Die Geschichte beginnt an einem kalten Oktobertag des Jahres 1851. Der neunjährige Harold Gui ist aus dem schrecklichen Waisenhaus der Miss Parrott geflohen und versucht nun sich in dieser kalten, phantasielosen, grausamen Welt durchzuschlagen. Seine wichtigste Bezugsperson ist dabei der alte Farlow (nicht Le Falou, wie im Klappentext) mit dem zusammen er unter einer Brücke lebt und der ihn nicht nur Lesen und Schreiben, sondern auch das Träumen lehrt. Doch schon bald wird Harolds Leben eine völlig unvorhergesehene Wendung nehmen, denn der Rat der Engel hat beschlossen, dass Weihnachten gerettet werden muss...
Der Anfang des Buches gefiel mir äußerst gut. Die Stimmung der düsteren Industriestadt Cokecuttle und Harolds Versuch Schornsteinfeger zu werden. Farlow, der sich unter genau dieser Brücke am Hafen niedergelassen hat, weil dort die Kisten der Handelsschiffe geöffnet werden, die mit Zeitungs- und Buchseiten ausgekleidet sind, die er, da er sich kein richtigen Bücher leisten kann, liest und sammelt, so dass er im Laufe der Zeit und mit viel Geduld ganze Geschichten verfolgen konnte und auch dem kleinen Harold wunderbare Geschichten erzählt (Wie die von den Zauberwesen, die von der Erde verschwunden sind.). Auch sprachlich fand ich diesen ersten Teil sehr schön, besonders dann, wenn der Erzähler den Leser direkt anspricht, ihn auffordert, seine Phantasie zu gebrauchen.
Während der nächsten 100 Seiten war ich dann leider nicht mehr ganz so begeistert. Hier wurde für meinen Geschmack das "Große, böse Welt, gemeine, phantasielose Erwachsene, armer, kleiner Waisenjunge-Schema" etwas überstrapaziert.
Doch davon sollte man sich nicht abschrecken lassen, denn wenn ab der zweiten Hälfte des Buches die Zwerge auftauchen und der Plan zur Rettung des Weihnachtsfestes endgültig ins Rollen kommt, wird das Buch endlich zu der zauberhaften Geschichte, die sich schon zu Beginn angekündigt hatte.
Die Charaktere sind nicht unbedingt vielschichtig, es ist eigentlich immer klar, wer zu den Guten und wer zu den Bösen gehört, doch in diesem Fall ist das nicht störend, sondern passt zu diesem Dickens-Fantasy-Weihnachtsmärchen.
Insgesamt ist Der kleine Weihnachtsmann für mich trotz kleiner Schwächen eine wirklich schöne und phantasievolle Weihnachtsgeschichte.
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(Ich war mir nicht sicher, ob ich das Buch unter Fantasy oder Jugendbuch einordnen sollte, also falls es hier falsch ist, bitte verschieben.)