Leon Uris - Exodus

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    OT: Exodus
    OA: 1959
    511 Seiten
    ISBN: 3453138341


    Kurzbeschreibung
    Leon Uris schrieb nach 2 jahrelangen Recherchen 1958 das Buch Exodus.
    Protagonisten dieser Geschichte sind die amerikanische Kinderkrankenschwester Kitty welche, um über den Tod von Ehemann und Tochter hinwegzukommen durch halb Europa reist.
    Auf Zypern begegnet sie Ari ben Kanaan, der für die jüdische Untergrundorganisation „Hagana“ Flüchtlinge des Holocaust aus britischen Internierungslagern, auf dem Seeweg, illegal nach Palästina bringt. Das gestaltet sich allerdings schwierig, da die Briten hermetisch den Seeweg abriegeln. Erst durch die Flucht von 300 jüdischen Kindern aus einem Internierungslager, welche auf das Schiff „Exodus“ gebracht werden und dort einen Hungerstreik anfangen, gelingt es Ari die Briten dazu zu bringen, die „Exodus“ auslaufen zu lassen.
    Dann beginnt in der Palästina der Kampf ums Überleben. Weder von Arabern noch Briten erwünscht, müssen sich die Juden in Palästina ihren Platz im wahrsten Sinne des Wortes erkämpfen.
    Dann folgt die spannende Geschichte über die Gründung des Staates Israel.


    Eigene Meinung
    Die Handlung ist in 5 Bücher unterteilt und wechselt zwischen verschiedenen Erzählebenen. Die erste Ebene ist die aktuelle und spielt zwischen 1946 – 1949. Intermittierend bekommt man Einblicke in die Vergangenheit der Protagonisten, welche von Progromen im Russland des 19ten Jahrhunderts, dem Holocaust, Konzentrationslagern und dem Warschauer Ghetto handeln. Dadurch bekommen die einzelnen Protagonisten einen geradezu erschreckend persönlichen Charakter. Man beginnt Verhaltensweisen zu verstehen, welche man ansonsten wohl eher abgelehnt hätte.
    Dieses Buch geht unter die Haut. Es ist bedrückend, deprimierend und dennoch von Spannung durchzogen und dies von der ersten bis zur letzten Seite. Selbst Geschichte und Politik verlieren ihren Schulfachcharakter und man brennt darauf weiter zu lesen. Dieses Buch ist nicht umsonst über Jahre ein Beststeller gewesen. Auch heute sollten es viel mehr Menschen lesen und man würde manche Dinge, über welche man vorschnell urteilt, mit anderen Augen sehen.
    Dieses Buch ist mit Sicherheit eines der besten, welche ich jemals gelesen habe


    5ratten


    Tina

  • Inhalt:
    Exodus erzählt in romanhafter Form die Entstehungsgeschichte Israels. Leon Uris hat zwei Jahre für sein Epos recherchiert, einiges an Material gesichtet und 50 000 Meilen zurückgelegt um die Geburt einer Nation zu beschreiben.
    Helden seiner Geschichte sind eine amerikanische Krankenschwester, die nach dem Verlust ihres Mannes und ihrer Tochter wieder einen neuen Sinn in ihrem Leben sucht und ein jüdischer Freiheitskämpfer.
    Beginnen tut die Geschichte 1946, als die jüdische Geheimorganisation "Mossad Aliyah Bet" dreihundert jüdische Kinder auf dem altersschwachen Dampfer mit dem symbolträchtigen Namen "Exodus" in Richtung Palästina schicken, um die englische Blockade zu durchbrechen. Sie drohen das Schiff in die Luft zu sprengen, wenn diese Überfahrt verhindert werden sollte. Unter dem Druck der Welt gewähren die Engländer die Durchfahrt des Schiffes nach Palästina.



    Meine Meinung:
    Der Roman spielt in verschiedenen Zeitebenen, beginnend im Jahr 1946. In zeitlichen Rückblicken wird das Leben einzelner Protagonisten während der Progromen im Russland des 19ten Jahrhunderts, dem Holocaust und im Warschauer Ghetto erzählt. So bekommt die Geschichte einen persönlicheren Charakter und die unterschiedlichen Verhaltensweisen der Personen wurden klarer und ging so unter die Haut.
    Mir wurden dabei die Ursachen der Konflikte in Israel bewußt. Mal ganz abgesehen davon, dass ich über die Entstehung dieses Staates so gut wie gar nichts wußte. Für mich war es unglaublich spannend zu lesen, mit welchem persönlichen Einsatz dieser Staat überhaupt gegründet wurde oder was überhaupt ein Kibbuz ist.
    Ein Wermutstropfen ist allerdings die etwas einseitig-negative Darstellung der arabischen Bevölkerung. Sie läßt sich teilweise dadurch erklären, dass das Buch in den fünfziger Jahren des 20. Jahrhunderts recherchiert wurde und dass Leon Uris Sohn einer polnisch-jüdischen Familie ist. Aber das sollte einem nicht vom Lesen abhalten, denn bis jetzt kenne ich noch kein vergleichbareres Buch über die Entstehung Israels, das so in den Bann schlägt wie "Exodus".


    4ratten

  • Dieses Buch hat einen Teil meines Lebens verändert!!!


    Allein durch dieses Buch bekamm ich interesse an ein beindruckendes Land und Kultur. Israel. Ich bin schon zweimal dort gewesen. Die Geschichte des Landes und der Kultur lässt mich nicht mehr los!
    Dieses Buch beinflusste auch meine Meinung in vielen Dingen der heuten Nahostpolitik.


    Also kurz gesagt, einfach mal lesen ist nicht. Dieses Buch bleibt doch irgendwie hängen^^


    Riesen BUCHTIPP!!!

    Signaturen sind Sch****!

  • Zypern, 1946. In einem großen Flüchtlingslager leben zahlreiche Juden, die vor der Verfolgung aus Deutschland geflohen sind und sich in Palästina den Siedlern anschließen wollen, die dort ihren Traum vom eigenen jüdischen Staat zu verwirklichen suchen. Die Einreise nach Palästina ist jedoch nicht gestattet - weswegen die geheime Einwanderungsorganisation Mossad Aliyah Bet versuchen will, ein Schiff voller jüdischer Kinder ins Land zu schmuggeln.


    Die amerikanische Krankenschwester Kitty Fremont arbeitet seit einiger Zeit im Lager bei den Kindern und hat ihr Herz besonders an die sechzehnjährigen Karen gehängt, die aus Deutschland geflohen ist und in der sie ihre als Kleinkind verstorbene Tochter wiederzuerkennen glaubt. Weil sie Karen nicht alleine gehen lassen will, fährt sie mit auf dem klapprigen Schiff "Exodus" nach Palästina und hofft, dass das waghalsige Unternehmen gutgeht.


    Dies ist die Ausgangslage für einen umfangreichen Roman über die Entstehung des heutigen Staates Israel. Die Mission der "Exodus" bildet dabei zunächst eher die Rahmenhandlung für die Lebensläufe der wichtigsten Protagonisten, die in Rückblenden erzählt werden und exemplarisch für verschiedene Strömungen und Lebensformen des Judentums in Deutschland, Osteuropa und Palästina stehen.


    Sobald diese Lebensgeschichten erzählt sind, widmet sich das Buch dann voll und ganz den ereignisreichen Jahren zwischen 1946 und 1951, in denen mit eisernem Willen, erbitterten Kämpfen, viel Blutvergießen auf allen Seiten und einer diplomatischen Hängepartie schließlich der Wunsch der Zionisten nach einem jüdischen Staat erfüllt werden konnte.


    Durch die Perspektive Kitty Fremonts wird der Eifer und teils sogar Fanatismus der Siedlerbewegung etwas relativiert. Als amerikanische Christin gelingt es ihr zwar, sich bis zu einem gewissen Grad zu integrieren, doch die Mentalität der meist sehr jungen Menschen, die bereit sind, für ihren Traum vom eigenen Staat jedes erdenkliche Opfer zu bringen, bleibt ihr fremd. Somit ist das Buch kein durchweg unkritischer Lobgesang, wenngleich die Sympathien natürlich klar auf Seiten der Siedler liegen.


    Die persönlichen Geschichten der Hauptfiguren verbinden sich auf gelungene Weise mit den historischen Ereignissen. Es bleibt dramatisch bis zum Schluss, ohne rührselig zu werden, und trotz des Umfangs und der vielen Schleifen in die Vergangenheit auch durch die Bank spannend. Lediglich die eine oder andere Schilderung von Kampfhandlungen hätte für mich persönlich ein wenig knapper sein dürfen.


    Viele Szenen aus dem Buch werden mir wohl noch lange im Gedächtnis bleiben - und es hat mich mal wieder dazu angeregt, die tatsächlichen Ereignisse zu recherchieren.


    4ratten + :marypipeshalbeprivatmaus:

    If you don't become the ocean, you'll be seasick every day.

    Leonard Cohen






  • Viele Szenen aus dem Buch werden mir wohl noch lange im Gedächtnis bleiben - und es hat mich mal wieder dazu angeregt, die tatsächlichen Ereignisse zu recherchieren.


    Das mag ich an solchen Büchern ja am meisten: das so viel hängenbleibt und man auch richtig neugierig ist, sich die Finger wundzutippen - auf der Suche nach Fakten, anderen Quellen oder einfach nur Wikipedia-Einträgen.


    Freut mich, dass Dir das Buch so gut gefallen hat, Valentine! Auch wenn man Leon Uris immer wieder Klischeedenken, Schwarzweiß-Malerei und anderes vorgeworfen hat, so ist "Exodus" für mich immer noch ein sehr guter Roman rund um die Staatsgründung Israels. Und dass er einen zum Weiterrecherchieren bringt, macht für mich das beste aus!
    Übrigens lohnt sich auch die Verfilmung mit Paul Newman! :herz: Auch wenn natürlich einiges fehlt...


    Liebe Grüße
    dubh

    Liebe Grüße

    Tabea

  • Die Araber kamen schon ziemlich schlecht weg, aber ich denke, man muss hier auch Uris' persönlichen Hintergrund und die Entstehungszeit des Buches beachten.


    Nach dem Film werde ich mal Ausschau halten. Paul Newman ist ein gutes Argument ;)


    Den Wälzer hatten meine Eltern aussortiert, ich habe ihn quasi gerettet. Der Umschlag sah schon ziemlich oll aus, aber ich war richtig überrascht, was für ein Schätzchen sich darunter verborgen hat. Und recherchieren werde ich, sobald ich Zeit dafür habe. Vor allem interessiert mich die Rolle der Engländer. Die kriegen im Buch ja auch ziemlich ihr Fett weg - und wenn das mit dieser Zwölf-Punkte-Liste dieses einen Militärfritzen stimmt (leider hab ich den Namen schon wieder vergessen :redface: ), wäre das ein ganz schöner Hammer.

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  • Der Untertitel „Das große Epos um die Gründung Israels“ sagt eigentlich sehr deutlich aus, worum es in diesem Buch geht. Trotzdem war mir nicht klar, worauf genau ich mich mit der Lektüre einlasse und aus diesem Grund war ich auch positiv überrascht. Erwartet hatte ich einen eher trockenen Roman, der vor historischen Fakten nur so wimmelt und den Leser letztendlich mit Wissen erschlägt. Bekommen habe ich einen spannenden und mitreissenden Roman, der anschaulich anhand einiger weniger Personen das Schicksal eines ganzen Volkes und ihre Rückkehr in die Heimat beschreibt.


    Zu Beginn, im November 1946, treffen sich der Journalist Mark und die Kinderpflegerin Kitty, beides Amerikaner und alte Kindheitsfreunde, auf Zypern wieder, wo Mark gerade Urlaub macht. Das britische Militär, dass das Palästina-Mandat der Vereinten Nationen innehat und auf dieser Grundlage die Einwanderung der überlebenden Juden überwacht, hat eine Blockade um Palästina errichtet, um die guten Beziehungen zu den Arabern, die angesichts der zuströmenden Juden beunruhigt sind, nicht aufs Spiel zu setzen. Die Juden, die sich hingegen nach allem, was sie in den vergangenen Jahren durchmachen mussten, nichts sehnlicher wünschen als eine Rückkehr in ihre biblische Heimat, versuchen mit allen Mitteln nach Palästina zu gelangen. Maßgeblich für die Koordination der legalen und illegalen Einreise nach Palästina ist die Organisation Mossad Aliyah Bet und einer ihrer besten Männer, Ari ben Kanaan, ist gerade dabei, die Pläne für eine Aufsehen erregende Flucht aus einem britischen Internierungslager auf Zypern zu organisieren, wo diejenigen Juden festgehalten werden, deren illegale Einreise nach Palästina gescheitert ist. Dazu braucht er jedoch die Hilfe des Journalisten Mark und auch von Kitty, die als Kinderpflegerin ungehinderten Zugang zu den Lagern auf Zypern erhalten würde.


    Während Aris Plan nach sorgsamer Vorbereitung umgesetzt wird und sogar von Erfolg gekrönt ist, entwickelt sich zwischen Kitty und Ari eine merkwürdige Zuneigung, die beide nicht ganz verstehen und vor der sie sich verschließen. Kitty, die nach dem Tod ihres Mannes und ihrer Tochter in einer Lebenskrise steckte, wird durch das junge Mädchen Karen und ihr Schicksal berührt und in ihr sieht sie einen neuen Lebenszweck, der sie sogar soweit bringt, ebenfalls nach Palästina zu reisen und sich dort um jüdische Flüchtlingskinder zu kümmern.


    In der folgenden Zeit nehmen die Spannungen zwischen Juden und Arabern immer weiter zu und die britische Armee, die offiziell für die Ordnung in Palästina zuständig ist, wird von politischen Erwägungen geleitet. Von daher müssen es die Juden selbst in die Hand nehmen, sich gegen die Übergriffe der Araber zu wehren und Ari ist dabei stets in der vordersten Reihe zu finden. Der einzige Weg, um den Juden eine dauerhafte Heimat in Palästina zu sichern, ist die Gründung eines souveränen Staates Israel. Doch bis dieses Ziel erreicht wird, müssen noch viele Hindernisse überwunden werden und kaum wurde die Staatsgründung ausgerufen, bricht der erste Krieg herein.


    In insgesamt 5 Büchern auf beinah 850 Seiten breitet Leon Uris das zeitliche Panorama von nur wenigen Jahren in der Gegenwart vor dem Leser aus, in dem er jedoch immer wieder anhand der Lebensgeschichte einer seiner Romanfiguren zurück in die Vergangenheit blickt, teilweise sogar mehrere Generationen. Während mich die Gegenwartsabschnitte teilweise nicht wirklich mitreissen konnten – die Amerikanerin Kitty blieb mir lange Zeit ein Rätsel, auch wenn sie in ihrer Rolle als Christin eine wichtige relativierende Position zum Eifer der Juden einnahm und so manches in ein anderes Licht gerückt hat – entwickelten die Rückblenden in die Vergangenheit einen sehr starken Sog. Diese reichen von den 1880er Jahren in russischen Judengettos, aus denen Aris Vater und Onkel stammen, über die Erlebnisse von Karen, die als junges Mädchen von ihren Eltern nach Dänemark geschickt und dort von einer einheimischen Familie versteckt wurde, bis zur Vergangenheit von Dov Landau, einem polnischen Jungen, der sowohl das Warschauer Getto als auch das KZ Auschwitz überlebt hatte. Diese Erlebnisse sind die Wurzeln des Muts und des Überlebenswillens der Juden, die sich nun in Palästina eine neue Heimat erschaffen. Völlig unbegreiflich ist mir in diesem Zusammenhang der Widerstand der Briten, die ihnen das zugunsten ihrer zweifelhaften arabischen Verbündeten verwehren wollen. Es ist nach Ende des zweiten Weltkriegs offenkundig, welche Verbrechen in den vergangenen Jahren u.a. an den Juden begangen wurden und anstatt alles zu tun, um den Überlebenden zu helfen, grassieren selbst in den Reihen der Befreier der Konzentrationslagern antisemitische Gedanken, die leider nicht immer nur Gedanken bleiben. Doch Uris verfällt keineswegs in pauschale Anklagen und Verurteilungen ganzer Völker, sondern er zeigt, dass es sowohl auf Seiten der Araber als auch bei den Briten Sympathisanten und Unterstützer der jüdischen Sache gibt und nicht jeder die Taten seiner Landsleute gut gehießen oder gar unterstützt hat – auch wenn die Sympathie ganz klar auf Seiten der Juden liegt.


    Während Uris all diese Geschehnisse anhand seiner erfundenen Romanfiguren darstellt, beruht die Handlung jedoch auf verbürgten historischen Ereignissen und daher nimmt dieses Buch eine besondere Mittelstellung zwischen Roman und Sachbuch ein und vereint das Beste von beidem in sich. Herausgekommen ist ein spannender und einfühlsamer Roman, der dem Leser anschaulich die historische Vergangenheit des Staates Israels und die Umstände seiner Gründung näher bringt. Trotz einiger etwas zäher Passagen, die sich vornehmlich um die Amerikanerin Kitty drehten, kann ich das Buch nur uneingeschränkt weiterempfehlen. Gerade angesichts der Tatsache, dass diesen Ereignissen in unserem Lehrplan keinerlei Raum eingeräumt wurde, kommt diesem Roman für mich eine erhöhte Bedeutung zu, auch als Mittel, um den Ursprung des bis heute andauernden Nahostkonflikts besser zu verstehen.


    4ratten + :marypipeshalbeprivatmaus: