Franz Kafka - Amerika

Es gibt 89 Antworten in diesem Thema, welches 25.919 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von HoldenCaulfield.


  • Bluebell Das war bisher die beste Rezension.
    ....


    P.S.: Die erste Rezension war die Schlechteste.


    :lachen:


    In diesem Thread gibt es genau zwei Rezis - meine und Bluebells. Von "beste" und "schlechteste" zu sprechen ist bei dieser Ausgangslage ziemlich frech :zwinker:



    Wenn man etwas nicht versteht, sollte daraus aber doch nicht Abscheu folgen?!


    Aus Unverständnis alleine noch nicht, wenn dann aber noch weitere Faktoren dazu kommen, die das Unbehagen fördern, ist der restliche Weg vorprogrammiert. So geschehen bei mir, als ich "Amerika / Der Verschollene" las. Über das Warum und Weshalb meines Unbehagens wurde in diesem Thread schon ausführlich diskutiert, das brauchen wir nicht noch mal zu machen.


    Ich finde es ja schön, dass du als ein weiterer Streiter für das Schöne und Wahre eine Lanze für Kafka brichst, nur hilft bei Geschmacksfragen (und eine solche ist es letztlich, wie die Diskussion sehr schön gezeigt hat) alles Zureden nichts.
    Ich mag zum Beispiel kein Sauerkraut - es schmeckt mir einfach nicht. Jetzt könnte ich mich mit der Geschichte des Sauerkrauts befassen und eine Sauerkrautfabrik besuchen, um zu sehen, wie faszinierend der Verarbeitungsprozess ist, bis das Zeug geraffelt im Beutel liegt. (Ich habe tatsächlich mal eine kurze Dokumentation im Fernsehen über das Thema angeschaut.) Ich könnte mich mit den wertvollen Nährstoffen im Sauerkraut beschäftigen und was es alles Gutes für meinen Körper tut. Ich hätte am Ende ein viel differenzierteres und positiveres Bild vom Sauerkraut als nur "Ihhhh, bähhh!" Essen würde ich das Zeug trotzdem nicht, weil sich daran, dass es mir nicht schmeckt, auch mit all den Hintergrundinfos nichts geändert hat.


    Will heissen: Mir ist bewusst, dass Kafka ein viel genialerer Autor war, als ich ihm das zugestanden habe. Das wusste ich schon, als ich meine Rezi hier eingestellt habe. Es war, wie sandhofer so treffend schrieb, der Aufschrei einer gequälten Leserin. Und es war gut, dass ich den Aufschrei hier platziert habe, da ich in der nachfolgenden Diskussion Dinge erfuhr, die mir ein positiveres Bild von Kafka und seinem Romanfragment gaben. Aber eben, auch dieses Sauerkraut schmeckt trotzdem immer noch nicht...


    Es mag dich als Kafka-Fan schmerzen, dass es Leute gibt, die mit seinem Werk nichts anfangen können und entsprechende Meinungen zum Besten geben. Es geht mir genau gleich, wenn ich erfahre, dass jemand ein Buch meines Lieblingsautoren entnervt in die Ecke pfeffert. Aber so ist das Leben in seiner ganzen Vielfältigkeit, es können nicht alle dasselbe mögen :zwinker: Insofern sind weitere Missionierungsversuche* in Sachen Kafka zwecklos :breitgrins:



    Kann man etwas nicht verstehen und darüber dann urteilen? Ein komisches Gefühl sagt mir....nein.


    Unter höchst theoretischen Gesichtspunkten stimme ich dir zu, dass jemandem, der etwas nicht versteht, auch nicht darüber urteilen sollte. Es wird aber permanent gemacht. Egal, obs der Stammtischbruder ist, der etwas über Lebensweise und Traditionen der Moslems von sich zu geben hat oder ein Steuerzahler, der sich fragt, warum man "denen da beim CERN" Geld gibt statt es für eine breitere Autobahn zwischen Zürich und Bern auszugeben, die ja wohl viel wichtiger und nötiger sei als irgendwelche Forschung zu machen, bei der am Ende nur ein schwarzes Loch rausschaut. Sowohl Stammtischbruder wie Steuerzahler haben meist wenig Ahnung, aber viel Meinung.


    Warum sollte das bei der Besprechung von Büchern in einem Forum mit so breitem Themenspektrum anders sein? Dies hier ist kein Forum für Germanisten und andere Texttheoretiker, sondern für Leser :zwinker: Germanisten (etc) sind natürlich auch willkommen und Leser mit weniger Vorbildung (wie ich) haben ja auch schon vom grösseren Wissen anderer profitiert, wie gerade dieser Thread sehr anschaulich zeigt. Aber eben, es ist nicht der Anspruch dieses Forums, dass sich jeder mit den Hintergründen seiner Lektüre auseinandersetzt und nur differenzierte Statements mit umfangreichen Erklärungen postet. Dafür hat nimue das Klassikerforum geschaffen, dort würde ich mit einer Rezi, wie sie hier drin steht (zu Recht) schräg angeschaut. Vielleicht wäre das ja eher was für dich...


    Lieber Gruss


    Alfa Romea


    [size=7pt]*Ich meine das nicht böse oder abwertend, eher ironisch[/size]

    Wer anderen folgt, wird nie zuerst ankommen.


  • Ich mag zum Beispiel kein Sauerkraut - es schmeckt mir einfach nicht. Jetzt könnte ich mich mit der Geschichte des Sauerkrauts befassen und eine Sauerkrautfabrik besuchen, um zu sehen, wie faszinierend der Verarbeitungsprozess ist, bis das Zeug geraffelt im Beutel liegt. (Ich habe tatsächlich mal eine kurze Dokumentation im Fernsehen über das Thema angeschaut.) Ich könnte mich mit den wertvollen Nährstoffen im Sauerkraut beschäftigen und was es alles Gutes für meinen Körper tut. Ich hätte am Ende ein viel differenzierteres und positiveres Bild vom Sauerkraut als nur "Ihhhh, bähhh!" Essen würde ich das Zeug trotzdem nicht, weil sich daran, dass es mir nicht schmeckt, auch mit all den Hintergrundinfos nichts geändert hat.


    Das Beispiel ist gut :smile:

    ☞Schreibtisch-Aufräumerin ☞Chief Blog Officer bei Bleisatz ☞Regenbogen-Finderin ☞immer auf dem #Lesesofa

  • Hallo Alfa,


    danke für deine versöhnliche Erklärung. Ich denke, dass ich dich jetzt besser verstehe. Trotzdem finde ich, dass beide Standpunkte ihre Berechtigung haben. Ich mochte früher außerdem keinen Spinat, mittlerweile aber doch sehr! lol.


    Viele Grüße,
    K.K.


    P.S.: Kafka ist nichtmals mein Lieblingsautor, für den ich mich hier eingesetzt hab :zwinker:.
    P.P.S.: Werbung in eigener Sache^^: Im Flohmarkt vertausche ich gerade Kafkas Prozeß (hab ich doppelt), falls jemand ihm doch noch eine Chance geben will :).

    Da wurde mir klar, dass entweder ich verrückt war oder die Welt. Und ich tippte auf die Welt. Und natürlich hatte ich recht. (Jack Kerouac)

    Einmal editiert, zuletzt von Kafkaesker Käfer ()

  • Hui, was hat sich denn da für eine lebhafte Diskussion nach meinem Beitrag entwickelt!?
    Aber scheinbar bin ich wieder mal zu spät dran


    Da sind wir uns vollkommen einig - das finde ich auch :five:


    Gut so! :breitgrins:


    Lieber Käfer, es freut mich zwar, dass dir meine Rezension gefallen hat, aber selber hätte ich sie gar nicht unbedingt als solche bezeichnet (glaube kaum, dass sie da irgendwelche objektiven Kriterien erfüllt!? :gruebel: ) Wie weiter oben schon geschrieben wurde, verwenden wir das Forum hauptsächlich, um uns unsere persönlichen Eindrücke von Büchern näher zu bringen - zwar fundiert und begründet und argumentiert, schon klar, aber das ist ja im Laufe der (ersten :zwinker: ) Diskussion auch alles passiert und ich wollte eigentlich nur erklären, warum ich manches anders sehe.


    Das Sauerkraut-Beispiel ist übrigens top! :daumen:
    Hihi, da fällt mir ein, der Lautréamont im Klassikerforum ist gerade mein Sauerkraut :clown: ... da habe ich Sandhofer letztens auch gefragt, wo um Himmels Willen der literarische Wert versteckt ist, er hat's mir erklärt, ich kann's respektieren, aber schmecken tut's mir noch immer nicht. :breitgrins:


    Und die Hintergrundinfos zum Totenschiff muss ich jetzt nochmal in Ruhe lesen, das liegt nämlich auf meinem SUB und ich bin bisher noch gar nicht auf die Idee gekommen, dass da ein Zusammenhang mit Kafka bestehen könnte ...


    :winken:


    EDIT: Du liebe Zeit, da hab ich ja mit Smileys um mich geworfen ...

    [color=darkblue]"Date a girl who reads. Date a girl who spends her money on books instead of clothes. She has problems with closet space because she has too many books. Date a girl who has a list of b

  • Hi Bluebell,


    ich wäre meines Namen nicht würdig, wenn ich nicht eine Diskussion vom Zaun breche, wie geschehen (den Konjunktiv für "brechen" musste ich außerdem tatsächlich nachschlagen :)). Mich hat die Diskussion auch gefreut und ich glaube, dass niemand dadurch ärmer geworden ist, im Gegenteil. Ich könnte dir eine ganze Reihe von Büchern nennen, die mit dem besagten korrespondieren. In Thomas Manns Bekenntnisse des Hochstaplers Felix Krull wird auch das Leben eines Liftboys geschildert! :)

    Da wurde mir klar, dass entweder ich verrückt war oder die Welt. Und ich tippte auf die Welt. Und natürlich hatte ich recht. (Jack Kerouac)

  • Huhu, ich bins nochmal. Man kann Kafkas Der Verschollene auch als einen utilitaristischen Exkurs lesen :).

    Da wurde mir klar, dass entweder ich verrückt war oder die Welt. Und ich tippte auf die Welt. Und natürlich hatte ich recht. (Jack Kerouac)

  • Heute habe ich Amerika beendet und mir "quälende Lektüre" notiert. Und siehe da, genau das Wort ist hier schon aufgetaucht. ^^

    Am furchtbarsten fand ich die Szene, wo neue Mitarbeiter für ein gigantisches Theater angeheuert werden. Es muss wohl eine Art Gleichnis sein, aber verstanden habe ich es leider nicht. :/

    Bücher sind Magie zum Mitnehmen.

  • Keine Sorge, sogar ich finde Amerika quälend und Kafka ist einer meiner Lieblingsautoren.

    Ich hab tatsächlich sehr viele Anläufe gebraucht und damit endlich eine meiner ältesten und letzten richtigen SUB-Leichen endlich vom SUB befreit.


    Mein Gedankengang:

    Als Teenager waren mir Kafkas Geschichten so wichtig. Und ich kann immer noch verstehen warum das so war. Dennoch hab ich heute einen eher analytischen Blickwinkel auf sein Werk. Die Sprache spricht mich nach wie vor an, aber ich bin emotional anders involviert.

    Insgesamt gefällt mir der Prozess und das Schloss sowieso sehr viel besser. Vermutlich wegen der dortigen Absurdität und den Gefühlen die das erzeugt. Der Verschollene kommt da fast schon behäbig spießig daher...


    Ich vergebe 3ratten