Leben, wenn man das Alleinsein mit jemandem teilte, und dann war dieser Jemand nicht mehr da. Das Schlimmste am Leben, dachte Walther in der Dunkelheit, ist, wenn man jemanden gern hat, der stirbt und zu dem man nie wieder zurückgehen kann.“


    Meine Bewertung


    5ratten + :marypipeshalbeprivatmaus:

    Liebe Grüße<br />Melli

  • Hallo zusammen


    eigentlich gibt es bei Caits wunderbarer Rezi nichts mehr hinzuzufügen, aber ich hab dennoch auch eine geschrieben, die ich Euch natürlich nicht vorenthalten will.


    Meine Meinung:
    Steht Viola Alvarez als Autorin auf einem Buch, kann ich mich als Leser und Liebhaber historischer Romane entspannt und beruhigt zurücklehnen, denn ich kann sicher sein, dass ich auf hohem schriftstellerischem Niveau auf’s Allerbeste unterhalten werde. Nachdem ich von der Autorin bereits „Das Herz des Königs“ und „Die Nebel des Morgens“ mit voller Begeisterung gelesen habe, konnte ich mich auch mit „Wer gab Dir, Liebe, die Gewalt“ auf wunderbare Lesestunden freuen und meine Erwartungen wurden sogar noch übertroffen.


    Das Buch zog mich von der ersten Seite an in seinen Bann. Der Prolog, in dem eine Frau ihrem Leben ein Ende setzt, erfüllt meiner Meinung nach den Zweck eines Prologs: er macht neugierig, als Leser will man wissen, wie das soeben erzählte im Zusammenhang mit der gesamten Geschichte steht. Dass ich nebenbei auf diesen wenigen ersten Seiten sowohl kräftig schmunzeln als auch direkt mit den ersten Anwallungen aufsteigender Tränen kämpfen musste, bewies mir, dass ich es auch hier wieder mit einem wunderbar tief-emotionalen Buch zu tun habe. Ich liebe diese wunderbare Mischung von Viola Alvarez’ Büchern: Melancholie, Traurigkeit, oft genug auch tragische Entwicklungen, aber trotzdem immer wieder genügend Dinge, die mich einfach zum lachen bringen.


    Viola Alvarez’ Sprache und Stil ist wunderbar intensiv. Sie malt Bilder, die sich durch das ganze Buch hindurchziehen, lässt uns Leser die Geschichte hautnah miterleben. Sie schreibt fesselnd, es fällt schwer, das Buch aus der Hand zu legen, weil man immer wissen will, wie es weitergeht und dennoch gibt es auch viele Sätze und Begebenheiten, die einen ein wenig verweilen und nachdenken lassen. Es steckt unendlich viel in diesem Buch, das es einfach wert ist, dass man darüber spricht und sich austauscht. Insofern habe ich mich auch sehr gefreut, dass ich das Buch in einer Leserunde mit Autorenbegleitung lesen durfte


    In „Wer gab Dir, Liebe, die Gewalt“ erzählt Viola Alvarez die Geschichte von Walther von der Vogelweide, dem bekannten Dichter und Minnesänger des 12. und 13. Jahrhundert. Über das Leben von Walther von der Vogelweide ist nicht viel bekannt bzw. historisch überliefert, einzig seine Werke und ein Beleg über den Kauf eines Mantels für Walther sind überliefert. Aus diesen wenigen Fakten bastelt uns Viola Alvarez eine Geschichte, wie das Leben des Dichters gewesen sein könnte und webt diese wenigen Fakten geschickt darin ein, stellt einen Zusammenhang her, wann und wieso die Gedichte entstanden sein könnte. So erweckt sie mit Herrn Atze und Dietrich zwei Gedicht-Figuren aus Walthers Werken zum Leben und gerade für den wunderbaren Dietrich, der zu meinem erklärten Liebling geworden ist, gebührt der Autorin mein allerherzlichster Dank!


    Auch wenn mit Dietrich für mich mein persönlicher Held des Buches feststeht, sind mir auch viele andere Figuren des Romans ans Herz gewachsen, gerade auch die Hauptfigur Walther und diese nach 600 Seiten gehen zu lassen tut ein wenig weh und fällt schwer. Die Figuren sind sehr lebendig, sehr vielschichtig, sie sind gut durchdacht und ihr Handeln nachvollziehbar. Selbst die weniger sympathischen Figuren wirken echt und ich glaube fest, dass es Menschen gibt, die so reagieren, leben, agieren, wie es beispielsweise Walthers Mutter Gunis in diesem Roman hier tut. Es wirkt alles sehr rund und in sich geschlossen, weshalb ich auch den Eindruck hatte, dass die Autorin nicht nur eine genaue Vorstellung von Walthers möglichen Leben hat, sondern auch die komplette Lebensgeschichte der Nebenfiguren im Kopf hatte, selbst wenn sie im Buch nicht erzählt oder nur angeschnitten werden.


    Wie bereits erwähnt empfinde ich dieses Buch als tief-emotional, was sich besonders gut an den Figuren ausmachen lässt: sie sind vielschichtige Personen, die alle ihre Fehler, ihr Päckchen zu tragen haben. Sie haben alle ihre Träume, Selbstzweifel, Sehnsüchte, kennen Liebe, Freundschaft, Treue, Hass. Als Leser ist man mittendrin im Geschehen, mal lacht, weint, leidet mit, hasst, liebt mit ihnen. Gerade die tiefen Gefühle, die Walthers Weggefährten und Freunde für ihn empfinden, sind unheimlich gut gelungen und rübergebracht. Die Art, wie Viola Alvarez Liebe, Freundschaft, Zuneigung schildert, geht für mich viel tiefer, sie ist für mich viel feiner, als in so vielen andern Romanen, egal aus welchem Genre. So wie hier lese ich auch gerne von Liebe und Romantik, Liebe und Romantik auf einem ganz anderen Niveau und vor allem auf einem sehr hohen, aber sehr tief eindringenden Niveau und dass, ohne die geringste Spur von Kitsch.


    Ich weiß, dass es sich hier um eine fiktive Geschichte handelt, nur um eine Möglichkeit, wie das Leben des großen Dichters gewesen sein könnte, genauso wie ich weiß, dass es Mittelerde und andere Fantasy-Welten nicht gibt und die Geschichten in historischen Romanen historisch nicht immer korrekt sind, aber ich finde es schön, wenn ich mir vorstellen kann, dass es so (gewesen) sein könnte. Und genau das hat Viola Alvarez mit diesem Buch wieder geschafft. Es ist ein wunderbares Buch und ich bin traurig, dass ich jetzt noch solange warten muss, bis ich Nachschub von der Autorin in den Händen halten kann.


    Auch von mir kann das Buch nichts anderes als eine 1 mit Sternchen *** bekommen
    5ratten:marypipeshalbeprivatmaus:


    Ich bin übrigens auch definitiv der Meinung, dass sich der Kauf dieses Buches lohnt, da lohnt sich sogar das teure Hardcover, denn ich bin ganz einfach der Meinung, dass ich besondere Bücher als Hardcover haben MUSS únd dieses gehört eindeutig dazu und ich bin froh, dass es jetzt mein Regal verschönert.


    lg
    kathrin

  • Der kleine Walther vom Vogelweidhof irgendwo in Österreich ist kein gewöhnliches Kind. Stundenlang kann er auf der Wiese sitzen, vertieft in die Betrachtung von Pflanzen und Tieren, und mit sich selbst reden. Wildes Toben mit anderen Kindern ist ihm so fremd, wie ihm die Berührung durch andere Menschen unangenehm ist. Sein Vater, ein einfacher, aber einfühlsamer und liebevoller Mann, weiß schon früh, dass aus dem Jungen einmal ein "Fahrender" werden wird, denn fürs sesshafte bäuerliche Leben ist er nicht geschaffen.


    Nach dem viel zu frühen Tod des Vaters gewinnt Walthers Mutter die Gunst des Herzogs und zieht mit dem Kleinen als Mätresse in die herzogliche Burg ein. Sie scheint ihr Glück gefunden zu haben, doch Walthers Eigenarten stoßen dort auf wenig Verständnis, für seine Gedichte wird er eher verspottet als anerkannt.


    Eines Tages wird er dennoch "entdeckt", was der Beginn einer Lebensreise ist, die ihn kreuz und quer durchs Deutsche Reich führt, an Fürstenhöfe und auf Bauernhochzeiten, in die Gesellschaft von Freunden und die Hände von Feinden. Doch einen Fixpunkt in diesem unsteten Leben vergisst er nie: Anna, die in der Schenke in Walthers Heimatdorf gearbeitet hat und die ihn als einzige nach dem Tod des Vaters wirklich verstehen konnte, die keine flüchtige Affäre jemals aus seiner Erinnerung und seiner Sehnsucht verbannen konnte.


    Walther von der Vogelweide ist eine rätselhafte Gestalt, außer seinen Gedichten ist sehr wenig von ihm überliefert, historische Dokumente gibt es praktisch gar nicht. Aus diesem Wenigen, was von ihm noch greifbar ist, spinnt Viola Alvarez eine ungewöhnliche Lebensgeschichte mit liebevoll ausgemalten Details, mit wunderbar charakterisierten Figuren und erfrischend klischeefrei. An passenden Stellen sind Walthers Gedichte eingestreut, im mittelhochdeutschen Original und einer Übertragung.


    Walther ist ein etwas sperriger Held, in der heutigen Zeit würde man ihm womöglich eine autistische Tendenz bescheinigen mit seiner Versunkenheit in sich selbst, seiner Unfähigkeit, die eigenen Gefühle auszudrücken und seiner Abneigung gegen Berührungen, und obwohl er im höfischen Leben im Umgang mit Menschen notgedrungen Übung bekommt, ist er doch am liebsten alleine und lässt das seine Umwelt häufig spüren. Manchmal reagiert er so naiv oder unsensibel, dass es schon fast wehtut, aber vielleicht ist er mir gerade deswegen ans Herz gewachsen.


    Ein wunderbarer, gut recherchierter und origineller historischer Roman, der wieder zeigt, dass Viola Alvarez zu den besten Autorinnen des Genres gehört.


    4ratten + :marypipeshalbeprivatmaus:

    If you don't become the ocean, you'll be seasick every day.

    Leonard Cohen





  • Meine Meinung


    Walther von der Vogelweide ist sicherlich der berühmteste Dichter des Mittelalters, seine Gedichte und Lieder sind auch heute noch bekannt und werden vertont. Ich mag besonders das Palestinalied, was ich in verschiedenen Versionen auf CD habe. Deswegen habe ich sehr gern zu diesem Roman über das Leben Walthers gegriffen.


    Da von seinem Leben nicht viel überliefert ist, ließ sich die Autorin vor allem von den Gedichten und dem einzigen historisch überlieferten Dokument inspirieren und spinnt darum sehr gekonnt ihre Geschichte. In diesem Fall erachte ich es sogar als einen Vorteil, dass nicht viele historische Fakten überliefert sind, denn so gerät das Buch nicht zur reinen Geschichtsstunde, sondern konzentriert sich auf seine Charaktere, was meiner Meinung nach sehr gut gelungen ist. Die Figuren sind alle sehr lebendig gestaltet, wobei das Herzstück natürlich Walther bildet. Seine Unruhe, Rastlosigkeit und seine Unzufriedenheit, ob er nun in seinem Heimatort, in Wien, in Schwaben oder sonst irgendwo in Deutschland war, konnte ich sehr gut nachempfinden. Ich kann mir sehr gut vorstellen, dass Walther wirklich so eine Seele gewesen ist; das ist der Autorin wirklich hervorragend gelungen.


    Der Schreibstil war sehr flüssig, so dass ich sehr schnell in die Geschichte eintauchen konnte. Doch auch wenn ich das Buch sehr gern gelesen habe, konnte es mich nicht restlos begeistern. Woran das gelegen hat, kann ich noch nicht mal genau sagen, es hat einfach das gewisse Etwas gefehlt. Vielleicht liegt es auch daran, dass die Geschichte sehr emotional ist und ich einfach keine große emotionale Leserin bin. Dennoch habe ich einige schöne Lesestunden damit verbracht. Ich würde dieses Buch jedem empfehlen, der gute historische Unterhaltung sucht.


    4ratten

  • Ich hab das Hardcover damals auch bei Jokers gekauft. ^^ Leider scheint es das Buch dort nicht mehr zu geben, hab ich zumindest grad nicht gefunden.

  • Eigentlich sollte man das bei der Menge von Literatur aus Diktaturen, Elendsgebieten u. ä., die ich so lese nicht glauben, aber es passiert tatsächlich selten, daß eine Lektüre mich fertig macht. Allerdings kann ich diese Art von Literatur relativ distanziert lesen, daher ist es kein Problem. So, wie Viola Alvarez hier allerdings den Walther als Charakter angelegt hat, davon mußte ich mich jetzt annähnernd zwei Wochen erholen. Hätte ich vorher auch nur ansatzweise geahnt, was für ein Mensch mir hier begegnen würde – ich hätte es wohlweislich nie gelesen. Dabei hätte ich zwar, wie bei dieser Autorin nicht anders zu erwarten, ein sprachlich wunderbares Werk verpaßt, aber das war in diesem Fall kein Trost. Alles andere, was ich noch über meine Eindrücke und die Wirkung auf mich sagen könnte, gehört allerdings keinesfalls in ein öffentliches Forum, daher wird dies hier alles an Kommentar meinerseits bleiben.

  • Alles andere, was ich noch über meine Eindrücke und die Wirkung auf mich sagen könnte, gehört allerdings keinesfalls in ein öffentliches Forum, daher wird dies hier alles an Kommentar meinerseits bleiben.


    Würdest Du mir per PN mehr mitteilen? Ich habe das Buch ja noch vor mir und kann Deinen Kommentar jetzt gar nicht so richtig einschätzen :winken:

    Rechtsextremismus ist wieder salonfähig gemacht worden, durch CDU/CSU und FDP.


  • Eigentlich sollte man das bei der Menge von Literatur aus Diktaturen, Elendsgebieten u. ä., die ich so lese nicht glauben, aber es passiert tatsächlich selten, daß eine Lektüre mich fertig macht. Allerdings kann ich diese Art von Literatur relativ distanziert lesen, daher ist es kein Problem. So, wie Viola Alvarez hier allerdings den Walther als Charakter angelegt hat, davon mußte ich mich jetzt annähnernd zwei Wochen erholen. Hätte ich vorher auch nur ansatzweise geahnt, was für ein Mensch mir hier begegnen würde – ich hätte es wohlweislich nie gelesen. Dabei hätte ich zwar, wie bei dieser Autorin nicht anders zu erwarten, ein sprachlich wunderbares Werk verpaßt, aber das war in diesem Fall kein Trost. Alles andere, was ich noch über meine Eindrücke und die Wirkung auf mich sagen könnte, gehört allerdings keinesfalls in ein öffentliches Forum, daher wird dies hier alles an Kommentar meinerseits bleiben.


    Bei allen anderen Rezis scheint es sich um ein recht normales Buch zu handeln. Was kann man hier denn nicht aussprechen? Muss man daraus wirklich ein Geheimnis machen? Sind es lediglich persönliche Gründe oder liegen diese Gründe in der Qualität des Buches begründet?


    Gruß, Thomas


  • Bei allen anderen Rezis scheint es sich um ein recht normales Buch zu handeln. Was kann man hier denn nicht aussprechen? Muss man daraus wirklich ein Geheimnis machen? Sind es lediglich persönliche Gründe oder liegen diese Gründe in der Qualität des Buches begründet?


    Wenn es etwas mit dem Buch zu tun hätte, dann könnte ich es formulieren und täte es hier auch. Es sind rein persönliche Gründe, und die haben in einem öffentlichen Forum schlicht gar nichts zu suchen.