Cees Nooteboom - Rituale

Es gibt 7 Antworten in diesem Thema, welches 3.204 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Jari.

  • [size=18px]Rituale von Cees Nooteboom[/size]


    Inhalt:


    Inni Wintrop führt das Leben eines modernen, großstädtischen Taugenichts. Seine Leidenschaft gilt den Frauen und allem Ästhetischen. Seine Existenzgrundlage verdankt er dem Ex-Liebhaber einer exzentrischen Tante, Arnold Taads, der bei Innis’ betuchter Familie ein kleines Vermögen für den verstoßenen Spross erlangte. Taads selbst wurde durch das egoistische Verhalten des Clans zum Menschenfeind; er bevorzugt klösterliche Abgeschiedenheit.
    Zufällig lernt Inni Wintrop bei einem Kunsthändler Taads Sohn Philip kennen. Der Anhänger des Zen-Buddhismus hat sich in eine reinweiße Dachstube eines heruntergekommenen Amsterdamer Hauses zurückgezogen. Philip bildet sich ein, das echte, reine Japan zu verkörpern. Nach jahrelanger Suche findet er eine besonders seltene Teeschale...


    Kurzkritik:


    Der Leser begleitet von Anfang an Inni bei seinen Begegnungen, wo er Bekannte und Menschen kennenlernt. Mit neuer Aufmerksamkeit beobachtet er sie und ihr Leben. Heiter, melancholisch und gleichzeitig souverän reflektiert Nooteboom auf diese Weise die Gesellschaft des 20. Jahrhunderts. In ihrer Isoliertheit klammern sie sich an "Rituale", mit denen sie versucht sind, ihrer voranschreitenden Lebenszeit und den dabei aufkeimendenn Erinnerungen einen Hauch des Sinnvollen zu geben.
    Trotz der guten Kritik meinersetis gebe ich dem Buch nur 4ratten, da der Funke bei mir nicht rübergsprungen ist. Ansonsten tolles Buch, dass ich bestimmt irgendwann mal wieder lesen werde.


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    Einmal editiert, zuletzt von Alfa_Romea ()

  • Hallo!


    future-reader: vielen Dank für die Rezi :bussi: Was Du geschrieben hast klingt sehr interessant. Ich denke, ich werde Cees Nooteboom eine zweite Chance geben und habe das Buch auf meine "muß ich unbedingt lesen"-Liste gesetzt :zwinker:


    Liebe Grüße
    Kirsten

    Into the water I go to lose my mind and find my soul.

  • Gerade habe ich das erste Drittel gelesen, und ich wüßte nicht, warum ich die anderen zwei Drittel noch lesen sollte. Im ersten Abschnitt hatte ich noch gedacht, der Protagonist wäre vielleicht einfach nur bekifft, aber es ist wohl ein grundsätzliches Charakterproblem. Dieser Mensch interessiert sich einfach für nichts, vor allem nicht für andere Menschen, und nicht mal für sich selbst. Letzteres ist ja schon irgendwie suspekt, wenn man nicht gerade Mutter Theresa heißt. Und mit solchen Leuten mag ich keine Zeit verbringen, nicht einmal in Buchform.

  • Hallo!


    @Aldawen: oje. Ich glaube, das Buch rutscht gerade unauffällig von der Liste :sauer:


    Liebe Grüße
    Kirsten

    Into the water I go to lose my mind and find my soul.

  • Vielleicht bin ich einfach nicht „intellektuell“ genug, um die tiefere Weisheit dieses Romans zu würdigen, es wirkt auf andere Leser sicher anders. Aber für mich ist das einfach nichts ...

  • Du bist für mich eigentlich ein ganz guter Indikator- hoffentlich ist diese Bürde nicht zu schwer :zwinker:

    Into the water I go to lose my mind and find my soul.


  • Du bist für mich eigentlich ein ganz guter Indikator- hoffentlich ist diese Bürde nicht zu schwer :zwinker:


    Ich denke, damit kann ich umgehen :breitgrins:

  • Inhalt:


    Inni Wintrop gehört zu jenen, die sich treiben lassen. Als seine geliebte Zita ihn verlässt, verliert er jeglichen Halt. Erst als Inni den alten Taads kennen lernt, nimmt sein Leben wieder Form an. Der Kreis schliesst sich, als Inni Jahre später auf Taads' Sohn trifft, der so anders und doch ganz gleich ist wie der Vater.


    Meine Meinung:


    Rituale von Cees Nooteboom ist eines jener Bücher, von denen ich nicht so einfach sagen kann, was ich davon halte. Oder gar, worum es wirklich geht. Oder ob ich es gut oder schlecht fand. Es ist eines jener Bücher, das sich einem entzieht und immer, wenn ich danach greifen will, bückt es sich unter meiner Hand weg.


    Was ich dazu sagen kann, ist, dass mir Nootebooms Sprache sehr gut gefällt. Es ist eine poetische Sprache, die Unpoetisches ausdrücken kann, ohne dass es fehl am Platze wirkt. Ich weiss zwar nicht genau, was ich von Nooteboom erwartet habe, aber jedenfalls nicht, dass ich seinen Schreibstil als schön empfinde.


    Die Geschichte selber ist sehr eigenwillig. Genauso wie Inni, die Hauptfigur von „Rituale“. Anfangs konnte ich die Geschehnisse schlecht zuordnen, da man einfach mitten in die Handlung hineingeworfen wird. Dieser Erzählstrang ist dann aber auch gleich darauf beendet und Ini lernt den ersten Taads kennen.


    Man muss sich in diesem Buch erst ein wenig zurecht finden. Nach dieser Szene konnte ich mich einigermassen in der Geschichte einleben und den Erzählstil akzeptieren wie er ist. Taads ist eine Klasse für sich, genauso wie sein Sohn, den wir später ebenfalls antreffen. Der Apfel fällt nicht weit vom Baum.


    Der Titel passt sehr gut zur Geschichte. Jede der Figuren hat ihre eigenen Rituale, die für uns Aussenstehende teilweise nicht nachvollziehbar sind. Selbst Inni, der entwurzelt wirkt, hat seine persönlichen Rituale, denen er folgt oder folgen muss. Ob er dies bewusst tut, das kann ich nicht sagen.


    Nooteboom wirft viele Fragen auf, greift nach heiklen Themen und serviert sie uns wie eine heisse Suppe. Glasklar und ohne Umschweife. Der kurze Rückentext verspricht Erotik, doch ich persönlich empfinde dies als irreführend. Sie ist ein Teil der Geschichte, aber es ist kein dominanter Part. Der körperliche Teil ergänzt das Buch in etwa so, wie es unser Leben ergänzt.


    Ich persönlich empfand die tiefgründigen Diskussionen als tragender als die Erotik. Die Figuren für sich wirken stärker als ihre Interaktionen. Man redet über Gott, Leben, Sterben, was richtig und was falsch ist. Wollte Nooteboom so seine Gedanken sortieren? Ihnen Form geben? Fühlt er sich vielleicht selbst ein wenig wie Inni, der sich eher treiben lässt, als selber zu handeln?


    Obwohl die Sprache, wie eingangs erwähnt, sehr poetisch ist, fühlte ich mich davon doch rasch ermüdet. Dies kann jedoch auch am Inhalt liegen, der tatsächlich schwer verdaulich ist.


    Fazit:


    Ein Buch, das seltsam anders ist. Speziell. Das nicht so recht zu den anderen Büchern in meinem Regal passen will. Ein Buch, zu dem ich wohl nicht gegriffen hätte. Es hat meinen Lesehorizont um einen faszinierenden Aspekt erweitert, auch wenn ich nicht ganz sicher bin, was ich mit diesem Aspekt nun anfangen soll.


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    3ratten

    //Grösser ist doof//