Richard Katz - Gruß aus der Hängematte

  • Hallo zusammen!


    Die Autobiografie eines erfolgreichen Einzelgängers und Aussenseiters - so könnte man dieses Buch nennen. Katz war Zeit-, Orts-, Sprach- und Glaubensgenosse von Kafka, sprich: ein Deutschprager Jude, aufgewachsen um die letzte Jahrhundertwende. Doch Katz verlässt Prag, tritt zum Berliner Ullstein-Verlag über und macht dort in der Zeitschriftenabteilung Karriere. Er steigt ins Direktoriat auf - und er steigt aus. Auf Kosten des Verlags macht er eine Weltreise. Die Bücher, die er darüber schreibt, werden zu Bestsellern. Katz ist wohl der deutschsprachige Reiseschriftsteller zwischen den beiden Weltkriegen.


    Die Machtergreifung der Nationalsozialisten beendet diese Karriere. Katz emigriert, zuerst in die Schweiz, ins Tessin, wo er oberhalb Locarno seit einiger Zeit schon ein Ferienhaus hat. Doch seines Bleibens ist hier auch nicht; er verlässt Europa in Richtung Brasilien. Ähnlich wie Stefan Zweig vermag er sich bei aller Liebe zu diesem Land dort nicht wirklich zu assimilieren. Obwohl in der Zwischenzeit Brasilianer geworden, kehrt er in den Fünfziger Jahren ins Tessin zurück.


    Gruß aus der Hängematte ist Katz' Autobiografie. Geschrieben, sagt er, in der Hängematte, die er in Brasilien lieben gelernt hat. So, eher sanft und nur locker durch die chronologische Abfolge geordnet, erzählt er dann auch sein Leben. Wie für Katz typisch spielt er die herben und schweren Erfahrungen in seiner Autobiografie herunter. Es ist mehr eine Anreihung von für sein Leben wegweisend gewordenen kleinen Erlebnissen. Stilistisch brilliant - ich halte Katz für einen der grossen Stilistiker des 20. Jahrhunderts.


    Grüsse


    Sandhofer

    Wo nehme ich nur all die Zeit her, so viel nicht zu lesen. (Karl Kraus)