Stefan Zweig - Brennendes Geheimnis

  • Hallo,


    es folgt die Frucht einer Lesenacht:


    Stefan Zweig: "Brennendes Geheimnis"


    Die Novelle gibt es als einzelnes Buch. Ich las aus der Ausgabe von Stefan Zweigs "Meistererzählungen".


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    "Denn was ist eine Novelle anders als eine sich ereignete unerhörte Begebenheit." (Goethe, Gespräche mit Eckermann, 29. Jan. 1827)



    Nach der Definition von Goethe handelt es sich um der im Jahre 1911 geschriebenen Geschichte um eine Novelle, denn das ganze Geschehen zentriert sich um das brennende Geheimnis, welches Edgar zu lüften versucht. Der zwölfjährige Edgar wird mit der Welt der Erwachsenen konfrontiert und reagiert verwirrt. Erzählt wird, wie Edgar die Kindheit hinter sich lässt und die Welt der Erwachsenen erspürt, eine schwierige Situation für den Jungen, die sich am Ende freudianisch und harmonisch auflöst.


    Semmering ist ein Luftkurort in Niederösterreich. Edgar erholt sich dort von einem Krankenhausaufenthalt und wohnt mit seiner Mutter in einem Hotel. Die Geschichte beginnt mit dem Baron, der anreist, um dort Urlaub zu machen. Er ist ein „Frauenjäger“, der wie ein Raubtier ständig auf Jagd ist, der Baron auf Suche nach einem S.e.x.uellen Abenteuer , und es dauert nicht lange, da hat er Edgars Mutter im Visier. Der Baron nutzt es schamlos aus, über die Vermittlung des Jungen, an die Frau zu kommen. Für Edgar ist der Baron etwas besonderes. Plötzlich interessiert sich jemand für ihn, er wird ernst genommen, hat endlich einen Freund. Diese kindliche Freude schlägt immer mehr in Hass um, als Edgar merkt, dass nicht er, sondern seine Mutter im Mittelpunkt des Interesses steht.


    Meine Meinung:


    Diese Novelle hat solch eine sprachliche Dichte, erzeugt solch eine innere Spannung, dass man glauben könnte, es handele sich um ein reifes Spätwerk. „Die Lokomotive schrie heiser auf...“ was für ein Beginn. Da kann ich mir bildhaft vorstellen, wie sie vorher die Steigung hinaufgekeucht ist.


    Zu Beginn hat der Baron die Fäden in den Händen, und spinnt sich einen Weg zu der Mutter. Doch dann, das ist das besondere, dreht sich plötzlich alles um den Jungen. Bewundernswert ist, wie Stefan Zweig aus dem Blickfeld des Jungen das veränderte Verhalten der Erwachsenen erzählt und wie seine Gefühlsverwirrung in Hass umschlägt. Die Spannung, die der Autor aufbaut ist so stark, dass ich glaubte, es schlägt in eine Horrorerzählung über. Wirklich wahr, ich dachte, gleich passiert etwas fürchterliches. Es gibt einige besonders glänzende Passagen, z.B. diese:


    „Doch allmählich schlich sich in seine Reden eine Kühnheit, die sie leicht verwirrte, etwas, das wie Greifen an ihrem Körper war, ein Betasten und wieder Lassen, irgendein unfaßbar Begehrliches, das ihr das Blut in die Wangen trieb. Aber dann lachte er wieder leicht, ungezwungen, knabenhaft, und das gab all den Begehrlichkeiten den losen Schein kindlicher Scherze.“


    Wirklich sehr zu empfehlen.


    5ratten


    Liebe Grüße
    mombour

    Einmal editiert, zuletzt von fairy ()