Raymond Chandler - Der große Schlaf

Es gibt 5 Antworten in diesem Thema, welches 2.161 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von mondy.

  • Privatdetektiv Philip Marlowe wird von General Guy Sternwood, einem sehr wohlhabenden Greis, der allerdings auf den Rollstuhl angewiesen ist, beauftragt. Eine der beiden (verwöhnten) Töchter hat hohe Spielschulden und wird damit erpresst, der Ehemann der zweiten Tochter – es ist der 3. Mann – ist spurlos verschwunden. Es folgen Verwicklungen in Erpressung, Pornografie, Raub und Mord.


    Aufgrund der vielen Schauplätze, der vielen Charaktere und Handlungsstränge fand ich die Lektüre des Buches sehr mühsam. Auch am Ende blieben für mich einige Fragen offen, die wohl nur ein Re-Read klären würde.


    Sehr gut gefallen hat mir der Charakter des Privatdetektivs und „Schnüfflers“ Philip Marlowe. Er hat wohl schon viel erlebt und wurde so zu einem abgebrühten Menschen, stets ein Glas Whisky in der Hand, versehen mit schwarzem Humor und es kann ihn eigentlich nichts aus der Ruhe bringen. Heute würde man wohl „cool“ dazu sagen. Beruflich steht er selber fast mit einem Bein im Gefängnis, d.h. er nimmt die Gesetze nicht ganz so genau und verheimlicht auch mal wieder Indizien.
    Moralisch aber ist Marlowe unbestechlich, er hat seine Prinzipien und diesen ist er treu.


    Verfilmt wurde das Buch mit Humphrey Bogart und Lauren Bacall in den Hauptrollen. Schon während des Lesens habe ich natürlich immer wieder Bogart vor Augen und ich denke, diese Rolle ist ihm auf den Leib geschrieben!


    Das Buch stammt aus dem Jahr 1939 und wirkte für mich auch etwas „angestaubt“. Es ist wohl ein Klassiker der Kriminalliteratur, hat Chandler doch einen ganz besonderen Charakter des „Schnüfflers“ erfunden.


    Über Raymond Chandler (Quelle: Das Buch der 1000 Bücher)


    *23.7.1888 Chicago (Illinois) †26.3.1959 San Diego (Kalifornien)
    Raymond Chandler gilt heute - neben Dashiell R Hammett - als Vater der "hard-boiled"- oder "tough-guy"-Detektivgeschichte. Chandler wurde in England, Frankreich und Deutschland erzogen; für den kulturellen Unterschied zwischen Amerika und Europa hat er sich immer interessiert. Nach Tätigkeiten im Journalismus, Bankwesen und Ölgeschäft kam Chandler erst im Alter von fast 50 Jahren zum Schreiben. Er begann mit lyrischen Versuchen und veröffentliche Erzählungen in Kriminalmagazinen wie Black Mask, aus denen er die Handlung seiner sieben Romane um den Privatdetektiv Philip Marlowe entwickelte. Chandler wollte - am europäischen Vorbild geschulte - Gesellschaftsromane schreiben und hat sich stets gegen die Bewertung, seine Texte seinen Krimis, gewehrt. 1939 gelang ihm mit „Der große Schlaf“ der Durchbruch. Auch seine weiteren Kriminalromane wurden, z.T. bedingt durch ihre Verfilmungen, große Erfolge.


    3ratten


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    :blume:&nbsp; Herzliche Grüße!&nbsp; :blume: <br />creative

  • Hallo!


    Der große Schlaf hat alles, was ein guter Krimi seiner Zeit haben sollte: Erpressung, Mord, Drogen, schöne Frauen und den einsamen Ermittler. In diesem Fall ist es Philip Marlowe. Der hat schon alles gesehen und ist dementsprechend abgebrüht. Bei seinen Ermittlungen folgt er nur seinen eigenen Regeln, er lügt wenn nötig und schiesst ganz gerne auch wenn sein Leben nicht direkt bedroht ist. Seinen Klienten gegenüber ist er absolut loyal und so ermittelt er nicht nur wegen derErpressung d er jüngeren Tochter seines Auftraggebers, wegen der angeheuert wurde sondern auch im Fall des verschwundenen Schwiegersohns. Den Fall nicht vollständig abzuschliessen würde gegen seine Ehre gehen.
    Auch wenn Der große Schlaf sicherlich zu den Krimiklassikern zählt, im Vergleich zu heutigen Krimis wirkt er -wie creative schon sagte- ein bisschen verstaubt und altmodisch.
    3ratten


    Verfilmt wurde das Buch mit Humphrey Bogart und Lauren Bacall in den Hauptrollen. Schon während des Lesens habe ich natürlich immer wieder Bogart vor Augen und ich denke, diese Rolle ist ihm auf den Leib geschrieben!


    So ging es mir auch. Ich konnte ständig die Stimme Marlowes aus dem Film mit Humphrey Bogart hören :smile:


    Liebe Grüße
    Kirsten

    Into the water I go to lose my mind and find my soul.

  • Bekanntlich lese ich nur wenige Krimis, aber für diesen Klassiker des Genres habe ich dann auch noch eine Ausnahme gemacht. Ob er nun sehr angestaubt ist, kann ich nicht beurteilen, dazu fehlen mir dann doch Vergleichsmöglichkeiten, aber mitreißend wäre wohl eher etwas anderes. Dabei fand ich die Story gar nicht mal schlecht, auch wenn ich ab und an das Gefühl hatte, daß mir als Leser wichtige Informationen vorenthalten wurden, die Marlowe durchaus zur Verfügung standen. Zumindest hatte ich angesichts der letztlichen Auflösung diesen Eindruck, und so lang ist der Roman ja nicht, daß man in einer Vielzahl von Seiten Unmengen von Details übersehen könnte.


    Ähnlich wie in Der Malteser Falke von Dashiell Hammett, etwa aus der gleichen Zeit und mit dem gleichen Typus des Privatdetektivs Marke „einsamer Wolf“ war mir keine der Figuren sonderlich sympathisch, was aber auch nicht zwingend nötig ist. Ich habe, da ich nun beide Romane relativ kurz hintereinander gelesen habe, aber nicht vermeiden können, Philip Marlowe und Sam Spade miteinander zu vergleichen. Wenn ich mir einen für einen Auftrag aussuchen müßte, wäre es wohl eher Marlowe, der mir trotz allem weniger kaltblütig und eindeutiger in seinen Grundsätzen vorkam, obwohl ich das nicht an konkreten Details festmachen kann. Aber interessant war es allemale, vor allem, wenn auch noch beide beim Lesen wie Humphrey Bogart (der für Marlowe natürlich eigentlich viel zu kleinwüchsig war) aussehen :breitgrins:


    3ratten


    Schönen Gruß
    Aldawen


    P.S.: In meiner Ausgabe befand sich noch ein Anhang Chandler über Chandler, Auszüge aus Briefen, in denen er über sich, über sein Schaffen, über Philip Marlowe und über das Schreiben von Kriminalromanen räsonniert. Darin habe ich eine schöne Aussage über Kriminalromane und ihre Leser gefunden, die ich Euch nicht vorenthalten möchte, falls Ihr mal eine Rechtfertigung oder ähnliches braucht :zwinker:


    [quote author="Raymond Chandler, Gelegentliche Notizen über den Kriminalroman, niedergeschrieben 1949"]Das Paradoxe am Kriminalroman ist, daß sein Aufbau zwar nur selten – falls überhaupt jemals – einer gründlichen Überprüfung durch einen analytischen Verstand standhält, er aber gerade auf diese Art Verstand die größte Anziehungskraft ausübt.[/quote]


  • Dabei fand ich die Story gar nicht mal schlecht, auch wenn ich ab und an das Gefühl hatte, daß mir als Leser wichtige Informationen vorenthalten wurden, die Marlowe durchaus zur Verfügung standen. Zumindest hatte ich angesichts der letztlichen Auflösung diesen Eindruck, und so lang ist der Roman ja nicht, daß man in einer Vielzahl von Seiten Unmengen von Details übersehen könnte.


    Keine Angst, du hast nichts überlesen. Sowas nennt man "externe Fokalisierung", der Erzähler (und damit der Leser) weiß letztendlich weniger als die Figuren selbst. Chandler macht das öfter, z.B. auch in "Der Malteser Falke". Ich weiß noch nicht, ob ich das so toll finde. Irgendwie komme ich mir immer leicht blöd vor, wenn erzählt wird, das Marlowe das schon längst wusste, weil er mehr Vorwissen hatte als ich. :pueh: Andererseits ist so eine Erzählweise auch ungewöhnlich und dadurch schon wieder interessant.

    "Bücher lesen heißt wandern gehen in ferne Welten, aus den Stuben über die Sterne." (Jean Paul)

  • Bis zu einem gewissen Grad ist das ja auch völlig in Ordnung, denn wenn ich als Leser an allen Gedanken der Figur beteiligt würde, würde ich das Buch vermutlich nicht mehr lesen wollen. Aber wenn dann eine Auflösung aus dem Hut gezaubert wird, die ich mangels dieser Infos kaum in Ansätzen selbst zurechtbasteln konnte, dann fühle ich mich doch so, als habe der Autor mir mit besonderem Vergnügen eine lange Nase drehen wollen. Und das mag ich dann doch nicht so sonderlich ...

  • Ja, Mitraten kann man bei diesen Krimis eher weniger. Bevor ich von dieser Erzählweise gehört habe, dachte ich auch immer, dass ich einfach unkonzentriert gelesen habe und selbst Schuld daran bin, dass ich nicht alles mitbekommen habe. Ich habs mit ein paar Büchern von Chandler probiert und war jedes Mal erneut verwirrt. Vielleicht sollte ich mal wieder einen lesen, diesmal mit dem Hintergrundwissen, dass das so gewollt ist. Mal schauen, ich hab ja noch einige Bücher da.


    Letztendlich ist dieser Schreibstil wahrscheinlich Geschmackssache. Logisch erklärt (im Rahmen eines Krimis) werden die Lösungen ja, man hat halt als Leser keine Chance, selbst darauf zu kommen. Ist vielleicht auch mal ne nette Alternative, bei den derzeitigen Krimis bekommt man ja jeden Gedankengang des Kommissars mit.

    "Bücher lesen heißt wandern gehen in ferne Welten, aus den Stuben über die Sterne." (Jean Paul)