>Speziallesetag zum "Tag der verbrannten Bücher&quot

Es gibt 68 Antworten in diesem Thema, welches 17.386 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Miramis.

  • Am 10. Mai 1933 begannen die Nazis, Bücher unliebsamer AutorInnen zu verbrennen. Zum Gedenken an diese Schandtat haben wir beschlossen, an diesem Tag Bücher zu lesen, die den Nazis missliebig waren und über sie berichten.
    Hier findet ihr eine Liste der SchriftstellerInnen, deren Bücher die Nazis verbrannt haben.
    Damit wir nicht so in Zeitdruck geraten haben wir beschlossen, hier auch nach dem 10. Mai weiterzuschreiben, bis wir unsere Bücher durch haben.


    Euch allen viel Spaß und ausreichend Lesezeit!

    Wir sind irre, also lesen wir!

    Einmal editiert, zuletzt von ()

  • Hallo Ihr Lieben,


    Saltannah war einen Tick schneller als ich mit der Eröffnung des Threads. Aber da ich den Text schon geschrieben hatte, füge ich ihn jetzt einfach mal an:


    Heute vor 73 Jahren haben die Nationalsozialisten Bücher von ihnen unliebsamen Autoren verbrannt. Wir wollen daran erinnern, in dem wir eine "Lesenacht mit offenem Ende" machen, in der wir Bücher lesen, die damals verbrannt wurden. Der heutige Tag ist übrigens auch der Tag der Pressefreiheit.


    Bitte stellt Euer Buch doch kurz vor. Vielleicht wißt Ihr auch etwas über den Autor oder darüber, warum ausgerechnet dieses Buch bzw. die Werke dieses Autors verbrannt wurden.


    Da ein Tag - noch dazu ein Wochentag, an dem die meisten von uns arbeiten müssen - viel zu kurz ist, um sich ausgiebig mit dem ausgewählten Buch zu beschäftigen, haben wir beschlossen, den Thread so lange weiterzuführen, bis auch der/die Letzte sein/ihr Buch ausgelesen und abschließend kommentiert hat.


    Ich wünsche uns aufschlußreiche Lektüre und anregende Diskussionen.


    Rio

  • Ach ja, mein Buch sollte ich auch noch kurz vorstellen :breitgrins:


    Deutschland - Ein Wintermärchen von Heinrich Heine


    Klappentext:
    Heinrich Heine fand die ersehnte politische Freiheit nur im Exil, in Frankreich. Er liebte seine zweite Heimat; aber das Heimweh nach Deutschland hat ihn nie verlassen.Um so tiefer haßte er die Verderber seines Vaterlandes: die blaublütigen Herrscher und die servilen Bürger.
    "Deutschland - Ein Wintermärchen" schrieb Heine 1844 in Paris. In jener Zeit stand die politische Lyrik in Blüte. Eine Anzahl meist junger Poeten schrieb flammende Gedichte über deutsche Einheit und Freiheit. Heines Gedicht muß jedoch als eine entschiedene Abgrenzung gegen die liberale Opposition aufgefaßt werden, als eine Darstellung der Situation und Perspektive Deutschlands vom Standpunkt einer sozialen Volksrevolution. Es handelt sich für ihn nicht um Pressefreiheit und Konstitution, sondern um "das materielle" Wohlsein des Volkes". Der Plauderton der Reisebeschreibung, der politische Wortwitz, die parodierte liberale Rhetorik, die Alltagssprache fügt sich unter Heines Meisterhand ebenso mühelos in die simple Strophe wie die balladeske Erzählung und die Hymne.


    LG; Rio

  • Ein Buch zu wählen fiel mir gar nicht leicht. In einem 4-stelligen SUB gibt es natürlich einige Bucher, die sich auf der Liste befinden, ganz zu Schweigen von allen gelesenen, die man auch mal wieder zur Hand nehmen könnte.
    Schließlich entschieden habe ich mich für
    Stefan Zweig: Phantastische Nacht,
    einem Band mit 6 Erzählungen, von denen die meisten in den Zehner- und Zwanzigerjahren entstanden sind.


    Kaufen* bei

    Amazon
    Bücher.de
    Buch24.de

    * Werbe/Affiliate-Links


    Klappentext:
    Die Erzählungen Stefan Zweigs sind von äußerster Intensität in Ton und Inhalt. "Rätselhafte psychologische Dinge", so bekennt der Autor einmal selbst, "haben über mich eine geradezu beunruhigende Macht. Es reizt mich bis ins Blut, Zusammenhänge aufzuspüren, und sonderbare Menschen können mich durch ihre bloße Gegenwart zu einer Leidenschaft des Erkennenwollens entzünden."


    Die in diesem Band vereinten Erzählungen bleiben dem Leser unvergesslich in ihrer Schilderung seltsamer Schicksale. Sie entstanden aus dieser immer bereiten Neugier des Geistes, die Stefan Zweig unablässig lockte, die Grenzen zu überschreiten und das Leben in seinen unendlichen Verwandlungen zu erforschen.


    Tut mir leid, dass ich dir zuvorgekommen bin, Rio.

    Wir sind irre, also lesen wir!

    Einmal editiert, zuletzt von Saltanah ()

  • Ich habe mich für Arthur Schnitzler's Traumnovelle entschieden, mit der ich gleich im Bett anfangen werde. :leserin:
    Im Moment kann ich euch leider nur den Klappentext bieten, werde aber schauen, ob ich nicht noch weitere Informationen über Autor und genauen Grund der Verbrennung finde.


    Klappentext
    Spätestens seit der Verfilmung durch Stanley Kubrick mit Tom Cruise und Nicole Kidman in den Hauptrollen erfreut sich die "Traumnovelle" um die Nöte des einander entfremdeten Ehepaars Fridolin und Albertine wieder größter Beliebtheit.
    Den Band ergänzt die kurze Erzählung "Die Braut" über eine "aufrichtige Dirne" und ihre Geschichte.
    Beide Texte gehen von Maskenbällen aus und problematisieren von diesem Ausgangspunkt aus die Möglichkeiten von Individualität.

  • So, die erste, sehr kurze Erzählung habe ich gelesen.


    Die Sommernovelette erzählt die Geschichte eines älteren Mannes, Kunstliebhaber und Weltenbummler von "Beruf", der eines Sommers in einem halbverlassenen Hotel am Comer See als Zeitvertreib anonyme Liebesbriefe an ein junges Mädchen schreibt, und sich an ihrer Verwirrung ergötzt.
    Eine stilistisch brilliante Erzählung, die mich mit ihrem Inhalt anfangs etwas abgestoßen, deren Ende (das ich natürlich nicht preisgebe) mich allerdings wieder versöhnt hat. Was aber vor allem zurückbleibt, ist eine verzauberte und verzaubernde Atmosphäre, die mich viel von den anderen Erzählungen erhoffen lässt.


    Jetzt werde ich mich allerdings ins Bett begeben und dort eventuell noch ein paar Seiten lesen. Hoffentlich bekomme ich mehr Schlaf als in der letzten Nacht, die ich vor der Kloschüssel kniend verbracht habe. :sauer: Das hat immerhin den Vorteil, dass ich morgen nicht zur Arbeit "darf" (Ansteckungsgefahr!) und daher den ganzen Tag lesen kann.


    Gute Nacht!

    Wir sind irre, also lesen wir!

  • Guten Morgen,


    hier also meine Buchwahl aufgrund des heutigen historischen Datums: Fabian von Erich Kästner.
    Klappentext:
    Berlin zu Beginn der 30er Jahre: Jakob Fabian, arbeitsloser Germanist, durchstreift seine Stadt und studiert das Leben: möblierte Zimmer, Bars, gewisse Damen und dazugehörige Etablissements, die Liebe und die Verlogenheit der Menschen...
    Eine brillante und provokante Großstadtsatire.


    Liebe Grüße
    dubh

    Liebe Grüße

    Tabea

  • Ich habe mir Klaus Mann - Der Vulkan ausgesucht. Klaus Mann war einer der Söhne Thomas Manns und Emigrierte 1933 aus Protest an den Nazionalsozialisten nach Paris. Im Gegensatz zu seinem Vater der erst spät eine Meinung äußerte war er von Anfang an öffentlich gegen das Regime was sich auch in seinen Romanen Niederschlägt. Im Exil versucht er eine Antifaschistische Front aufzubauen um die Nazionalsozialisten zu bekämpfen. 1934 wird ihm die Deutsche Staatsbürgerschaft aberkannt.
    1949 begeht er einen seiner zahlreichen Selbstmordversuche der diesmal gelingt er stirbt er an einer Überdosis Schlaftabletten.
    Der Vulkan ist 1933 zwar noch nicht erschienen aber ich denke mir dass das Regime dieses Buch erst recht verbrannt hätte...


    Über das Buch:
    Klaus Manns Exilroman ist wohl sein reifstes belletristisches Werk. Seine Beschreibung des Lebens der Exilanten in Paris oder in den Vereinigten Staaten wurde von vielen als beispielhaft empfunden, und ist auch literarisch aufgrund seiner Komposition, etwa der Verwendung von Traumelementen in der Erzählung bemerkenswert. Mann verarbeitet im ersten Teil wohl überwiegend eigene Erfahrungen des Exils, thematisiert Homosexualität, Drogensucht, Finanznöte; im zweiten Teil spiegelt sich vor allem die politische Kärrnerarbeit wider, wie sie etwa seine Schwester Erika im amerikanischen Exil leistete.

  • Ich werde mir heute abend einiges von Tucholsky vornehmen, habe mich aber noch nicht für ein bestimmtes Werk entschieden.


    Ein Tipp für diejenigen, die keine "undeutschen" Autoren in ihrem Regal stehen haben, aber trotzdem teilnehmen möchten: Beim Projekt Gutenberg gibt es Texte von einigen der betroffenen Autoren zu finden.

    Viele Grüße aus dem Zwielicht<br />[size=9px]Rihla.info | blooks - Rezensionen und mehr<br />[b][url=http://www.librarythi

  • Jetzt habe ich die 2. Erzählung Die Gouvernante gelesen.
    Auch sie ist stilistisch ein Genuss. Aber auch inhaltlich bietet sie mir mehr als die vorige Geschichte. 2 behütet aufwachsene Mädchen (12 und 13 Jahre alt) aus gutbürgerlichem Elternhaus zu Anfang des letzten Jahrhunderts beginnen, erwachsen zu werden, als sie dem Geheimnis ihrer Gouvernante auf die Spur kommen. Plötzlich werden sie mit der Verlogenheit der Erwachsenenwelt konfrontiert, vor der sie bisher "geschützt" wurden. Besonders eindringlich ist die Geheimnistuerei der Eltern - den Mädchen wird nichts gesagt, nichts erklärt, alles müssen sie sich selbst aus Andeutungen oder erlauschten Gesprächsfetzen zusammenreimen, und selbstverständlich ist es völlig undenkbar, mit irgendjemandem darüber zu reden. So wird das Erwachsenwerden zu einem Alptraum.
    ...ein jähes Grauen schüttelt sie, eine Angst vor alledem, was nun kommen wird aus dieser unbekannten Welt, in die sie heute den ersten erschreckten Blick getan haben. Angst haben sie vor dem Leben, das dunkel und drohend vor ihnen steht, wie ein finsterer Wald, den sie durchschreiten müssen.

    Wir sind irre, also lesen wir!

  • Bisher bin ich beim ersten Kapitel des Buches. Aber schon jetzt bekommt man einen guten Eindruck über die Gründe des Exils von vielen Jungen Leuten 1933. Und auch wie die Stimmung zur damaligen Zeit war. Wie fühlte man sich als Deutscher im Ausland? Vorallem wenn man mit den Nazionalsozialisten in denselben Topf geworfen wurde obwohl man doch genau deshalb das Land verlassen hatte.
    Ich werd dann heute Abend wieder was dazu schreiben da ich heute Nachmittag erstmal nicht da bin. Bin schonmal gespannt auf die Bücher der andren. :winken:

  • Ich habe mir "Baal" von Bertolt Brecht vorgenommen. Da es aus der Sammlung "Sämtliche Stücke in einem Band" stammt, gibt es dafür keinen Klappentext. Ich habe gestern schon ein wenig darin gelesen und kann bisher berichten, dass es sich bei Baal um einen egoistischen Möchtegern-Dichter handelt, der zahlreiche Frauengeschichten hat und gleich zu Beginn die 17-jährige Freundin seines Bekannten verführt, anschließend abserviert und ungerührt zur Kenntnis nimmt, dass sich das Mädchen deswegen das Leben nimmt. Gleich darauf holt er sich eine Frau von der Straße in sein Bett.


    Dies ist das erste Theaterstück von Brecht, das er im Alter von 20 Jahren schrieb. Da sich nicht nur die Obrigkeit an dem Inhalt stieß, wurde es mehrfach umgeschrieben. Welche Fassung ich vor mir liegen habe, konnte ich leider noch nicht feststellen.


    Es ist übrigens eine gute Idee, dass wir die Bücher in aller Ruhe fertig lesen können. Ich habe mir Baal in erster Linie deshalb vorgenommen, weil es eines der kürzeren Stücke ist. Hätte ich eher mitbekommen, dass wir das Ende dieser Leserunde offen lassen :redface: , hätte ich mir wahrscheinlich etwas anderes von Brecht vorgenommen.

  • Hallo zusammen,


    viele Grüße aus der Mittagspause. Ich habe mit Jaroslav Haseks Werk "Die Abenteuer des braven Soldaten Schwejk" begonnen, das auch auf der Liste der verbrannten Bücher steht. Hier kurz ein paar Infos:


    Der brave Soldat Schwejk ist der Titel eines antimilitaristisch-satirischen Romans von Jaroslav Hašek. Schwejk (tschechisch: Švejk) ist der Name der Hauptfigur, eines Soldaten im Ersten Weltkrieg, der sich mit Chuzpe vor der Armee drückt.


    Schwejk ist eine literarische Satirefigur, die einen typischen Prager Identifikationscharakter darstellt, die sich mit List und Witz durchs Leben schlägt. Dabei ist er nicht immer ganz moralisch. Sein Name wird noch heute als Sinnbild für einen urtümlichen Pazifismus verwendet, denn er hat sich Jahre vor dem Ersten Weltkrieg vom Kriegsdienst befreien lassen. Er tat das, indem er sich von der militärischen Ärztekommission ein Leiden an Idiotismus bescheinigen ließ.


    Die Erzählung ist sehr humorvoll und ich mußte auch schon einige Male lauthals loslachen, was mir verwunderte Blicke der Kollegen einbrachte... :smile:


    Ich hab mir auch kurz überlegt, ob ich zu solch einem ernsten Anlass ein "witziges" Buch lesen soll, aber da die Nazis dieses Buch so ernst nahmen, dass sie es verbrannten, wird wohl auch eine für diesen Tag passende Botschaft drinstecken...


    Heute abend lese ich weiter und freu mich schon auf den Gedankenaustausch mit Euch.


    Saltanah: gute Besserung!


    Viele Grüße
    Miramis

    :lesen: Kai Meyer - Die Bibliothek im Nebel

  • Auch die dritte Erzählung Die spät bezahlte Schuld war schön zu lesen.
    Eine Frau mittlerer Jahre schreibt einen Brief an eine Jugendfreundin, in dem sie erzählt, wie sie sich nach einer längeren Periode großen Stresses zwecks Erholung in einem Tiroler Dorfgasthof einquartiert. Ihr Mann meinte ja, ein Sanatoriumsaufenthalt wäre besser, aber ich wollte nichts als mit mir allein sein, vierzehn Tage mit Büchern, mit Spazierengehen, Träumereien und langem ungestörten Schlaf, vierzehn Tage ohne Telephon und ihne Radio, vierzehn Tage Schweigen, vierzehn Tage ungestörtes eigenes Ich, wenn ich so sagen darf.
    Schön, wie Zweig beschreibt, wie wichtig (und schwierig) es für eine verheiratete Frau ist, einmal für sich zu sein, ohne sich um Haushalt, Kinder und kranke Enkelkinder zu kümmern und ohne die Repräsentationspflichten die das Chefarztgattinnendasein mit sich bringt.
    Im weiteren Verlauf der Geschichte trifft sie im Gasthof ein altes Wrack von einem Mann, der sich als der große Schwarm ihrer Jugend herausstellt. Damals war er Schauspieler im Theater ihrer Heimatstadt, jetzt wohnt er nach einem Schlaganfall im Armenhaus seines Heimatdorfes. Es ist also wirklich nichts Neues, dass junge Mädchen von schönen Schauspielern schwärmen :zwinker: .
    Eine weitere gut geschriebene Geschichte, aber irgendwie fehlt mir da etwas. Ich werde sie wohl ebenso schnell vergessen, wie ich sie gelesen habe.


    Miramis:
    Danke, es geht mir schon viel besser.
    Ich werde jetzt erst mal einen Spaziergang in diesem wunderschönen Frühlingswetter machen. Die Kirschen stehen in voller Blüte, der spitzahorn ebenso, mit jedem Tag ist es draußen grüner, die Sonne scheint, es sind angenehme 20 Grad, da muss ich einfach ein bisschen raus. Bis später. :winken: :sonne:

    Wir sind irre, also lesen wir!

  • Ich habe in meiner Mittagspause (= Mittagsschlaf meiner Tochter) ein bisschen weitergelesen und muss gestehen, dass sich mir der tiefere Sinn - sofern es einen gibt - in diesem Stück noch nicht erschlossen hat. Baal offenbart noch eine weitere Leidenschaft, nämlich den Alkohol, und geht darin so weit, einem vor kurzem verstorbenen Holzfäller seine letzte Alkoholration zu stehlen. Außerdem bietet er seinem wohl einzigen Freund Ekart an, die schwangere Sophie (die Frau, die er auf der Straße aufgelesen hat) zu "übernehmen", was daran scheitert, das Sophie Baal trotz aller Laster liebt. Zwischendurch entsteht der Eindruck, als sei Baal im Gefängnis gewesen, wobei ich mir damit nicht ganz sicher bin. Alles sehr verwirrend!


    Theaterstücke sind immer etwas schwerer zu lesen, weil sie nur aus Dialogen bestehen, aber hier habe ich wirklich meine Probleme, alles richtig zu deuten. Ein Klappentext wäre sicher von Vorteil. Vielleicht finde ich im Internet noch eine Inhaltsangabe. Hat jemand von Euch Baal schon gelesen und kann mir auf die Sprünge helfen?

  • :schwitz: Puh, in der :sonne: ist es eindeutig über 20 Grad warm. Das soll mich aber nicht davon abhalten, mich jetzt auf den Balkon zu setzen und die nächste von Stefan Zweigs Geschichten zu lesen.


    Rio:
    Ich hatte die Liste der verbrannten Bücher ja mehrmals gelesen, trotzdem war mir entgangen, dass Heine auch drauf steht. Ist aber schon verständlich; wer sein Heimatland dermaßen kritisiert, kann von den Nazis nicht geliebt werden.


    dubh:
    Von Kästner kenne ich außer seinen Kinderbüchern nur 3 Männer im Schnee, das ich vor bald 30 Jahren mal gelesen hatte, das aber keinen bleibenden Eindruck hinterlassen hat. Ich bin gespannt, was du über Fabian zu berichten hast.


    Twilight:
    Tucholsky habe ich als Jugendliche verschlungen und vor einigen Jahren auch Rheinsberg mit wechselndem Genuss gelesen. Die Leichtigkeit und Ironie seines Stils hat mir sehr gefallen, aber einige seiner Aussagen über Frauen waren eher zum :grmpf: .


    Miramis:
    Auch den Schwejk habe ich als Jugendlich in den Fingern gehabt, nachdem mein älterer Bruder ganz begeistert von ihm war. Für mich war es damals aber nicht das richtige. Als 13- oder14-jährige konnte ich nichts damit anfangen und ich habe das Buch relativ schnell abgebrochen. Müsste eigentlich mal einen neuen Versuch starten.


    Doris:
    Baal ist mir leider unbekannt. Diese Zusammenfassung wird dir wohl auch nicht weiterhelfen (Achtung, Spoiler). Eine moderne Verfilmung gibt es auch. Im Text dazu heißt es: ""Baal" polarisiert, erschüttert und entflammt gleichermaßen. Das Stück ist eine Absage an Gleichgültigkeit und Nivellierung des Menschen, eine wüste Eloge auf die Selbstliebe". Hmm, klingt nicht besonders anziehend.

    Wir sind irre, also lesen wir!

  • Ich schon wieder. :rollen:


    Nach einer halben gelesen Seite muss ich euch einfach verblüfft mitteilen, dass der Ausdruck small talk schon 1927 in der deutschen Sprache verwendet wurde. Zumindest von Stefan Zweig in der Erzählung Vierundzwanzig Stunden aus dem Leben einer frau.

    Wir sind irre, also lesen wir!

  • Hallo ihr Lieben
    Auch ich habe nun von der Arbeit Nachhause gefunden. Der Tag war mit einem Wort, wie sagte nimue noch gleich *grrrrrrrrr*. Ich pfeif mir noch kurz was zu Essen rein und werde mir dann die große Tucholsky-Anthologie schnappen. Was ich genau lesen werde weis ich noch nicht so genau.??
    Für Schloß Gripsholm war einfach der Tag zu stressig und bei Rheinsberg- ein Bilderbuch für Verliebte schreckt mich aus bekannten Gründen bereits der Titel ab.
    So tendiere ich stark zu seinen Essays wie Zur soziologischen Psychologie der Löcher und seine Schnippsel-Sammlung. Ich lass mich überraschen.


    Man liest sich
    NtM


    *Sternenstauner*
    Schnitzler hat in seiner Traumnovelle wohl eines der genialsten Zitate geschrieben das ich kenne.
    Dreimal darfst du raten welches.
    1.Es riecht schon etwas arg nach Liebesbrief Vorlage und,
    2. Ziert es meinen Begrüßungsbildschirm meines Mobiltelefons. :rollen:

  • Hallo zusammen!


    Ich kann mich hier zwar leider nicht so richtig beteiligen, da ich zu hause kein Internet mehr habe ( :ohnmacht: ), aber mental bin ich voll dabei!


    Ich lese auch Brecht und zwar "Der aufhaltsame Aufstieg des Arturo Ui". Das Stück wurde 1941 geschrieben und 1958, also erst nach dem Tod Brechts uraufgeführt. Es handelt sich um eine Parabel auf die Machtübernahme Hitlers, die von Brecht in das Gangstermilieu von Chicago gelegt wurde. Alle Personen und Ereignisse haben eine direkte Entsprechung in der Geschichte. Die Anführer des Karfioltrusts (= Industriebosse) sind in Geldnot, der Gangster Arturo Ui (= Hitler) bekommt Wind davon und will ihnen "unter die Arme greifen".

    LG, Bella

  • Wow, ich bin noch ganz benommen von den letzten gelesenen Seiten.
    Zweig lässt in seiner Geschichte Vierundzwanzig Stunden aus dem Leben einer Frau eine alte Engländerin erzählen, wie sie an einem Roulettisch in Monte Carlo einen jungen Mann dabei beobachtet, wie er sein letztes Geld verspielt. Über mehr als zwei Seiten hin werden nur seine sich verkrampfenden Hände geschildert, aus deren Bewegungen jede Seelenregung klar hervorgeht. Erst dann folgt die nicht minder faszinierende Beschreibung seines Gesichts. Die Schilderung ist von einer Intensität, die ihresgleichen sucht. Sie erinnert mich stark an einzelne Szenen aus Zweigs Schachnovelle, die ich unbedingt mal wieder lesen muss!
    So schreiben zu können, das ist nicht vielen gegeben. Ich bin begeistert.

    Wir sind irre, also lesen wir!