Paul Broks - Ich denke, also bin ich tot

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    Klappentext:


    Jeanie ist eigentlich ganz normal, aber wenn man sie darum bittet, Tiere mit vier Beinen aufzuzählen, fallen ihr nur dreibeinige Tiere ein. Der Neuropsychologe Paul Broks erzählt von gewöhnlichen Menschen, die außergewöhnliche Probleme haben. Etwas stimmt nicht mit ihrem Gehirn, mit ihrem Bewußtsein oder mit beidem. Atemberaubende Geschichten von den unergründlichen Geheimnissen unserer Identität.


    Und nun vergisst den Klappentext wieder ganz schnell, weil ich mich wirklich frage, ob der Verfasser dieses Klappentextes das Buch nun wirklich gelesen hat oder nur hier und da mal kurz reingeguckt hat. :rollen:


    Auch die Süddeutsche Zeitung hat scheinbar nichts wirklich mit dem Buch anzufangen gewußt: "Ein wunderbares Buch über das Land der Seele." Hä? Seele? Boah, da tut das Lesen ja alleine schon weh.


    Treffender beschreibt es Der Spiegel:


    Die richtige Diagnose ist bei Broks nur ein Weg zur Erkenntnis des Zusammenhangs von Körper und Geist. Seine messerscharfe Selbstbeobachtung zeigt, wie schnell auch das Ich des unbeschädigten Menschen entgleisen kann.


    Mit dieser Beschreibung bin ich durchaus zufrieden. :smile: Da hat jemand tatsächlich das Buch gelesen.


    Meine Rezension:


    Der Untertitel "Reisen in die Welt des Wahnsinns" gepaart mit der etwas eigenwilligen Interpretation des Klappentextes lässt vermuten, dass Paul Broks einige lustige Geschichten über Menschen schreibt, die etwas "gaga" sind. Wer sich tatsächlich so etwas erhofft, der lässt die Finger von dem Buch. :zunge:
    Paul Broks beschreibt nämlich in diesem Buch systematisch die Zusammenhänge zwischen Bewußtsein und Gehirn. Er nimmt den Leser mit auf eine erschreckende, aber zugleich höchst interessante Achterbahnfahrt in den Tunnel des Ichs mit. Er beschreibt das Zusammenspiel zwischen dem Ich-Erleben und einfachen Gehirnimpulsen. Was ist das Ich? Regiere ich über mein Gehirn oder bin ich gar eine Projektion meines Gehirns? Es ist nicht immer einfach, den Worten Paul Broks zu folgen, weil die Erkenntnisse, die man aus seinen Zeilen gewinnt, erschreckend, bestürzend und faszinierend komplex zu gleich ist. Wie kommt es dazu, dass wir denken und wie leicht kann dieses Denken durch einfache Störungen in unserem Gehirn manipuliert werden. Hier und da streut Broks veranschaulichende Geschichten von Patienten ein, aber sie stehen niemals im Vordergrund. Er benutzt sie, um den Leser in seine Gedankenwelt zu entführen und ihn mitdenken zu lassen. Er schreibt dieses Buch so, dass man dazu angehalten ist, sich seine eigenen Gedanken zu machen.
    Ebenso erklärt er beispielsweise, wie Träume zu beurteilen sind und räumt natürlich auch den Mythos "Seele" aus dem Weg.


    Meine Meinung:


    Ein überaus gelungenes Buch. Es ist wirklich sehr interessant zu lesen. Angenehm ist auch, dass sich Paul Broks selbst als Veranschaulichungsobjekt hergibt. Man braucht jedoch auch immer mal wieder seine Pausen zwischendrin, um sich seine Gedanken zu dem Gelesenen zu machen. Die Neuropsychologie ist wirklich ein interessantes Themengebiet, auch wenn es mich in eine tiefe Sinnkrise stürzen würde, wenn ich mich längere Zeit damit beschäftigen müsste. Nichtsdestotrotz sollte jeder mal etwas aus diesem Gebiet gelesen haben. Es verändert auf jeden Fall den Blickwinkel auf sich selbst.


    Grüße,


    Marypipe