Deana Zinßmeister - Fliegen wie ein Vogel

Es gibt 5 Antworten in diesem Thema, welches 2.609 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Kirsten.

  • Hallo zusammen!


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    Klappentext:
    Deutschland 1790: Nach dem Tod ihres geliebten Vaters erhält die junge Luise von Wittenstein einen Brief, den dieser schon vor langer Zeit verfasst hat. Darin beichtet er ihr seine Liebe zu Heather, Luises einstigem Kindermädchen. Aus dieser Leidenschaft ist ein Sohn hervorgegangen, Luises Halbbruder. Um ihn zu finden, reist Luise nach London. Dort erfährt sie, dass ihr Bruder als Strafgefangener nach Australien deportiert wurde. Er ist den mörderischen Bedingungen ausgesetzt, unter denen Arme und Rechtlose zu Beginn der Industrialisierung leben müssen. Luises unbedingter Wunsch, ihren Bruder zu finden, lässt sie einen unbekannten Mann heiraten, der sie nach Australien begleiten soll. Doch der wahren und großen Liebe begegnet sie nicht erst auf dem fremden Kontinent ...


    Meine Meinung:

    Schon lange nicht mehr hat ein Buch mich so sehr in seinen Bann gezogen!
    Die letzten Bücher die ich las waren lanweilig, die Charaktere nervig oder gar nicht skizziert und die Handlungen teilweise einfach nur unlogisch.....
    Dieses hier ist das genaue Gegenteil.
    Von Anfang an hat mich dieses Buch in seinen Bann gezogen. Die Charaktere sind wundervoll gezeichnet. Keiner zu sehr, sodass er unnatürlich erscheint und keiner zu wenig, dass er fehl am Platz wirkt.
    Mit ihrer Sprache lässt die Autorin ihr Buch, ihre Charaktere und ihr Handlung wunderschön lebendig aussehen. Man kann sich die Ort und die Personen bildlich vorstellen und ist in der Lage mit ihnen zu fiebern und zu leiden.
    Das Buch bereitet eine spannende, recht flotte Handlung auf, die vorallem am Ende den ein oder anderen Schicksalschlag auf Lager hält und dem emotionalen Leser zum Schlucken bringt.


    Einziger Kritikpunkt:
    Am Ende fielen mir leider ein oder zwei Zeichenfehler auf: es fehlte der Punkt. Ohne es zu bemerken las ich weiter und musste den Satz wiederholen weil er so natürlich keinen Sinn ergab.


    Die Aufmachung des Buches selbst ist dem Verlag sehr gut gelungen: ein schönes HC, dass es zum Preis eines Taschenbuches gibt, mit Schutzumschlag.
    Unter dem Schutzumschlag selbst, verbirgt sich noch mal das Cover selbst. Ich finde dies immer sehr schön, da ich während des Lesens den Umschlag immer abmache und so dennoch immer wieder das schöne Cover bestaunen kann. Denn oft ist das Buch einfabrig gehalten,wenn es einen Schutzumschlag gibt.


    Ich freue mich schon auf den 2.Teil: Der Duft der Erinnerung


    Insgesamt erhält das Buch von mir 4ratten

  • Huhu,


    hier auch meine Rezension:


    Die junge Luise von Wittenstein wird vom Schicksal arg gebeutelt: Zuerst stirbt ihr geliebter Vater, dann wird ihr das elterliche Weingut weggenommen und schließlich erfährt sie von einem unbekannten Halbbruder, der aus einer Liaison mit einem Kindermädchen hervorging. Luise fasst den Entschluss, ihren Bruder Johann zu finden und reist von Deutschland nach London, um dort der ersten Spur nachzugehen. In England angekommen müssen Luise und ihre Freundin Colette erkennen, dass das Leben dort nichts mehr mit dem in ihrem wohlbehüteten Elternhaus gemein hat.


    Der erste Teil des Buches bringt uns in ein düsteres England am Anfang der Industrialisierung mit all ihrer Armut und Kinderarbeit.Im zweiten Teil des Buches reisen wir ins ferne Australien, in das erst seit kurzer Zeit die ersten englischen Gefangenen deportiert wurden. Deana Zinßmeister hat mit "Fliegen wie ein Vogel" ein beachtliches Debüt vorgelegt. Die Autorin spielt immer wieder mit den Emotionen des Lesers und drückt auch gerne auf die Tränendrüse. Vor allem die Nebenfiguren werden schonungslos in Krankheit und Tod geschickt und die anfängliche Wohlfühl-Atmosphäre des Buches schwindet rasch einer wiederkehrenden Bestürzung.


    Leider wirken viele "Zufälle" sehr konstruiert und fast so vorhersehbar wie in einer Seifenoper. Es passiert vieles in sehr kurzer Zeit (der Roman hätte für die Handlungen doppelt so dick sein können), die Personen erhalten noch keine Tiefe und agieren dramatisch vor sich hin. Die anfangs stark betriebene Schwarz-Weiß-Malerein und die fehlende Tiefe der Charaktere trugen ihr übriges zu dem Eindruck bei. Vor allem ein Protagonist erschütterte mich, als Luise und Colette Auskunft von ihm verlangten und seine Zunge "lüstern" und "langsam über die wulstigen Lippen fuhr", um sich für Auskünfte der jungen Frauen zu belohnen. Solche Beschreibungen rissen mich immer wieder aus meiner "kuscheligen" Lesestimmung.


    Später, ab der Reise nach Australien, gewinnen die Figuren etwas mehr Tiefe und die Handlung wird eindringlicher. Ich merkte der Autorin richtig an, wie sie sich "warmschrieb" und Fahrt aufnahm - das Buch wurde schnell zum wahren Pageturner. Der ungewöhnliche Schauplatz auf dem fünften Kontinent und der immer fesselnde Schreibstil brachten mich schnell dazu, die erwähnten Kritikpunkte als "verzeihlich" einzustufen. Manche Leser werden allerdings auf der letzten Seite ernüchtert nach dem Fortsetzungsroman fragen. Viele offene Fragen bleiben ungeklärt und Deana Zinßmeister lässt uns mit einem gemeinen Cliffhanger alleine. Einziger Trost dürfte sein, dass der zweite Teil bereits unter dem Namen "Der Duft der Erinnerung" im Handel erhältlich ist.


    Die Ausstattung des Buches ist - wie ich es vom Moments-Verlag gewohnt bin - für den Preis erstklassig, denn es handelt sich um die gebundene Ausgabe, deren Innendruck dem Schutzumschlag gleicht. Einzig ein Lesebändchen und etwas feineres Papier fehlte noch zur Vollkommenheit - Wünsche, die sich aber wiederum im Preis niederschlagen würden.


    "Fliegen wie ein Vogel" ist eigentlich ein durch und durch lesenswertes Buch, dem ich etwas mehr Subtilität und weniger konstruierte Handlungen gewünscht hätte.


    3ratten

    Rechtsextremismus ist wieder salonfähig gemacht worden, durch CDU/CSU und FDP.

    Einmal editiert, zuletzt von nimue ()

  • Hallo zusammen,


    leider kann ich nie so gut beschreiben warum mir ein Buch nun wirklich gut gefällt :redface:
    Doch das mir dieses wunderschöne Buch gefallen hat, das weiß ich gewiss. :zwinker:


    Es war mein erstes Buch in einer Leserunde und es hat verdammt viel Spaß gemacht.


    Weshalb ich mir auf alle Fälle auch den 2. Teil "Der Duft der Erinnerung" holen werde.


    Grüssle
    Marion

    "Die Größe und den moralischen Fortschritt einer Nation kann man daran messen, wie sie ihre Tiere behandelt." Mahatma Gandhi

  • Oh, hab ich ganz vergessen, hier meinen Senf dazu zu geben.


    "Fliegen wie ein Vogel" war von der ersten Seite an sehr fesselnd geschrieben und ich wollte es kaum aus der Hand legen. Das lag bestimmt auch daran, dass gleich etwas passierte und keine langatmigen Erkärungen den Lesefluss hinderten. Ein Ereignis folgte dem anderen. Gleichzeitig war aber auch Zeit, viele kleine Details, wie Zimmereinrichtungen etc. liebevoll zu beschreiben, so dass man sich alles sehr gut vorstellen konnte. Auch die Personen sind gut beschrieben, so dass man sie liebgewinnt. Meiner Meinung nach ist es der Autorin gut gelungen, die Emotionen der Charaktere dem Leser rüberzubringen und ich konnte gut mit den Personen mitfiebern und -fühlen. Dazu bietet es einige Überraschungen und Wendungen, die die Spannung hoch halten.


    Das Ende war dann allerdings dramatisch und sehr, sehr plötzlich. Für mich waren zwar nicht alle Reaktionen Luises verständlich, doch dafür gibt es ja einen zweiten Teil, der dann hoffentlich einige offenen Fragen und Handlungen erklärt. Auf diese Fortsetzung bin ich jedenfalls sehr gespannt!


    Eine Kleinigkeit, die ich nicht so gut finde , ist, dass das Buch zu dünn ist, für die vielen Ereignisse. Es gibt Zeitsprünge, die einen abrupt aus der Situation reißen und mich manchmal enttäuscht zurückließen, weil ich erst noch mehr wissen wollte, bevor etwas Neues passierte. Oder auch Situationen, die etwas schnell und glatt verliefen. Einiges erklärte sich später, aber mein Gefühl, dass dieses Buch gut 100 Seiten mehr hätte haben können, bleibt zurück.


    Ein schönes Buch zum Abschalten und Mitfiebern.


    3ratten:marypipeshalbeprivatmaus:

  • Auch ich bin etwas spät dran. Durch deinen Beitrag, Heimfinderin, bin ich erst drauf gekommen, dass ich ja auch noch Rezi-Schulden habe. :zwinker:


    Meine Meinung:
    1790. Innerhalb kurzer Zeit muss Luise Wittenstein mehrere schwere Schicksalsschläge hinnehmen. Der geliebte Vater stirbt. Das Weingut, das sie erbt, ist hoch verschuldet und wird demnächst an den Bruder des Vaters übergehen. Darüber hinaus erfährt sie, dass ihr Vater ein Verhältnis mit ihrer ehemaligen Kinderfrau hatte, das nicht ohne Folgen blieb. Luise hat einen Halbbruder. Sie macht sich gemeinsam mit ihrer Freundin Colette auf die Suche nach ihm, diese führt sie zunächst nach London. Dort lernt sie totale gesellschaftliche Gegensätze kennen, aber auch Menschen, die mit ihren Mitteln versuchen, das Leben der Ärmsten der Armen ein wenig zu verbessern. Aber London bleibt für Luise nur eine Zwischenstation. Ihr Halbbruder wurde nach Australien deportiert. Um die lange Reise nicht ohne männlichen Schutz antreten zu müssen, heiratet sie einen ihr unbekannten Mann.


    Als ich dieses Buch begann, erwartete ich einen Roman im Stil von Patricia Shaw, viel Gefühl, Herz und Schmerz. Es war zwar alles dabei, aber es war auf eine erfreuliche Art in die Geschichte verwoben, die einen tiefen Einblick in die Lebensumstände der Ärmsten im London des ausgehenden 18. Jahrhunderts erlaubte. Zeitweise fühlte ich mich in die Welt des David Copperfield versetzt. Aber auch die Begegnung mit den Ureinwohnern Australiens hat mir sehr gut gefallen. Deana Zinßmeister ist eine sehr gute Erzählerin. Es ist ihr gelungen, mich von Beginn an die Protagonistin zu binden. Obwohl ich mir gewünscht hätte, dass die Charaktere etwas diffiziler gezeichnet worden wären. Die Geschichte hätte dies erlaubt. So gab es eigentlich nur gut und böse. Luise war für die Zeit, in der die Handlung angesiedelt war sehr selbstbewusst.


    In diesem Roman gibt es einen Zeitsprung, der für mich bedeutende Entwicklungen auslässt. Gerade ist der Handlungsort noch London und es ist die Rede davon, dass Luise heiraten müsse. Auf der nächsten Seite befindet sie sich auf hoher See, mit dem Ruf „Land in Sicht“ hat sie bereits Australien vor Augen und den Ehemann am Arm.


    Alles in Allem war „Fliegen wie ein Vogel“ ein flüssig zu lesendes und schön geschriebenes Buch. Mit dem ungewöhnlich abrupten Ende bekam ich sofort Lust auf die Fortsetzung. Deana Zinßmeister hat ein Buch geschrieben, dass ich gern gelesen habe und das mich trotz der angeführten Kritikpunkte gut unterhalten hat. Die schön zu lesende Sprache und die detailreichen Beschreibungen sind für ein Erstlingswerk beachtlich.


    3ratten :marypipeshalbeprivatmaus:

    Liebe Grüße<br />Karthause :schmetterling:<br /><br />Die Kunst zu lesen, in ein Buch hineinzufallen, darin zu versinken, kaum noch auftauchen zu können, ist ein Stück Lebenskunst. <br />Elke Heidenreich

  • Hallo!


    Ich kann mich der Begeisterung meiner Vorrednerrinnen nicht ganz anschließen. Das liegt vielleicht daran, dass Fliegen wie ein Vogel normalerweise nicht in mein Beuteschema fällt und weil ich die Erzählung nur bedingt bei den historischen Romanen eingeordnet hätte. Dementsprechend schwer habe ich mich mit manchen Beschreibungen von muskulösen Körpern, stechenden Augen etc. etwas schwer getan. Die kamen für meinen Geschmack zu oft vor.


    Die Idee zu dem Roman hat mir dagegen gut gefallen. Der Tod ihres Vaters und ein geheimnisvoller Brief zerstören die heile Welt der jungen Luise. Sie muss von heute auf morgen auf eigenen Beinen stehen. Das macht sie auch sehr gut und hat keine Probleme, sich in einem fremden Land zurechtzufinden. Sie heiratet einen Mann den sie nicht liebt und geht mit ihm nach Australien. Wie Karthause schon geschrieben hat gibt es in der Handlung große Zeitsprünge. Viele Informationen fehlen zunächst und werden dann später nachgereicht.


    Der Leser erfährt sehr viel über die Zustände in den Fabriken im England des 18. Jahrhunderts und auch darüber, wie sich die ersten Weißen bei der Besiedlung Australiens verhalten haben. Das hat mir wiederum sehr gut gefallen. Trotzdem hat das buch für mich mehr Schwächen als Stärken und bekommt daher von mir
    2ratten


    Liebe Grüße
    Kirsten

    Into the water I go to lose my mind and find my soul.