Leserunden mit Autoren: Ehrliche Kritik (un)erwünscht?

Es gibt 43 Antworten in diesem Thema, welches 18.328 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Imperator T. Validior.

  • Und was macht man dann, falls einem das Buch einfach nur "nicht gefällt" - so aus dem Bauch heraus? Lieber nichts sagen?


    Meine erste Leserunde mit Autor steht hier ja auch kurz bevor. :zwinker:

    Viele Grüsse,

    Weratundrina :verlegen:


    Help me, help me ~ Won't someone set me free? ~ There's no right side of the bed ~ With a body like mine and a mind like mine

    ~ IDLES ~


  • Zitat von "Weratundrina"

    Und was macht man dann, falls einem das Buch einfach nur "nicht gefällt" - so aus dem Bauch heraus? Lieber nichts sagen?


    Meine erste Leserunde mit Autor steht hier ja auch kurz bevor. :zwinker:


    Ich denke, den Autoren ist bewusst, dass sie nicht jeden Geschmack befriedigen können. Wenn einem ein Buch nicht gefällt, dann ist es mir wichtig, dass es auch begründet wird. Solche Begründungen kann man schon auch höflich formulieren, ohne zu schreiben "So ein Schrott! Ich verstehe nicht, wie das überhaupt jemandem gefallen kann" usw :)

    Rechtsextremismus ist wieder salonfähig gemacht worden, durch CDU/CSU und FDP.

  • Na, wer sagt denn sowas? :entsetzt:


    Wenn ich jetzt formulieren würde (z.B.): "das Buch hat mir einfach nicht gefallen, ich weiss auch nicht warum, einfach so ein Bauchgefühl, das ich damit nicht warm werden konnte" - kann ja mal passieren. :zwinker:

    Viele Grüsse,

    Weratundrina :verlegen:


    Help me, help me ~ Won't someone set me free? ~ There's no right side of the bed ~ With a body like mine and a mind like mine

    ~ IDLES ~


  • Zitat von "Weratundrina"

    Na, wer sagt denn sowas? :entsetzt:


    Wenn ich jetzt formulieren würde (z.B.): "das Buch hat mir einfach nicht gefallen, ich weiss auch nicht warum, einfach so ein Bauchgefühl, das ich damit nicht warm werden konnte" - kann ja mal passieren. :zwinker:


    also begründet solte sowas schon sein


    z. B. "ich kann mit dem Thema nichts anfangen", finde die Protagonisten nervig und doof", "der Schreibstil ist zäh und langweilig" oder irgendwas anderes.


    Denn der Autor möchte sich ja gern verbessern. Eine vage Ausage hilft dabei dann nicht gerade.

  • Maren
    Ja aber manchmal kann man eben auch nicht genau definieren weshalb einem ein Buch nun eigentlich nicht gefallen hat. Man hat dieses Gefühl aber man kann es nicht richtig fassen. Man kann nicht genau sagen was einem nicht gefallen hat weil es nicht ein bestimmter Eindruck ist sondern eher ein Gefühl. Da ist es schon schwierig zu formulieren weshalb es einem nun eigentlich nicht gefallen hat weil man es selbst nicht so recht weiß - bloß eben das es so ist.
    Gut ich denke mir das so eine Antwort natürlich für den Autor nicht sehr befriedigend ist aber lieber sich dann irgendetwas aus den Fingern zu saugen oder gar nichts dazu zu sagen finde ich genauso falsch.

  • Hallo zusammen!


    Zitat von "Maren"


    also begründet solte sowas schon sein


    z. B. "ich kann mit dem Thema nichts anfangen", finde die Protagonisten nervig und doof", "der Schreibstil ist zäh und langweilig" oder irgendwas anderes.


    Denn der Autor möchte sich ja gern verbessern. Eine vage Ausage hilft dabei dann nicht gerade.


    @Weratrundrina: Bauchgefühl ist sicher schon mal besser als gar nix. Ich meine, dieselben Regeln sollten ja meiner bescheidenen Meinung nach für jedes Posting zu einem Buch gelten. Einfach "Ich finds zum Kotzen!" hilft ja nicht nur dem Autor nicht weiter sondern auch den andern Lesern hier im Forum nicht.


    Maren: "Ich find die Protagonisten nervig" hilft m.M.n. weder dem Autor noch mir als Leser wirklich weiter :zwinker: , da möchte ich (und möchte wohl auch der Autor?) schon noch gerne wissen warum oder was an ihrer Gestaltung jemand so empfindet.



    Grüsse


    Sandhofer

    Wo nehme ich nur all die Zeit her, so viel nicht zu lesen. (Karl Kraus)

  • sandhofer: Aber eine Ausage wie "fand die Charaktere nervig" würde mir dann schon weiterhelfen, indem ich fragen könnte, was genau der Leser daran nervig fand.



    @Holden: Ja sicher verstehe ich das auch. Und ich hab auch schon einiges an Büchern gelesen, die zwar nicht direkt schlecht waren, aber mir überhaupt nicht gefielen. Z. B. finde ich "Das Parfum" und "Der Fänger im Roggen" absolut gräßlich, ebenso Ecos "Das faquoltsche Pendel". Bei letzterem finde ich die Handlung nur dämlich und den Schreibstil unglaublich zäh und langweilig.
    Da aber alle 3 Bücher als Klassiker gelten ( na ja, das Pendel ist dafür noch zu frisch, hat sich aber auch ganz ordentlich verkauft ) und ihre Liebhaber haben, muss ja irgendwas dran sein.
    Bloß entgeht mir halt, was genau an denen dran ist...

  • Nur eine kurze Anmerkung als Autor:


    Bislang bin ich beim Literaturschock ja ziemlich verwöhnt worden mit Positivreaktionen, insofern weiß ich nicht genau, wie es sich anfühlt, wenn ein Buch bei Euch durchfällt, aber:


    Jede Form von Kritik muß erlaubt sein, auch solche "unter der Gürtellinie". Wenn man so etwas nicht verkraftet, sollte man besser nichts veröffentlichen, denn Öffentlichkeit bedeutet immer auch ein gewisses Sichpreisgeben und Sichverletzbarmachen.


    Allerdings: Wenn ein Autor nur gedisst und verhöhnt wird in einem Forum, hat er natürlich auch das Recht, aus dem Forum auszusteigen.


    Also: Ihr dürft alles denken, schreiben und tun - der Autor jedoch muß sich nicht alles gefallen lassen, denn er hat ja unter Umständen Besseres zu tun als sich fertigmachen zu lassen, z. B. sein nächstes Buch schreiben. Insofern gelten also höchstens die allgemein anerkannten (und durchaus sinnvollen) Regularien des höflichen Miteinanders, innerhalb derer man sich gegenseitig wertschätzt, und vor allem auch die Mühe und Anwesenheit des Anderen honoriert. Innerhalb dieser Regularien ist alles erlaubt. Was die Sache interessant und irgendwie auch unberechenbar macht.


    Tobias O. Meißner

    Erzähler von Mammuten und Schwertern

  • @ Alle (& Nimue):


    (1) Wenn Leute glauben, sie müßten vor Autoren den Kotau machen und könnten nicht ehrlich sagen, was sie meinen, dann ist das ihr Problem. Unfair ist jedoch, den eigenen Unwillen, an einer Leserunde (mit Autor) teilzunehmen, besser gesagt die eigene Unlust, sich vorab gründlich(er) mit dem Werk des Autors auseinanderzusetzen, damit zu begründen, a priori jeder Leserunde zu unterstellen, nur der Lobpreisung des Autors dienen zu sollen.


    (2) Natürlich hören Autoren lieber Lob und Begeisterung als Kritik. Natürlich könnte sich eine Leserunde auch mal in Richtung von Fan-Mania entwickeln. Aber da Buchautoren keine Popstars sind, dürften sich hysterische Begeisterungshymen eher in Grenzen halten und etwaige Kritiker kaum Grund zur Sorge zu haben, um Leib und Leben fürchten zu müssen.


    (3) Wenn Autoren die Kritik - egal wie sie ausgedrückt wird - an ihren Büchern persönlich nehmen, begehen sie einen großen Fehler. Salopp ausgedrückt: "Was juckt's die deutsche Eiche, wenn eine Sau sich daran schubbelt?"
    Jedem Buch (und auch jeder Leserunde (mit Autor)) ließe sich Valentin Loebers Verslein voranstellen:
    "An die Leser:
    Gefallen werd ich nicht den Hör und Lesern allen:
    Mir will auch jeder Hör und Leser nicht gefallen."
    (Valentin Loeber, 1620-1685)


    (4) "Kritik ist die Kunst, zu urteilen, ohne zu verletzen."
    Daß es unhöflich ist, einem Autor quasi ins Gesicht zu sagen (schreiben), "Dies ist das schlechteste Buch aller Zeiten..." oder "Du kannst überhaupt nicht schreiben...", steht somit außer Frage. Implizierte Nebenbedeutung ist fast immer "Das könnte ich ja besser...", auch als Fenimore-Cooper-Syndrom bekannt. Konstruktiv ist diese Art der Kritik nicht, aber in meinen Augen dadurch noch nicht illegitim, denn es gibt nun einmal Bücher, die man aus subjektivem Empfinden heraus als "Schrott" betrachtet. (Nebenbei gesagt, wenn man ein Buch wirklich gnadenlos verreißen will, so läßt sich das weitaus eleganter mit formal unanfechtbaren "Stilmitteln" erreichen als mit grobschlächtiger Polemik.)


    (5) Sich zum Äußern grober Kritik hinreißen zu lassen, ist jedoch für Forenkritiker höchst "gefährlich". Denn dann müssen sie sich auch die Frage gefallen lassen, "warum" sie dieser Meinung sind? Und können sie ihre Meinung nicht fundiert und qualifiziert begründen, so stehen sie dumm da und nicht der Autor. Überdies hat der Autor den Kritikern immer voraus, daß er auf die Idee gekommen IST, einen Stoff so und so darzustellen, während Kritiker sich ihre Meinung erst bilden, nachdem sie gesehen haben, wie es gemacht werden kann. Wobei insbesondere wildgewordenen Forenkritikern stets entgegenzuhalten wäre, daß sie - ob als Spötter oder Kritiker - weder Kaiser noch Reich-Ranicki sind.


    Ein Autor sitzt immer am längeren Hebel, weil ein Kritiker, der sich zu behaupten erdreistet, "das könne er ja besser", den Beweis dafür erst antreten müßte und das nur dadurch machen kann, indem er den Autor imitiert. Es steht jedoch zu bezweifeln, daß wildgewordene Forenkritiker sich auf das Wagnis einlassen würden, vor aller Augen ein Exempel ihrer angeblich tauglicheren Kost abzuliefern, denn... damit würden sich die Rollen sofort verkehren.

  • :confused:


    Tja, eine gute Frage. Meine erste Leserunde als Autorin (Leo Berlin) steht im April an, und da mache ich mir allmählich schon so meine Gedanken. Ich glaube, Kritik ist schon in Ordnung und auch erwünscht, sofern sie fundiert und objektiv herüberkommt. Ich nehme als Autorin auch deshalb teil, um von LeserInnen unmittelbar zu erfahren, was funktioniert und was nicht. KOmmentare wird "find ich Scheiße" oder "das nervt" sind nicht wirklich hilfreich.
    Also, kurz gefasst: Ich freue mich, bin gespannt, auch ein bisschen nervös und hoffe, dass es bei der Leserunde anregend zugeht - für euch und für mich.


    :winken:


    Bis bald,
    Bücherfrau

  • :winken:Hallo an alle,


    das stöbern auf den Seiten von Literaturschock ist sehr interessant und die vielfältigen Foren sind echt Spitze.


    Wer den ganzen Tag von Kindern umringt ist weiß, wie wichtig Lob und Ehrlichkeit sind. Ohne Beachtung wird eine zarte Pflanze am Wegesrand niemals in ihrer vollen Pracht erblühen. Es ist schön, wenn wir im Alltag Lob und Anerkennung für unsere Arbeit erfahren. :zwinker:
    Aber nur Lob - ohne Kritik und Ehrlichkeit? In einem Literaturforum?
    Mein Name ist Michael Olschok und ich bin der Autor des Romans "Das oberste göttliche Prinzip"; Nimue habe ich ja bereits mit einer interessanten Frage kennengelernt!
    Kluge Fragen sind besser als unüberlegte Kritik!
    Als Buchautor kann ich natürlich nur über meine eigenen Absichten sprechen. Ich möchte spannend erzählen, meine "Philosophie" in eine interessante Geschichte betten und vorallem angeregt unterhalten. Wenn der/ die Leser dabei Freude haben, ist das für mich als Autor ein positives Kompliment. :redface:
    Aber es wird nicht jeder toll, toll, toll.... rufen!
    Dazu sind die Meinungen viel zu breit gefächert, - unterschiedliche Intressen und Genre die man liebt. Deshalb wer veröffentlicht, sollte mit positiver Resonanz, aber auch mit konstruktiver Kritik rechnen- und das ist gut so!


    liebe Grüße Michael www.geheimnis-der-array.de

  • Hallo,
    ich bin beim surfen hier über meine Bücher gefallen und dann über diesen höchst interessanten Thread :zwinker:
    Ich hatte in einem anderen Forum mal das Vergnügen, zu einer Leserunde eingeladen zu werden und fand es dort äußerst konstruktiv, daß die Leser sich kritisch auszudrücken wussten - im postiven wie auch im negativen Sinne. So muss das sein!
    Klar tut Kritik immer ein bisschen weh, immerhin trifft sie ja das "Baby" :zwinker:


    Aber wer in der Öffentlichkeit steht, muss damit rechnen, gesehen zu werden. (schöner Spruch, den ich so gerne auf Turnierreiter anwende, die sich beklagen wenn man sie für unschönes Reiten kritisiert)
    Es kommt drauf an, wie man miteinander umgeht - wenn der Ton stimmt kann man sich alles anhören, finde ich.


    Ich habe mein demnächst erscheinendes Buch einer Freundin zwecks Titelfindung zum lesen gegeben - sie gab es mir nach 3 Kapiteln zurück. Zwar mit dem Titel, der dann auch genommen wurde (Der letzte lange Sommer), aber auch mit der Aussage daß sie nicht hätte weiterlesen können. Wieso nicht? Weil sie das Buch zu sehr beträfe, es würde ihr zu tief gehen und sowas könne sie nicht haben, weil es Unwohlsein in ihr auslöse, sie lese lieber seichteren Kram.
    Da musste ich echt schlucken - aber das war ehrlich. Ich kann damit leben, obwohl es nicht mal konstruktiv war, sondern einfach nur subjektiv.
    Wär doch auch doof, wenn alle das gleiche gut fänden.


    In diesem Sinne - allzeit Mut zur Kritik!
    Liebe Grüße, Dagmar

  • Meine eigenen Erfahrungen mit Leserunden sind sehr positiv, und ich kann allen Autoren nur den Mut wünschen, sich ihnen zu stellen. Natürlich bekommt man Kritik, natürlich werden die Patzer aufgespießt, aber man wird im Feedback auch feststellen, dass die Meinungen sehr unterschiedlich ausfallen können und das, was der eine Leser bemängelt, dem anderen Leser gerade besonders gut gefällt; und dann "lernt" man als Autor daraus auch, nicht jeden Verriss gleich persönlich zu nehmen. Dort allerdings, wo alle Leser übereinstimmen, sollte der Autor sich dann auch mal an die Nase fassen können und für die Zukunft daraus lernen. :)


    Ad Astra,


    Restitutus

    &quot;Cessent iam nunc rapaces officialium manus, cessent inquam!&quot;<br />&quot;Zurück, ihr gierigen Beamtenhände, zurück, sag ich!&quot;<br />&nbsp;&nbsp; - Konstantin der Große

  • Also ich für meinen Teil, wäre bei so einer Leserunde gehemmter was ich schreibe, weil ich nicht gerne was negatives über das Buch sage, wenn ich weiß, dass der Autor mitlest und mitschreibt. Denn die Möglichkeit, dass man Kritik hat besteht ja immer.


    LG

    :schmetterling:


    Gott hat dem Menschen die Phantasie gegeben, damit er darüber hinwegsehen kann was er nicht ist und den Humor, damit er ertragen kann, was er ist.

    (Horace Walpole)

  • Also, ich hatte bis jetzt zum Glück immer Glück mit meinen Autorenbegleitenden Leserunden, aber ich finde es schade, dass teilweise nicht die ehrliche Meinung gesagt wird, bei einer Autorenleserunde. Ich meine, es ist natürlich nie schön, negative Kritik zu bekommen, aber damit muss doch in einer Leserunde eigentlich gerechnet werden, oder? Da ich bis jetzt nie viel negatives über meine autorenbegleitenden Leserunden-Büchern schreiben konnte/musste, kann ich das evtl nicht so beurteilen, aber so im Ganzen gesehen, finde ich es schade, wenn man in so einer Leserunde nicht seine Kritik äußern kann/will. Warum wird denn dann überhaupt mitgemacht? Nur damit das Buch gelesen wird und als gut empfunden wird? Hmmm...

    &quot;Twenty years from now you will be more disappointed by the things that you didn&#39;t do than by the ones you did do. So throw off the bowlines. Sail away from the safe harbor. Catch the trade winds in y

  • Ich finde auch, dass man schon ehrlich sein kann und soll. Ich muss sagen, mir fällt es im Internet leichter ehrlich zu sein. Wenn ich mir vorstelle, ich müsste direkt Kritik üben (also von Angesicht zu Angesicht) wäre ich gehemmter.


    Außerdem ist Kritik ja nichts negatives, sondern etwas woraus man Positives für die Zukunft ziehen kann. :smile:

    Pessimisten stehen im Regen, Optimisten duschen unter den Wolken.

  • Der Ton macht die Musik. Natürlich darf in einer autorenbegleiteten Leserunde auch Kritik üben, wenn einem etwas nicht gefällt, aber höflich formuliert und sachlich begründet sollte sie eben sein. Das würde man umgekehrt ja auch erwarten, oder?


  • Der Ton macht die Musik. Natürlich darf in einer autorenbegleiteten Leserunde auch Kritik üben, wenn einem etwas nicht gefällt, aber höflich formuliert und sachlich begründet sollte sie eben sein. Das würde man umgekehrt ja auch erwarten, oder?


    Ja, genau so sehe ich das auch. :)

    &quot;Twenty years from now you will be more disappointed by the things that you didn&#39;t do than by the ones you did do. So throw off the bowlines. Sail away from the safe harbor. Catch the trade winds in y