Thomas Hardy - Tess

Saltanah

Zitat von "Spoiler bis zum Ende"

Du hast Recht, Alec hat bekommen, was er verdiente. Und Angel hat nicht bekommen, was er nicht verdiente, nämlich Tess. Streckenweise war mir Alec sogar lieber als Angel, weil er zumindest seine Empfindungen heraus gelassen hat und Tess bei ihm wusste, woran sie war, während Angel sie nur hingehalten hat. Letzten Endes waren sie alle Verlierer. Selbst wenn es nur ein Buch ist, ärgert mich Tess' Passivität, auch wenn ich die Beweggründe für ihr Zögern gut verstehen kann. Am liebsten hätte ich ihr hin und wieder einen Stoß gegeben, damit sie zur Besinnung kommt.

Ich hätte auch Lust auf ein weiteres Buch von Thomas Hardy. Wenn es zeitlich bei mir passt, bin ich mit von der Partie.

Liebe Grüße

Doris

Ich bin jetzt im Kapitel 37 angekommen, aber mich hat die Lust auf das Buch total verlassen. Zum einen, weil jetzt plötzlich die Geschichte von "Jude the Obscure" anfängt, sich hier zu wiederholen, nur mit vertauschten Rollen.

Zitat von "Spoiler"

Damit meine ich zB, dass Angel jetzt meint, Alec sei Tess' Ehemann, weil die beiden ja miteinander geschlafen haben und das zähle mehr als eine bloße Hochzeit. Genau sowas gab's auch bei Jude - ich nehme also an, dass das einfach Thomas Hardys Meinung ist oder, dass er gerne auf diesem Punkt rumreitet.

Jedenfalls bin ich derzeit gar nicht für sowas in Stimmung. Tess wird wohl ein Weilchen ruhen müssen, bis ich es auch fertig lesen kann. :sauer: Dabei hat mir der Anfang so gut gefallen.

Zitat von "tina"

Jude the Obscure habe ich noch nicht gelesen. Hat Dir das besser gefallen?

Na ja, Jude war einfach ein total deprimierendes Buch, aber weil's mein erster Hardy war, war es schon sehr interessant. Nur wenn sich jetzt alles wiederholt, bloß mit anderen Charakteren, muss ich erst ein bisschen warten, bis ich wieder Lust darauf habe.

Hallo allerseits

Ich habe mit Interesse im Nachhinein Eure Diskussion zu dieser Runde verfolgt.

Eines meiner absoluten Lieblingsbücher - "Owen Meany" von John Irving widmet diesem Buch viele Seiten. Es geht dabei um den Freund von Owen, der im letzten Drittel des Buchs etwa nach Kanada zieht und an einem Mädchenlyzeum oder so etwas unterrichtet. Die Girlies sind um die 16 Jahre alt, wenn ich es richtig in Erinnerung habe.
In der Klasse jedenfalls war "Tess" Pflichtlektüre und besagter Lehrer war eigentlich dagegen. Er war der Meinung die Mädchen könnten das Werk aufgrund ihrer Jugend nicht begreifen, die ganze Tragweite des Geschehens nicht nachvollziehen ....
Da sich wirklich viele Gedanken um Tess drehen und ich jetzt durch Eure Diskussion etwas mehr im Bilde bin, werde ich beim nächsten "Owen-Meany-Lesen" die entsprechenden Stellen besser verstehen.

Vielleicht lese ich ja Tess auch selbst noch ...

Daniela

Heute Abend kommt um 20.40 Uhr "Tess" auf Arte. Weratundrina hat es zwar bei "Literatur im Fernsehen" schon gepostet, aber vielleicht gibt es jemanden wie mich, der dort kaum reinschaut und über den Leserunden-Thread doch noch darauf aufmerksam wird.

Liebe Grüße
Doris

Hallo!

Ich habe das Buch nicht gelesen, mir aber gestern den Film angesehen (das tue ich zwar normalerweise nicht (Film vor Buch), aber gestern hatte ich Zeit und Lust).

Mir hat der Film sehr, sehr gut gefallen, angefangen von den Darstellern bis hin zu den Stimmungen und Bildern, bis hin zu dieser traurigen, berührenden Geschichte.

@alle, die sowohl Film als auch Buch kennen: wie detailgenau hält sich der Film an das Buch? Wurde viel gestrichen (der Film ist ja immens lang). Ich habe jetzt im Nachhinein eure Beiträge zum Buch gelesen und habe auch wirklich Lust bekommen, es einmal zu lesen.

@ creative
Ich habe den Film aufgenommen und werde ihn mir ansehen, sobald ich Zeit (und Lust) habe. Das wird sich allerdings über mindestens zwei Abende erstrecken, denn drei Stunden sind einfach zu lange für meine schwach ausgeprägte Fernseh-Ausdauer. Danach kann ich Dir sagen, wie weit sich der Film an die Romanvorlage hält.

Liebe Grüße
Doris

Zitat von "creative"

@alle, die sowohl Film als auch Buch kennen: wie detailgenau hält sich der Film an das Buch? Wurde viel gestrichen (der Film ist ja immens lang). Ich habe jetzt im Nachhinein eure Beiträge zum Buch gelesen und habe auch wirklich Lust bekommen, es einmal zu lesen.

Ich habe mir den Film inzwischen angesehen. Es hat vier Abende gedauert, was ein Indiz dafür ist, dass er mir nicht so gut gefallen hat. Normalerweise hätte ich den Film nach einiger Zeit abgeschaltet - was vielleicht auch daran liegt, dass das Fernsehen nicht unbedingt mein Medium ist - aber ich wollte den Vergleich zum Buch ziehen können.

Der Film hält sich vom Ablauf her sehr genau an die Romanvorlage. Die Schauspieler dagegen waren weniger gut wiedergegeben, vor allem Tess, die von Nastassia Kinski gespielt wurde. Sie kam mir so ausdrucks- und teilnahmslos vor, wie es schlimmer nicht mehr geht. Der ständig gleich bleibende, maskenhafte Gesichtsausdruck brachte so gut wie keine Empfindungen rüber. Dagegen konnte man mit der Tess im Roman richtig mitfiebern, sich freuen und leiden mit ihr. Ich finde generell, dass Gefühle in Büchern besser beschrieben werden können, aber im Fall von Tess ist die Diskrepanz wirklich auffallend groß. War nicht Polanski der Regisseur von Tess? Dann kann ich verstehen, warum Kinski die Rolle der Tess bekam. Wenn ich mich richtig erinnere, wurde den beiden zur damaligen Zeit doch ein Techtelmechtel nachgesagt?

Angel gefiel mir gut, zuerst in seiner Rolle als Verliebter, dann abweisend und schließlich als bekehrter Ehemann. Alec war auch einigermaßen glaubwürdig. Gut getroffen fand ich Tess' Vater mit seiner Trunksucht, während die Mutter im Buch weniger positiv erschien als im Film.

Auffallend war, dass sehr wenig Musik als Untermalung angewandt wurde. Damit hätte man die jeweilige Stimmung noch besser in Szene setzen können. Wie viele von den Szenen gestrichen wurde, kann ich Dir nicht so genau sagen, aber ich hatte den Eindruck, dass alle wichtigen Ereignisse auch im Film vorkamen.

Liebe Grüße
Doris

Liebe Doris,

vielen Dank für diese ausführliche Schilderung!

Ich habe wiederum den Fehler gemacht, den Film anzuschauen, ohne das Buch gelesen zu haben. Aber an besagtem Abend "passte" es einfach und ich bin ziemlich gebannt bis zum Schluss vorm Fernseher sitzengeblieben.

Aber deine Eindrücke und auch Kritikpunkte sind sehr gut nachvollziehbar und einleuchtend.

Allerdings wird es mir wohl nicht gelingen, das Buch zu lesen, ohne Nastasja Kinski vor Augen zu haben :smile:

@ creative
Das muss doch kein Fehler sein! Mich darfst Du nicht als Maßstab nehmen, wenn es um Fernsehen geht, und schon gar nicht bei Liebesgeschichten. Es ist eben meine subjektive Meinung. Wahrscheinlich gefällt Dir das Buch noch besser.

Wenn Du magst, könntest Du Deine Eindrücke hier posten, wenn Du es gelesen hast, das würde mich interessieren.

Liebe Grüße
Doris