Florian Coulmas - Die Deutschen schreien

Es gibt 2 Antworten in diesem Thema, welches 1.681 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von BigBen.

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    Aus der Amazon.de-Redaktion
    Es ist zum Heulen: 20 Jahre hat Florian Coulmas im Land des Lächelns verbracht, und als er nach Deutschland zurückkommt, versteht er die Welt nicht mehr. Alles ist ihm plötzlich fremd geworden unter seinesgleichen, Freundlichkeit hat sich in Unverschämtheit, Höflichkeit in Ignoranz verwandelt: "Die Deutschen nörgeln. Oder sie belehren. Und niemand weiß mehr sicher, was sich 'schickt'."


    Was einer, der aus dem Reich der Mitte kam und das Fürchten lernte, über seine Rückkehr und seine Artgenossen in der Heimat zu berichten weiß, beschreibt der Hamburger Kulturwissenschaftler mit Witz und Charme. Eine Anti-Papalangi, und eine Art Ethnografie des eigenen Landes -- mal komisch, mal melancholisch, mal bass erstaunt, immer aber überaus lesenswert.


    Meine Meinung
    Ich habe das Buch mit viel Genuß gelesen, konnte oft Lachen und mußte noch öfter den Kopf schütteln. So wie Coulmas die Deutschen beschreibt, trifft er voll auf den Punkt, nur merken wir es nicht mehr, da wir zu sehr in dieser Kultur drinstecken. Wenn ich seine Vergleiche zu Japan z.B. bezüglich Service oder Bildungssystem lese, habe ich das starke Bedürfnis, nach Japan auszuwandern. Eine kurzes Stück möchte ich hier exemplarisch zitieren, da es mir aus der Seele spricht:"Auf sein Recht zu bestehen ist antisozial.[...] Recht ist mehr kontextuell, weniger prinzipiell." Eigentlich sollte das Buch Pflichtlektüre in der Schule werden.
    Das Buch liest sich recht flüssig. Nur manchmal an der Wortwahl oder den Satzstrukturen merkt man, das Coulmas Professor ist. Im letzten Kapitel theoretisiert er für meinen Geschmack etwas zu viel, aber da kann man ein Auge zu drücken.
    Das Buch bekommt von mir 5ratten und ist eindeutig ein :tipp:

    "Es ist die Pflicht eines jeden, es auch auszusprechen, wenn er etwas als falsch erkennt." --- Stefan Heym, 2001

  • Hallo BigBen,


    da habe ich doch einen Moment lang gestutzt: Was schreibt die amazon-Redaktion? "Reich der Mitte", "Land des Lächelns"? Das sind doch Bezeichnungen für China, nicht für Japan! Und ich kannte Florian Coulmas als Japanologen. Zum Glück stellst Du diesen amazon-Fauxpas dann in Deinem eigenen Teil implizit richtig.


    Interessieren würde mich natürlich sehr, was Coulmas' zentrale These/n ist/sind. Und: Argumentiert er für die Existenz eines Nationalcharakters? Es hört sich ein bisschen so an, wenn Du schreibst, er treffe den Punkt, wenn er "die Deutschen" beschreibt. Wie begründet er das? Oder thematisiert er es gar nicht?


    Ich habe von Coulmas (eigentlich Linguist, aber immer auch in der etwas breiteren Kulturtheorie unterwegs) ein paar Aufsätze gelesen und mochte ihn immer ganz gern. Daher: Wenn Du Lust hast, darfst Du gern noch ein wenig ausführlicher werden, vor allem da ich mich nicht nur für Coulmas und Linguistik, sondern immer auch für Japan interessiere. :)


    Herzlich: Bartlebooth.


    EDIT ich sehe gerade: Der Thread steht in "Sonstige Belletristik". Wäre sicher bei Fach- und Sachliteratur deutlich besser aufgehoben.


  • Interessieren würde mich natürlich sehr, was Coulmas' zentrale These/n ist/sind. Und: Argumentiert er für die Existenz eines Nationalcharakters? Es hört sich ein bisschen so an, wenn Du schreibst, er treffe den Punkt, wenn er "die Deutschen" beschreibt. Wie begründet er das? Oder thematisiert er es gar nicht?


    Von zentralen Thesen kann man in dem Sinne nicht reden. Und auch nicht von "den Deutschen". Er beschreibt Unterschiede, die er bei seiner Rückkehr nach Deutschland wahrnahm, und die er auf die unterschiedlichen Kulturen und historischen Entwicklungen zurückführt. Er analysiert eigentlich sehr wenig (im akademischen Sinne), was das Buch angenehm zu lesen macht. Er nennt Stereotypen, hier wie dort, bestätigt sie teilweise durch seine Beobachtungen, oder widerlegt sie durch ebendiese.
    Das er den Punkt trifft, ist das meine Interpretation. Vieles entspricht auch meiner Erfahrung (und den Gründen, nicht mehr in Deutschland zu wohnen :breitgrins: ).

    "Es ist die Pflicht eines jeden, es auch auszusprechen, wenn er etwas als falsch erkennt." --- Stefan Heym, 2001