Bill Fawcett (Hrsg.) - We Three Dragons

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    Der Band besteht aus drei kürzeren, weihnachtlich angehauchten Fantasy-Erzählungen, die dem Titel entsprechend von Drachen handeln.


    Jeff Grubb – The Knight, Before Christmas
    Die kürzeste der Geschichten, nur 10 Seiten lang, besteht in der Hauptsache aus einem Gedicht, dass in einer Familie traditionell zu Mittwinter vorgetragen wird. In diesem wird erzählt, wie ein Ritter versucht, einen gefürchteten Drachen zu töten. Dies misslingt ihm zwar, aber er schließt einen Pakt mit dem Drachen: dieser wird nicht nur die Bewohner der Gegend schonen, sondern sie auch vor Räuberhorden und wilden Tiere beschützen. Im Gegenzug zahlen die Bewohner ihm jedes Jahr zu Mittwinter einen Teil ihres während des Jahres erwirtschafteten Gewinns. Beide Seiten profitieren davon. Offensichtlich hat dieses Gedicht für die Familie eine persönliche Bedeutung.
    Es handelt sich um eine charmante, schön erzählte, aber etwas belanglose Geschichte mit einem guten Clou, der für mich nur leider nicht so überraschend kam, wie er wohl gedacht war.
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    James M. Ward – The Christman Dragon
    Ein prosperierendes Gebirgsdorf feiert Weihnachten, wie immer mit tosendem Glockengeläut, das von Jahr zu Jahr mit wachsendem Wohlstand lauter erklingt. Da es sich zudem um im Dorf hergestellte goldene Glocken handelt, auf deren Klang Drachenohren besonders geeicht sind, erwacht in jenem Jahr ein in der Nähe schlafender Drache. Da ein Drache nie genug Gold besitzen kann, macht er sich auf zum Dorf, raubt es aus und zerstört es dabei. Die Dorfbewohner lassen sich allerdings davon nicht abschrecken, bauen ihr Dorf wieder auf, drumherum eine drachensichere Mauer (nur dass die meisten Drachen fliegen können, haben sie nicht bedacht), und produzieren weiterhin goldene Glocken. Das Ergebnis: The same procedure as last year. Aber immerhin sind die Leute lernfähig: Die Produktion der Goldwaren wird ausgelagert, im Dorf herrscht Goldverbot und nur noch eiserne Glocken dürfen geläutet werden, mit horrendem Misserfolg, denn im Jahr darauf erwacht ein weiterer Drache…
    Eigentlich ist die Grundidee gut. Aus ihr hätte man eine unterhaltsame Geschichte basteln können, nur misslingt dies Ward kapital. Der Stil ist holperig, an Logik fehlt es vorne und hinten, erzähltechnisch gibt es eine Menge Unklarheiten und so, wie er die Geschichte erzählt, ist sie leider furchtbar vorhersehbar.
    363.gif, und einen halben für die gute Grundidee.


    Ed Greenwood – Wrathclaw’s Wyrmtide, or The Secret of Treasure-Unlooked-For
    Diese Geschichte ist eine Nachdichtung von Dickens bekanntem ”Christmas Carol”. Dementsprechend ist Wrathclaw ein griesgrämiger alter Drache, der seinen immensen Reichtum auf Kosten anderer Drachen, die er im Zweikampf besiegte, erworben hat. Einzelgängerisch und egoistisch weigert er sich, für notleidende Drachen auch nur das kleinste Goldstück herzugeben. Eines Winters jedoch, als er sich gerade geweigert hatte, seiner Schwiegertochter das Überleben zu sichern, erscheint vor seinen Augen eine leuchtende Kugel: kann es sich bei dieser wirklich um ein Geschenk des mythischen Alldrachen, des Vaters des gesamten Drachengeschlechtes handeln? Wrathclaw schaut die Kugel an, wird in sie hineingezogen und erlebt Ereignisse aus seiner Vergangenheit wieder, solche aus der Gegenwart und schließlich auch aus der Zukunft mit, wo er erfährt, wie die anderen Drachen über seinen Tod frohlocken. Schockiert überdenkt er sein bisheriges Leben und wird geläutert.
    Dies ist die mit Abstand beste Geschichte des Bandes. Sie ist stilistisch gelungen, und auch inhaltlich hat der Autor Dickens’ Geschichte an erfolgreich an drächische Verhältnisse angepasst. Greenwood hat die einzelnen Drachen sorgfältig charakterisiert, die gesellschaftlichen Verhältnisse und Lebensbedingungen der Drachen zwar nur kurz, aber plastisch beschrieben, ihre Mythologie auszugsweise dargestellt, schlicht eine runde, unterhaltsame, Dickens’ Vorlage gerecht werdende Geschichte geliefert.
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    Dem Buch, das ich im Rahmen des Weihnachtslesewochenendes gelesen habe, gebe ich insgesamt
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    Wir sind irre, also lesen wir!