Rick Gekoski - Eine Nacht mit Lolita. Begegnungen mit Büchern und Menschen.

Es gibt 4 Antworten in diesem Thema, welches 2.693 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Nudelsuppe.

  • Kurzbeschreibung:
    Bücher erzählen nicht nur großartige Geschichten, es lassen sich auch wunderbare Geschichten über Bücher erzählen. Das weiß niemand besser als Rick Gekoski, Buchhändler und Sammler aus Leidenschaft. Täglich begegnet er berühmten Autoren und großen Werken der Weltliteratur: Mit Graham Greene verbringt er zum Beispiel einen feuchtfröhlichen Abend im Londoner Ritz und ersteht am Ende dessen Erstausgabe von Lolita. An der Seite von Salman Rushdie muss er feststellen, dass er leider nicht zum Helden geboren wurde. Und der menschenscheue J. D. Salinger nötigt den notorischen Plauderer Gekoski auf seine ganz eigene Weise zur Diskretion. Das Leben als Büchernarr und Raritätensammler bietet reichlich Stoff für Anekdoten, aber auch Anlass, sich über literarische Vorlieben Gedanken zu machen. Beides bringt Gekoski meisterhaft zusammen, und so hat er einen sehr persönlichen Literaturkanon verfasst, der Lust aufs Weiterlesen, Wiederlesen und Entdecken macht.


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    Bewertung:
    Es ist interessant mal den Handel mit besonderen Büchern aus Sicht des Händlers zu erleben. Er hat einiges zu erzählen über die Bücher und die Menschen, die er in dem Zusammenhang traf. Einige der Personen sagten mir gar nichts (den Namen der Lyrikerin habe ich sogar schon wieder vergessen), obwohl Gekoski ohne Kenntnis dieser einen nicht mal für würdig hielte, mit ihm zu reden. :grmpf: Manche Geschichten sind sehr komisch, einiges ist interessant. An manchen Stellen habe ich mich gewundert, wie die Gier der Sammler den Preis von Büchern mitbestimmt. :rollen:
    Die Verarbeitung des Buches hat mir gefallen; ein taktil angenehmer Leineneinband mit Farbprägung, Lesebändchen. Die Namen der besprochenen Autoren auf den Vorsatzblättern.
    Aufgrund der Arroganz des Autors gibt es nur 4 Ratten 4ratten


    EDIT: Aus dem Impressum geht hervor, das die Originalversion wohl Fotos der Bücher enthalten hat. Diese haben es leider nicht in die deutsche Ausgabe geschafft.

    "Es ist die Pflicht eines jeden, es auch auszusprechen, wenn er etwas als falsch erkennt." --- Stefan Heym, 2001

    Einmal editiert, zuletzt von BigBen ()

  • Hallo BigBen,


    danke für die tolle Rezi. Habe das Buch letztens in der Buchhandlung gesehen und war mir nicht sicher. Jetzt werde ich es wohl doch kaufen, hört sich nämlich vielversprechend an und eignet sich bestimmt sehr gut als Parallelbuch für Nichtparallellesen-Könner! Danke :klatschen:

    LG, resca

  • Rick Gekoski - Eine Nacht mit Lolita

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    Rick Gekoski kauft und verkauft wertvolle Erstausgaben. In der “Einführung” berichtet er zuerst, wie er zu diesem Beruf gekommen ist, was mir sehr gut gefallen hat. So gab es einen interessanten Einstieg in das Buch und ich finde, ohne diesen kurzen Bericht, hätte das Buch mir etwas weniger gefallen.


    In den nächsten 15 Kapiteln erzählt er zu jeweils einem Buch interessante Anekdoten und Hintergrundwissen. Die Kapitel sind alle ca. 10 Seiten lang und lassen sich auch alle recht flott und in einem Zug lesen.
    Zu folgenden Büchern hat er etwas geschrieben:
    # Lolita von Vladimir Nabokov
    # Der kleine Hobbit von J.R.R. Tolkien
    # Herr der Fliegen von William Golding
    # Das Bildnis des Dorian Grey von Oscar Wilde
    # Unterwegs von Jack Kerouac
    # Ulysses von James Joyce
    # Söhne und Liebhaber von D.H. Lawrence
    # Der Fänger im Roggen von J.D. Salinger
    # Die sieben Säulen der Weisheit von Thomas Edward Lawrence
    # The Colossus and Other Poems von Sylvia Plath
    # Wiedersehen mit Brideshead von Evelyn Waugh
    # Drei Geschichten und zehn Gedichte von Ernest Hemingway
    # Die satanischen Verse von Salman Rushdie
    # Gedichte (1919) von T.S. Eliot
    # Harry Potter und der Stein der Weisen von J.K. Rowling


    Von diesen 15 Büchern habe ich bisher nur drei Bücher gelesen, aber dennoch hat mir das Buch viel Spaß gemacht. Gekoski erzählt amüsant über Begebenheiten mit diesen Büchern, wie er an die Erstausgaben gekommen ist, wie viel sie wert sind, und auch viel Wissenswertes über die jeweiligen Autoren. Und das hat mir am besten gefallen.


    Allerdings fand ich Gekoski teilweise etwas überheblich, wenn er z.B. davon erzählte, dass Tolkien direkt unter ihm wohnte oder über irgendwelche hohen Preise von Erstausgaben erzählte. Das fand ich dann doch etwas störend und ich habe auch die ein oder andere Seite nur überflogen.


    Für Buchliebhaber bietet “Eine Nacht mit Lolita” eine recht kurzweilige Unterhaltung, die sich aber für mich gelohnt hat. So sind viele der Bücher auf meine Wunschliste gewandert und andere Bücher, die noch subben, hat Gekoski mir Lust gemacht, sie zu lesen.
    4ratten

    Books are the ultimate Dumpees: put them down and they’ll wait for you forever; pay attention to them and they always love you back.<br />John Green - An Abundance of Katherines<br /><br />:lesewetter: Caprice

  • Das gebundene Buch wird gerade verramscht, bei Amazon kostet es schlappe 4,99 Euro - also ungefähr ein Euro pro Ratte ;) In fünf Jahren könnte es vielleicht 20 Euro Wert sein, also ist eine durchaus erfolgversprechende Antiquars-Aktie.


    4ratten gebe ich auch, allerdings deshalb, weil es tatsächlich etwas "kurz" ist (in jeder Hinsicht). Ein Mäuschen zusätzlich, weil Antiquare nunmal arrogant *sind*, immerhin legen sie den wa(h)ren Wert von Büchern fest, ziemlich frei und unbekümmert. Nun gut, seit dem florierenden Handel über das Internet nicht mehr ganz so frei. Rick Gekoski handelt allerdings mit Büchern, die es nur vereinzelt gibt und oft mit Widmungen versehen sind. Ab und an gelangt auch ein anderes Objekt rund um das Schreiben in den Katalog. (Online gibt es die letzten beiden auf http://www.gekoski.co.uk/index.php Gute Geschäfte hat er mit Graham Greene gemacht, mit Salinger hingegen nicht, aber diese Lücke gehört dazu.


    Der Guardian hat einen dieser Kataloge "rezensiert" http://www.guardian.co.uk/book…alogue-publishing-gekoski Robert McCrum spricht darin von einem "verlorenen Paradies"- aber auch von seiner Überzeugung, dass das Buch auch in E-Book-Zeiten nicht aussterben wird.


    "Eine Nacht mit Lolita" lässt sich locker und leicht lesen, ich empfand die "Arroganz" teilweise als wohltuend. Frei nach Arno Schmidt: Man kann lesen, was man will, aber der (literarische) Unterschied zwischen Enid Blyton und Tolkien sollte einem bewusst sein. Viele Anekdoten rund um Schriftsteller und die Entstehung/Geschichte der Manuskripte machen das Buch allemal lesenswert - der Preis der Bücher mag manchem seltsam erscheinen, denn der normale Buchhandelsmarkt vereinheitlicht die Preise: Ausstattung, Seitenzahl und Auflage legen den "Wert" in der Regel fest, unabhängig von der Qualität des Inhalts.


    Das ist sicherlich banal, aber man vergisst es manchmal. Mir gefallen die Preisangaben von Gekoski, die (bei ihm) immer auch mit Wertschätzung verbunden sind.


    Was mir in diesem Zusammenhang immer wieder auffällt: So viel hat sich im Buchmarkt im Prinzip nicht geändert. Besondere Bücher hatten es immer schwer, ihr Publikum zu finden. Skandale konnten dabei beides anrichten: Jemanden berühmt machen oder wirtschaftlich vernichten - Melville (Moby Dick) veröffentlichte später unter Pseudonym, da sein Name "verbrannt" war.


    Um mit Gekoskis eigenen Worten zu sprechen: Sein Buch ist keine Literatur, als Einstieg in das Parallel-Universum der kostbaren Bücher konnte es mich aber überzeugen.