Elizabeth Gaskell - North and South

So, ich bin jetzt in Kapitel 19, hänge aber etwas hinterher in der Bearbeitung meiner gelben Zettelchen.

Saltanah
Ist es wichtig, dass einem die Leute sympathisch sind? Ich finde es gerade interessant, wenn die Figuren gute und schlechte Seiten haben – das macht sie realistisch, menschlich und nur so besteht die Möglichkeit, das sie sich auch weiter entwickeln können.

Zitat

Ein anderer Gegensatz ist der zwischen Arbeitern und Kapital, der vermutlich noch weiter ausgearbeitet werden wird.
In diesem Zusammenhang gefallen mir die Schilderungen der gesundheitsschädlichen (gelinde ausgedrückt) Arbeitsbedingungen und des Unwillens der Industriellen, daran etwas zu ändern (so eine Ventilation ist eben teuer und bringt nichts ein ) sehr gut. Da wird billigend in Kauf genommen, dass die Arbeiter jung an Arbeitsschäden sterben.

Darauf bin ich mal gespannt. Ich musste bei diesen Passagen auch durchaus an heute denken. Man liest ja immer wieder von Textilfabriken in Asien, Südamerika, wo die Menschen (meist Frauen und Kinder) auch heute noch unter entwürdigenden und gesundheitsschädigenden Bedingungen arbeiten. In manchen Teilen der Welt läuft das auch heute noch, wie vor 150 Jahren.
Die Frage, was bringt es mir wirtschaftlich, rückt auch immer stärker in den Vordergrund. Der Mensch geht bei dieser Ausschließlichkeit der Betrachtungsweise oft einfach unter.

Sehr schön fand ich, dass Margaret, nach dem sie die Familie Higgins kennen gelernt hat, sich etwas mit Milton versöhnt:
“From that day Milton became a brighter place to her. It was not the long, bleak sunny days of spring, nor yet was it that time was reconciling her to the town of her habitation. It was that in it she had found a human interest.”

Zitat

rich husbands are reckoned prizes

Da musste ich an Jane Austen denken ...

Außerdem gibt es wieder so viele kleine Beobachtungen, bsw. wie Mr. Thornton im 10. Kapitel Margarets Armband beobachtet, als gäbe es nichts Wichtigeres auf der Welt.

Zitat

”And may I say you do not know the North? asked he, with an inexpressible gentleness in his tone ...”

Bei Sätzen, die mit einer inexpressible gentleness gesprochen werden, tendiere ich zum Dahinschmelzen.

Zitat

”Do you think such a life as this is worth caring for?”

Seufz!

Kapitel 12

Zitat

and she walked proudly among women for his sake

Da assoziiere ich irgendwie sofort “and she was blessed among women” ... Wird hier Bezug auf die Bibel genommen?

Liebe Grüße

Kirsten

Zitat von "Solas"

Bei Sätzen, die mit einer inexpressible gentleness gesprochen werden, tendiere ich zum Dahinschmelzen.

Das hast du schön gesagt. Mir geht's genauso. Ebenso bei der Armband-Beobachtung.

Ich werde jetzt mit Kapitel 12 beginnen und bin schon sehr gespannt auf Mrs Thornton. Ich hoffe auf einen verbalen Schlagabtausch. boxen Vor allem, weil Mrs Thornton Mrs Hale von Erzählungen her ja sehr sympathisch zu sein scheint.

Edit: So, inzwischen habe ich Kapitel 16 beendet. Der Inhalt dieses Kapitels war keine große Überraschung, wenn man den Titel betrachtet.
Zeitweise fühlt sich das Buch für mich an wie ein Geschichtsbuch. Ein gutes, natürlich, aber trotzdem... die Gespräche, die sich um die Fabriken und das Verhältnis zwischen Arbeitern und Fabrikbesitzern drehen, lesen sich eher wie ein Essay mit Anführungszeichen.
Andererseits ist das alles sehr interessant, weil diese Thematik ja bei Jane Austen und den Brontës nicht vorkommt - zumindest nicht in den Büchern, die ich bisher gelesen habe.

Ich hätte gerne ein bisschen mehr Margaret Thornton Gespräche!

Hallo,

Ich habe gestern das 11 Kapitel gelesen.
Da ich ja nicht das Buch habe sondern "online" vorm Bildschim lesen muss, was meine Augen garnicht mögen, schaff ich immer nur 2-3 Kapitel am Stück.
Aus diesem Grund lese ich bei zu detailierten Beschreibungen auch gerne schnell drüber weg, weil ich sonst ja nie voran komme.

Dabei entgeht mir aber leider doch immer wieder das Ein oder Andere, wie ich bei Solas Kommentaren sehe. :sauer:

Grundsätzlich bin ich echt verwundert wie relativ leicht das Buch zu lesen ist. Das Englisch ist recht einfach und könnte auch von einem Schriftsteller der heutigen Zeit sein. Etwas schwierig wird es, wenn die Dialekte kommen, wie bei Higgins, aber man gewöhnt sich daran.

Zitat von "Spoiler bis Kapitel 11"

Mich wundert wie versnobt(schreibt man das so? ) Mrs. Hale doch ist.
Sie bildet sich ja viel ein auf ihre Herkunft, obwohl sich ja nun wirklich nicht viel hat und doch froh sein kann wenn ihre Tochter eine gute Partie macht. Auch wenn es mit Thornten ein Mann wäre der aus der unteren Gesellschaftsschicht kommt, wichtig ist doch das er jetzt Geld hat.
Aber wahrscheinlich ist mein Denken zu modern.

Ich mag Thornten, ein armer Junge der früh zum Mann werden musste um Mutter und Schwester durchzubringen und er hat es ja geschafft.
Obwohl was ist mit der Schwester, die ist noch nicht aufgetaucht, oder?

Ich weiß jetzt nicht ob ich gestern irgendwie etwas falsch gelesen habe, war schon spät, aber hat Margaret wirklich die Tochter von Higgins, als sie sie auf der Straße getroffen hat, gleich gefragt ob sie lieber nicht mehr weiterleben möchte? Merkwürdige Frage die man einem Kind, welches man kaum kennt, einfach so auf der Straße stellt.

Mr. Hale mag ich. Ich denke er ist ein Mensch mit gutem nur leider etwas schwachen Charakter.

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Liebe Grüße
Flor

So, inzwischen eskaliert die Situation, aber erst einmal zurück zu meinen Zettelchen.

Kap. 12
Mrs. Hale beobachtet, dass Mrs. Thornton alte Spitze am Kleid trägt und schließt daraus, dass sie besserer Herkunft ist.
"It must have been an heir-loom, and shows that she had ancestors."
-> Bin ich froh, dass ich mir über so was keine Gedanken machen muss.

Es kommt zu weiteren Missverständnissen zwischen Mrs. Thornton und Margaret - dabei sind sich die beiden so ähnlich -, es wird wohl noch ein bisschen dauern, bis die beiden sich näher kommen. Hm, falls es dazu kommt.

Kap. 13
Die Szene im Haus der Arbeiterfamilie Higgins - insbesondere folgende Stellen - haben mich berührt:
"Bessy lay back silent, content to look at Margaret's face and touch her articles of dress, with a childish admiration of their fineness of texture ..."

"I have never seen the sea," murmered Bessy.

"And I think, if this should be th' end of all, and if all I've born for is just to work my heart and life away ..."

Apropos, Margaret und Bessy sind im gleichen Alter, oder? Ich glaube, das stand irgendwo ...

Kap. 14
Meine Neugier hinsichtlich Frederick wird zufrieden gestellt, außerdem kriegt die Mutter ein paar mehr Konturen.

Zitat

Intereressant finde ich die Leidenschaft, mit der Mrs. Hale den gegen ihren Sohn gerichteten Zeitungsartikel zerreißt, ja sogar mit den Zähnen zerfetzt.
Bei folgendem Satz "I am prouder of Frederick standing up against injustice, than if he had been simply a good officer ..." musste ich an den Vater denken. Eine Familie mit Prinzipien.
Und auch hier gibt es wieder diese kurzen Sätze und kleinen Gesten, die so viel über die Gefühle der jeweiligen Person aussagen:
"He was my first baby, Margaret ..." und
"She took her hand out of Margaret's with a little impatient movement, as if she would fain be left alone with the recollection of her son ..."

Liebe Grüße

Kirsten

Zitat von "Solas"

Apropos, Margaret und Bessy sind im gleichen Alter, oder? Ich glaube, das stand irgendwo ...

Beide 19, soweit ich mich erinnern kann.

Peinlich, peinlich ich dachte Bessy wäre ein Kind, da habe ich ja wohl bös etwas überlesen.
Aber ich habe gerade noch mal gesucht und habe so schnell die Stelle mit ihrem Alter nicht gefunden. Es wird immer nur "girl" gesagt.
Aber wenn alle anderen es gelesen haben

LG
Flor

Flor
Na, mach dir mal keine Sorgen. Zum einen lässt die Beschreibung Bessy teilweise sehr jung erscheinen - das steigert unser Mitleid -, zum anderen kann man auch mal was überlesen.

Liebe Grüße

Kirsten
Großmeisterin des Überlesens

P.S. Ich überlege, ob ich mir die Dialektstellen mal laut vorlese - allerdings nicht im Zug, das wäre zu peinlich.

Edit: Bin ich von allen guten Geistern verlassen? 19 ist jung. Die arme Bessy!

Stimmt - mit 19 schon dem Ende seines Lebens entgegenzusehen, ist wirklich traurig. Und das nur, weil sich keiner einen ordentlichen Ventilator zulegen will!

Mir ist aufgefallen, dass ich viel lieber über die Familie Thornton lese als über die Hales. Ich finde da die Konflikte viel interessanter - Thorntons Verantwortung als Fabrikbesitzer, die Schwester, die mir total unsympathisch ist und die Mutter... denen könnte ich den ganzen Tag beim Streiten zuhören (bzw. davon lesen ).

Ich war auch schilmm und hab auf der BBC Seite einige Ausschnitte vom Film angesehen. Die DVD ist schon bestellt.

Hallo!

Nimue, das ist aber schade. :sauer: Eigentlich hatte ich ja auch vor gehabt, mir sehr viel Zeit zu lassen, aber dafür ist das Buch einfach zu gut.

Zitat von "nimue"

P.S: Wendy: Bitte schreibe dann unbedingt in dem ersten N&S Thread, wie Dir die Verfilmung gefallen hat, ja?

Das mache ich natürlich - allerdings dauert's noch, bis die DVD mal weggeschickt wird. Sobald sie da ist, wird sie aber angesehen!

Ich habe gerade Kapitel 21 beendet, das mir wieder sehr gut gefallen hat.

Zitat von "Spoiler Kapitel 21"

Jetzt weiß Mr Hale auch endlich über die Krankheit seiner Frau Bescheid. Und dieser Streik scheint nun zu eskalieren. Ich muss auch gleich weiterlesen, weil dieses Kapitel ja fast mit einem Cliffhanger aufgehört hat.
Außerdem muss Margaret Mrs Thornton nun um ihr Wasserbett bitten, und ich kann mir nur allzu gut vorstellen, dass diese ihr nicht gerne einen Gefallen tut. Ich sehe da schon Mr Thornton einspringen.

Zitat von "nimue"

ich tue jetzt auch mal wieder was, das ich mir selbst verboten habe: Ich melde mich von der Leserunde ab.

Hi!

[Schadenfreude]Siehste - hättste mal auf mich gewartet! [/Schadenfreude]

Ne, im Ernst: Mir sind (auch im Klassikerforum) diese so auf die Schnelle angerissenen Leserunden immer ein bisschen suspekt. Selbst eine Profi-Leserunden-Teilnehmerin wie Du überschätzt da im Eifer des Gefechts und im Enthusiasmus rasch die eigenen Kapazitäten. Na ja, wenn Du Geduld hast bis in die zweite Jahreshälfte zu warten - vielleicht habe ich mir bis dann das Buch besorgt ...

Grüsse

Sandhofer

Zitat

Stimmt - mit 19 schon dem Ende seines Lebens entgegenzusehen, ist wirklich traurig. Und das nur, weil sich keiner einen ordentlichen Ventilator zulegen will!

Und heute sterben Menschen in irgendwelchen Textil- oder Feuerwerksfabriken, weil sich keiner um ihre Sicherheit sorgt ... Auch von dieser Seite betrachtet ein durchaus aktuelles Buch.

Zitat

Mir ist aufgefallen, dass ich viel lieber über die Familie Thornton lese als über die Hales. Ich finde da die Konflikte viel interessanter - Thorntons Verantwortung als Fabrikbesitzer, die Schwester, die mir total unsympathisch ist und die Mutter... denen könnte ich den ganzen Tag beim Streiten zuhören (bzw. davon lesen).

Geht mir irgendwie ähnlich. Vielleicht ist das so, weil mir ihre Konflikte von Thematik und Milieu her (nein, ich bin keine Fabrikbesitzerin, aber meine Großeltern haben in einer gearbeitet) näher sind, als die der doch etwas "abgehobenen" Familie Hale?

Zitat

Ich war auch schilmm und hab auf der BBC Seite einige Ausschnitte vom Film angesehen. Die DVD ist schon bestellt.

Da gibt es eine Stimme in meinem Kopf, die dauernd sagt: Kaufen, kaufen, kaufen ...

Jetzt mal wieder zu meinen gelben Zetteln:

Zitat

15. Kapitel

Hier wird die Sauberkeit in der Wohnung der Familie Thornton sehr schön mit dem Dreck draußen kontrastiert. Meine Güte, muss das schmutzig gewesen sein.

"But, surely, if the mind is too long directed to one object only, it will get stiff and rigid, and unable to take in many interests ...", sagt Margaret an einer Stelle, was mir gefallen hat. Ich beschäftige mich auch gerne mit mehr als nur einer Sache.

Die "politischen" Diskussionen zwischen Mr. Thornton und Margaret verfolge ich auch ganz gerne. Die Frage, inwieweit die Arbeiter das Recht haben, über die Hintergründe von Entscheidungen informiert zu werden, die ihr Leben betreffen, ist ja auch heute aktuell. Margaret sagt dazu "human right", Mr. Thornton sieht es etwas anders.

Zitat

19. Kapitel

Da gibt es diese traurige Szene mit dem Arbeiter Boucher, der sich um seine Familie sorgt:
"and there's our lile Jack lying a-bed, too weak to cry ..."

Zitat

20. Kapitel

Na, und neben dem Erzählstrang Arbeiter und Streik gibt es natürlich auch noch die romantische Annäherung (?) zwischen Mr. Thornton und Margaret, und da gibt es einfach wunderbare Szenen. Hier einmal zwei meiner Lieblingsstellen (ist doch irgendwie wie im wahren Leben )

"He knew it was the first time their hands had met, though she was perfectly unconscious of the fact."

"Only, he knew what she was doing - or not doing - better than he knew the movements of any one else in the room."

Ach ja, Kapitel 21, insbesondere das Ende, ist wirklich spannend und atmosphärisch toll beschrieben, da musste ich gleich weiter lesen.

Liebe Grüße

Kirsten

Wow, was für ein Kapitel, kann ich nur sagen. Jetzt geht es ja richtig rund!

Zitat von "Spoiler Kapitel 22"

Die wilde Menge, die gestreikt hat, ist doch tatsächlich zu Mr Thorntons Haus vorgedrungen und Margaret hat ihn beschützt und ist deshalb verletzt worden.
Und ihm ist endlich klar geworden, dass er sie liebt. Wie Fanny allerdings über Margaret und ihre Heiratssaussichten mit Mr Thornton geredet hat, war alles andere als nett. Das erinnert mich an Pride & Prejudice - ich freue mich schon auf das Ende, wenn die beiden hoffentlich heiraten. Dann haben Fanny und Mrs Thornton Pech gehabt!

Das war auf jeden Fall eine Szene, auf die ich mich im Film schon sehr freue.

Und weiter geht's.

Hihi :

Zitat von "Spoiler Kapitel 24"

Na, mit dieser Liebeserklärung war ja schon zu rechnen. Hat mich sehr an Pride and Prejudice erinnert - er schüttet sein Herz vor ihr aus und sie lehnt ihn kalt ab. Allerdings haben Lizzy und Darcy das ganze etwas eloquenter gemacht als Margaret und Mr Thornton.

Trotzdem bin ich gespannt, wie, wann und warum die beiden endlich zusammenkommen, und ob überhaupt.
Das Kapitel, mit dem ich jetzt anfange, heißt "Frederick" - also kriegen wir den verschollenen Bruder auch endlich zu sehen. Ich hoffe, er kommt noch rechtzeitig, bevor Mrs Hales Gesundheit komplett schwindet. :sauer: Ich bin übrigens auch sicher, dass die im Buch noch stirbt, und fürchte mich jetzt schon davor. Sowas macht mich immer so traurig!

Also, spannend wie eh und jeh, wenn mir auch die Ähnlichkeit zu Stolz und Vorurteil in diesem Kapitel eher negativ aufgefallen ist.

Tja... es dauert wohl noch, bis mein Verdacht (bzw. meine Erwartung) sich bestätigt. Im Moment geht mir die Geschichte etwas langsam voran.

Zitat von "Spoiler Kapitel 26"

Margarets Mutter ist immer noch kränklich, sehnt sich nach Frederick, dem nun endlich ein Brief geschrieben wurde.
Wobei ich auch nicht ganz verstehe, wie sie sicher sein können, dass ihn dieser erreicht. Er reist doch ständig herum oder?
Mr Thornton tut mir wirklich leid. :sauer: Er war ja richtig fertig nachdem Margaret ihn abgewiesen hat. Und seine Mutter, die mir immer unsympathischer wird, hasst Margaret nun völlig. Ich bin gespannt, ob sich dieser Hass irgendwie äußern wird. Ich traue es ihr jedenfalls zu.

Na, was ist mit euch anderen? Wo seid ihr gerade?