David Peace - Red Riding Quartet

Es gibt 4 Antworten in diesem Thema, welches 1.512 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Gotthilf.

  • Hallo Krimifreunde!


    Heute habe ich den zweite Teil des Red Riding Quartet vo David Peace "1977" beendet und mir auch gleich den Dritten Teil "1980" bestellt. (Das erste Buch trägt den Titel "1974" und das letzte "1983")
    Obwohl meines Wissens nach nur die ersten beiden Bücher ins Deutsche übersetzt worden sind dachte ich mir ich frage hier mal nach ob vielleicht schon jemand alle Teile gelesen hat und ob sich die Qualität der ersten beiden Romane bis zum vierten Buch fortsetzt?
    Natürlich bin ich auch sehr neugierig darauf was andere denn von dieser Serie halten.


    Mich persönlich wühlt diese ständige Gewaltdarstellung, die Trostlosigkeit der Zeit, die Hoffnungslosigkeit der Charaktere und auch diese sehr explizite Sprache eigentlich viel zu sehr auf und manchmal frage ich mich warum ich mir das hier gerade antue aber irgendwie kann ich nicht aufhören das zu lesen. Und kaum habe ich ein Buch zu Ende gelesen muss ich unbedingt das nächste haben. Furchtbar!
    :smile:

  • Hallo Gotthilf,


    David Peace war mir bisher völlig unbekannt, die Amazon-Beschreibung klingt aber interessant. Kannst du mehr von seinen Büchern erzählen?
    "1980" wird übrigens laut Amazon nächstes Jahr im März in deutscher Übersetzung erscheinen.

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    Wir sind irre, also lesen wir!

  • Nun, diese Bücher werden auch als Yorkshire-Ripper-Saga bezeichnet. Einen solchen Ripper soll es in der Gegend auch wirklich gegeben haben als Peace noch auf den Inseln lebte und diese Bücher sind eine Verarbeitung der damaligen Geschehnisse aber wohl mit vielen fiktionalen Elementen.


    Das erste Buch "1974" ist die Geschichte des jungen Gerichtsreporters Eddie Dunford. Er recherchiert in einer Mordserie an jungen Mädchen und wird im laufe des Buches immer mehr in die Abgründe dieser Geschichte verwickelt. Es geht um Gewalt, Diskriminierung, Korruption.
    Für dieses Buch hat Peace den deutschen Krimipreis erhalten.


    Im zweiten Buch "1977" geht es dann denke ich erstmals richtig um die Ripper Morde, denn hier werden wie auch bei Jack the Ripper Prostituierte zum Opfer des Serienmörders. Die Geschichte wird zweigleisig erzählt. Einmal aus der Sicht von Jack Whitehead, wieder ein Gerichtsreporter, der auch schon in "1974" als verhasster Kollege Eddie Dunfords vorkam. Und aus der Perspektive von Bob Frazer, einem im Gegensatz zu seinen Kollegen doch recht aufrichtigen "Copper". Beiden Hauptpersonen ist gemein, dass sie Beziehungen zu Prostituierten und somit ein spezielles Interesse an der Aufklärung des Ripper-Falls haben.


    Über die anderen Bücher kann ich noch nichts berichten, hab ich ja noch nicht gelesen.



    In beiden Werken wird eine sehr trostlose Welt dargestellt. Peace legt viel Wert auf die Darstellung menschlicher Schwächen. Alle denken nur an ihr eigenes Wohl. Rücksicht kommt nicht vor. Es entsteht ein sehr trostloses Zeitbild, immer ist Angst in der Luft die gerne mit Alkohol betäubt wird.
    In diesen Sumpf sind seine Hauptcharaktere noch die besseren Menschen, obwohl auch sie den Missständen angepasst sind und ihre eigenen schweren Lasten zu tragen haben.


    Am meisten fasziniert mich bei den Titeln aber der Erzählstil und die Sprache.
    Peace schafft es sehr gut, die Geschwindigkeit der Ereignisse in der Geschichte auf den Leser zu übertragen. Das Tempo der Erzählung ist oft sehr hoch. Es wird oft von einem Geschehnis zum nächsten gesprungen. Das sorgte bei mir zumindest im ersten Buch noch für einige Verwirrung, in "1977" hatte ich aber aufgrund der struktuierteren zweigleisigen Erzählweise keine Probleme mehr.
    Besonders im zweiten Buch ist der Schreibstil sehr Poetisch. Die Erinnerungen und Gedanken der Personen werden nahezu in Gedichtform wiedergegeben. Auch sonst nutzt der Autor zum Aufbau von Stimmungen gerne kurze Sätze und einzelne Wörter.
    Da noch hinzukommt, dass die Sprache sehr explizit ist hat man oft das Gefühl man bekommt die Geschehnisse "an den Kopf geknallt".


    Vielleicht sind diese Bücher nicht für jeden. Es sind wirkliche Noir-Krimis in denen das Gute eine untergeordnete Rolle einnimmt. Aber meiner Meinung nach sind sie auf eine neue Art fantastisch erzählt und ich kann nur empfehlen es wenigstens mal auszuprobieren.

  • Hallo Gotthilf,


    David Peace wird ja teilweise mit James Ellroy verglichen, von dem ich besonders das LA Quartet (The Black Dahlia, The Big Nowhere, L A Confidential, White Jazz) klasse finde. Eine sehr düstere Noir Welt und "Stakkato Schreibstil".


    Die Bücher von David Peace habe ich im SUB und wollte sie eigentlich längst gelesen haben, durch Deine Erinnerung rücken sie auf der Leseliste nach oben ...


    Kennst Du Charlie Huston, der wäre vielleicht auch etwas für Dich?


    Liebe Grüße


    Uta

  • n' Abend!


    Also Ellroy mag ich auch, obwohl erst zwei Bücher gelesen habe. Ob man David Peace mit Ellroy vergleichen kann? Vieleicht, aber ist schon was anderes.


    Charlie Huston habe ich noch nicht gekannt, aber ich hab mich mal ein wenig schlau gemacht und das hört sich alles sehr interessant an. Werde ich bestimmt mal anlesen. Vielen Dank für den Tipp.


    Auf jeden Fall habe ich heute den dritten Teil "1980" erhalten und werde mal sehen ob ich da heute schon mal reinschauen kann.


    Grüße