Edward M. Forster - Wiedersehen in Howards End

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    Klappentext :


    England zu Beginn des zwanzigsten Jahrhunderts, kurz vor dem Beginn des Ersten Weltkriegs: In Howards End, nicht weit von London entfernt, liegt das Landhaus der Familie Wilcox. Hier kommt es zu einer Affäre zwischen Paul, dem jüngsten Sohn der Familie, und Helen Schlegel, die nur kurz zu Besuch ist. Doch die gegenseitige Anziehung währt nicht lange, denn schon bald merken die beiden, dass sie eigentlich nicht zueinander passen. Während Paul in der Tradition seiner nüchternen, tatkräftigen Familie steht, ist Helen die feinfühlige, kultivierte Tochter eines deutschen Idealisten und einer Engländerin. Doch auch wenn ihre Liaison nur von kurzer Dauer ist, so kreuzen sich ihre Wege immer wieder. Nach dem Tod seiner Frau freundet sich Pauls Vater, Mr Wilcox, mit Helens Schwester Margaret an. Gegen den Willen der beiden Familien heiraten sie schließlich. Schon bald kommt es jedoch zum Eklat, als Margaret die nach einem Aufenthalt in Deutschland schwanger zurückkehrende Helen ins Landhaus der Familie Wilcox aufnehmen will. Das Haus in Howards End wird zu einem Mikrokosmos der Intrigen, verletzten Gefühle, des Misstrauens –- und schließlich der Versöhnung.


    Meinung :


    Unbeschwert locker beschreibt Forster zwei Familien aus der spätviktorianischen Zeit, in der die Gesellschaft an Normen,Traditionen und materiellen Dingen festhält. Verhältnisse über arm und reich sind Gesprächsstoff der belesenen und kulturbegeisterten Helen, die durch kleine Taten und Reden die festgefahrene Denkweise auflockern möchte. Hinzu werden Liebeleien und Affären unterhaltsam geschildert, so wie sie vor 100 Jahren zustande kamen. Dieses Buch kann ich jedem empfehlen, dem Jane Austen zu kitschig ist.


    dumbler

    Einmal editiert, zuletzt von fairy ()

  • Ich habe das Buch in einer Literaturschock-Leserunde gelesen und das Buch hinterließ bei mir zwiespältige Gefühle.


    Die englische Gesellschaft wurde ausgezeichnet gut getroffen, die ganze Scheinheiligkeit, der Wert, der auf Äußeres und auf Ansehen gelegt wird - und nicht zuletzt die schwarzen Schafe, die es wohl in jeder Familie gab.


    Etwas störend fand ich die ewigen Kommentare des Autors, er lässt dem Leser keine eigenen Gedanken bilden, er nimmt vieles vorweg. Aber es gehört zu diesem Buch dazu und wird auch nicht weiter kritisiert.


    Ein nettes Gesellschaftsbild, das nicht mit Gesellschaftskritik geizt, ein Buch für zwischendurch, für mich aber mehr auch nicht!


    3ratten

    :blume:&nbsp; Herzliche Grüße!&nbsp; :blume: <br />creative

  • Meine Meinung
    Ich habe Wiedersehen in Howards End nach ungefähr der Hälfte abgebrochen. Wie creative schon erwähnt hat, gibt der Autor dem Leser sehr wenig Raum für eigene Gedanken. Ich möchte ein Buch nicht auf einem Silbertablett präsentiert bekommen, sondern möchte mich auch damit beschäftigen können. Das war hier nicht möglich. So wurden auch die Dinge die mich am Anfang noch amüsiert haben, mit der Zeit langweilig und haben nicht gereicht um mich zum Weiterlesen zu bringen.

    Into the water I go to lose my mind and find my soul.

  • Oh, schade. Mir hat das Buch damals sehr gefallen (ich ärgere mich gerade, dass ich nach der Leserunde keine Rezi geschrieben habe).

    If you don't become the ocean, you'll be seasick every day.

    Leonard Cohen





  • An solchen Büchern merke ich, wie sehr sich meine Lesegewohnheiten verändert haben. Vor zehn, zwölf Jahren hätte mir das Buch wahrscheinlich besser gefallen. Auf jeden Fall hätte ich es nicht abgebrochen, weil ich damals noch das Gefühl hatte solche Bücher "lesen zu müssen".

    Into the water I go to lose my mind and find my soul.

  • Ich für mich bin heute mit Forsters Verfilmungen ("Zimmer mit Aussicht" mit Maggie Smith und Helena Bonham Carter ist einfach die beste Verfilmung des Romans *gg*) sehr viel glücklicher, als mit den Büchern. Obwohl sie Konventionen abprangern sind sie mir etwas zu oberflächlich. In den Verfilmungen kommt irgendwie das gemeinte aus dem Roman besser rüber. Als ob sie dafür geschrieben worden wären, irgendwann verfilmt zu werden. *gg*

  • Ich habe bisher kein Buch von Forster gelesen, aber die Verfilmungen von "Wiedersehen" und "Zimmer mit Aussicht". Die finde ich beide großartig, weswegen ich wahrscheinlich nicht mehr zu den Büchern greifen werden, um keine Enttäuschung zu erleben, weil mir der Schreibstil möglicherweise nicht zusagt...

    Das Leben ist das schönste Märchen. Hans Christian Andersen

  • Es ist schon lange her, aber ich habe Wiedersehen in Howards End in guter Erinnerungen, wie übrigens alle Bücher von Forster. Besonders gut gefiel mir Reise nach Indien.
    Ich kann mich jedoch nicht mehr sehr detailliert an den Inhalt erinnern. Die Verfilmungen gefallen mir übrigens ebenfalls sehr gut.
    Mir gefiel übrigen die Henry James Verfilmung von "Die Flügel der Taube" auch fast ein wenig besser, als das Buch, aber das lag mit Sicherheit auch an der großartigen Darstellung von jener oben erwähnten Helena Bonham Carter.

  • Ich habe die Lektüre von "Howards End" genossen. E.M.Forster hat mich in die Welt des englischen Großbürgertums vor hundert Jahren entführt und sie mir mit seinen pointierten, detailreichen Erzählweise näher gebracht. Mithilfe eines überschaubaren gesellschaftlichen Kreises bearbeitet er die brennenden Themen seiner Zeit.


    Anhand der Familien Schlegel und Wilcox zeigt er den unaufhaltsam standfindenden Paradigmenwechsel auf. Die Schlegels repräsentieren das gebildete Großbürgertum. Ein Broterwerb ist durch gut angelegtes Familienvermögen nicht notwendig, die Zeit wird mit gehobenem Müßiggang vertändelt. Ausgedehnte Reisen, Kunst und Kultur, gediegene Diskussionsveranstaltungen und ein ausgiebiges Studium mit dem einzigen Zweck der Wissensvermehrung um des reinen Wissens willen, füllen die Tage der Geschwister Schlegel. Die Familie Wilcox steht auf der Gegenseite für den immer stärker werdenden Kapitalismus. Der Wert eines Menschen wird anhand seiner Leistung gemessen, seine Fähigkeiten, Talente und Bildung nur im Hinblick auf den daraus resultierenden finanziellen Nutzen bewertet.


    Indem er das Schicksal dieser zwei so unterschiedlichen Familien verwebt, findet der Autor Raum für eine ausgeprägte gesellschaftliche Kritik. Weder die eine noch die andere Lebensweise erscheint ihm erstrebenswert, sondern eine gelungene Mischung aus den Vorzügen beider Formen. Dieser Roman ist ein leidenschaftliches Plädoyer für ein schaffendes Leben, welches genug Raum und Zeit für die schönen Dinge lässt.


    Gleichzeitig schenkt er den Sufragetten ein wenig Platz, um für das Frauenwahlrecht und für eine generelle Gleichberechtigung einzutreten und warnt vor dem stärker werdenden europäischen Nationalismus. Geschrieben vor Ausbruch des ersten Weltkrieges erkennt er deutlich die politischen Strömungen seiner Zeit. Die Geschwister Schlegel entstammen aus einer Verbindung eines deutschen Vaters und einer englischen Mutter. Beheimatet in beiden Kulturen betrachten die Verwandten sie je nachdem als mehr deutsch oder mehr englisch und wünschen sich für die Damen entweder einen englischen Gentleman oder einen deutschen Herren als Ehegatten, um sie entgültig in der "richtigen" Heimat zu verankern. Die Spannung zwischen den beiden Nationen ist in diesem Mikrokosmos angedeutet. Der Ausbruch des ersten Weltkrieges ist vor seinem authentischen Sittenbild weder verwunderlich noch scheint er abwendbar.



    Wie creative schon erwähnt hat, gibt der Autor dem Leser sehr wenig Raum für eigene Gedanken. Ich möchte ein Buch nicht auf einem Silbertablett präsentiert bekommen, sondern möchte mich auch damit beschäftigen können.


    Das hat mich zum Beispiel überhaupt nicht gestört, im Gegenteil. Trotz oder vielleicht wegen seiner vielen Erklärungen konnte ich mich intensiv mit dem Roman beschäftigen. Vieles wurde mir erst dadurch verständlicher. So konnte ich zum Beispiel Margarets scheinbare Wandlung einer selbstständigen emanzipierten jungen Frau in eine duldsame, gefügige Gattin begreifen, die im großen Finale auf einmal wieder unnachgiebig ihren Standpunkt vertritt. Durch die ausgiebige Beschreibung ihres Innenlebes ergab ihre Entwicklung für mich einen Sinn und stellte keinen Widerspruch in sich dar.