Meir Shalev - Judiths Liebe

Es gibt 20 Antworten in diesem Thema, welches 5.986 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von wolves.

  • Hallo!


    3257231199.03.MZZZZZZZ.jpg


    Inhalt:


    Der zwölfjährige Sejde wächst in Israel, in einem kleinen Dorf in der Jesreel-Ebene auf und genießt das Privileg, neben einer Mutter gleich drei Väter zu besitzen. Alle drei "Väter", die ihr Leben lang um Sejdes eigenwillige Mutter Judith geworben haben, geben dem Kind etwas: Rabinowitz schenkt ihm ein Zuhause und Halbgeschwister, Globermann, der ungehobelte Viehhändler, versorgt ihn mit Taschengeld und jeder Menge bodenständiger Lebensweisheiten, und Jakob Scheinfeld, der poetische Sonderling, lehrt ihn alles über Vögel und dazu noch das Kochen. Der in Jerusalem lebende Autor Meir Shalev hat einen Liebesroman voller Humor und Weisheit geschrieben."Es ist ein Hohelied der Liebe, das Shalev singt. Einer Liebe, die keine großen Gründe braucht, weil die Größe der Liebe niemals von der Größe des Grundes abhängt, und manchmal allein die Augenbrauen einer Frau einen Mann fürs ganze Leben bei der Stange halten können. Einer Liebe, die Schicksal ist, das schlimmste von allem, weil man es selbst über sich bringt.


    Teilnehmer:


    Saltanah
    tina
    wolves


    Eine kurze Bitte: Damit das ein bisschen angenehmer zu lesen ist, postet erst, wenn ihr angefangen habt. Die Beiträge "Buch liegt bereit, ich fange heute Abend an" ziehen das ganze immer so sehr in die Länge.


    Interessant für Leserunden-Neulinge ist sicherlich die Leserunden-FAQ. Dort findet ihr auch Informationen z.B. zu Spoilern etc.


    Viel Spaß!
    nimue

    Rechtsextremismus ist wieder salonfähig gemacht worden, durch CDU/CSU und FDP.

  • Nach 40 gelesenen Seiten bin ich hin und weg vom der Leichtigkeit des Stils. Gerade durch den Kontrast mit den teilweise ziemlich tragischen Ereignissen wirkt er auf mich um so mehr.
    Gleich setze ich mich in den Bus, um meine Freunde übers Wochenende zu besuchen, und lese auf der Fahrt weiter.


    Ein schönes Pfingstwochenende wünscht euch
    Saltanah


    Hier gibt's :sonne: ! Hoffentlich bei euch auch.

    Wir sind irre, also lesen wir!

  • Hallo,


    ich habe erst die ersten 6 Kapitel gelesen, aber ich weiß jetzt schon, daß dieses Buch mit gefallen wird, weil es zum Nachdenken anregt. Mir gefallen Sätze wie dieser:


    "... denn was hat ein Junge schon außer der Kindheit? Kraft hat er nicht, Verstand hat er nicht, und eine Frau hat er auch noch nicht. Nur Liebe hat er, die ihm Leib und Leben ruiniert."


    Ich freue mich schon auf's weiterlesen. Ich denke für dieses Buch werde ich mir bewußt etwas Zeit lassen, denn das wird ihm nur gerecht. Es gehört auch zu denen, die ich nur alleine un din Ruhe lesen kann, also ohne Geräuschkulisse von außen. Sozusagen ein ins Bett-Kuschel-Und-Die-Welt-Ausblend-Buch. :breitgrins:
    Ich bin ja Mal gespannt, wie Ihr es empfindet.
    Saltanah: Schönes Wochenende


    Tina


    Tina :winken::blume:

  • Hallo,


    schön fand ich in Kapitel 9


    "Mosche begriff, daß er seinem weiblichen Gegenpart gegenüberstand, der berühmten Zwillingsschwester, die im Leib jedes Mannes steckt, ja die alle erträumen und verehren, aber nur wenige sehen und noch weniger je anfassen dürfen."


    Das gilt natürlich auch für das weibliche Geschlecht. Ich habe mich schon oft gefragt, ob es für jeden Menschen so einen "Soulmate" gibt, und wenn ja, ob man ihm je begegnet und wenn, ob man es dann erkennt. Ich befürchte fast wie in der Geschichte, daß es nur wenigen vergönnt ist, diese Erfahrung zu machen, aber man soll ja die Hoffnung nie aufgeben. :zwinker:


    Kapitel 10


    Die Geschichte von dem Hochzeitskleid finde ich auch faszinierend.
    "...du bestimmst, wo jede Sache anfängt...". Ein schöner Gedanke.


    Wie man sehen kann, hat mich das Buch in seinen Bann geschlagen. Danke Saltanah für diesen wunderschönen Buchvorschlag. :knuddel:


    Tina

  • Hallo,


    ich bin es schon wieder :redface: .
    Kapitel 16 ist mir richtig zu Herzen gegangen. Ich dachte nur, was ein Dreckskerl. Ich kann und will mir nicht vorstellen, wie es wäre, wenn eines Tages meine Miriam nicht mehr da wäre, weil sie mir einfach jemand wegnimmt. Ich würde meines Lebens nicht mehr froh werden. Mir läuft es bei dem Gedanken eiskalt den Rücken 'runter.


    Tina

  • Hallo,
    ich war den ganzen Tag unterwegs und bin jetzt erst nach Hause gekommen und habe mich direkt vor dem PC gesetzt um wegen des Buches zu posten.


    Hallo Tina, ich kann deiner Aussage

    Zitat

    Wie man sehen kann, hat mich das Buch in seinen Bann geschlagen

    nur aus ganzem Herzen beipflichten. Was für ein wunderschönes Buch. Auch von mir: Danke Saltanah für deinen Buchvorschlag :knuddel: . Dieses Buch wäre mir wahrscheinlich sonst entgangen.


    Während des Lesens ist mir ein Sprichwort durch den Kopf gegangen. Es geht ungefähr so: "Es bedarf eines ganzen Dorfes um ein Kind zu erziehen." Und Sejde hat es noch besser: er hat gleich drei Väter die sich um ihn kümmern. Trotz aller schrecklichen Ereignisse, durchzieht das Buch eine Wärme, Liebe und Weisheit , dass es für mich einfach wunderschön zu lesen ist.


    Ich habe das 12. Kapitel beendet und musste erst mal innehalten.

    Zitat

    Die Beschreibung vom Unfalltod von Tonia hat mir den Atem geraubt. Wie schrecklich einen geliebten Menschen so zu verlieren. Ihm nicht helfen zu können. Wie hilflos sich Mosche gefühlt haben muss.


    Die Zitate die Tina schon herausgeschrieben hat, haben mich auch sehr angesprochen.

    Noch ein Satz, der mich im siebten Kapitel sehr berührt hatte:

    Zitat von "Seite 32"

    Was soll ich dir sagen, Sejde, ein Kind kann man schlagen und strafen, aber seinen Geist kannst du nicht brechen, und seinen Traum kannst du nicht um die Ecke bringen.


    Zitat von "Tina"

    Sozusagen ein ins Bett-Kuschel-Und-Die-Welt-Ausblend-Buch.


    Schöner kann man es nicht mehr ausdrücken. :smile: Das ist defenetiv ein Buch, dass ich Kapitel für Kapitel genießen möchte.


    Leider werde ich wohl morgen auch nicht sehr viel zum Lesen kommen, weil wir wahrscheinlich unterwegs sind. :sauer:

  • Shalom,


    ich weiß gar nicht wo ich zuerst anfangen soll. Selten ist mir ein Buch so Herzen gegangen, hat so treffend Worte gefunden, für Gefühle, die ich nie hätte beschreiben können.
    Judiths Trauer um ihrer Tochter tut richtig weh. Ich mußte eben noch einmal an das Bett meiner eigenen Tochter gehen und bin einfach nur dankbar, daß es ihr gut geht und daß ich sie habe.


    Zweite Mahlzeit Kapitel 14 und 15
    Wie kann man besser Sehnsucht beschreiben?


    "Jeder, der genug Kraft für Sehnsüchte hat, der braucht keine Gründe"


    " "Alles läßt sich in einem Kästchen verstecken, Sejde, im Kästchen, im Käfig, im Schrank und im Zimmer. Sogar die Liebe kann man so gut, gut wegschließen", erklährte mir Jacob, "aber die Erinnerung besitzt sämtliche Schlüssel, und die Sehnsüchte, Sejde, die dringen auch durch Wände. Die können wie der Zauberer Houdini raus und wie die Geister der Toten rein, wann und wo sie nur wollen." "


    Wie kann man besser schlaflose Nächte beschreiben, wenn nicht mit dieser Metapher:


    "Die Brüder Wenn, Hätte und Wäre".


    Ich werde jetzt wieder weiterlesen, denn sonst könnte ich fast das ganze Buch zitieren und das würde wohl doch den Rahmen etwas sprengen. :smile:
    Normalerweise höre ich beim lesen keine Musik, aber heute habe ich für mich etwas absolut passendes gefunden, was jetzt läuft:


    "Songs from a secret garden". Bei dieser Musik denke ich immer, da fehlt jetzt nur noch der passende Film dazu. Das wär's doch mal was anderes. Einen Film zur Musik und nicht umgekehrt.


    :zwinker:


    Tina, zu der noch lange nicht der Engel-von-Schlaf kommt.

  • Bin wieder zurück :winken: und von dem Buch ebenso begeistert wie ihr (und mein großer Bruder, der mir das Buch empfohlen hat, und dem eigentlich euer Dank gebührt.)
    Vorhin im Bus habe ich die "zweite Mahlzeit" zu Ende gelesen. Großartig, wenn überhaupt möglich noch besser als die "erste Mahlzeit". Ich finde es wunderbar, wie die Erzählung die Ereignisse anfangs erst mal anschneidet, sich dann zu anderen weiter bewegt und schließlich wieder zu ihnen zurückkehrt und sie genauer beschreibt. Das Buch lässt sich alle Ruhe der Welt, da wird nichts übereilt, da ist keine "action" und trotzdem ist es absolut nicht langweilig.


    Und dann natürlich diese wundervollen Formulierungen, die ich mir am liebsten alle rausschreiben würde, um sie nicht gleich wieder zu vergessen. Meine beiden Lieblinge sind:


    I/15 (S. 63):
    "Das würd mir grad noch fehlen", antwortete Oded, "Träume zu verwirklichen."
    (...)
    "Wer braucht denn schon diese liebe Not: Träume verwirklichen... Glaubst du denn, ich wüsste nicht, dass in Amerika auch nicht alles so hundert Prozent perfekt ist, wie ich es mir vorstelle? Jedes Kind will Lastwagenfahrer werden, wenn es groß ist, und auch viele Erwachsene träumen noch davon. Aber nur ein Idiot wie ich verwirklicht das auch."


    Und
    II/20 (S. 175):
    Und Jakob, der schon lange allein auf dem Boden des Kanarienhauses gesessen hatte, wurde von dem alten Aberglauben der Vogelzüchter angesteckt - dass ihr Singen ein Zeichen der Dankbarkeit und der Liebe sei, ein Aberglaube übrigens, der auch bei Königen und Kindergärtnerinnen, Rekrutenausbildern und Dorfchordirigenten auftritt. :breitgrins:


    Und dann sind da natürlich die vielen Aussprüche über die Liebe, von denen jeder einzelne es verdiente, zitiert zu werden. Die Liebe ist ja überhaupt das umfassende Thema des Buches, wird aber hier zum Glück nicht mit Sex gleichgesetzt, wie es in Marquez' "Liebe in den Zeiten der Cholera" viel zu sehr der Fall war.
    Besonders überrascht hat mich, als mehrfach betont wurde, dass die Liebe nicht nur (oder gar eigentlich nicht) eine Sache des Herzens, sondern eher des Verstandes wäre. Auch dass die Liebe "eine Frage der Entscheidung" ist, dass man beschließen muss, jemanden zu lieben, ist eine Überlegung wert.


    Bisher aber waren es die Kapitel über die Sehnsucht (II/14+15), die mich am meisten berührt haben.


    Eigentlich ist es ein Buch, dass ich in einem Rutsch durchlesen könnte, aber wie ihr auch, lasse ich mir Zeit beim Lesen, um es wirklich genießen zu können. Das kommt bei mir nicht so oft vor, und ist also als hohes Lob zu verstehen.


    Tschüss,
    Saltanah

    Wir sind irre, also lesen wir!

  • Hallo,


    oder auch Shalom (was für eine schöne Begrüßung :herz: ).


    Zitat

    "Songs from a secret garden". Bei dieser Musik denke ich immer, da fehlt jetzt nur noch der passende Film dazu. Das wär's doch mal was anderes. Einen Film zur Musik und nicht umgekehrt.

    Solche Sätze machen mich immer sehr neugierig auf die Musik. Ist das etwas ruhiges? Gesang?


    Ich fand das auch sehr schrecklich als Judith von ihrem Mann ihre kleine Tochter weggenommen wurde. Mich machte es wütend wie er die Kleine dann behandelt hat, als sein erstes Rachegefühl vorüber war. Außerdem finde ich es unerhört von ihm, dass er sich herausnimmt gleicht zwei Geliebte zu haben und von seiner Frau erwartet, dass sie ihm treu bleibt. (da könnte ich mich jetzt ohne Ende darüber aufregen).


    Zitat von "Kapitel 19"

    Wie schrecklich musste es für Mosche sein, als er seine Kinder ohne seine geliebte Frau aufziehen muss. Wie unendlich musste er seine Frau und seine Kinder ihre Mama vermissen. Ein klein wenig Trost hatten er und sein Sohn beim Genuss der Marmelade gefunden. Wobei ja die Tochter, mit der Situation nicht umgehen konnte und das Marmeladenglas in ihrer Trauer zerschmettert hatte.


    Ich könnte ohne Ende aus dem Buch zitieren. Hier ein Satz aus dem 21. Kapitel, der mir noch sehr gut gefallen hat:

    Zitat von "Seite 84"

    "Was wäre besser als eine solche Mischung? Das Eigelb ist Nahrung von der Mutter und erinnert an das Leben, der Wein ist Seele und Zukunft, und der Zucker ist die Leidenschaft und die Kraft."


    Diese Mahlzeiten die Sejde bei Jakob Scheinfeld bekommt, sind einfach wunderbar beschrieben. Zum einen wird er phantastisch und mit viel Liebe bekocht und zum anderen bekommt er immer noch die eine oder andere Lebensweisheit und Geschichte erzählt.


    Mich begeistert dieses Buch bis jetzt sehr. Es geschehen immer wieder schreckliche Ereignisse, wie das Leben halt so ist. Und dann kommen die Passagen, die mich hinreißen, die voller Witz und Lebensweisheit sind.

  • Shalom ihr beiden,


    mir gefällt unsere Minilesrunde extrem gut. Was das Buch angeht, sind wohl auch so eine Art Zwillings, ähm oder eher Drillingsschwestern.
    Ich finde es lustig, daß es Euch auch so ergeht, daß Ihr Euch bremsen müsst nicht gleich das komplette Buch zu zitieren. :breitgrins: Die Zitate, die Ihr beide angebracht habt, haben mich genauso fasziniert, aber irgendwann wollte ich einfach wieder weiterlesen, sonst wären sie auch noch eingeflossen. Über Odek muß ich jedesmal schmunzeln.
    Ich glaube die tragischste Gestalt ist Jacob. Er tut mir unendlich leid, vor allem wenn beschrieben wird, wie an der Bushaltestelle sitzt und ruft :"Kommt doch herein Freunde" Was kann mehr Einsamkeit ausdrücken, als so etwas. Die Abschnitte mit ihm sind mir auch die allerliebsten, weil er so eine liebevolle Weisheit besitzt. Sie ist weniger belehrend, als unendlich warm und zärtlich.
    Auch der Humor in diesem Buch ist herrlich. Es hat so eine stille vergnügliche Art. (Ähm, hat das jetzt jemand verstanden? Meir Shalev könnte es bestimmt in bessere Worte fassen, aber mir gelingt das nicht.)
    Judith hat natürlich auch eine ganz tragische Rolle, aber sie ist irgenwie ferner, weil von Anfang an bekannt ist, daß sie gestorben ist. Jacob hat mehr Gegenwartscharakter. Oh je, ich glaube ich lese jetzt lieber weiter. Ich schreibe nur noch Gurgelmumpf. :redface:


    Übrigens: "Secret Garden", macht sehr ruhige Musik, überwiegend instrumental, aber es gibt auch Alben in denen gesungen wird. Ich liebe diese Musik, aber ich kann sie nie hören wenn ich traurig bin, denn dann könnt ich heulen wie ein Schloßhund.


    Lehitraot we leila tov, Tina (achschav ani nosea be Israel) :breitgrins:


    PS. Ich konnte nur den Kopf schütteln über diesen furchtbar einfallslosen Namen für ein Mädchen "Batschewa". :rollen:
    Das heißt übersetzt, "Siebte Tochter". Na Danke, so möchte ich nicht heißen. Den Namen Sejde und seine Bedeutung finde ich allerdings unglaublich liebevoll, auch wenn ich selbst nicht so scharf auf so einen Namen wäre.

  • Shalom,


    Judiths Liebe ist eines der schönsten Bücher, welches ich seit langem gelesen habe.
    Es ist schön, weil es ehrlich, ungeschminkt, traurig, zum schmunzeln, warmherzig, weise und einfach menschlich ist. Dieses Buch wurde mit einer Wärme und Liebe geschrieben, welche man selten in einem Buch findet. Dieses Buch ist wie ein kleiner Schatz, den man immer wieder öffnen möchte, um sich daran zu erfreuen.
    Die Menschen darin wachsen einem ans Herz mit all ihren Liebenswürdigkeiten und Schwächen und nur allzu oft findet man sich selbst darin wieder. Zumindest mir ist es so ergangen. Es ist zu einem Buch geworden, welches ich meinen Freunden ans Herz legen werde und ich hoffe noch viele werden beim lesen das empfinden, was es mir bedeutet.
    Toda Raba Meir Shalev, für dieses besondere Geschenk.


    Selten habe ich so schnell und absolut überzeugt


    5ratten


    vergeben.


    Tina

  • Wo soll das bloß enden? :entsetzt:
    Der dritte Teil ist ja noch besser als die ersten beiden. Ich könnte am laufenden Band zitieren und halte mich nur mit Mühe davon zurück, das ganze Buch abzutippen.


    Daher nur:
    In dieser Gemeinde, in der Fruchtbarkeit und Gleichförmigkeit zu den wichtigsten Grundsätzen gehörten (...) (S. 190)
    Wie wahr, wie wahr! Und wie tragisch - alle Dörfer, liegen sie nun in Israel, Deutschland oder Schweden scheinen sich darin sehr ähnlich zu sein.


    Und gut dazu passend:
    Rachel wuchs zu einer Kuh von unübersehbarer Männlichkeit heran (...) Außerdem legte sie das freche Verhalten eines spielversessenen Jungbullen an den Tag, was den peinlich berührten Mosche bis zu eindeutiger Verachtung trieb.
    "So benimmt sich eine Kuh nicht", wiederholte er ständig.
    (S. 225)
    Ich leide mit Rachel mit und hoffe nur, dass ihr ein Ende durch Globermann erspart bleibt.


    Am meisten begeistert mich allerdings die Erzählhaltung. So traurig und tragisch eigentlich alle beschriebenen Schicksale sind - richtig glücklich ist niemand, also wie im wirklichen Leben -, ist es trotzdem kein deprimierendes sondern im Gegenteil ein hoffnungsvolles Buch. Anders erzählt könnten mich die beschriebenen Ereignisse so richtig runterziehen, so allerdings entdecke ich mich ständig mit einem Lächeln in den Mundwinkeln. Großartig!


    Schließlich noch ein Hoch auf meinen SUB, auf dem sich noch 2 weitere Bücher von Meir Shalev tummeln! :klatschen:

    Wir sind irre, also lesen wir!

  • Ende der dritten Mahlzeit:
    Puh, da hat Rachel ja so eben noch die Kurve gekratzt :klatschen: ! Und endlich wissen wir, wie Sejde zu seinen drei Vätern kommt, und wie Judith stirbt :sauer: .


    Nur mit Sejdes Namen habe ich weiterhin Probleme: er ruft bei mir ganz falsche Assoziationen hervor, da sejd auf schwedisch "altnordische, vorchristliche Zauberei" bedeutet.
    Siehe engl. Seid

    Wir sind irre, also lesen wir!

  • Ich bin noch bei der zweiten Mahlzeit. Gestern abend bin ich früher ins Bett gegangen, um noch zu lesen, aber ziemlich schnell konnte ich (leider) die Augen nicht mehr aufhalten. :sauer:
    Ich freu mich schon so auf das weiterlesen. :klatschen:

  • Hallo,


    wie wundervoll ist dieses Buch. Die Personen in diesem Buch haben ihre Probleme, haben teilweise schreckliches erlebt, aber trotzdem geben sie nicht auf. Sie leben weiter und jede Seite in diesem Buch ist von Humor und Liebe durchdringt. (Hört sich vielleicht jetzt sehr kitschig, leider finde ich keine besseren Worte um meiner Beigesterung Ausdruck zu verleihen.)


    Auf Seite 157 gibt es ein Zitat, dass mir direkt ins Herz gegangen ist, weil es einfach wahr ist:
    "Alles läßt sich in einem Kästchen verstecken, Sejde, im Kästchen, im Käfig, im Schrank und im Zimmer. Sogar die Liebe kann man so gut, gut wegschließen", erklärte mir Jakob, "aber die Erinnerung besitzt sämtliche Schlüssel und die Sehnsucht, Sejde, die dringen auch durch Wände. Die können wie der Zauberer Houdini raus und wie die Geister der Toten rein, wann und so sie nur wollen."

  • Hach ja, leider habe ich es jetzt durch.
    Die vierte Mahlzeit war noch tragischer als die anderen Kapitel; schon bei dem ersten Satz musste ich schlucken:
    Die vierte Mahlzeit bereitete mir Jakob im Jahr 1981, einige Wochen nach seinem Tod. Ist das nicht ergreifend?
    Aber gleichzeitig ist es nicht deprimierend, sondern im Gegenteil hoffnungsvoll, und gerade diese Mischung ist es, die mich so sehr anspricht - die gehörige Prise Humor nicht zu vergessen!
    Mach es wie ich, imitiere einen Mann, der nicht müde wird. (Oder so ähnlich) Überhaupt hat mir Salvatore/Ishua sehr gut gefallen. Ich finde, er hätte ein eigenes Buch verdient! Aber das gilt eigentlich für alle Personen, alle waren interessant, über alle wüsste ich gerne mehr.


    Warmherzig und menschlich hat Tina das Buch bezeichnet und ich stimme ihr darin hundertprozentig zu. Und auch hierin bin ich mit ihr einer Meinung: das Buch verdient zweifellos
    5ratten

    Wir sind irre, also lesen wir!

  • Hallo,


    ja Salvatore fand ich auch faszinierend. Er war einfach bestimmt und liebenswert. Schlimm fand ich, warum die Hochzeit mit Jacob nicht zustande kam. Manchmal sind es solche bescheuerten Zufälle, von denen alles abhängt. Mir tat Jacob so leid. Ich glaube so einen Schmerz kann man sich kaum vorstellen, es sei denn man hat ihn schon einmal erlebt.


    Tina

  • Wow, ihr seid ja schon beide fertig; bin ich ein langsamer Leser. :sauer:


    Ich genieße jede Seite in diesem Buch. Und eigentlich könnte man ständig etwas zitieren oder daraus erzählen.
    Ich fand die Episode witzig, als Batschewa sogar eifersüchtig auf die Träume ihres Mannes ist und dort ständig "Huuuren" vermutet. Allein dann schon so weit zu gehen, dass sie in ihren eigenen (!) Träumen "Huuuren" erfindet. Irgendwie zum einen tragisch, aber köstlich erzählt. Und dann wird sie auch noch deshalb "Witwe" .


    Ich bin jetzt auf Seite 267 und freu mich darauf weiterzulesen. :smile:

  • @Wolves:
    Ich beneide dich darum, dass du noch über 100 Seiten vor dir hast, und zwar 100 Seiten, die mMn noch besser sind als alles vorige. Ich habe ja versucht, langsam zu lesen - und habe das für meine Verhältnisse auch getan - aber ich konnte es einfach nicht für längere Zeit weglegen.
    Die Huuuren fand auch ich köstlich.

    Wir sind irre, also lesen wir!

  • Salvatore/Ishua ist so ein liebenswerter Mensch. So eine Begabung wie er zu haben, Stimmen und Kenntnisse nachahmen zu können, muss doch einfach herrlich sein. Jetzt weiß ich endlich woher Jakob seine tollen Kochkünste her hat.


    Zitat von "Saltanah"

    Die vierte Mahlzeit war noch tragischer als die anderen Kapitel; schon bei dem ersten Satz musste ich schlucken:
    Die vierte Mahlzeit bereitete mir Jakob im Jahr 1981, einige Wochen nach seinem Tod. Ist das nicht ergreifend?


    Da musste ich auch schlucken.


    Ich weiß, dass man dauernd aus diesem Buch zitieren könnte, aber hier habe ich noch was gefunden, dass mir gefallen hatte. Treffender kann man das Auseinanderleben in einer Ehe nicht mehr beschreiben:


    Zitat von "Seite 297"

    Früher mal haben Naomi und Meir in einem schmalen Bett in einem Zimmer geschlafen, danach in einem breiten Bett in einem Zimmer, dann in zwei schmalen Betten in einem Zimmer, und jetzt schlafen sie in zwei breiten Betten in zwei getrennten Zimmern.


    Die Geschichte von der Kuh Rachel hatte mir, unter so vielen anderen Geschichten, auch so gefallen. Als Globermann die Kuh mitgenommen hatte, dachte ich schon, dass war es. Jetzt wird sie geschlachtet. Gott sei Dank konnte sie Judith wieder bekommen. Die Frage bleibt um welchen Preis?



    Zitat von "Saltanah"

    Ich beneide dich darum, dass du noch über 100 Seiten vor dir hast, und zwar 100 Seiten, die mMn noch besser sind als alles vorige.


    Man wünscht sich richtig bei diesem Buch, dass es gar nicht enden möchte. Selten hat mich ein Buch so begeistert. Da stimmt einfach alles. Die Personen sind so liebenswert gezeichnet. Und trotz aller Tragik und Schicksalschlägen (ich weiß ich wiederhole mich) ist es eine so wunderbare lebensbejahende Geschichte. Ich bin jetzt auf Seite 336 und werde wohl (leider) bald das Buch beenden.